Günther Jansen: Unterschied zwischen den Versionen

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== Landesvorsitzender ==
== Landesvorsitzender ==
1975 wird Günther Jansen zum Landesvorsitzenden der SPD Schleswig-Holstein gewählt. Er ist damit der Nachfolger von [[Jochen Steffen]]. Der SPIEGEL schreibt nach Jansens Wahl:
1975 wurde Günther Jansen zum Landesvorsitzenden der SPD Schleswig-Holstein gewählt. Er war damit der Nachfolger von [[Jochen Steffen]]. Der SPIEGEL schrieb nach Jansens Wahl:


: "Günther Jansen, 38 (Photo r.), Bürgermeister der ostholsteinischen Großgemeinde Süsel (4500 Einwohner), wurde am vorvergangenen Wochenende zum Vorsitzenden des SPD-Landesverbandes Schleswig-Holstein (40 000 Mitglieder) gewählt. Anders als sein Vorgänger Jochen Steffen (l.), den der linke Liedersänger Franz Josef Degenhardt 'den kleinen Giftigen aus dem Norden' nannte, 'der der Lenin der SPD werden wollte, aber der dann ihr Conférencier werden mußte', gilt Jansen als Pragmatiker. Er machte bisher lediglich als 'bienenfleißiger Parteiarbeiter' (so ein Kieler Funktionär) parteiintern und durch sein Süseler 'Amt für Bürgerhilfe' (Kindergartenplätze für alle Vierjährigen. Freizeitangebote und Betreuung für alle Rentner) in kommunalpolitisch begrenztem Kreis auf sich aufmerksam. Als Landeschef will der Verwaltungsbeamte (Oberamtmann) und ehemalige Juso-Landesvorsitzende (1967 bis 1969) Steffens Politik, 'die ich bisher als Jochens Stellvertreter mitgetragen und mitentwickelt habe", gleichwohl fortsetzen und 'nicht nur verwalten'. Steffen, der weiter als Beisitzer dem Landesvorstand und der Grundwertekommission des SPD-Bundesvorstandes angehört, soll ihm dabei helfen. Jansen loyal: 'Er bleibt für uns ein unentbehrliches Reservoir. was die theoretische Entwicklung und das Durchdenken sozialdemokratischer Politik betrifft.'"<ref>DER SPIEGEL "[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41484061.html Berufliches]", 25/1975</ref>
: "Günther Jansen, 38 (Photo r.), Bürgermeister der ostholsteinischen Großgemeinde Süsel (4500 Einwohner), wurde am vorvergangenen Wochenende zum Vorsitzenden des SPD-Landesverbandes Schleswig-Holstein (40 000 Mitglieder) gewählt. Anders als sein Vorgänger Jochen Steffen (l.), den der linke Liedersänger Franz Josef Degenhardt 'den kleinen Giftigen aus dem Norden' nannte, 'der der Lenin der SPD werden wollte, aber der dann ihr Conférencier werden mußte', gilt Jansen als Pragmatiker. Er machte bisher lediglich als 'bienenfleißiger Parteiarbeiter' (so ein Kieler Funktionär) parteiintern und durch sein Süseler 'Amt für Bürgerhilfe' (Kindergartenplätze für alle Vierjährigen. Freizeitangebote und Betreuung für alle Rentner) in kommunalpolitisch begrenztem Kreis auf sich aufmerksam. Als Landeschef will der Verwaltungsbeamte (Oberamtmann) und ehemalige Juso-Landesvorsitzende (1967 bis 1969) Steffens Politik, 'die ich bisher als Jochens Stellvertreter mitgetragen und mitentwickelt habe", gleichwohl fortsetzen und 'nicht nur verwalten'. Steffen, der weiter als Beisitzer dem Landesvorstand und der Grundwertekommission des SPD-Bundesvorstandes angehört, soll ihm dabei helfen. Jansen loyal: 'Er bleibt für uns ein unentbehrliches Reservoir. was die theoretische Entwicklung und das Durchdenken sozialdemokratischer Politik betrifft.'"<ref>DER SPIEGEL ''[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41484061.html Berufliches]'', 25/1975</ref>


Unter Jansens Leitung erklärte die SPD in Schleswig-Holstein bereits Mitte der 70er Jahre die [[Energiewende]] zum zentralen Ziel ihrer Politik. Der damalige Landesgeschäftsführer [[Rolf Selzer]] schreibt in seinen Memoiren:
Unter Jansens Leitung erklärte die SPD in Schleswig-Holstein bereits Mitte der 70er Jahre die [[Energiewende]] zum zentralen Ziel ihrer Politik. Der damalige Landesgeschäftsführer [[Rolf Selzer]] schreibt in seinen Memoiren:


:"[…] Jansen [trug] sein Bekenntnis "Atomkraft - Nein Danke!" offen zu Schau. Er beteiligte sind in der ersten Reihe an Demonstrationen der Kernkraftgegner zum bevorstehenden Bau des Atommeilers in Brockdorf (sic!). Der von CDU-Innenminister Dr. Dr. Uwe Barschel [Anm: Rudolf Titzck war Innenminister 1971-1979, Uwe Barschel 1979-1982] demonstrierte Stahlhelm- und Knüppelgewalt, seinen über Menschenmengen hinwegmahlenden Hubschraubern und den mit vergiftetem Wassern schießenden Wasserwerfern der Polizei setzte Jansen Widerstand durch persönliche Teilnahme entgegen. Er scheute auch nicht davor zurück, Strafanzeige gegen besonders eifrigen Polizeieinsatz zu erstatten. Nicht einmal dann, wenn einer der verantwortlichen Einsatzleister der Polizei ein Familienangehöriger gewesen ist."<ref>Rolf Selzer "Stiernackige Profilierte Dickschädel - Hintergründiges über SPD-Lichtgestalten aus der Provinz im Norden, unveröffentlicht"</ref>
:"[…] Jansen [trug] sein Bekenntnis "Atomkraft - Nein Danke!" offen zu Schau. Er beteiligte sind in der ersten Reihe an Demonstrationen der Kernkraftgegner zum bevorstehenden Bau des Atommeilers in Brockdorf (sic!). Der von CDU-Innenminister Dr. Dr. Uwe Barschel [Anm: Rudolf Titzck war Innenminister 1971-1979, Uwe Barschel 1979-1982] demonstrierten Stahlhelm- und Knüppelgewalt, seinen über Menschenmengen hinwegmahlenden Hubschraubern und den mit vergiftetem Wassern schießenden Wasserwerfern der Polizei setzte Jansen Widerstand durch persönliche Teilnahme entgegen. Er scheute auch nicht davor zurück, Strafanzeige gegen besonders eifrigen Polizeieinsatz zu erstatten. Nicht einmal dann, wenn einer der verantwortlichen Einsatzleister der Polizei ein Familienangehöriger gewesen ist."<ref>Rolf Selzer: ''Stiernackige profilierte Dickschädel - Hintergründiges über SPD-Lichtgestalten aus der Provinz im Norden'', unveröffentlicht</ref>


1976 wurde der Ausstieg aus der [[Atomkraft|Atomenergie]] Beschlusslage und bald der Ausbau der [[Windenergie]] propagiert und ab 1988 in Regierungsverantwortung mit aller Kraft vorangetrieben. "Das Ziel ohne Wenn und Aber aus der Atomenergie auszusteigen und gleichzeitig die Umsetzung einer umweltfreundlichen neuen Energiepolitik bleibt die herausragende zukunftsweisende Leistung Günter Jansen," sagte der SPD Landesvorsitzende [[Ralf Stegner]] 2011 anlässlich des 75. Geburtstags von Günther Jansen.<ref>Stegner, Ralf (2011) "[http://www.spd-schleswig-holstein.de/aktuelles/aid/1323 SPD Landesvorsitzender Ralf Stegner gratuliert Günther Jansen zum 75. Geburtstag]", 13.07.2011</ref>
1976 wurde der Ausstieg aus der [[Atomkraft|Atomenergie]] Beschlusslage, bald der Ausbau der [[Windenergie]] propagiert und ab 1988 in Regierungsverantwortung mit aller Kraft vorangetrieben. "Das Ziel, ohne Wenn und Aber aus der Atomenergie auszusteigen und gleichzeitig die Umsetzung einer umweltfreundlichen neuen Energiepolitik bleibt die herausragende zukunftsweisende Leistung von Günter Jansen," sagte der SPD-Landesvorsitzende [[Ralf Stegner]] 2011 anlässlich von dessen 75. Geburtstag.<ref>Stegner, Ralf: ''[http://www.spd-schleswig-holstein.de/aktuelles/aid/1323 SPD Landesvorsitzender Ralf Stegner gratuliert Günther Jansen zum 75. Geburtstag]'', 13.07.2011</ref>


Bis 1987 bleibt Jansen Landevorsitzender.
Bis 1987 blieb Jansen Landevorsitzender.


== weitere Ämter ==
== weitere Ämter ==
* 1967 bis 1969 [[Jusos|Juso Landesvorsitzender]]
* 1967-1969 [[Jusos|Juso-Landesvorsitzender]]
* 1969 bis 1975 stellvertretender Landesvorsitzender
* 1969-1975 stellvertretender Landesvorsitzender


== Links ==
== Links ==
* [http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnther_Jansen Wikipedia]
* [http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnther_Jansen Wikipedia]
* Dachs, Gisela (1993) "[http://www.zeit.de/1993/13/saubermaenner-unter-waschzwang/komplettansicht Saubermänner unter Waschzwang]" in: DIE ZEIT, 26.3.1993 Nr. 13
* Dachs, Gisela: ''[http://www.zeit.de/1993/13/saubermaenner-unter-waschzwang/komplettansicht Saubermänner unter Waschzwang]'', in: DIE ZEIT Nr. 13, 26.3.1993


== Quellen ==
== Quellen ==

Version vom 16. März 2014, 02:19 Uhr

Günther Jansen
Günther Jansen
Günther Jansen
Geboren: 17. Juli 1936

Günther Jansen, * 14. Juli 1936 in Eutin. Seit 1959 ist er Mitglied der SPD. Von 1975-1987 war Jansen hauptamtlicher Landesvorsitzender der SPD Schleswig-Holstein.

Landesvorsitzender

1975 wurde Günther Jansen zum Landesvorsitzenden der SPD Schleswig-Holstein gewählt. Er war damit der Nachfolger von Jochen Steffen. Der SPIEGEL schrieb nach Jansens Wahl:

"Günther Jansen, 38 (Photo r.), Bürgermeister der ostholsteinischen Großgemeinde Süsel (4500 Einwohner), wurde am vorvergangenen Wochenende zum Vorsitzenden des SPD-Landesverbandes Schleswig-Holstein (40 000 Mitglieder) gewählt. Anders als sein Vorgänger Jochen Steffen (l.), den der linke Liedersänger Franz Josef Degenhardt 'den kleinen Giftigen aus dem Norden' nannte, 'der der Lenin der SPD werden wollte, aber der dann ihr Conférencier werden mußte', gilt Jansen als Pragmatiker. Er machte bisher lediglich als 'bienenfleißiger Parteiarbeiter' (so ein Kieler Funktionär) parteiintern und durch sein Süseler 'Amt für Bürgerhilfe' (Kindergartenplätze für alle Vierjährigen. Freizeitangebote und Betreuung für alle Rentner) in kommunalpolitisch begrenztem Kreis auf sich aufmerksam. Als Landeschef will der Verwaltungsbeamte (Oberamtmann) und ehemalige Juso-Landesvorsitzende (1967 bis 1969) Steffens Politik, 'die ich bisher als Jochens Stellvertreter mitgetragen und mitentwickelt habe", gleichwohl fortsetzen und 'nicht nur verwalten'. Steffen, der weiter als Beisitzer dem Landesvorstand und der Grundwertekommission des SPD-Bundesvorstandes angehört, soll ihm dabei helfen. Jansen loyal: 'Er bleibt für uns ein unentbehrliches Reservoir. was die theoretische Entwicklung und das Durchdenken sozialdemokratischer Politik betrifft.'"[1]

Unter Jansens Leitung erklärte die SPD in Schleswig-Holstein bereits Mitte der 70er Jahre die Energiewende zum zentralen Ziel ihrer Politik. Der damalige Landesgeschäftsführer Rolf Selzer schreibt in seinen Memoiren:

"[…] Jansen [trug] sein Bekenntnis "Atomkraft - Nein Danke!" offen zu Schau. Er beteiligte sind in der ersten Reihe an Demonstrationen der Kernkraftgegner zum bevorstehenden Bau des Atommeilers in Brockdorf (sic!). Der von CDU-Innenminister Dr. Dr. Uwe Barschel [Anm: Rudolf Titzck war Innenminister 1971-1979, Uwe Barschel 1979-1982] demonstrierten Stahlhelm- und Knüppelgewalt, seinen über Menschenmengen hinwegmahlenden Hubschraubern und den mit vergiftetem Wassern schießenden Wasserwerfern der Polizei setzte Jansen Widerstand durch persönliche Teilnahme entgegen. Er scheute auch nicht davor zurück, Strafanzeige gegen besonders eifrigen Polizeieinsatz zu erstatten. Nicht einmal dann, wenn einer der verantwortlichen Einsatzleister der Polizei ein Familienangehöriger gewesen ist."[2]

1976 wurde der Ausstieg aus der Atomenergie Beschlusslage, bald der Ausbau der Windenergie propagiert und ab 1988 in Regierungsverantwortung mit aller Kraft vorangetrieben. "Das Ziel, ohne Wenn und Aber aus der Atomenergie auszusteigen und gleichzeitig die Umsetzung einer umweltfreundlichen neuen Energiepolitik bleibt die herausragende zukunftsweisende Leistung von Günter Jansen," sagte der SPD-Landesvorsitzende Ralf Stegner 2011 anlässlich von dessen 75. Geburtstag.[3]

Bis 1987 blieb Jansen Landevorsitzender.

weitere Ämter

Links

Quellen

  1. DER SPIEGEL Berufliches, 25/1975
  2. Rolf Selzer: Stiernackige profilierte Dickschädel - Hintergründiges über SPD-Lichtgestalten aus der Provinz im Norden, unveröffentlicht
  3. Stegner, Ralf: SPD Landesvorsitzender Ralf Stegner gratuliert Günther Jansen zum 75. Geburtstag, 13.07.2011