SPD-Parteitag 1899, Hannover

Aus SPD Geschichtswerkstatt

Der SPD-Parteitag 1899 fand vom 9. bis 14. Oktober in Hannover statt.

Teilnehmer*innen

Unter den Delegierten waren aus Schleswig-Holstein August Kemmer (Itzehoe, für RWK 5), Adolph von Elm und Carl Lementzow (Ottensen, für Reichstagswahlkreis 6), Christian Regenfuß (Rendsburg) und Rudolf Wissel (für RWK 7), J. Bruns, E. Laatzen und Friedrich Lesche, einer der Schriftführer des Parteitags, (für RWK 8 u. 10); Hermann Molkenbuhr (Ottensen), Heinrich Mahlke (Apenrade-Flensburg), außerdem aus Hamburg Reinhard Bérard, Karl Frohme, Heinrich Koenen und Luise Zietz, eine der Schriftführerinnen des Parteitags, aus Lübeck Theodor Bartels, August Kasch und Theodor Schwartz sowie aus dem Großherzogtum Oldenburg Paul Hug (Bant).[1]

Tagesordnung

1. Konstituirung des Parteitages. Wahl des Bureaus. Festsetzung der Geschäfts- und Tagesordnung. Wahl einer Kommission zur Prüfung der Mandate. 2. Geschäftsbericht des Vorstandes (I. Auer, A. Gerisch)
3. Bericht der Kontroleure [sic!] (H. Meister)
4. Bericht über die parlamentarische Thätigkeit (G. Hoch)
5. Die Angriffe auf die Grundanschauungen und die taktische Stellungnahme der Partei (A. Bebel)
6. Erörterung über Punkt 3 des Programms (F. Geyer)
7. Die Zuchthausvorlage vor dem Reichstage (M. Segitz) 8. Die Maifeier 1900 (W. Pfannkuch)
9. Internationaler Arbeiterkongreß (W. Liebknecht)
10. Anträge zum Programm und zur Organisation
11. Sonstige Anträge

Inhalte

Das inhaltlich umstrittenste Thema war sicher TOP 5; die Diskussion zog sich über mehrere Tage hin. Im Kern ging es - wie auf noch einigen weiteren Parteitagen - um Eduard Bernsteins Theorie des Revisionismus.

"Zu heftigen Auseinandersetzungen kommt es nach A. Bebels Referat zwischen den »Radikalen« und den »Revisionisten«. Nach der von A. Bebel ausgearbeiteten Resolution - sie wird mit großer Mehrheit (216 zu 21 Stimmen) angenommen - gibt die bisherige Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft der Partei keine Veranlassung, ihre Grundsätze und -forderungen, ihre Taktik, noch ihren Namen zu ändern, das heißt aus der sozialdemokratischen Partei eine demokratisch-sozialistische Reformpartei zu machen. Die Partei stehe nach wie vor auf dem Boden des Klassenkampfes. Sie weise jeden Versuch entschieden zurück, der darauf hinausgehe, ihre Stellung gegenüber der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung und den bürgerlichen Parteien zu verschleiern oder zu verrücken. [...] Der Gründung von Wirtschaftsgenossenschaften steht die Partei neutral gegenüber."[2]

In der Debatte meldete sich auch - das einzige Mal auf diesem Parteitag - Friedrich Lesche zu Wort und belegte, dass er seinen Marx kannte und über genügend Selbstbewusstsein verfügte, neben August Bebel, Karl Kautsky, Rosa Luxemburg, Hermann Molkenbuhr oder Clara Zetkin einen längeren Redebeitrag zu leisten.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Protokoll über die Verhandlungen des Parteitages der SPD ... (Berlin 1899), S. 298-302
  2. Osterroth, Franz / Schuster, Dieter: Stichtag 9./17. Okt. 1899. in: Chronik der deutschen Sozialdemokratie. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1975. Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001