Otto Rehder

Aus SPD Geschichtswerkstatt
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Otto Rehder
Geboren: 23. Juni 1884
Gestorben: 18. April 1945

Otto Hans Rehder, * 23. Juni 1884 in Gaarden (heute Kiel-Gaarden), † 18. April 1945 in Cham/Oberpfalz; Maler. Mitglied der SPD mindestens ab 1919.

Leben & Beruf

Otto Rehder wurde als Sohn eines Tischlers im Dorf Gaarden geboren. Nach seiner Schulausbildung erlernte er den Beruf des Malers. Seine große Leidenschaft galt dem Sport. Schon in jungen Jahren war er im Verein aktiv.

Als 30jähriger wurde er am 27. Februar 1915 zum Wehrdienst einberufen und nahm am 1. Weltkrieg als Frontsoldat teil.

Otto Rehder war verheiratet und hatte zwei Söhne, Karl und Eggert. Nach Kriegsende zog er - wohl schon mit seiner Familie - nach Russee, damals Kreis Bordesholm, wo viele Arbeiter der Kieler Werftindustrie wohnten.

Als Gemeindevorsteher beteiligte er sich am 19. Februar 1924 an der Gründung des Turn- und Spielvereins Russee e.V. (TuS Russee), der seine Wurzeln vermutlich im Arbeitersport hat. Otto Rehder übernahm den Vorsitz und wurde als begeisterter Sportler auch Turnwart.

Partei & Politik

Als überzeugter Sozialdemokrat trat Otto Rehder der Russeer SPD bei.

Von 1919 bis 1929 war er Gemeindevorsteher (Bürgermeister) in Russee, von 1922 bis 1930 zudem Amtsvorsteher des Amtes Kronshagen.

Ermittlungen

In seiner Eigenschaft als Amtsvorsteher wurden aufgrund einer nachträglichen Kassenprüfung Vorwürfe wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten gegen ihn erhoben.[1] Die Amtskasse Kronshagen wies für seine Amtszeit einen Fehlbetrag von mehr als 7.500 Mk auf, zu deren Erstattung man ihn verpflichtete.[2] Ein Strafverfahren der Staatsanwaltschaft Kiel wurde am 7. Juli 1932 eingestellt.[3]

Ein Mitarbeiter der Amtsverwaltung erklärte:

"Bei den geringen Geldbeständen in der Amtskasse halte ich für ausgeschlossen, dass der Beschuldigte [Otto Rehder] sich unrechtmässig Beträge aus der Kasse angeeignet hat. Das hätte ich merken müssen oder auch der Verwaltungssekretär Behnke. Ich erkläre das Defizit mit folgendem:

  1. Der Beschuldigte war zugleich Gemeindevorsteher in Russee und Amtsvorsteher in Kronshagen. Durch diese beiden Ämter war er überlastet. Bei wechselseitigen Verbuchungen, z.B. Amtsumlagen und Gehalt, das der Beschuldigte in Russee entnahm - falls kein bares Geld vorhanden war - und dann auf die Amtsumlage verrechnete, unterblieb eine Verbuchung, weil der Beschuldigte mir die nötigen Unterlagen nicht gab oder sie zu geben vergass. Ähnlich ging es bei anderen Zahlungen [...].
  2. Der Beschuldigte hat in der ersten Zeit die Bücher allein geführt, ohne die nötigen Vorkenntnisse zu haben. [Folgt ein Beispiel]
  3. Da ein Scheckkonto bei uns nicht geführt wird, laufen alle Schecks als Bargeld durch. Die Aufstellung Bl. 45 ff. ist daher z.T. missverständlich, da dieselben Beträge auch in den baren Amtsumlagen enthalten sind."

An diese Erläuterungen schließt der Beamte die Bemerkung an, dass er sich auch aus seiner Kenntnis der Person eine vorsätzliche Tat nicht vorstellen könne. "Er trieb weder persönlichen Aufwand noch verbrauchte er in Wirtschaften usw. Gelder, jedenfalls meines Wissens nicht. - M.W. kam er auch mit seinem Gehalt aus ; ich weiss jedenfalls nur von einer Vorschusszahlung über 250,-- RM, die der Beschuldigte sich geben liess. Darüber ist ein Beleg vorhanden. Der Beschuldigte brauchte diesen Betrag zur Zinszahlung für die Hypotheken seines Hauses."[4]

Die Bereinigung der ganzen Sache zog sich noch bis in die Zeit der NS-Herrschaft hin. Die letzten Schreiben des vorliegenden Schriftwechsels stammen vom Dezember 1937 und betreffen die Eintragung einer Grundschuld auf das Grundstück von Otto Rehder am Rebenstücken (heute Teil des Redderkamps) in Russee.

Letztlich wurde wohl akzeptiert, dass es sich nicht um vorsätzliche Straftaten, sondern um Fehler aus Unkenntnis und Überforderung handelte. Wenn für nichts anderes, ist die Angelegenheit wohl als Beleg dafür anzusehen, wie dringend notwendig die Einrichtung der Arbeitervolkshochschule Harrisleefeld war, um Sozialdemokraten für den Dienst im Staat zu schulen.

Weitere Sanktionen sind bisher nicht bekannt, ebenso wenig, wie Otto Rehders weiterer Lebensweg verlief. Er starb mit 60 Jahren am 18. April 1945 um 3.40 Uhr im Bahnhof von Cham/Oberpfalz als Opfer eines Luftangriffes.

Ehrungen

Auf Beschluss der Kieler Ratsversammlung vom 17. Januar 2002 wurde die Otto-Rehder-Straße in Russee nach ihm benannt.

Links

Einzelnachweise

  1. Darüber sind wir informiert durch einige Kopien - insgesamt 9 Blatt - aus dem Nachlass von Josef Weskamp, der zu dieser Zeit Kassenprüfer des Amtes war. Sie werden 2021 an Robert Bartels vom Geschichtsverein "Rund um den Russee" e.V. übergeben, da für die SPD-Geschichtswerkstatt keine Möglichkeit zur sachgemäßen Aufbewahrung besteht.
  2. Auszug aus dem Protokoll des Amtsausschusses des Amtsbezirks Kronshagen vom 14. Oktober 1932 (Unterlagen Weskamp)
  3. Schreiben des Suchsdorfer Amtsvorstehers Süverkrüpp an den Vorsitzenden des Kreisausschusses in Rendsburg vom 24. Dezember 1932; er verweist auf die Strafakte Az. 2 J.440/30 bei der Staatsanwaltschaft (Unterlagen Weskamp)
  4. Beide Zitate aus der Aussage des Amtsobersekretärs Stiegmann, offenbar vor dem Amtsausschuss, am 24.VI.1932 (Unterlagen Weskamp)