Ortsverein Altona: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Ortsverein Altona''' war bis [[1933]] eine Gliederung des [[Bezirksverband Schleswig-Holstein|Bezirksverbandes Schleswig-Holstein]]. Sie wurde am [[30. Mai]] [[1864]] in Schleswig-Holstein als erste [[ADAV]]-Gemeinde gegründet.  
Der '''Ortsverein Altona''' war bis [[1933]] eine Gliederung des [[Bezirksverband Schleswig-Holstein|Bezirksverbandes Schleswig-Holstein]]. Er wurde am [[30. Mai]] [[1864]] in Schleswig-Holstein als erste [[ADAV]]-Gemeinde gegründet.  


Altona war in den 1860er Jahren die größte Stadt Schleswig-Holsteins. Mit 30000 Einwohnern, war sie größer als Kiel mit nur 18000 Einwohnern.<ref>{{Osteroth-100-Jahre}}, Seite 6f</ref> Die Stadt profitierte von ihrer Nähe zu Hamburg und dem wirtschaftlichen Aufschwung der Hansestadt. Das brachte eine Schicht von Industriearbeitern in die Stadt. Mit ihnen kam die Arbeiterbewegung von Hamburg aus nach Altona und von Altona aus ins restliche Schleswig-Holstein. Lange wurde zum Beispiel der Reichstagswahlkreis [[Kreisverband Herzogtum Lauenburg|Herzogtum Lauenburg]] von Altona mitversorgt. Altona galt als das "Bollwerk des Nordens"<ref>Krämer, Gerd: ''[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay04.pdf Altona 1848-1890. Das Bollwerk des Nordens.]'' in: Demokratische Geschichte, Band 3 (1988)</ref>.
==Geschichte==
Altona war bis zu den 1860er Jahren mit 30&nbsp;000 Einwohnern nach Kopenhagen die zweitgrößte Stadt im dänischen Gesamtstaat. Es blieb auch nach der Annexion durch Preußen ([[1867]]) die größte Stadt Schleswig-Holsteins, größer als Kiel, wo nur 18&nbsp;000 Menschen lebten.<ref>{{Osterroth-100-Jahre}}, Seite 6 f.</ref> Die Stadt profitierte von ihrer Nähe zu Hamburg und dem wirtschaftlichen Aufschwung der Hansestadt, verfügte über einen florierenden Getreide- und Fischereihafen<ref>Schote, Heiner: ''Altona: Von der dänischen Stadtgründung zum Hamburger Bezirkszentrum''. In: ''Natur- und Landeskunde. Zeitschrift für Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg'', 10-12/2020, S. 234</ref>, war aber eher kleingewerblich strukturiert.<ref>Krämer, Gerd: ''[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay04.pdf Altona 1848-1890. "Das Bollwerk des Nordens"]''. In: ''Demokratische Geschichte'' 3(1988), S. 63</ref>  


Der Beginn der Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein lässt sich damit definieren mit der Gründung der [[ADAV]]-Gemeinde in Altona [[1864]]. Ein Jahr nachdem sich der [[Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein|Allgemeine Deutsche Arbeiterverein]] sich in Leipzig gegründet hatte. <blockquote>"Neben [[Karl von Bruhn|C. Bruhn]] traten [[Jacob Audorf|Audorf]], Hesse und [[Carl Schallmayer|Schallmeyer]] in der ersten Arbeiterversammlung auf, zu der die Altonaer Gemeinde der Lassalleaner am [[30. Mai]] [[1864]] eingeladen hatte. Von nun an trafen sich ihre Mitglieder jeden Montag im Schumacherhaus, um aus Schriften Lassalles vorzulesen und darüber zu diskutieren. Alle vier Wochen veranstalteten sie eine öffentliche Hauptversammlung, deren dritte von 350 Arbeitern besucht wurde."<ref>{{Osteroth-100-Jahre}}, Seite 8</ref> </blockquote>Ein später sehr bedeutendes Mitglied war [[Louise Schroeder]], von [[1915]] bis [[1933]] im Vorstand.
Für Industrieansiedlung attraktiver war das angrenzende Ottensen, das im Gegensatz zu Altona (und Hamburg) dem Deutschen Zollverein angehörte und daher vom schnell wachsenden deutschen Binnenmarkt profitierte.<ref>Schote, Heiner: ''Altona: Von der dänischen Stadtgründung zum Hamburger Bezirkszentrum''. In: ''Natur- und Landeskunde. Zeitschrift für Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg'', 10-12/2020, S. 234</ref> Die hier entstehenden Glashütten, Zigarrenfabriken und Eisengießereien<ref>Krämer, Gerd: ''[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay04.pdf Altona 1848-1890. "Das Bollwerk des Nordens"]''. In: ''Demokratische Geschichte'' 3(1988), S. 63</ref> brachten eine starke Schicht von Industriearbeitern mit sich. Erst [[1889]] wurde Ottensen nach Altona eingemeindet.  
<blockquote>"Altona entwickelte sich zu einer Wohnstadt für Hamburger und Ottenser Arbeiter, die wegen billigerer Lebenshaltungskosten hierher zogen. Die Bevölkerung verdoppelte sich deshalb im Zeitraum von [[1864]] bis [[1885]] von 53.039 auf 104.717 Personen."<ref>Krämer, Gerd: ''[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_02/Demokratische_Geschichte_Band_02_Essay02.pdf Mann der Arbeit aufgewacht. Die Altonaer und Ottensener Gemeinden des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins]''. In: ''Demokratische Geschichte'' 2(1987), Seite 15</ref></blockquote>


[[1937]] wurde die selbstständige Stadt Altona im Zuge des ''"Groß-Hamburg-Gesetzes"'' als Stadtteil der Hansestadt Hamburg eingegliedert, so dass die Wiedergründung nach der NS-Zeit im Landesorganisation Hamburg erfolgte.  
Schon seit der [[Vorgeschichte der Arbeiterbewegung|Revolution 1848]] organisierten sich Arbeiter in Altona. Der dortigen [[Arbeiterverein|Arbeiterbildungsverein]] ging aus einer bürgerlichen Organisation hervor, die bereits vorher existiert hatte. Dann aber gewannen die Arbeiter unter der Agitation des Tischlergesellen [[G.A. Hirschhoff]] die Mehrheit im Verein, verschärften seine Zielsetzung und nannten ihn in "Neuer Bürgerverein" um.<ref>Pelger, Hans: ''[http://library.fes.de/jportal/servlets/MCRFileNodeServlet/jportal_derivate_00020047/afs-1968-161.pdf Zur demokratischen und sozialen Bewegung in Norddeutschland im Anschluß an die Revolution von 1848]'', in: Archiv für Sozialgeschichte, Band 8 (1968), Seite 179f</ref> Vorsitzender wurde [[Karl von Bruhn]].
 
[[G.A. Hirschhoff]] war gleichzeitig die Verbindungsperson zum [[Arbeiterverein|Arbeitergesamtverein für Schleswig-Holstein]], der sich Anfang [[1850]] in Kiel gegründete. Er trieb die überregionale Zusammenarbeit voran und plädierte für einen Anschluss des schleswig-holsteinischen Arbeitergesamtvereins an die Leipziger Arbeiterverbrüderung.<ref>Pelger, Hans: ''[http://library.fes.de/jportal/servlets/MCRFileNodeServlet/jportal_derivate_00020047/afs-1968-161.pdf Zur demokratischen und sozialen Bewegung in Norddeutschland im Anschluß an die Revolution von 1848]'', in: Archiv für Sozialgeschichte, Band 8 (1968), Seite 170</ref>
 
Mit den Arbeitern gelangte die Arbeiterbewegung von Hamburg aus nach Altona und von dort aus ins restliche Schleswig-Holstein. Altona galt als das "Bollwerk des Nordens"<ref>Krämer, Gerd: ''[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay04.pdf Altona 1848-1890. "Das Bollwerk des Nordens"]''. In: ''Demokratische Geschichte'' 3(1988), S. 63</ref>. Später wurde zum Beispiel lange der Reichstagswahlkreis [[Kreisverband Herzogtum Lauenburg|Herzogtum Lauenburg]] von dort mitbetreut.
 
Der Beginn der Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein lässt sich damit datieren auf die Gründung der [[ADAV]]-Gemeinde in Altona ein Jahr, nachdem sich der [[Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein|Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV)]] in Leipzig gegründet hatte.<blockquote>"Neben [[Karl von Bruhn|C. Bruhn]] traten [[Jacob Audorf|Audorf]], Hesse und [[Carl Schallmayer|Schallmeyer]] in der ersten Arbeiterversammlung auf, zu der die Altonaer Gemeinde der Lassalleaner am [[30. Mai]] [[1864]] eingeladen hatte. Von nun an trafen sich ihre Mitglieder jeden Montag im Schumacherhaus, um aus Schriften Lassalles vorzulesen und darüber zu diskutieren. Alle vier Wochen veranstalteten sie eine öffentliche Hauptversammlung, deren dritte von 350 Arbeitern besucht wurde."<ref>{{Osterroth-100-Jahre}}, Seite 8</ref></blockquote>
 
Der [[ADAV]] konnte auf eine bereits bestehende Gewerkschaftsbewegung aufbauen. [[1862]] gab es in Altona Vereinigungen der Korbmacher, Bildhauer, Brotträger, Hutmacher, Hausknechte usw.<ref>{{Regling-Anfänge-des-Sozialismus|Seite=113}}</ref> Der Altonaer Zigarrenarbeiterverein, dessen Bevollmächtigter ab [[1867]] [[Otto Reimer]] war, vertrat die Vereine aus Flensburg, Kiel und Schleswig.<ref>Pelger, Hans: ''[http://library.fes.de/jportal/servlets/MCRFileNodeServlet/jportal_derivate_00020047/afs-1968-161.pdf Zur demokratischen und sozialen Bewegung in Norddeutschland im Anschluß an die Revolution von 1848]'', in: ''Archiv für Sozialgeschichte'', Band 8 (1968), Seite 185</ref> Auch hier gab es also auch schon eine überregionale Vernetzung der Arbeiterschaft.
 
[[Datei:Bericht zur Bezirksfrauenkonferenz in Altona.png|mini|Bezirksfrauenkonferenz 1921]][[1869]] hatte der [[ADAV]] in Altona 164 Mitglieder und war der zweitgrößte in Schleswig-Holstein. Ab Juli kündigte [[Georg Winter]] als Bevollmächtigter (=Vorsitzender) die Mitgliederversammlungen, die immer dienstags zunächst im Schumacheramthaus in der Großen Bergstraße stattfanden, regelmäßig im ''Social-Demokrat'' an. Die erste fand am [[27. Juli]] statt.<ref>''[https://fes.imageware.de/fes/web/index.html?open=SC05100&page=3 Social-Demokrat - Tagesausgabe]'', 27.8.1869</ref>
 
Der Präsident des [[ADAV]], [[Johann Baptist von Schweitzer]], besuchte auf seiner Reise durch den Verein im November [[1869]] auch das erfolgreiche Altona.<ref>[https://fes.imageware.de/fes/web/index.html?open=SC05126&page=1 ''Social-Demokrat'' - Tagesausgabe], 27.10.1869</ref>
 
[[1874]] entstand der [[Arbeitergesangverein|Arbeitergesangsverein]] "Liedertafel Lassalle".<ref>{{Osterroth-100-Jahre}} Seite 51</ref>
 
Etwa ab [[1910]] lag in Altona auch ein Schwerpunkt der [[Frauen- und Gleichstellungspolitik|Frauenpolitik]] der Landespartei, weil [[Louise Schroeder]] dort sehr aktiv war. So fand im Vorfeld des [[Bezirksparteitag 1921, Altona|Bezirksparteitages]] am [[21. November]] [[1921]] die [[Frauen- und Gleichstellungspolitik|Bezirksfrauenkonferenz]] in den Altonaer "Blumensälen" statt. Unter der Leitung von Louise Schroeder referierten [[Elfriede Ryneck]] aus Berlin über Frauen- und Wohlfahrtspolitik und [[Toni Pfülf]] aus München über Kultur- und Bildungspolitik.<ref>''[[Die Gleichheit]]'', 1.1.1922, S. 10</ref>
 
[[1937]] wurde die selbstständige Stadt Altona im Zuge des "Groß-Hamburg-Gesetzes" als Stadtteil in die Hansestadt Hamburg eingegliedert, so dass die Wiedergründung nach der NS-Herrschaft in der Landesorganisation Hamburg erfolgte.  


==Vorsitzende==
==Vorsitzende==
*[[1919]]-[[1933]] - [[Paul Bugdahn]]<ref>Martens, Holger: ''SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959'' (Malente 1998), Bd. 1, S. 54</ref>
*[[1919]]-[[1933]] - [[Paul Bugdahn]]<ref>Martens, Holger: ''SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959'' (Malente 1998), Bd. 1, S. 54</ref>
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*[[1900]]-[[1906]] - [[Wilhelm Kahle]]<ref>Vgl. [https://www.spurensuche-kreis-pinneberg.de/spur/holsteiner-hof-parteilokal-der-spd/ Spurensuche im Kreis Pinneberg und Umgebung], abgerufen 17.9.2019</ref>
*[[1900]]-[[1906]] - [[Wilhelm Kahle]]<ref>Vgl. [https://www.spurensuche-kreis-pinneberg.de/spur/holsteiner-hof-parteilokal-der-spd/ Spurensuche im Kreis Pinneberg und Umgebung], abgerufen 17.9.2019</ref>
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*um [[1869]] - [[Georg Winter]]
*[[1864]]-???? - [[Karl von Bruhn]]
[[Louise Schroeder]] gehörte dem Vorstand von [[1915]] bis [[1933]] an. Weitere Mitglieder waren [[Max Brauer]], der [[1911]] in den Vorstand der Ortsgruppe Ottensen gewählt wurde, und [[Paul Nevermann]], der [[1920]] in die SPD eingetreten war.


==Literatur==
==Literatur==
*Döll-Krämer, Inge / Krämer, Gerd / Vesper, Ingrid: ''[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_07/Demokratische_Geschichte_Band_07_Essay05.pdf Sozialdemokratische Frauens- und Vertrauenspersonen in Altona vor 1914. Ein Beitrag zur Geschichte der Frauenbewegung in Schleswig-Holstein]''. In: ''[[Demokratische Geschichte]]'' 7(1992), S. 121-150
*von Dücker, Elisabeth: ''Ein fast vergessenes Kapitel Altonaer Industrie- und Arbeitergeschichte. Anmerkungen zur Geschichte der Glasmacher und der Glasindustrie in Ottensen (1850-1930)''. In: Paetau, Rainer / Rüdel, Holger (Hrsg.): ''Arbeiter und Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein im 19. und 20. Jahrhundert'' (Neumünster 1987) ISBN 3-529-02913-0, S. 97-134
*Frühauf, Anne: ''[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_31/Demokratische_Geschichte_Band_31_Essay_2.pdf Das Industriezeitalter in Altona und Ottensen. Entwicklung, Umbruch, letzte Zeugen]''. In: ''[[Demokratische Geschichte]]'', Band 31 (2021), S. 33-75
*Krämer, Gerd: ''[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_02/Demokratische_Geschichte_Band_02_Essay02.pdf Mann der Arbeit aufgewacht. Die Altonaer und Ottensener Gemeinden des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins]''. In: ''[[Demokratische Geschichte]]'' 2(1987), S. 13-53
*Krämer, Gerd: ''[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay04.pdf Altona 1848-1890. Das Bollwerk des Nordens]''. In: ''[[Demokratische Geschichte]]'' 3(1988), S. 63-75
*Kutz-Bauer, Helga: ''Arbeiterschaft und Sozialdemokratie in Hamburg vom Gründerkrach bis zum Ende des Sozialistengesetzes''. In: Herzig, Arno / Langewiesche, Dieter / Sywottek, Arno (Hrsg.): ''Arbeiter in Hamburg'' (Hamburg 1983), S. 179-192 [Berücksichtigt auch Altona und Wandsbek]
*Laufenberg, Heinrich: ''Geschichte der Arbeiterbewegung in Hamburg, Altona und Umgebung'' (Neudruck Hamburg 1977)
*Möller, Hans-Kai: ''[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_01/Demokratische_Geschichte_Band_01_Essay02.pdf Die Zigarrenmacher in Altona-Ottensen. Zur Wiederentdeckung einer fast vergessenen Berufsgruppe]''. In: ''[[Demokratische Geschichte]]'' 1(1986), S. 11-28
*Stegmann, Dirk: ''[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_26/03_Stegmann.pdf Von Groß-Hamburg nach Groß-Altona. Die Eingemeindungsdebatte in den Elbvororten 1915-1927]''. In: ''[[Demokratische Geschichte]]'' 26(2016), S. 75-114
*Sywottek, Arnold (Hrsg.): ''Das andere Altona'' (Hamburg 1984)
*tom Dieck, Johannes: ''[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_22/Demokratische_Geschichte_Band_22_Essay_3.pdf Kulturpolitik in Altona der Ära Brauer. Das Beispiel Altonaer Stadttheater 1924-1929]''. In: ''[[Demokratische Geschichte]]'' 22(2011), S. 63-124


*Krämer, Gerd: ''[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_02/Demokratische_Geschichte_Band_02_Essay02.pdf Mann der Arbeit aufgewacht. Die Altonaer und Ottensener Gemeinden des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins.]'' in: Demokratische Geschichte, Band 2 (1987)
==Einzelnachweise==
*Krämer, Gerd: ''[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay04.pdf Altona 1848-1890. Das Bollwerk des Nordens.]'' in: Demokratische Geschichte, Band 3 (1988)
<references />
*Möller, Hans-Kai: ''[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_01/Demokratische_Geschichte_Band_01_Essay02.pdf Die Zigarrenmacher in Altona-Ottensen. Zur Wiederentdeckung einer fast vergessenen Berufsgruppe.]'' in: Demokratische Geschichte, Band 1 (1986)


==Quellen==
[[Kategorie:Ehem. Ortsverein|Altona]]
[[Kategorie:Ehem. Ortsverein|Altona]]
[[Kategorie:Ortsverein Altona|Altona]]
[[Kategorie:Ortsverein Altona|Altona]]
<references />

Aktuelle Version vom 11. Februar 2024, 03:43 Uhr

Der Ortsverein Altona war bis 1933 eine Gliederung des Bezirksverbandes Schleswig-Holstein. Er wurde am 30. Mai 1864 in Schleswig-Holstein als erste ADAV-Gemeinde gegründet.

Geschichte

Altona war bis zu den 1860er Jahren mit 30 000 Einwohnern nach Kopenhagen die zweitgrößte Stadt im dänischen Gesamtstaat. Es blieb auch nach der Annexion durch Preußen (1867) die größte Stadt Schleswig-Holsteins, größer als Kiel, wo nur 18 000 Menschen lebten.[1] Die Stadt profitierte von ihrer Nähe zu Hamburg und dem wirtschaftlichen Aufschwung der Hansestadt, verfügte über einen florierenden Getreide- und Fischereihafen[2], war aber eher kleingewerblich strukturiert.[3]

Für Industrieansiedlung attraktiver war das angrenzende Ottensen, das im Gegensatz zu Altona (und Hamburg) dem Deutschen Zollverein angehörte und daher vom schnell wachsenden deutschen Binnenmarkt profitierte.[4] Die hier entstehenden Glashütten, Zigarrenfabriken und Eisengießereien[5] brachten eine starke Schicht von Industriearbeitern mit sich. Erst 1889 wurde Ottensen nach Altona eingemeindet.

"Altona entwickelte sich zu einer Wohnstadt für Hamburger und Ottenser Arbeiter, die wegen billigerer Lebenshaltungskosten hierher zogen. Die Bevölkerung verdoppelte sich deshalb im Zeitraum von 1864 bis 1885 von 53.039 auf 104.717 Personen."[6]

Schon seit der Revolution 1848 organisierten sich Arbeiter in Altona. Der dortigen Arbeiterbildungsverein ging aus einer bürgerlichen Organisation hervor, die bereits vorher existiert hatte. Dann aber gewannen die Arbeiter unter der Agitation des Tischlergesellen G.A. Hirschhoff die Mehrheit im Verein, verschärften seine Zielsetzung und nannten ihn in "Neuer Bürgerverein" um.[7] Vorsitzender wurde Karl von Bruhn.

G.A. Hirschhoff war gleichzeitig die Verbindungsperson zum Arbeitergesamtverein für Schleswig-Holstein, der sich Anfang 1850 in Kiel gegründete. Er trieb die überregionale Zusammenarbeit voran und plädierte für einen Anschluss des schleswig-holsteinischen Arbeitergesamtvereins an die Leipziger Arbeiterverbrüderung.[8]

Mit den Arbeitern gelangte die Arbeiterbewegung von Hamburg aus nach Altona und von dort aus ins restliche Schleswig-Holstein. Altona galt als das "Bollwerk des Nordens"[9]. Später wurde zum Beispiel lange der Reichstagswahlkreis Herzogtum Lauenburg von dort mitbetreut.

Der Beginn der Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein lässt sich damit datieren auf die Gründung der ADAV-Gemeinde in Altona ein Jahr, nachdem sich der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) in Leipzig gegründet hatte.

"Neben C. Bruhn traten Audorf, Hesse und Schallmeyer in der ersten Arbeiterversammlung auf, zu der die Altonaer Gemeinde der Lassalleaner am 30. Mai 1864 eingeladen hatte. Von nun an trafen sich ihre Mitglieder jeden Montag im Schumacherhaus, um aus Schriften Lassalles vorzulesen und darüber zu diskutieren. Alle vier Wochen veranstalteten sie eine öffentliche Hauptversammlung, deren dritte von 350 Arbeitern besucht wurde."[10]

Der ADAV konnte auf eine bereits bestehende Gewerkschaftsbewegung aufbauen. 1862 gab es in Altona Vereinigungen der Korbmacher, Bildhauer, Brotträger, Hutmacher, Hausknechte usw.[11] Der Altonaer Zigarrenarbeiterverein, dessen Bevollmächtigter ab 1867 Otto Reimer war, vertrat die Vereine aus Flensburg, Kiel und Schleswig.[12] Auch hier gab es also auch schon eine überregionale Vernetzung der Arbeiterschaft.

Bezirksfrauenkonferenz 1921

1869 hatte der ADAV in Altona 164 Mitglieder und war der zweitgrößte in Schleswig-Holstein. Ab Juli kündigte Georg Winter als Bevollmächtigter (=Vorsitzender) die Mitgliederversammlungen, die immer dienstags zunächst im Schumacheramthaus in der Großen Bergstraße stattfanden, regelmäßig im Social-Demokrat an. Die erste fand am 27. Juli statt.[13]

Der Präsident des ADAV, Johann Baptist von Schweitzer, besuchte auf seiner Reise durch den Verein im November 1869 auch das erfolgreiche Altona.[14]

1874 entstand der Arbeitergesangsverein "Liedertafel Lassalle".[15]

Etwa ab 1910 lag in Altona auch ein Schwerpunkt der Frauenpolitik der Landespartei, weil Louise Schroeder dort sehr aktiv war. So fand im Vorfeld des Bezirksparteitages am 21. November 1921 die Bezirksfrauenkonferenz in den Altonaer "Blumensälen" statt. Unter der Leitung von Louise Schroeder referierten Elfriede Ryneck aus Berlin über Frauen- und Wohlfahrtspolitik und Toni Pfülf aus München über Kultur- und Bildungspolitik.[16]

1937 wurde die selbstständige Stadt Altona im Zuge des "Groß-Hamburg-Gesetzes" als Stadtteil in die Hansestadt Hamburg eingegliedert, so dass die Wiedergründung nach der NS-Herrschaft in der Landesorganisation Hamburg erfolgte.

Vorsitzende

Louise Schroeder gehörte dem Vorstand von 1915 bis 1933 an. Weitere Mitglieder waren Max Brauer, der 1911 in den Vorstand der Ortsgruppe Ottensen gewählt wurde, und Paul Nevermann, der 1920 in die SPD eingetreten war.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 6 f.
  2. Schote, Heiner: Altona: Von der dänischen Stadtgründung zum Hamburger Bezirkszentrum. In: Natur- und Landeskunde. Zeitschrift für Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg, 10-12/2020, S. 234
  3. Krämer, Gerd: Altona 1848-1890. "Das Bollwerk des Nordens". In: Demokratische Geschichte 3(1988), S. 63
  4. Schote, Heiner: Altona: Von der dänischen Stadtgründung zum Hamburger Bezirkszentrum. In: Natur- und Landeskunde. Zeitschrift für Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg, 10-12/2020, S. 234
  5. Krämer, Gerd: Altona 1848-1890. "Das Bollwerk des Nordens". In: Demokratische Geschichte 3(1988), S. 63
  6. Krämer, Gerd: Mann der Arbeit aufgewacht. Die Altonaer und Ottensener Gemeinden des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins. In: Demokratische Geschichte 2(1987), Seite 15
  7. Pelger, Hans: Zur demokratischen und sozialen Bewegung in Norddeutschland im Anschluß an die Revolution von 1848, in: Archiv für Sozialgeschichte, Band 8 (1968), Seite 179f
  8. Pelger, Hans: Zur demokratischen und sozialen Bewegung in Norddeutschland im Anschluß an die Revolution von 1848, in: Archiv für Sozialgeschichte, Band 8 (1968), Seite 170
  9. Krämer, Gerd: Altona 1848-1890. "Das Bollwerk des Nordens". In: Demokratische Geschichte 3(1988), S. 63
  10. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 8
  11. Regling, Heinz Volkmar: Die Anfänge des Sozialismus in Schleswig-Holstein, Wachholz Verlag (Neumünster 1965), Seite 113
  12. Pelger, Hans: Zur demokratischen und sozialen Bewegung in Norddeutschland im Anschluß an die Revolution von 1848, in: Archiv für Sozialgeschichte, Band 8 (1968), Seite 185
  13. Social-Demokrat - Tagesausgabe, 27.8.1869
  14. Social-Demokrat - Tagesausgabe, 27.10.1869
  15. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]) Seite 51
  16. Die Gleichheit, 1.1.1922, S. 10
  17. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998), Bd. 1, S. 54
  18. Vgl. Spurensuche im Kreis Pinneberg und Umgebung, abgerufen 17.9.2019