Bundestagswahl 2017: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Bundestagswahl 2017''' fand am [[24. September]] [[2017]] statt. Kanzlerkandidat der SPD war [[Martin Schulz]]. Die SPD erreichte ihr schlechtestes Ergebnis seit Gründung der Bundesrepublik. Die zumindest in Teilen als rechtsradikal angesehene "Alternative für Deutschland" (AfD) zog mit 12,6 Prozent in den Bundestag ein. Auch die CDU/CSU mit Bundeskanzlerin Angela an der Spitze Merkel bekam ihr historisch schlechtestes Ergebnis. Die FDP schafft mit 10,7 Prozent den Wiedereinzug in den Bundestag.
Die '''Bundestagswahl 2017''' fand am [[24. September]] [[2017]] statt. Kanzlerkandidat der SPD war [[Martin Schulz]]. Die SPD erreichte ihr schlechtestes Ergebnis seit Gründung der Bundesrepublik, ebenso die CDU/CSU unter Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die zumindest in Teilen als rechtsradikal angesehene "Alternative für Deutschland" (AfD) zog mit 12,6 Prozent in den Bundestag ein. Der FDP gelang mit 10,7 % der Wiedereinzug in den Bundestag.


==Wahlkampf==
==Wahlkampf==
Am [[24. Januar]] [[2017]] verzichtete der damalige Parteivorsitzende [[Sigmar Gabriel]] auf eine Kanzlerkandidatur, er sprach sich für Schulz als Spitzenkandidaten und SPD-Vorsitzenden aus. Am [[29. Januar]] wurde Martin Schulz vom SPD-Parteivorstand einstimmig als Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl nominiert.
Am [[24. Januar]] [[2017]] verzichtete der Parteivorsitzende [[Sigmar Gabriel]] auf die Kanzlerkandidatur, er sprach sich für Schulz als Spitzenkandidaten und SPD-Vorsitzenden aus. Am [[29. Januar]] wurde [[Martin Schulz]] vom SPD-Parteivorstand einstimmig als Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl nominiert.
[[Datei:Schulzzug 2017.jpg|alternativtext=Martin Schulz im Zug von Kiel nach Lübeck. Zwischenstopp mit Genossinnen und Genossen in Eutin. |mini|Martin Schulz im Zug von Kiel nach Lübeck. Zwischenstopp mit Genossinnen und Genossen in Eutin.]]
[[Datei:Schulzzug 2017.jpg|alternativtext=Martin Schulz im Zug von Kiel nach Lübeck. Zwischenstopp mit Genossinnen und Genossen in Eutin. |mini|Martin Schulz im Zug von Kiel nach Lübeck. Zwischenstopp mit Genossinnen und Genossen in Eutin.]]
Innerhalb der ersten fünf Wochen nach der Nominierung verzeichnete die SPD nach eigenen Angaben mehr als 10.000 Parteieintritte. Am [[19. März]] wurde Schulz von einem außerordentlichen Bundesparteitag mit 100 % der gültigen Stimmen zum Parteivorsitzenden, dem besten Ergebnis eines SPD-Parteivorsitzenden in der Nachkriegszeit, und zum Kanzlerkandidaten der SPD gewählt.
Am [[19. März]] wählte ein außerordentlicher Bundesparteitag ihn mit 100 % der gültigen Stimmen - dem besten Ergebnis seit der Neugründung [[1945]] - zum Parteivorsitzenden und damit zum Kanzlerkandidaten der SPD.


In der Zeit nach der Nominierung legte die SPD zunächst in Umfragen bundesweit deutlich zu, dieser Anstieg wurde in den Medien als "Schulz-Effekt" oder als "Schulz-Zug" bezeichnet.
Nach der Nominierung legte die SPD zunächst in Umfragen bundesweit deutlich zu; innerhalb der ersten fünf Wochen verzeichnete sie nach eigenen Angaben mehr als 10.000 Parteieintritte. Dieser Anstieg wurde in den Medien als "Schulz-Effekt" oder als "Schulz-Zug" bezeichnet.


Die Landesliste zur Bundestagswahl wurde auf dem [[Landesparteitag 2017, Lübeck‎‎|Landesparteitag 2017]] in [[Kreisverband Lübeck|Lübeck]] abgestimmt. Auf Platz 1 der Landesliste stand [[Bettina Hagedorn]].
Die Landesliste zur Bundestagswahl wurde auf dem [[Landesparteitag 2017, Lübeck‎‎|Landesparteitag 2017]] in [[Kreisverband Lübeck|Lübeck]] abgestimmt. Auf Platz 1 der Landesliste stand [[Bettina Hagedorn]].


Bei den drei auf seine Nominierung folgenden Landtagswahlen im Saarland, in [[Landtagswahl 2017|Schleswig-Holstein]] und in Nordrhein-Westfalen büßte die SPD indes Stimmanteile ein und konnte ihre Wahlziele, die Übernahme bzw. den Erhalt der Regierungsbeteiligung, nicht erreichen.  
Bei den drei auf seine Nominierung folgenden Landtagswahlen im Saarland, in [[Landtagswahl 2017|Schleswig-Holstein]] und in Nordrhein-Westfalen büßte die SPD indes Stimmanteile ein und konnte ihre Wahlziele, die Übernahme bzw. den Erhalt der Regierungsbeteiligung, nicht erreichen. Seit dieser Zeit ließen die Umfrageergebnisse der SPD wieder nach. In der Berichterstattung wurde aus dem Schulz-Zug nun der ''Schulz-Hype'', da die kurzzeitige Popularität wie ein Strohfeuer erloschen war.  
 
Seit dieser Zeit ließen die Umfrageergebnisse der SPD wieder nach. In der Berichterstattung wurde aus dem Schulz-Zug nun der ''Schulz-Hype'', da die kurzzeitige Popularität wie ein Strohfeuer erlosch.  


Nach dem amtlichen Endergebnis erreichte die SPD bei der Bundestagswahl schließlich 20,5 % der abgegebenen Stimmen und damit das schlechteste Ergebnis der Nachkriegsgeschichte.  
Nach dem amtlichen Endergebnis erreichte die SPD bei der Bundestagswahl schließlich 20,5 % der abgegebenen Stimmen und damit das schlechteste Ergebnis der Nachkriegsgeschichte.  
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==Wahlergebnis in Schleswig-Holstein==
==Wahlergebnis in Schleswig-Holstein==
Erststimmen:  
Erststimmen:  
[[Mathias Stein]] gewann knapp für die SPD den Wahlkreis Kiel, [[Gabriele Hiller-Ohm]] verlor den Wahlkreis Lübeck, die sie zuvor immer gewonnen hatte.
Die [[Landesgruppe]] schrumpfte von 9 auf 6 Mitglieder. [[Bettina Hagedorn]], [[Nina Scheer]], [[Ernst-Dieter Rossmann]] (jeweils über die Landesliste) und [[Sönke Rix]] (direkt) wurden wiedergewählt; [[Mathias Stein]] gewann den eigentlich sicheren [[Kreisverband Kiel|Wahlkreis Kiel]] nur noch knapp für die SPD, [[Gabriele Hiller-Ohm]] verlor den [[Kreisverband Lübeck|Wahlkreis Lübeck]], den sie zuvor immer gewonnen hatte.


Zweitstimmen:  
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==Koalitionsverhandlungen==
==Koalitionsverhandlungen==
Auf Grund des historisch schlechten Ergebnisses der SPD erklärte der Parteivorsitzende [[Martin Schulz]], die SPD stünde nicht für eine Große Koalition zur Verfügung und begebe sich in die Opposition. Eine Aussage, die sich später rächen würden.
Auf Grund des historisch schlechten Ergebnisses der SPD erklärte der Parteivorsitzende [[Martin Schulz]] - wie sich später erweisen sollte, vorschnell -, die SPD stünde nicht für eine Große Koalition zur Verfügung und begebe sich in die Opposition.


==="Jamaika-Aus"===
==="Jamaika-Aus"===
Als weitere Alternativen wurde eine Minderheitsregierung von CDU&CSU diskutiert, aber nie ernsthaft erwogen. Und es gab die Möglichkeit, eine ''"Jamaika-Koalition"'' oder ''"Schwarze-Ampel"'' aus CDU&CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP zu bilden. Die starteten dann auch Sondierungsgespräche vier Wochen nach der Bundestagswahl - nachdem man die Landtagswahl in Niedersachsen am [[15. Oktober]] abgewartete hatte. Ab dem [[24. Oktober]] trafen sich die Verhandlungsteams der vier Parteien in der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin. Immer wieder ließen sie sich in den Pausen winkend auf dem Balkon fotografieren.  
Die Alternative einer Minderheitsregierung von CDU&CSU wurde diskutiert, aber nie ernsthaft erwogen, im Gegensatz zur "Jamaika-Koalition" oder "Schwarzen Ampel" aus CDU&CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP. Für diese starteten Sondierungsgespräche, nachdem man die Landtagswahl in Niedersachsen am [[15. Oktober]] abgewartete hatte. Ab dem [[24. Oktober]] trafen sich die Verhandlungsteams der vier Parteien in der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin.  


Am Abend des [[19. November]] brach die FDP die Verhandlungen ab. "Wir wissen, in welcher schwierigen Lage unser Land jetzt ist; und wir wissen auch um die herausfordernde Situation der Freien Demokraten. Eine solche Entscheidung trifft man deshalb nicht leichtfertig," erklärte FDP-Chef Christian Lindner und sprach den Satz, der mittlerweile zum geflügelten Wort geworden ist: "Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren."<ref>Frankfurter Allgemeine Zeitung: [https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/sondierung-von-fdp-beendet-christian-lindners-erklaerung-im-wortlaut-15301078.html ''"Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren"'']. 20. November 2017.</ref> Das Wort ''lindnern'' in der Bedeutung "lieber etwas gar nicht machen, als schlecht machen" war 2018 in der finalen Auswahl zum Jugendwort des Jahres.<ref>''CHIP: "[https://praxistipps.chip.de/lindnern-als-jugendwort-das-steckt-dahinter_114609 Lindnern als Jugendwort - Das steckt dahinter.]"'' 12. Februar 2021</ref>
Am Abend des [[19. November]] brach die FDP die Verhandlungen jedoch ab, mit dem Satz von Christian Lindner, der mittlerweile zum geflügelten Wort geworden ist: "Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren."<ref>: [https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/sondierung-von-fdp-beendet-christian-lindners-erklaerung-im-wortlaut-15301078.html ''"Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren"''], ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 20.11.2017.</ref>


===Große Koalition===
===Große Koalition===
[[Datei:SPD Mitgliedervotum 2018 Abstimmungsunterlagen.png|alternativtext=Wahlunterlagen für das Mitgliedervotum|mini|Wahlunterlagen für das Mitgliedervotum]]
[[Datei:SPD Mitgliedervotum 2018 Abstimmungsunterlagen.png|alternativtext=Wahlunterlagen für das Mitgliedervotum|mini|Wahlunterlagen für das Mitgliedervotum]]
Zunächst bekräftigten SPD-Spitzenpolitiker um Schulz, dass man zu Verhandlungen mit den Unionsparteien weiterhin nicht bereit sei.<ref name="bazonline.ch">[https://bazonline.ch/ausland/europa/der-steile-aufstieg-und-tiefe-fall-von-schulz/story/21456350 ''Der steile Aufstieg und tiefe Fall von Schulz''], bazonline.ch, 8. Februar 2018</ref> Nach der Aufforderung von Bundespräsident [[Frank-Walter Steinmeier]] an alle Parteien, Gesprächsbereitschaft zu zeigen, stimmte am [[7. Dezember]] [[2017]] ein SPD-Parteitag für die Aufnahme von Sondierungsgesprächen.<ref>[http://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-12/spd-parteitag-stimmt-fuer-ergebnisoffene-gespraeche-mit-der-union ''SPD-Parteitag: SPD für "ergebnisoffene Gespräche" mit der Union''], zeit.de, 7. Dezember 2017</ref> Diese fanden vom [[7. Januar|7.]] bis [[12. Januar]] [[2018]] statt.<ref name="bazonline.ch" /><ref>[https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2018/01/demonstration-fuer-und-gegen-kohle-strom-bei-sondierungen.html '' Sondierungen von Union und SPD – Gegner und Befürworter von Kohlestrom demonstrieren''], rbb24.de, 7. Januar 2018</ref> Am [[21. Januar]] legitimierte ein Sonderparteitag den [[SPD-Parteivorstand]] zu Koalitionsgesprächen mit CDU und CSU,<ref>[http://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-01/spd-parteitag-martin-schulz-bonn-live ''SPD-Parteitag: Bereit zu Koalitionsverhandlungen''], [[zeit.de]], 21. Januar 2018</ref> welche am [[7. Februar]] mit einem Koalitionsvertrag erfolgreich abgeschlossen wurden.<ref>[http://www.spiegel.de/media/media-42518.pdf Ein neuer Aufbruch für Europa. Eine neue Dynamik für Deutschland. Ein neuer Zusammenhalt für unser Land. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD. Stand 7. Februar 2018] (PDF)</ref><ref>[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/groko-verhandlungen-das-steht-im-koalitionsvertrag-a-1191414.html ''Das steht im Koalitionsvertrag''.] [[Spiegel Online]], 7. Februar 2018</ref><ref>[http://www.deutschlandfunk.de/koalitionsvertrag-zwischen-union-und-spd-einigung-ohne.724.de.html?dram:article_id=410236 ''Koalitionsvertrag zwischen Union und SPDEinigung ohne Einigkeit''.] [[Deutschlandfunk]], 7. Februar 2018</ref>
Zunächst bekräftigten SPD-Spitzenpolitiker um [[Martin Schulz]] die Ablehnung von Verhandlungen mit den Unionsparteien.<ref name="bazonline.ch">[https://bazonline.ch/ausland/europa/der-steile-aufstieg-und-tiefe-fall-von-schulz/story/21456350 ''Der steile Aufstieg und tiefe Fall von Schulz''], bazonline.ch, 8. Februar 2018</ref> Nach der Aufforderung von Bundespräsident [[Frank-Walter Steinmeier]] an alle Parteien, Gesprächsbereitschaft zu zeigen, stimmte am [[7. Dezember]] [[2017]] ein SPD-Parteitag für die Aufnahme von Sondierungsgesprächen.<ref>[http://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-12/spd-parteitag-stimmt-fuer-ergebnisoffene-gespraeche-mit-der-union ''SPD-Parteitag: SPD für "ergebnisoffene Gespräche" mit der Union''], zeit.de, 7. Dezember 2017</ref> Diese fanden vom [[7. Januar|7.]] bis [[12. Januar]] [[2018]] statt.<ref name="bazonline.ch" /><ref>[https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2018/01/demonstration-fuer-und-gegen-kohle-strom-bei-sondierungen.html '' Sondierungen von Union und SPD – Gegner und Befürworter von Kohlestrom demonstrieren''], rbb24.de, 7.1.2018</ref> Am [[21. Januar]] gab ein Sonderparteitag grünes Licht für Koalitionsgespräche mit CDU und CSU,<ref>[http://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-01/spd-parteitag-martin-schulz-bonn-live ''SPD-Parteitag: Bereit zu Koalitionsverhandlungen''], [[zeit.de]], 21. Januar 2018</ref> die am [[7. Februar]] mit einem Koalitionsvertrag erfolgreich abgeschlossen wurden.<ref>[http://www.spiegel.de/media/media-42518.pdf ''Ein neuer Aufbruch für Europa. Eine neue Dynamik für Deutschland. Ein neuer Zusammenhalt für unser Land.'' Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD. Stand 7. Februar 2018] (PDF)</ref><ref>[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/groko-verhandlungen-das-steht-im-koalitionsvertrag-a-1191414.html ''Das steht im Koalitionsvertrag''.] spiegel.de, 7.2.2018</ref><ref>[http://www.deutschlandfunk.de/koalitionsvertrag-zwischen-union-und-spd-einigung-ohne.724.de.html?dram:article_id=410236 ''Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD. Einigung ohne Einigkeit''], deutschlandfunk.de, 7.2.2018</ref>


Daraufhin startete bei der SPD ein Mitgliedervotum über den Koalitionsvertrag, dessen Ergebnis am [[4. März]] verkündet wurde: 66,02 % der Mitglieder stimmten für den Koalitionsvertrag.  
Die SPD holte ein Mitgliedervotum ein, dessen Ergebnis am [[4. März]] bekannt gegeben wurde: 66,02 % der Mitglieder stimmten für den Koalitionsvertrag.  


Am [[14. März]] [[2018]] wählten die Abgeordneten von CDU&CSU und SPD Angela Merkel mit 364 Ja-Stimmen von 688 abgegebenen Stimmen im ersten Wahlgang zur Bundeskanzlerin.  
Am [[14. März]] [[2018]] wählten die Abgeordneten von CDU/CSU und SPD Angela Merkel mit 364 von 688 abgegebenen Stimmen im ersten Wahlgang zur Bundeskanzlerin.  


Der SPD-Vorsitzende [[Martin Schulz]], der direkt nach der Wahl eine Große Koalition ausgeschlossen hatte, wurde nicht Teil des Kabinetts. Er sei als Außenminister im Gespräch gewesen. Auf innerparteilichen Druck hin erklärte er am [[9. Februar]] [[2018]] schriftlich seinen "Verzicht auf den Eintritt in die Bundesregierung".<ref>''[http://www.deutschlandfunk.de/spd-schulz-verzichtet-auf-aussenministerium.1939.de.html?drn:news_id=849009 Schulz verzichtet auf Außenministerium.]'' In: ''Deutschlandfunk.'' 9. Februar 2018, abgerufen am 9. Februar 2018.</ref> Am [[13. Februar]] [[2018]] erklärte er seinen Rücktritt vom Amt des SPD-Parteivorsitzenden.
Der SPD-Vorsitzende [[Martin Schulz]], der als Außenminister im Gespräch gewesen war, wurde nicht Teil des Kabinetts. Auf innerparteilichen Druck hin verzichtete er am [[9. Februar]] [[2018]] schriftlich den Eintritt in die Bundesregierung.<ref>''[http://www.deutschlandfunk.de/spd-schulz-verzichtet-auf-aussenministerium.1939.de.html?drn:news_id=849009 Schulz verzichtet auf Außenministerium]'', deutschlandfunk.de, 9.2.2018</ref> Vier Tage später erklärte er seinen Rücktritt vom Amt des Parteivorsitzenden.


==Weblinks==
==Weblinks==
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[[Kategorie:Bundestagswahl 2017]]

Aktuelle Version vom 29. Juli 2023, 22:56 Uhr

Martin Schulz in Kiel

Die Bundestagswahl 2017 fand am 24. September 2017 statt. Kanzlerkandidat der SPD war Martin Schulz. Die SPD erreichte ihr schlechtestes Ergebnis seit Gründung der Bundesrepublik, ebenso die CDU/CSU unter Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die zumindest in Teilen als rechtsradikal angesehene "Alternative für Deutschland" (AfD) zog mit 12,6 Prozent in den Bundestag ein. Der FDP gelang mit 10,7 % der Wiedereinzug in den Bundestag.

Wahlkampf

Am 24. Januar 2017 verzichtete der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel auf die Kanzlerkandidatur, er sprach sich für Schulz als Spitzenkandidaten und SPD-Vorsitzenden aus. Am 29. Januar wurde Martin Schulz vom SPD-Parteivorstand einstimmig als Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl nominiert.

Martin Schulz im Zug von Kiel nach Lübeck. Zwischenstopp mit Genossinnen und Genossen in Eutin.
Martin Schulz im Zug von Kiel nach Lübeck. Zwischenstopp mit Genossinnen und Genossen in Eutin.

Am 19. März wählte ein außerordentlicher Bundesparteitag ihn mit 100 % der gültigen Stimmen - dem besten Ergebnis seit der Neugründung 1945 - zum Parteivorsitzenden und damit zum Kanzlerkandidaten der SPD.

Nach der Nominierung legte die SPD zunächst in Umfragen bundesweit deutlich zu; innerhalb der ersten fünf Wochen verzeichnete sie nach eigenen Angaben mehr als 10.000 Parteieintritte. Dieser Anstieg wurde in den Medien als "Schulz-Effekt" oder als "Schulz-Zug" bezeichnet.

Die Landesliste zur Bundestagswahl wurde auf dem Landesparteitag 2017 in Lübeck abgestimmt. Auf Platz 1 der Landesliste stand Bettina Hagedorn.

Bei den drei auf seine Nominierung folgenden Landtagswahlen im Saarland, in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen büßte die SPD indes Stimmanteile ein und konnte ihre Wahlziele, die Übernahme bzw. den Erhalt der Regierungsbeteiligung, nicht erreichen. Seit dieser Zeit ließen die Umfrageergebnisse der SPD wieder nach. In der Berichterstattung wurde aus dem Schulz-Zug nun der Schulz-Hype, da die kurzzeitige Popularität wie ein Strohfeuer erloschen war.

Nach dem amtlichen Endergebnis erreichte die SPD bei der Bundestagswahl schließlich 20,5 % der abgegebenen Stimmen und damit das schlechteste Ergebnis der Nachkriegsgeschichte.

Wahlergebnis in Schleswig-Holstein

Erststimmen: Die Landesgruppe schrumpfte von 9 auf 6 Mitglieder. Bettina Hagedorn, Nina Scheer, Ernst-Dieter Rossmann (jeweils über die Landesliste) und Sönke Rix (direkt) wurden wiedergewählt; Mathias Stein gewann den eigentlich sicheren Wahlkreis Kiel nur noch knapp für die SPD, Gabriele Hiller-Ohm verlor den Wahlkreis Lübeck, den sie zuvor immer gewonnen hatte.

Zweitstimmen:

Bundesergebnis Änderung zu 2013 Landesergebnis[1] Differenz Land/Bund
SPD 20,5 % -5,2 23,3 % -8,2
CDU 33,0 % -8,5 34,0 % -5,2
FDP 10,7 % +6,0 12,6 % +7,0
Grüne 8,9 % +0,5 12,0 % +2,6
Linke 9,2 % +0,6 7,3 % +2,1
AfD 12,6 % +7,6 8,2 % +3,6
Sonstiges 5,0 % 1,3 %

Wahlbeteiligung in Schleswig-Holstein: 76,5 %

Koalitionsverhandlungen

Auf Grund des historisch schlechten Ergebnisses der SPD erklärte der Parteivorsitzende Martin Schulz - wie sich später erweisen sollte, vorschnell -, die SPD stünde nicht für eine Große Koalition zur Verfügung und begebe sich in die Opposition.

"Jamaika-Aus"

Die Alternative einer Minderheitsregierung von CDU&CSU wurde diskutiert, aber nie ernsthaft erwogen, im Gegensatz zur "Jamaika-Koalition" oder "Schwarzen Ampel" aus CDU&CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP. Für diese starteten Sondierungsgespräche, nachdem man die Landtagswahl in Niedersachsen am 15. Oktober abgewartete hatte. Ab dem 24. Oktober trafen sich die Verhandlungsteams der vier Parteien in der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin.

Am Abend des 19. November brach die FDP die Verhandlungen jedoch ab, mit dem Satz von Christian Lindner, der mittlerweile zum geflügelten Wort geworden ist: "Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren."[2]

Große Koalition

Wahlunterlagen für das Mitgliedervotum
Wahlunterlagen für das Mitgliedervotum

Zunächst bekräftigten SPD-Spitzenpolitiker um Martin Schulz die Ablehnung von Verhandlungen mit den Unionsparteien.[3] Nach der Aufforderung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an alle Parteien, Gesprächsbereitschaft zu zeigen, stimmte am 7. Dezember 2017 ein SPD-Parteitag für die Aufnahme von Sondierungsgesprächen.[4] Diese fanden vom 7. bis 12. Januar 2018 statt.[3][5] Am 21. Januar gab ein Sonderparteitag grünes Licht für Koalitionsgespräche mit CDU und CSU,[6] die am 7. Februar mit einem Koalitionsvertrag erfolgreich abgeschlossen wurden.[7][8][9]

Die SPD holte ein Mitgliedervotum ein, dessen Ergebnis am 4. März bekannt gegeben wurde: 66,02 % der Mitglieder stimmten für den Koalitionsvertrag.

Am 14. März 2018 wählten die Abgeordneten von CDU/CSU und SPD Angela Merkel mit 364 von 688 abgegebenen Stimmen im ersten Wahlgang zur Bundeskanzlerin.

Der SPD-Vorsitzende Martin Schulz, der als Außenminister im Gespräch gewesen war, wurde nicht Teil des Kabinetts. Auf innerparteilichen Druck hin verzichtete er am 9. Februar 2018 schriftlich den Eintritt in die Bundesregierung.[10] Vier Tage später erklärte er seinen Rücktritt vom Amt des Parteivorsitzenden.

Weblinks

Einzelnachweise