Bundestagswahl 1965

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Willy Brandt

Die Bundestagswahl 1965 fand am 19. September 1965 statt. Konnte Stimmen dazu gewinnen. Sie trat zum zweiten Mal mit Willy Brandt als Kanzlerkandidaten an. Es gelang ihr aber nicht, die Regierungsführung zu übernehmen.

Die Bundestagswahl stellte die SPD erneut vor die Herausforderung, gegen die dominierende CDU/CSU unter Bundeskanzler Ludwig Erhard anzutreten. Die SPD, seit 1964 angeführt von Willy Brandt, strebte eine stärkere politische Rolle an, wobei Willy Brandt selbst zum zweiten Mal als Spitzenkandidat auftrat. Die SPD war in den vorangegangenen Jahren an Einfluss und Popularität gewachsen.

Hintergrund

Die SPD positionierte sich in den 1960er Jahren zunehmend als moderne und reformorientierte Volkspartei. Mit dem Godesberger Programm von 1959 hatte sie sich von marxistischen Grundsätzen gelöst und verfolgte das Ziel, breitere Bevölkerungsschichten anzusprechen. Willy Brandt, der zu dieser Zeit auch Regierender Bürgermeister von Berlin war, war eine charismatische und beliebte Figur innerhalb der SPD, der die Partei in der Bundestagswahl 1965 erneut führte.

Willy Brandts zentrale Themen und Forderungen für die SPD im Wahlkampf 1965 konzentrierten sich auf soziale Reformen, wirtschaftliche Modernisierung und die deutsche Wiedervereinigung. Auch die Entspannungspolitik gegenüber den Staaten des Ostblocks war ein wesentliches Anliegen der SPD. Die Partei zielte darauf ab, die Bundesrepublik Deutschland außenpolitisch neu auszurichten und der Sozialpolitik einen höheren Stellenwert einzuräumen.

Wahlergebnis und Fortsetzung der CDU/CSU-FDP-Koalition

Bei der Bundestagswahl 1965 konnte die SPD ihre Stimmenanteile steigern, erzielte jedoch keinen entscheidenden Sieg. Die CDU/CSU ging erneut als stärkste Kraft hervor, während die SPD in der Opposition verblieb. Die CDU/CSU setzte ihre Koalition mit der FDP fort, wobei Ludwig Erhard weiterhin Bundeskanzler blieb. Willy Brandt zog sich enttäuscht vorübergehend von der Bundespolitik zurückzog und schloss eine weitere Kanzlerkandidatur aus.

Bruch der Koalition und Bildung der Großen Koalition

Im Herbst 1966 geriet die CDU/CSU-FDP-Koalition in eine tiefe Krise, vor allem aufgrund von wirtschaftspolitischen Differenzen. Die Bundesrepublik geriet in die erste Rezession seit Kriegsende, und die Maßnahmen der Regierung, darunter Steuererhöhungen und Sparprogramme, führten zu wachsender Unzufriedenheit. Die Spannungen innerhalb der Koalition kulminierten schließlich im Bruch zwischen CDU/CSU und FDP.

Ludwig Erhard versuchte zunächst, mit einer Minderheitsregierung der CDU/CSU an der Macht zu bleiben, doch dieses Experiment scheiterte nach nur sechs Tagen. Die SPD erkannte in dieser Lage die Möglichkeit, Verantwortung für die Bundesrepublik zu übernehmen und politische Stabilität zu sichern. Am 30. November 1966 trat Erhard als Bundeskanzler zurück, und die CDU/CSU und SPD einigten sich darauf, erstmals eine Große Koalition zu bilden. Diese Entscheidung war historisch, da sie die erste Große Koalition in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland war.

Bundespräsident Heinrich Lübke, Kurt Georg Kiesinger und Willy Brandt

Kurt Georg Kiesinger, Mitglied der CDU, wurde neuer Bundeskanzler. Willy Brandt übernahm das Amt des Außenministers und Vizekanzlers im Kabinett Kiesinger. Dies war ein bedeutender Schritt für die SPD, die damit die Möglichkeit erhielt, aktiv an der Gestaltung der Regierungspolitik mitzuwirken und ihren Einfluss auszuweiten.

Auswirkungen

Die Bundestagswahl 1965 bedeutete für die SPD eine wichtige Station auf ihrem Weg zur Regierungsfähigkeit. Für Willy Brandt stellte dies die Möglichkeit dar, seine außenpolitischen Visionen in der Bundespolitik umzusetzen und die SPD als staatstragende Kraft zu etablieren. Die Große Koalition von 1966 bis 1969 legte damit den Grundstein für die spätere Kanzlerschaft Willy Brandts und markierte den Beginn einer neuen Ära für die SPD in der Bundesrepublik Deutschland.

Kandidatinnen und Kandidaten

Wahlkreis Kandidatin/Kandidat Listenplatz gewählt
1 Flensburg Walter Suck 10
2 Schleswig-Eckernförde Dr. Egon Höhnke 11
3 Husum Dr. Richard Tamblé 7 Liste
4 Steinburg-Süderdithmarschen Detlef Haase 8 Liste
5 Rendsburg-Neumünster Reinhold Rehs 2 Liste
6 Kiel Dr. Hans Müthling 6 direkt
7 Plön Bruno Diekmann 1 Liste
8 Segeberg-Eutin Klaus Konrad 9
9 Pinneberg Annemarie Renger 3 Liste
10 Stormarn-Herzogtum Lauenburg Fritz Sänger 4 Liste
11 Lübeck Karl Regling 5 Liste

weitere Listenkandidaten
12. Siegfried Zimmermann, Kiel
13. Ludwig Mayr, Lauenburg
14. Rosa Wallbaum, Kiel
15. Horst Göldner, Lübeck
16. Hans Hasselmann, Föhrden-Barl
17. Ernst Bachert, Lübeck-Kücknitz
18. Günter Heinrich, Kiel
19. Manfred Frank, Seedorf
20. Dr. Detlev Koke, Lübeck
21. Jürgen Oldenburg, Einfeld
22. Amandus Thordsen, Husum
23. Lisa Schmid, Neumünster
24. Leonhard Langmann, Kiel-Gaarden
25. Gerda Kade, Kiel-Wik

Quelle: [1]

Wahlergebnis in Schleswig-Holstein

Die Landesliste wurde im Mai auf dem Landesparteitag in Travemünde gewählt. Als Abgeordnete wurden dann in den Bundestag gewählt:

  1. Bruno Diekmann
  2. Detlef Haase
  3. Hans Müthling
  4. Karl Regling
  5. Reinhold Rehs - Übertritt zur CDU/CSU-Fraktion am 13. Mai 1969
  6. Annemarie Renger
  7. Fritz Sänger
  8. Richard Tamblé

Zweitstimmen:

Bundesergebnis Änderung zu 1961 Landesergebnis[2] Differenz Land/Bund
SPD 39,3 % +3,1 38,8 % -0,5
CDU 47,6 % +2,3 48,2 % +0,6
FDP 9,5 % -3,3 9,4 % -0,1
Sonstige 3,6 3,6

Wahlbeteiligung in Schleswig-Holstein: 85,9 %

SPD-Landesgruppe

gewählt über
Bruno Diekmann Liste
Detlef Haase Liste
Hans Müthling 6 - Kiel mit 49,0% der Erststimmen
Karl Regling Liste
Reinhold Rehs Liste wechselte am 13. Mai 1969 in die Fraktion der CDU/CSU
Annemarie Renger Liste
Fritz Sänger Liste
Dr. Richard Tamblé Liste

Wahlwerbespot

Einzelergebnisse

Hans Müthling wurde als Nachfolger von Fritz Baade für Kiel in den Bundestag gewählt. Auch Karl Schiller wurde MdB und stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Bundestag.

Einzelnachweise

  1. Statitisches Bundesamt: [[1]] Die Wahlbewerber für den 4. Deutschen Bundestag, Stuttgart 1965
  2. Bundeswahlleiter Ergebnisse früherer Bundestagswahlen Stand: 5. Juni 2014