Willi Steinhörster: Unterschied zwischen den Versionen

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==Leben & Beruf==
==Leben & Beruf==
Willi Steinhörster stammte aus einer Arbeiterfamilie - sein Vater war lippischer Ziegler. Die häufige Not im Elternhaus führte ihn zur Erkenntnis, dass die ungerechte Verteilung der Lebensgüter keine sinnvolle Ordnung bedeuten könne.<ref name=":0" />  
Willi Steinhörster stammte aus einer Arbeiterfamilie; sein Vater war lippischer Ziegler. Die häufige Not im Elternhaus führte ihn zur Erkenntnis, dass die ungerechte Verteilung der Lebensgüter keine sinnvolle Ordnung bedeuten könne.<ref name=":0" />  


Zur Volksschule ging er während des 1. Weltkrieges, machte dann eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Er wurde Lohnbuchhalter, Buchhalter und Prokurist bei überwiegend gewerkschaftlich-genossenschaftlichen Bauunternehmen<ref name=":0" /> - in der sogenannten "Bauhüttenbewegung"<ref name=":2">Paul Holtorf: ''Die leitenden Männer des Kreises Steinburg. Willi Steinhörster.'' In: Heimatverband Kreis Steinburg (Hrsg.): ''Steinburger Jahrbuch 1967'' (Itzehoe 1966), S. 33–34.</ref>. Das verschärfte soziale Elend nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs führte ihn [[1926]] mit 18 Jahren zur SPD.  
Die Volksschule besuchte er während des 1. Weltkrieges, machte dann eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Er wurde Lohnbuchhalter, Buchhalter und Prokurist bei überwiegend gewerkschaftlich-genossenschaftlichen Bauunternehmen<ref name=":0" /> - in der sogenannten "Bauhüttenbewegung"<ref name=":2">Paul Holtorf: ''Die leitenden Männer des Kreises Steinburg. Willi Steinhörster.'' In: Heimatverband Kreis Steinburg (Hrsg.): ''Steinburger Jahrbuch 1967'' (Itzehoe 1966), S. 33–34.</ref>. Das verschärfte soziale Elend nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs führte ihn [[1926]] mit 18 Jahren zur SPD.  


Von den Nazis wurde er [[1933]] entlassen, später verhaftet und stand jahrelang unter Beobachtung. Er schlug sich als Bauarbeiter<ref name=":1">{{Martens-45-59}}, S. 563</ref> und Prokurist in einer Tiefbaufirma<ref name=":2" /> durch, bis er [[1939]] zur Wehrmacht einberufen wurde, im Einsatz an der Ostfront, in Dänemark und Holland.   
Von den Nazis wurde er [[1933]] entlassen, später verhaftet und stand jahrelang unter Beobachtung. Er schlug sich als Bauarbeiter<ref name=":1">{{Martens-45-59}}, S. 563</ref> und Prokurist in einer Tiefbaufirma<ref name=":2" /> durch, bis er [[1939]] zur Wehrmacht einberufen wurde, im Einsatz an der Ostfront, in Dänemark und Holland.   


Nach der Kriegsgefangenschaft ergriff er wieder einen kaufmännischen Beruf und war auch erfolgreich in der Erwachsenenbildung tätig.<ref name=":0" />. [[1949]] stirbt seine erste Frau Wilma (geb. Voigt), mit der er einen Sohn und eine Tochter hatte<ref name=":2" />.
Nach der Kriegsgefangenschaft ergriff er wieder einen kaufmännischen Beruf und war auch erfolgreich in der Erwachsenenbildung tätig.<ref name=":0" />. [[1949]] starb seine erste Frau Wilma (geb. Voigt), mit der er einen Sohn und eine Tochter hatte.<ref name=":2" />


[[1954]] nimmt Willi Steinhörster wieder eine Stelle bei einer Wohnungsbaugenossenschaft an und zieht für diese Arbeit zunächst nach Hamburg, dann nach Marl/Westfalen<ref name=":2" />.  
[[1954]] nahm er wieder eine Stelle bei einer Wohnungsbaugenossenschaft an und zog für diese Arbeit zunächst nach Hamburg, dann nach Marl/Westfalen.<ref name=":2" /> Ab [[1. November]] [[1960]] war er dann bis zum Ruhestand [[1971]] hauptamtlicher Stadtrat ("Beigeordneter") für das Dezernat Wohnungsbau, Wirtschaftsförderung und Verkehr der Stadt Recklinghausen.


In zweiter Ehe ist Willi Steinhörster verheiratet mit Lieselotte Schwinkendorf (geb. Zimmer)<ref name=":2" />. Vor seinem Tod lebte Willi Steinhörster offenbar wieder in Itzehoe.
Eine zweite Ehe ging er mit Lieselotte Schwinkendorf (geb. Zimmer) ein, vermutlich nach [[1954]].<ref name=":2" />
Vor seinem Tod lebte er offenbar wieder in Itzehoe. Es ist vorstellbar, dass er nach seinem Ruhestand zurück in den Norden zog.


==Partei & Politik==
==Partei & Politik==
Nach dem Ende der NS-Diktatur half Willi Steinhörster, die SPD wieder aufzubauen. Er gründete den [[Ortsverein Wilster]] und viele weitere Ortsvereine im Kreis Steinburg<ref name=":2" />. Die SPD schlug ihn der Britischen Militärregierung als Abgeordneten für den Kreistag vor, woraufhin er dazu ernannt wurde. In der [[Kommunalwahl 1946]] wurde er in den ersten frei gewählten Kreistag gewählt.<ref name=":2" />
Nach dem Ende der NS-Diktatur beteiligte sich Willi Steinhörster sofort am Aufbau der SPD. Er gründete den [[Ortsverein Wilster]] und viele weitere Ortsvereine im Kreis Steinburg.<ref name=":2" />  


[[1946]] wurde er Parteisekretär und Delegierter des ersten SPD-Parteitages nach dem Neubeginn. Von [[1949]] bis [[1954]] übernahm er den Vorsitz der [[Kreisverband Steinburg|SPD im Kreis Steinburg]].<ref name=":1" />
[[1946]] wurde er Parteisekretär und vertrat die SPD als Delegierter auf dem ersten Parteitag nach dem Neubeginn. Von [[1949]] bis [[1954]] war er Vorsitzender der [[Kreisverband Steinburg|SPD im Kreis Steinburg]].<ref name=":1" />


Am [[29. November]] [[1947]] wurde Willi Steinhörster als Nachfolger von [[Wilhelm Käber]] einstimmig zum ehrenamtlichen Landrat des [[Kreisverband Steinburg|Kreises Steinburg]] gewählt. Das blieb er bis zum [[22. November]] [[1948]] - In der [[Kommunalwahl 1948]] hatten sich die Mehrheitsverhältnisse im Kreistag verändert und das Wahlbündnis aus CDU und FDP kam auf 23 und die SPD nur auf 21 Sitze. CDU und FDP wählten einen anderen Landrat. Willi Steinhörster blieb aber noch bis [[1954]] Mitglied des Kreistags.
Auf Vorschlag der SPD ernannte ihn die britische Militärregierung zum Abgeordneten des Kreistages. In der [[Kommunalwahl 1946]] kam er auch in den ersten gewählten Kreistag.<ref name=":2" />


Von [[1956]] bis [[1960]] gehörte er dem Kreistag des Kreises Recklinghausen an. Und wurde am am [[1. November]] [[1960]] bis zum Ruhestand [[1971]] hauptamtlicher Stadtrat ("Beigeordneter") für das Dezernat Wohnungsbau, Wirtschaftsförderung und Verkehr der Stadt Recklinghausen.  
Am [[29. November]] [[1947]] wählte ihn der [[Kreisverband Steinburg|Kreistag von Steinburg]] als Nachfolger von [[Wilhelm Käber]] einstimmig zum ehrenamtlichen Landrat. Das blieb er bis zum [[22. November]] [[1948]]. In der [[Kommunalwahl 1948]] hatten sich die Mehrheitsverhältnisse im Kreistag verändert: Das Wahlbündnis aus CDU und FDP kam auf 23, die SPD nur auf 21 Sitze. Willi Steinhörster blieb jedoch bis zu seinem Wegzug [[1954]] Mitglied des Kreistags.
 
Auch in seinem neuen Lebensbereich wurde er wieder kommunalpolitisch tätig. Von [[1956]] bis [[1960]] vertrat er die SPD im Kreistag des Kreises Recklinghausen. Ab [[1. November]] [[1960]] war er dann hauptamtlicher Stadtrat der Stadt Recklinghausen.  


===Landtag und Bundestag===
===Landtag und Bundestag===
Willi Steinhörster gehörte schon den beiden ersten, ernannten, Landtagen an. In der [[Landtagswahl 1947]] wurde er im Wahlkreis 29 (Steinburg-Süd) direkt in den Landtag wählt. Dort war er parlamentarischer Vertreter des Finanzministers - heute würde man "Parlamentarischer Staatssekretär" sagen, eine Funktion, die es im Landtag von Schleswig-Holstein nicht mehr gibt.  
Willi Steinhörster gehörte schon den beiden ersten, ernannten, Landtagen an. In der [[Landtagswahl 1947]] wurde er im Wahlkreis 29 (Steinburg-Süd) direkt in den Landtag wählt. Dort war er parlamentarischer Vertreter des Finanzministers - heute würde man "Parlamentarischer Staatssekretär" sagen, eine Funktion, die es im Landtag von Schleswig-Holstein nicht mehr gibt.  


Er blieb bis zum regulären Ende der 1. Wahlperiode im Landtag. Schon in der [[Bundestagswahl 1949]] wurde er jedoch für den Wahlkreis 11 (Steinburg) in den [[Landesgruppe|Bundestag]] gewählt. [[1951]] setzte er als MdB in einer interfraktionellen Initiative durch, dass der Bund für Vogelschutz - heute NABU - aus dem Bundeshaushalt institutionell (d.h. langfristig) gefördert wurde. Ab dem [[20. März]] [[1952]] führte er den stellvertretenden Vorsitz des Bundestagsausschusses für Grenzlandfragen.<ref>Vgl. {{Wikipedia}}</ref> In der [[Bundestagswahl 1953]] trat Willi Steinhörster entweder nicht noch einmal an, oder er wurde nicht in den Bundestag gewählt. Der Wahlkreis, den er [[1949]] noch gewonnen hatte, ging zumindest an einen CDU-Mann.
Er blieb bis zum regulären Ende der 1. Wahlperiode im Landtag. Schon in der [[Bundestagswahl 1949]] wurde er jedoch für den Wahlkreis 11 (Steinburg) in den [[Landesgruppe|Bundestag]] gewählt. [[1951]] setzte er als MdB in einer interfraktionellen Initiative durch, dass der Bund für Vogelschutz - heute NABU - aus dem Bundeshaushalt institutionell (d.h. langfristig) gefördert wurde. Ab dem [[20. März]] [[1952]] war er stellvertretender Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Grenzlandfragen.<ref>Vgl. {{Wikipedia}}</ref> In der [[Bundestagswahl 1953]] trat Willi Steinhörster entweder nicht noch einmal an, oder er wurde nicht wiedergewählt. Der Wahlkreis, den er [[1949]] noch gewonnen hatte, ging jedenfalls an einen CDU-Kandidaten.


==Literatur==
==Literatur==
*Paul Holtorf: ''Die leitenden Männer des Kreises Steinburg. Willi Steinhörster.'' In: Heimatverband Kreis Steinburg (Hrsg.): ''Steinburger Jahrbuch 1967'' (Itzehoe 1966), S. 33–34.
*Paul Holtorf: ''Die leitenden Männer des Kreises Steinburg. Willi Steinhörster.'' In: Heimatverband Kreis Steinburg (Hrsg.): ''Steinburger Jahrbuch 1967'' (Itzehoe 1966), S. 33–34.


==Links==
==Links==
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*{{Wikipedia}}
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Version vom 13. Juni 2020, 15:04 Uhr

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Willi Steinhörster
Geboren: 2. März 1908
Gestorben: 26. November 1978

Willi Steinhörster, * 2. März 1908 in Brunsbüttel; † 26. November 1978 in Itzehoe; Prokurist. Zweimal verheiratet, zwei Kinder. Mitglied der SPD seit 1926.[1]

Leben & Beruf

Willi Steinhörster stammte aus einer Arbeiterfamilie; sein Vater war lippischer Ziegler. Die häufige Not im Elternhaus führte ihn zur Erkenntnis, dass die ungerechte Verteilung der Lebensgüter keine sinnvolle Ordnung bedeuten könne.[1]

Die Volksschule besuchte er während des 1. Weltkrieges, machte dann eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Er wurde Lohnbuchhalter, Buchhalter und Prokurist bei überwiegend gewerkschaftlich-genossenschaftlichen Bauunternehmen[1] - in der sogenannten "Bauhüttenbewegung"[2]. Das verschärfte soziale Elend nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs führte ihn 1926 mit 18 Jahren zur SPD.

Von den Nazis wurde er 1933 entlassen, später verhaftet und stand jahrelang unter Beobachtung. Er schlug sich als Bauarbeiter[3] und Prokurist in einer Tiefbaufirma[2] durch, bis er 1939 zur Wehrmacht einberufen wurde, im Einsatz an der Ostfront, in Dänemark und Holland.

Nach der Kriegsgefangenschaft ergriff er wieder einen kaufmännischen Beruf und war auch erfolgreich in der Erwachsenenbildung tätig.[1]. 1949 starb seine erste Frau Wilma (geb. Voigt), mit der er einen Sohn und eine Tochter hatte.[2]

1954 nahm er wieder eine Stelle bei einer Wohnungsbaugenossenschaft an und zog für diese Arbeit zunächst nach Hamburg, dann nach Marl/Westfalen.[2] Ab 1. November 1960 war er dann bis zum Ruhestand 1971 hauptamtlicher Stadtrat ("Beigeordneter") für das Dezernat Wohnungsbau, Wirtschaftsförderung und Verkehr der Stadt Recklinghausen.

Eine zweite Ehe ging er mit Lieselotte Schwinkendorf (geb. Zimmer) ein, vermutlich nach 1954.[2]

Vor seinem Tod lebte er offenbar wieder in Itzehoe. Es ist vorstellbar, dass er nach seinem Ruhestand zurück in den Norden zog.

Partei & Politik

Nach dem Ende der NS-Diktatur beteiligte sich Willi Steinhörster sofort am Aufbau der SPD. Er gründete den Ortsverein Wilster und viele weitere Ortsvereine im Kreis Steinburg.[2]

1946 wurde er Parteisekretär und vertrat die SPD als Delegierter auf dem ersten Parteitag nach dem Neubeginn. Von 1949 bis 1954 war er Vorsitzender der SPD im Kreis Steinburg.[3]

Auf Vorschlag der SPD ernannte ihn die britische Militärregierung zum Abgeordneten des Kreistages. In der Kommunalwahl 1946 kam er auch in den ersten gewählten Kreistag.[2]

Am 29. November 1947 wählte ihn der Kreistag von Steinburg als Nachfolger von Wilhelm Käber einstimmig zum ehrenamtlichen Landrat. Das blieb er bis zum 22. November 1948. In der Kommunalwahl 1948 hatten sich die Mehrheitsverhältnisse im Kreistag verändert: Das Wahlbündnis aus CDU und FDP kam auf 23, die SPD nur auf 21 Sitze. Willi Steinhörster blieb jedoch bis zu seinem Wegzug 1954 Mitglied des Kreistags.

Auch in seinem neuen Lebensbereich wurde er wieder kommunalpolitisch tätig. Von 1956 bis 1960 vertrat er die SPD im Kreistag des Kreises Recklinghausen. Ab 1. November 1960 war er dann hauptamtlicher Stadtrat der Stadt Recklinghausen.

Landtag und Bundestag

Willi Steinhörster gehörte schon den beiden ersten, ernannten, Landtagen an. In der Landtagswahl 1947 wurde er im Wahlkreis 29 (Steinburg-Süd) direkt in den Landtag wählt. Dort war er parlamentarischer Vertreter des Finanzministers - heute würde man "Parlamentarischer Staatssekretär" sagen, eine Funktion, die es im Landtag von Schleswig-Holstein nicht mehr gibt.

Er blieb bis zum regulären Ende der 1. Wahlperiode im Landtag. Schon in der Bundestagswahl 1949 wurde er jedoch für den Wahlkreis 11 (Steinburg) in den Bundestag gewählt. 1951 setzte er als MdB in einer interfraktionellen Initiative durch, dass der Bund für Vogelschutz - heute NABU - aus dem Bundeshaushalt institutionell (d.h. langfristig) gefördert wurde. Ab dem 20. März 1952 war er stellvertretender Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Grenzlandfragen.[4] In der Bundestagswahl 1953 trat Willi Steinhörster entweder nicht noch einmal an, oder er wurde nicht wiedergewählt. Der Wahlkreis, den er 1949 noch gewonnen hatte, ging jedenfalls an einen CDU-Kandidaten.

Literatur

  • Paul Holtorf: Die leitenden Männer des Kreises Steinburg. Willi Steinhörster. In: Heimatverband Kreis Steinburg (Hrsg.): Steinburger Jahrbuch 1967 (Itzehoe 1966), S. 33–34.

Links

Quellen

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Landtagsinformationssystem: Willi Steinhörster; Wikipedia gibt 1927 an.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 Paul Holtorf: Die leitenden Männer des Kreises Steinburg. Willi Steinhörster. In: Heimatverband Kreis Steinburg (Hrsg.): Steinburger Jahrbuch 1967 (Itzehoe 1966), S. 33–34.
  3. 3,0 3,1 Martens, Holger: Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Schleswig-Holstein 1945 - 1959 (Malente 1998), ISBN 3-933862-24-8, S. 563
  4. Vgl. Wikipedia: Willi Steinhörster