Hans Mehrens: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Hans Mehrens''' * [[24. Januar]] [[1942]] in Pillau/Ostpreußen, heute Baltijsk Kaliningrader Oblast/Rußland, † [[26. Juni]] [[2020]] in Kiel; Jurist, verheiratet mit Ilse Mehrens. Mitglied der SPD seit [[1970]].
'''Hans Mehrens''' * [[24. Januar]] [[1942]] in Pillau/Ostpreußen, heute Baltijsk Kaliningrader Oblast/Rußland, † [[26. Juni]] [[2020]] in Kiel; Jurist. Mitglied der SPD seit [[1970]].


== Leben & Beruf ==
== Leben & Beruf ==
Hans Mehrens stammt aus einer sozialdemokratischen Familie. Sein Vater [[Hans Mehrens]] war Erster Werkleiter der Stadtwerke Kiel. Er starb bei einem Unfall am [[24. August]] [[1951]]<ref>Stadtwerke Kiel 50 Jahre Stromversorgung 15.10.1951</ref>.
Hans Mehrens stammt aus einer sozialdemokratischen Familie. Sein Vater [[Hans Mehrens]] war Erster Werkleiter der Stadtwerke Kiel; er starb bei einem Autounfall am [[24. August]] [[1951]].<ref>Stadtwerke Kiel: ''50 Jahre Stromversorgung'', 15.10.1951</ref> Die Liebe zu fahrbaren Untersätzen gab er offenbar an seinen Sohn weiter.  


[[1970]] trat Hans Mehrens in die SPD ein. Nach der Schule und dem Jurastudium begann er [[1972]] seine Tätigkeit in Stadtverwaltung Kiel. Zwei Jahre später wurde er Leiter des Liegenschaftsamtes. Diese Position behielt er bis zu seiner Pensionierung [[2004]]. Hans Mehrens war "Alles außer gewöhnlich"<ref>Kieler Nachrichten 3.7.2020</ref>. Äußerlich immer korrekt gekleidet im dunkelblauen Anzug. Dazu stets rote Socken. Auf dem Kopf gerne auch ein Borsalino. Er fuhr Porsche und Motorrad. Letzteres wurde im Winterhalbjahr im Wohnzimmer geparkt.  
[[1970]] trat Hans Mehrens in die SPD ein. Nach der Schule und dem Jurastudium begann er [[1972]] seine Tätigkeit in Stadtverwaltung Kiel. Zwei Jahre später wurde er Leiter des Liegenschaftsamtes. Diese Position behielt er bis zu seiner Pensionierung [[2004]]. Er war verheiratet mit Ilse Mehrens; sie hatten keine Kinder.  


Hans Mehrens bekleidete zu keinem Zeitpunkt herausgehobene Parteiämter. Gleichwohl war er in der Kieler SPD und darüber hinaus präsent, bekannt und wirksam. Auf Seiten der Verwaltung war er ein wichtiger Akteur um SPD-Positionen durchzusetzen. Er nutzte seine Möglichkeiten als Liegenschaftsamtsleiter bis an die Grenzen des Zulässigen. So bei dem von der Stadtverwaltung mit Unterstützung von CDU und FDP geplanten und von der SPD abgelehnten und letztlich verhinderten vierspurigen Ausbau des Lehmbergs. Im [[Rotkielchen]], dem Mitgliedermagazin der Kieler Jusus, vom August/September [[1987]] heißt es dazu: "Der Leiter des Liegenschaftsamtes, genannt ''Hansi'' hat wieder aufopferungsvolle Zuarbeit geleistet. Grobe Vorlagen - egal wohin - erledigt ''Hansi'' in wenigen einfachen Spielzügen". Zusammen mit dem damaligen Ordnungsdezernenten [[Claus Möller]] trug er ganz erheblich dazu bei, das die Hausbesetzungen in Kiel Anfang der 1980-iger Jahre - Häuser am Sophienblatt, wo heute das Einkaufcentrum Sophienhof steht und der Gebäudekomplex Hansastr. 48, in dem u.a. ein selbstverwaltetes Kommunikationscentrum besteht, waren besetzt - weitgehend friedlich beigelegt werden konnten. Ganz unkonventionell lud er dazu die Sprecher der Hausbesetzer zu sich nach Hause in sein Wohnzimmer ein. Ebenso trug er durch engagiertes Verwaltungshandeln dazu bei, dass die sog. Schwentineflotte eine neue Heimat im Plüschowhafen fand, nachdem der Seefischmarkt von GEOMAR beansprucht wurde.
Hans Mehrens war, wie die Presse im Nachruf schrieb, "alles außer gewöhnlich".<ref>''Alles außer gewöhnlich'', ''Kieler Nachrichten'', 3.7.2020</ref> Im Dienst immer korrekt gekleidet im dunkelblauen Anzug, trug er dazu stets rote Socken und auf dem Kopf gerne einen Borsalino. Er war bekennender Porsche- und Motorradfahrer - das Zweirad parkte er im Winterhalbjahr im Wohnzimmer.  
[[Datei:Jubilarehrung 2010 6 Hans Mehrens.jpg|260px|thumb|left|Hans Mehrens wird für 40-jährige Parteimitgliedschaft geehrt]]
Dem Kieler Siedlerbund und dem Kreisverband der Kieler Kleingärtner war er über Jahrzehnete ein engagierter Interessenvertreter <ref>Kieler Nachrichten 3.7.2020</ref>.


Ganz besonders  wichtig war ihm die [[Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Kiel]]. Er war viele Jahre Vorstandsmitglied. Ein besonderes Anliegen war ihm dabei, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die gleichen Arbeitsbedingungen und Gehälter wie die städtischen Mitarbeiter erhielten. In einem Nachruf dankte ihm der Betriebsrat der AWO ausdrücklich dafür <ref>Nachruf für Hans Mehrens Betriebsratsinfo AWO KV Kiel Juli 2020</ref>.
Dem Kieler Siedlerbund und dem Kreisverband der Kieler Kleingärtner war er über Jahrzehnte ein engagierter Interessenvertreter<ref>''Alles außer gewöhnlich'', ''Kieler Nachrichten'', 3.7.2020</ref>, nicht zuletzt durch ehrenamtliche juristische Beratung.
 
Ganz besonders  wichtig war ihm die [[Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Kiel|AWO]]. Er gehörte viele Jahre dem Vorstand an. Ein besonderes Anliegen war ihm dabei, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die gleichen Arbeitsbedingungen und Gehälter wie die städtischen Beschäftigten erhielten. In einem Nachruf dankte ihm der Betriebsrat der AWO ausdrücklich dafür.<ref>Nachruf für Hans Mehrens im Betriebsratsinfo AWO KV Kiel, Juli 2020</ref>
 
Seine kantige Persönlichkeit, hinter der sich gleichwohl ein Bedürfnis nach Wertschätzung verbarg, sorgte dafür, dass zwischen ihm und anderen nicht immer alles glatt ging. Wenn er sich nicht ausreichend wahrgenommen fühlte, konnte er sich schon mal mit der bissigen Frage revanchieren: "Du magst mich wohl nicht?"<ref>Persönliche Erfahrung von [[Benutzer:skw|skw]] auf einem der letzten Kreisparteitage.</ref>
 
== Partei & Politik ==
[[Datei:Jubilarehrung 2010 6 Hans Mehrens.jpg|260px|thumb|left|Hans Mehrens wird von [[Annika Schütt|Annika Langfeldt]] und [[Rolf Fischer]] für 40-jährige Parteimitgliedschaft geehrt]]Hans Mehrens bekleidete zu keinem Zeitpunkt herausgehobene Parteiämter. Er übernahm allerdings von [[2006]] bis [[2010]] den Vorsitz des [[Ortsverein Schilksee|OV Schilksee]].
 
Gleichwohl war er in der Kieler SPD und darüber hinaus präsent, bekannt und wirksam. Innerhalb der Verwaltung bildete er eine wichtige Unterstützung für SPD-Positionen. Gelegentlich nutzte er seine Möglichkeiten als Liegenschaftsamtsleiter bis an die Grenzen des Vertretbaren, etwa beim von der Stadtverwaltung mit Unterstützung von CDU und FDP geplanten vierspurigen Ausbau des Lehmbergs, den die SPD ablehnte und letztlich verhindern konnte. Für die [[Jusos Kiel|Kieler Jusos]] repräsentierte er jedoch die abzulehnende Staatsgewalt:
<blockquote>"Der Leiter des Liegenschaftsamtes, genannt ''Hansi'', hat wieder aufopferungsvolle Zuarbeit geleistet. Grobe Vorlagen - egal wohin - erledigt ''Hansi'' in wenigen einfachen Spielzügen."<ref>''[[Rotkielchen]]'', August/September [[1987]]</ref></blockquote>
Zusammen mit Ordnungsdezernent [[Claus Möller]] trug er ganz erheblich dazu bei, dass die Hausbesetzungen in Kiel Anfang der 1980er Jahre weitgehend friedlich beigelegt werden konnten. Dabei ging es vor allem um Häuser am Sophienblatt, wo das Einkaufszentrum ''Sophienhof'' gebaut werden sollte, und um den Gebäudekomplex Hansastr. 48 (auch als ''Sponti Hansa'' bekannt), in dem u.a. ein selbstverwaltetes Kommunikationszentrum entstand. Ganz unkonventionell lud er die Sprecher der Hausbesetzer nach Hause in sein Wohnzimmer ein.
 
An anderer Stelle trug er durch engagiertes Verwaltungshandeln dazu bei, dass die ''Schwentineflotte'' eine neue Heimat im Plüschowhafen fand, nachdem der Seefischmarkt von GEOMAR beansprucht wurde, oder dass die Beziehungen der illegalen Siedlung von "Autonomen" am Aubrook zu ihrem Umfeld ohne staatliche Eingriffe verbessert wurden.


== Quellen ==
== Quellen ==

Version vom 18. Juli 2020, 20:16 Uhr

Hans Mehrens
Hans Mehrens
Hans Mehrens
Geboren: 24. Januar 1942
Gestorben: 26. Juni 2020

Hans Mehrens * 24. Januar 1942 in Pillau/Ostpreußen, heute Baltijsk Kaliningrader Oblast/Rußland, † 26. Juni 2020 in Kiel; Jurist. Mitglied der SPD seit 1970.

Leben & Beruf

Hans Mehrens stammt aus einer sozialdemokratischen Familie. Sein Vater Hans Mehrens war Erster Werkleiter der Stadtwerke Kiel; er starb bei einem Autounfall am 24. August 1951.[1] Die Liebe zu fahrbaren Untersätzen gab er offenbar an seinen Sohn weiter.

1970 trat Hans Mehrens in die SPD ein. Nach der Schule und dem Jurastudium begann er 1972 seine Tätigkeit in Stadtverwaltung Kiel. Zwei Jahre später wurde er Leiter des Liegenschaftsamtes. Diese Position behielt er bis zu seiner Pensionierung 2004. Er war verheiratet mit Ilse Mehrens; sie hatten keine Kinder.

Hans Mehrens war, wie die Presse im Nachruf schrieb, "alles außer gewöhnlich".[2] Im Dienst immer korrekt gekleidet im dunkelblauen Anzug, trug er dazu stets rote Socken und auf dem Kopf gerne einen Borsalino. Er war bekennender Porsche- und Motorradfahrer - das Zweirad parkte er im Winterhalbjahr im Wohnzimmer.

Dem Kieler Siedlerbund und dem Kreisverband der Kieler Kleingärtner war er über Jahrzehnte ein engagierter Interessenvertreter[3], nicht zuletzt durch ehrenamtliche juristische Beratung.

Ganz besonders wichtig war ihm die AWO. Er gehörte viele Jahre dem Vorstand an. Ein besonderes Anliegen war ihm dabei, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die gleichen Arbeitsbedingungen und Gehälter wie die städtischen Beschäftigten erhielten. In einem Nachruf dankte ihm der Betriebsrat der AWO ausdrücklich dafür.[4]

Seine kantige Persönlichkeit, hinter der sich gleichwohl ein Bedürfnis nach Wertschätzung verbarg, sorgte dafür, dass zwischen ihm und anderen nicht immer alles glatt ging. Wenn er sich nicht ausreichend wahrgenommen fühlte, konnte er sich schon mal mit der bissigen Frage revanchieren: "Du magst mich wohl nicht?"[5]

Partei & Politik

Hans Mehrens wird von Annika Langfeldt und Rolf Fischer für 40-jährige Parteimitgliedschaft geehrt

Hans Mehrens bekleidete zu keinem Zeitpunkt herausgehobene Parteiämter. Er übernahm allerdings von 2006 bis 2010 den Vorsitz des OV Schilksee.

Gleichwohl war er in der Kieler SPD und darüber hinaus präsent, bekannt und wirksam. Innerhalb der Verwaltung bildete er eine wichtige Unterstützung für SPD-Positionen. Gelegentlich nutzte er seine Möglichkeiten als Liegenschaftsamtsleiter bis an die Grenzen des Vertretbaren, etwa beim von der Stadtverwaltung mit Unterstützung von CDU und FDP geplanten vierspurigen Ausbau des Lehmbergs, den die SPD ablehnte und letztlich verhindern konnte. Für die Kieler Jusos repräsentierte er jedoch die abzulehnende Staatsgewalt:

"Der Leiter des Liegenschaftsamtes, genannt Hansi, hat wieder aufopferungsvolle Zuarbeit geleistet. Grobe Vorlagen - egal wohin - erledigt Hansi in wenigen einfachen Spielzügen."[6]

Zusammen mit Ordnungsdezernent Claus Möller trug er ganz erheblich dazu bei, dass die Hausbesetzungen in Kiel Anfang der 1980er Jahre weitgehend friedlich beigelegt werden konnten. Dabei ging es vor allem um Häuser am Sophienblatt, wo das Einkaufszentrum Sophienhof gebaut werden sollte, und um den Gebäudekomplex Hansastr. 48 (auch als Sponti Hansa bekannt), in dem u.a. ein selbstverwaltetes Kommunikationszentrum entstand. Ganz unkonventionell lud er die Sprecher der Hausbesetzer nach Hause in sein Wohnzimmer ein.

An anderer Stelle trug er durch engagiertes Verwaltungshandeln dazu bei, dass die Schwentineflotte eine neue Heimat im Plüschowhafen fand, nachdem der Seefischmarkt von GEOMAR beansprucht wurde, oder dass die Beziehungen der illegalen Siedlung von "Autonomen" am Aubrook zu ihrem Umfeld ohne staatliche Eingriffe verbessert wurden.

Quellen

  1. Stadtwerke Kiel: 50 Jahre Stromversorgung, 15.10.1951
  2. Alles außer gewöhnlich, Kieler Nachrichten, 3.7.2020
  3. Alles außer gewöhnlich, Kieler Nachrichten, 3.7.2020
  4. Nachruf für Hans Mehrens im Betriebsratsinfo AWO KV Kiel, Juli 2020
  5. Persönliche Erfahrung von skw auf einem der letzten Kreisparteitage.
  6. Rotkielchen, August/September 1987