Eduard Adler

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Eduard Adler
Eduard Adler
Eduard Adler
Geboren: 20. April 1861
Gestorben: Fehler: Ungültige Zeitangabe

[[Kategorie:Gestorben Fehler: Ungültige Zeitangabe]] Eduard Adler, * 20. April[1] 1861 in Berlin; † 1940 in Berlin (vermutlich)[2] war Chefredakteur der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung und Stadtverordneter für die SPD in Kiel. Er trat 1894 der SPD bei.

In seinem Beitrag über Eduard Adler schrieb Karl Rickers:

"... es gibt im Raum Schleswig-Holstein gewiß nicht viele Persönlichkeiten von dem poltitischen und geistigen Rang und zugleich der politischen Wirksamkeit Eduard Adlers. Es dürften Adler und Legien gewesen sein, die von der Jahrhundertwende an das Bild der hiesigen Arbeiterbewegung in erster Linie geprägt haben."[3]

Werdegang

Eduard Adler stammte aus einer bürgerlichen Familie jüdischer Herkunft. Seine Eltern waren der aus Krefeld gebürtige Kaufmann Otto Adler und die Berlinerin Helene Adler, geb. Herz. Ob seine Eltern religiöse Juden waren, weiß man nicht; ihr Sohn bezeichnete sich in seinem Lebenslauf als konfessionslos. Er besuchte bis September 1879 das Luisenstädtische Gymnasium (heute Heinrich-Schliemann-Oberschule) in Berlin; seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger im 3. Garderegiment beendete er als Gefreiter. Rickers sieht allerdings "Anhaltspunkte dafür, daß er recht gerne die Offizierslaufbahn in der Preußischen Armee eingeschlagen hätte", was ihm als Jude verwehrt war.[4] Er studierte an der Berliner Universität Naturwissenschaften, Philosophie, Neuere Sprachen, Statistik, Nationalökonomie und Rechtswissenschaft. Irgendwann in dieser Zeit bestand er auch seine akademische Turnlehrerprüfung, was für Kiel von großer Bedeutung werden sollte.[5]

Da die Familie inzwischen ihr Vermögen verloren hatte, entschied sich Eduard Adler nach dem Studium, zum Journalismus zu wechseln. Ab 1884 schrieb er für verschiedene freisinnige und linksliberale Publikationen. Anfang der 1890er Jahre war er in Berlin als Rechtskonsulent und Syndikus tätig[6], ab 1892 dann zwei Jahre lang als Angestellter der Ortskrankenkasse für das Bierbrauergewerbe, das damals im Mittelpunkt politischer Auseinandersetzungen stand.[7]

1894 kam Eduard Adler zur Arbeiterbewegung - möglicherweise auch aus dem Gefühl gesellschaftlicher Zurücksetzung infolge seiner jüdischen Herkunft, wie so manche führenden Persönlichkeiten der frühen Sozialdemokratie.[8] Er kehrte zum Journalismus zurück und zog 1900 nach Kiel, um Redakteur der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung zu werden.

Das Kieler Adressbuch von 1914 verzeichnet den Eintrag:

Adler, Ed., Redakt., Goethestr. 24[9]

Schleswig-Holsteinische Volkszeitung

Bei der VZ arbeitete er zwischen 1900 und 1917, vermutlich von Anfang an als Chefredakteur.[10] Auf dem Provinzialparteitag 1909 setzte er sich für die Schaffung einer vierten Redakteursstelle ein. Als Chefredakteur schrieb er die politischen Leitartikel; sie belegen seinen politischen Instinkt und Weitblick.

Kommunalpolitik

Von 1904 bis 1919 gehörte Eduard Adler der Kieler Stadtverordnetenversammlung an, zeitweise als Fraktionsvorsitzender und Stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher. Während des 1. Weltkrieges war er unter anderem für die Organisation der Ernährung in Kiel verantwortlich. [11]

Nationalitätenpolitik

Als Redakteur der VZ war Adler in ganz Schleswig-Holstein unterwegs, knüpfte Kontakte auch in die Grenzregion und machte die Nationalitätenpolitik zu einem seiner Themen. Er lernte Dänisch und fand dänische Freunde, nicht zuletzt den späteren Ministerpräsidenten Thorvald Stauning und den Schriftsteller Martin Andersen-Nexö; dabei stand er voll auf der Seite von Selbstbestimmungsrecht und Internationalismus. Schon 1902 überzeugte er seine Partei, eine Resolution für eine Volksabstimmung im Landesteil Schleswig zu verabschieden.[12] Während der Volksabstimmung 1920 gründete er den "Deutschen Schutzbund", um sicherzustellen, dass das Selbstbestimmungsrecht des deutschen Bevölkerungsteils nicht verletzt wurde.[13]

Arbeitersport und Jugendbewegung

Eduard Adler engagierte sich leidenschaftlich für den Arbeitersport. Als staatlich geprüfter Turnlehrer durfte er trotz der Repressionen gegen die Arbeiter-Sportvereine unterrichten. Er organisierte maßgeblich den Zusammenschluss der Kieler Arbeitersportvereine zur "Freien Turnerschaft an der Kieler Förde" mit insgesamt fast 3000 Mitgliedern und war seit 1902 ihr Oberturnwart.[14] Auf seine Initiative hin und die des Vorsitzenden der Kieler Jugendspielvereine, Prof. Peters, wurde an der Eckernförder Straße ein städtischer Sport- und Spielplatz (später das Nordmark-Sportfeld) angelegt.[15]

Kritik erntete er in der Partei für die Gründung einer Arbeitergruppe zur Wehrertüchtigung, auch wenn er diese damit begründete, dass man die jungen Arbeiter nicht ohne jegliche Erfahrung an die Front schicken dürfe. Vormilitärisches Training entsprach nicht den Interessen der jungen Kieler Arbeiter.[16]

Landrat

1920 wurde Eduard Adler zum zunächst kommissarischen Landrat von Eckernförde eingesetzt. Nach der Wahl am 1. Oktober 1921 wurde er im Amt bestätigt. Während des "Kapp-Putsches" verhaftete ihn das Militär und setzte ihn im Schloss Gottorf gefangen[17], ließ ihn aber nach drei Tagen wieder frei[18]. Als Landrat schied er im Jahr 1926 mit 65 Jahren aus.

Nach seinem Ausscheiden aus der schleswig-holsteinischen Politik zog Eduard Adler zurück nach Berlin. Seine Wohnadresse ist bis zum Jahr 1936 noch bekannt: Laut Berliner Adressbuch lebte er in Berlin NW 7, Mittelstraße 50 - Beruf: Landrat a.D.[19] Sein weiterer Verbleib ist unbekannt. Es ließen sich bisher keine Hinweise darauf finden, ob er eines natürlichen Todes starb, dem Bombenkrieg in Berlin zum Opfer fiel oder als Jude von den Nazis umgebracht wurde. Allerdings steht er - soviel konnte die Berliner Jüdische Gemeinde ermitteln - auf keiner Liste deportierter Juden.[20]

Veröffentlichungen

  • Der Landarbeiter, was er war, ist und sein wird (Broschüre zur Landarbeiterfrage, nach 1894)

Ehrungen

Literatur

Links

Quelle

  1. Wikipedia gibt irrtümlich den 30. April an.
  2. Doris Tillmann / Johannes Rosenplänter (Hrsg.): Kiel-Lexikon (Kiel 2011), S. 8
  3. Karl Rickers: Eduard Adlers Friedenspolitik 1914. In: Demokratische Geschichte 1(1986), S. 111
  4. Karl Rickers: Eduard Adlers Friedenspolitik 1914. In: Demokratische Geschichte 1(1986), S. 112
  5. Karl Rickers: Eduard Adlers Friedenspolitik 1914. In: Demokratische Geschichte 1(1986), S. 113
  6. Rolf Fischer: "Mit uns die neue Zeit!" Kiels Sozialdemokratie im Kaiserreich und in der Revolution (Geschichte der Kieler Sozialdemokratie, Band II: 1900 - 1920) (Kiel 2013), S. 30
  7. Gerhard Beier: Eduard Adler. in: Jungsozialisten Kiel Information 3/1965, zit. in: Rolf Fischer: "Mit uns die neue Zeit!", S. 30
  8. Karl Rickers: Eduard Adlers Friedenspolitik 1914. In: Demokratische Geschichte 1(1986), S. 112
  9. Adressbuch der Stadt Kiel 1914 (Buchstabe A)
  10. Karl Rickers: Eduard Adlers Friedenspolitik 1914. In: Demokratische Geschichte 1(1986), S. 113
  11. Karl Rickers: Eduard Adlers Friedenspolitik 1914. In: Demokratische Geschichte 1(1986), S. 106
  12. Gerhard Beier: Eduard Adler. in: Jungsozialisten Kiel Information 3/1965, zit. in: Rolf Fischer: "Mit uns die neue Zeit!", S. 31
  13. Dieser Abschnitt stützt sich hauptsächlich auf Rolf Fischer: "Mit uns die neue Zeit!" Kiels Sozialdemokratie im Kaiserreich und in der Revolution (Geschichte der Kieler Sozialdemokratie, Band II: 1900 - 1920) (Kiel 2013), S. 30-32
  14. Freie Turnerschaft Adler von 1893 e.V., abgerufen 26.8.2015
  15. Karl Rickers: Eduard Adlers Friedenspolitik 1914. In: Demokratische Geschichte 1(1986), S. 113
  16. Karl Rickers: Eduard Adlers Friedenspolitik 1914. In: Demokratische Geschichte 1(1986), S. 113
  17. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963])
  18. Gerhard Beier: Eduard Adler. in: Jungsozialisten Kiel Information 3/1965, zit. in: Rolf Fischer: "Mit uns die neue Zeit!", S. 31
  19. Karl Rickers: Eduard Adlers Friedenspolitik 1914. In: Demokratische Geschichte 1(1986), S. 121
  20. Karl Rickers: Eduard Adlers Friedenspolitik 1914. In: Demokratische Geschichte 1(1986), S. 121
  21. Zeltlager Adlerhorst