Jürgen Baade

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Jürgen Baade
Jürgen Baade
Jürgen Baade
Geboren: 5. März 1935

Jürgen Baade, * 5. März 1935 in Husum, Architekt. Mitglied der SPD seit 1964.

Werdegang

In der Sendung Lass mal schnacken sprach Jürgen Baade im Februar 2020 ausführlich über seinen Werdegang.[1] Er kommt aus einer Familie von Eisenbahnern. Seine Geburtsstadt erinnert er - mit Theodor Storm - als "grau und grimmelig", die Verhältnisse während des 2. Weltkriegs als schwierig; trotzdem hatte er nach eigenem Empfinden eine gute Kindheit. Bis zum 16. Lebensjahr spielte er begeistert Fußball.

Er war der Nachzügler in der Familie; für höhere Schulbildung war nach Kriegsende kein Geld da. Zur Eisenbahn wollte er nicht, also machte er nach der Volksschule eine Tischlerlehre. Aber er schaffte es, parallel zu seiner Ausbildung durch ein Aufbaustudium die Fachhochschulreife nachzuholen. Daneben engagierte er sich zudem in einem (nicht weiter erläuterten) Jugendparlament. Er bekam 1953 ein Stipendium für die Heimvolkshochschule Leck und ein zweites, das es ihm 1954 ermöglichte, an eine ähnliche Institution nach Schweden zu gehen. Innerhalb von vier Wochen lernte er von seinen Mitstudierenden genügend Schwedisch, um den Vorlesungen folgen zu können. Zu seinem Bedauern erhielt er nach dem Semester keine Arbeitserlaubnis in Schweden und musste nach Deutschland zurückkehren. An der renommierten Bauschule in Eckernförde begann er ein Architekturstudium, das er 1957 mit dem Dipl.-Ing. abschloss.

Nach 13 Jahren erfolgreicher Tätigkeit im bekannten Kieler Architekturbüro Neveling, wo sein größtes Projekt der Bau des Audimax für die Kieler Universität war, machte er sich 1970 selbstständig. Seine Projekte machten ihn bald in der Szene bekannt; das Unternehmen wuchs schließlich auf etwa 50 Mitarbeiter an. Er plante große Objekte für die Kieler Uni sowie Industriebauten in Schleswig-Holstein und darüber hinaus, etwa für Citti oder Bartels-Langness. Zu den ganz großen Projekten gehörten für ihn der Norwegenkai, die Leopard-Panzerfabrik für ThyssenKrupp, die U-Boot-Werft von HDW, die Gebäude von Ferring Arzneimittel im Gewerbegebiet Wittland und das Wohnstift Klosterkirchhof. Eine Herzensangelegenheit wurden die Arkaden in der Holtenauer Straße, die er in Zusammenarbeit mit der Fa. Kersig plante. Sie gehören mittlerweile zu den beliebten "Einkaufsmeilen" in Kiel.

In Suchsdorf, wo er seit 1959 wohnt, ist er bekannt als Architekt des Sportheims und von Kindergärten.

Seit etwa 1975 gehört er dem Bund deutscher Architekten (BDA) an, dem man nicht beitreten kann - man wird zur Mitgliedschaft eingeladen. Etwa 1989 erhielt er den BDA-Preis - zu seinem Erstaunen für die Tankstelle des Citti-Marktes.

2002 schied er aus der Firma aus, die er 1992 in eine Partnerschaft umgewandelt hatte und die unter neuem Namen bis heute besteht.

Sein größtes Hobby war lange Zeit ein Sommerferiendomizil in der Toskana, ein sehr einsam gelegenes altes Haus, das er und seine Frau mit einigen Freunden teilten, darunter Karl Heinz Luckhardt und seine Frau. Bis heute ist die Toskana "das Highlight", aber auch sonst reist das Ehepaar Baade gern, nicht zuletzt zu den Familien der sechs Kinder, die über die ganze Welt verteilt leben. Außerdem spielt Jürgen Baade Golf und informiert sich weiterhin über Entwicklungen seines Fachs.

Partei & Politik

Jürgen Baade (rechts) 1975 bei der Einweihung des Sportheims

In der SPD ist Jürgen Baade seit 1964, einer Zeit des Umbruchs, wie er es empfindet, kurz vor der Großen Koalition von 1966.

Von 1970 bis mindestens 1976 war er auch Mitglied im Ortsvereinsvorstand.

Von 1969 bis 1990 gehörte er dem Ortsbeirat Suchsdorf an.

Ab 1977 wurde er aufgrund seiner beruflichen Expertise Mitglied im Beirat für Stadtgestaltung, der den Stadtbaurat beriet, zu dieser Zeit Eberhard Kulenkampff. 1986 übernahm er den Vorsitz und arbeitete vom Beginn von dessen Kieler Tätigkeit an eng mit Stadtbaurat Otto Flagge zusammen, etwa bei der Entwicklung der Hörn, die er anders als manche Kritiker als eine Chance begreift, die die Stadt nutzen musste.[2]

Seit dem Beginn der gemeinsamen Parteiarbeit ist bzw. war Jürgen Baade gut befreundet mit Claus Möller und Karl Heinz Luckhardt; er war auch der Architekt ihrer Häuser in Suchsdorf. Auch Peter Nagel gehört zum engen Freundeskreis.[3]

In den 1970er Jahren entwickelten sie zusammen ein neues pädagogisches und architektonisches Konzept für demokratische Kindertagesstätten, das sie den aus ihrer Sicht gescheiterten Einrichtungen der Zeit - nicht funktionierende Kinderläden und autoritäre städtische Einrichtungen - entgegensetzten. Der damalige Ortsvereinsvorsitzende, KVAG-Direktor Heinrich Scharfenberg, reagierte ablehnend: "Lasst ihr die Kinder auch auf den Tisch schieten?"[4]

Videos

Lass mal schnacken (2020)

Einzelnachweise

  1. Darauf beruht im Wesentlichen dieser Abschnitt. Vgl. den Abschnitt "Video".
  2. Lass mal schnacken, Folge 257, ab min. 22:00
  3. Lass mal schnacken, Folge 257, ab min. 35:30
  4. Information von Jürgen Baade und Claus Möller am 2.2.2024 in der Veranstaltung zur Ehrung für 60 Jahre Mitgliedschaft.