Gerda Kade

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Gerda Kade
Gerda Kade
Gerda Kade
Geboren: 3. Dezember 1917
Gestorben: 7. Oktober 2001

Gerda Luise Kade, geb. Wünsch, * 3. Dezember 1917 in Berlin; † 7. Oktober 2001 in Berlin; Kindergärtnerin. Mitglied der SPD.

Leben & Beruf

Gerda Kade wurde in Berlin-Neukölln geboren und wuchs in einem sozialdemokratisch geprägten Elternhaus auf. Nach einer Ausbildung zur Kindergärtnerin zog sie ins schlesische Sagan (heute Żagań/Polen), wo sie die Jahre der NS-Herrschaft verbrachte. Dort heiratete sie den verwitweten Webmeister Herbert Kade, der bereits aus seiner ersten Ehe einen Sohn hatte. Das Ehepaar bekam zwei weitere Kinder.

Ihr Mann wurde zur NS-Wehrmacht eingezogen und kämpfte an der Ostfront. Gegen Ende des Krieges musste Gerda Kade mit den Kindern aus Schlesien fliehen. Über das Erzgebirge gelangten sie nach Potsdam, wo Herbert Kade, der längerer Kriegsgefangenschaft entging, bald nach Kriegsende wieder zu ihnen stieß. Offenbar noch vor Gründung der DDR verließen sie Ende der 1940er Jahre den sowjetisch besetzten Teil Deutschlands und gelangten in die britische Besatzungszone. Hier wurde Herbert Kade - wie auch sein Bruder Heinz Kade - (erneut?) Mitglied der SPD und Parteisekretär. Nach verschiedenen Stationen in Walsrode, Hannover und Lübeck ließ die Familie sich 1958 in Kiel nieder. Sie zogen in die Projensdorfer Str. 35 in der Wik.

Während ihr Mann sich beruflich neu orientierte und eine Stelle beim Landes-Verfassungsschutz antrat, blieb Gerda Kade Hausfrau und Mutter. Darüber hinaus engagierte sie sich ehrenamtlich, vor allem in der Kommunalpolitik und in der AWO. 1962 übernahm sie den Vorsitz des AWO-Kreisverbandes Kiel von Emma Schmidt und behielt das Amt bis 1974. Mit Frieda Bendfeldt als Stellvertreterin und Cäsar Rosenbrock als Kassierer hatte sie erfahrene und verlässliche Menschen an ihrer Seite.

Dies war auch notwendig. Die AWO stand mit dem beginnenden "Wirtschaftswunder" vor neuen Aufgaben. Die äußere Not war gelindert, jetzt musste die Gesellschaft entwickelt werden. Es herrschte eine gesellschaftliche Aufbruchsstimmung, ein Bedürfnis nach Veränderung, das die SPD wenig später in den Wahlslogan fasste: "Mehr Demokratie wagen!" Gerda Kade stellte sich diesen Anforderungen. Ihre Nachfolgerin Silke Reyer schrieb über sie:

"Sie war eine Frau, die mit Mut und Weitblick Politik gemacht hat. Sie hat unseren Verband [...] in eine neue Struktur gebracht. [...] Das Ziel von Gerda Kade war es, wegzukommen von der Almosenpolitik hin zur gesetzlichen Absicherung von sozialen Leistungen."[1]

Natürlich fanden weiterhin die Strandfahrten nach Falckenstein statt, aber der Schwerpunkt der Arbeit verlagerte sich zunehmend auf die Unterstützung von alten Menschen. 1971 betrieb die AWO bereits sechs Altentagesstätten, sie bot Hauspflege an und ab 1972 auch "Essen auf Rädern", um alten Menschen das Verbleiben in der eigenen Wohnung zu erleichtern.

Ein weiterer Aufbruch: 1973 konnte in Friedrichsort die erste AWO-Kindertagesstätte nach einem neuartigen baulichen und pädagogischen Konzept eröffnet werden. Der Kindergarten als erste Stufe des Bildungssystems: heute selbstverständlich, damals pädagogisches Neuland. Den Bau entwickelte die Kieler AWO zusammen mit dem Architekten Jürgen Baade. Zu Gerda Kades Rolle schrieb Silke Reyer:

"Mit Zähigkeit und Kraft gelang es ihr, den Sozialausschuss der Stadt Kiel, dessen Mitglied sie war, zu überzeugen, dass die Stadt das Defizit des Betriebs des Kindergartens trägt. Die Musterfinanzierung für viele Kindertagesstätten war geboren."[1]

Weitblick bewies sie auch bei der Auswahl des neuen Geschäftsführers, der 1973 eingestellt wurde: Der erst 24-jährige Steffen Etzel sollte zu einer prägenden Figur der Kieler AWO werden.

Zeitweise war Gerda Kade auch Mitglied im Landesvorstand der AWO.

1974 ging Herbert Kade in den Ruhestand; seine Frau gab alle Funktionen ab und zog mit ihm nach Cala San Vicente auf Mallorca, wo sie ein kleines Haus besaßen. Der Wegzug "der Kades" war selbst den Kieler Nachrichten eine Zwölf-Zeilen-Meldung wert.[2] Auf Mallorca starb Herbert Kade (*23. Februar 1911) am 27. Februar 1989.[3] Ihre letzten Lebensjahre verbrachte Gerda Kade wieder in ihrer Geburtsstadt Berlin, wo einer ihrer Söhne wohnte. Nach ihrem Tod wurde auch sie, wie ihr Mann, auf Mallorca beigesetzt.

Partei & Politik

Gerda Kade trat irgendwann zwischen Ende der 1940er Jahre und 1958 in die SPD ein; Genaueres ist nicht ermittelt, ebenso wenig, ob sie in ihrem Ortsverein Kiel-Wik Ämter übernahm.

Ab 1959 gehörte sie als bürgerliches Mitglied zur Ratsfraktion und arbeitete in verschiedenen Ausschüssen mit, u. a. für Soziales, Jugendwohlfahrt und Kultur.

Zur Kommunalwahl 1966 trat sie zum ersten Mal im Wahlkreis 6 (Wik) als Ratskandidatin an, kam jedoch erst 1968 als Nachrückerin für Hans Jeske[4] in die Ratsversammlung. Sie war u. a. Mitglied in den Ausschüssen für Soziales, fürs Theater und für die Berufs- und Fachschulen.[5]. 1970 trat sie erneut im Wahlkreis 6 (Wik) an und wurde gewählt.

Schon zur Bundestagswahl 1965 wurde sie auf dem 25. (letzten) Platz der Landesliste aufgestellt.

Im Januar 1968 wurde sie in den Landesfrauenausschuss gewählt.[6]

Ehrungen

Im November 1974 wurde Gerda Kade mit der Marie-Juchacz-Plakette der Arbeiterwohlfahrt (AWO) ausgezeichnet.[7]

Literatur

  • Löwner, Bernd: Gerda Kade geb. Wünsch, Vorsitzende des AWO Kreisverbandes Kiel 1962-1974, AWO-Zeitung 12/2021, S. 6-7 (Auf diesem Aufsatz beruht, wo nicht anders angegeben, der vorliegende Eintrag.)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Reyer, Silke: Gedanken zum Tode von Gerda Kade, AWO-Zeitung 3/2001, S. 3
  2. Schon gehört, Kieler Nachrichten, 23.4.1974
  3. Traueranzeige der Familie in den Unterlagen des Kreisverbandes Kiel.
  4. Verpflichtung Ratsherrin Gerda Kade, Kieler Nachrichten, 29.3.1968
  5. Nordwoche, 3.4.1970
  6. Politik und Organisation der SPD SH. Berichte zum Landesparteitag 1969, Tönning, S. 64
  7. Wikipedia, abgerufen 18.11.2015