Bezirksparteitag 1919, Kiel

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Bezirksparteitag Kiel 1919
13. Juli - 14. Juli 1919
Gewerkschaftshaus Kiel
Legienstraße 22
24105 Kiel
Siehe auch: Beschlussdatenbank

Der Bezirksparteitag 1919 der MSPD fand am 13. und 14. Juli 1919 in Kiel statt.[1] Zentrales Thema war die Neuorganisation des Bezirksverbandes. Der Sitz des Bezirksvorstandes wurde von Altona nach Kiel verlegt, der "jetzt in der Provinz dominierenden Stadt [...]."[2]

Vorstandswahlen

"In den Bezirksvorstand wurden Kürbis, Poller, Ch. Hass, Louise Schroeder und - als Vertreter der Zeitung - Arthur Molkenbuhr gewählt. Rudolph Hackelberg als Bezirkssekretär ('ein Muster an Bescheidenheit und der Liebe zu den Massen'), Paul Andratschke als Kassierer, Adolf Wilhelm als Bildungs- und Jugendsekretär und Louise Schroeder als Frauensekretärin bildete das Bezirkssekretariat, mit dem die Unterbezirkssekretäre Wilhelm Haberland in Flensburg, Oskar Fröhlich in Rendsburg, Johann Jacobsen in Itzehoe, Franz Bauer in Oldesloe zusammenarbeiteten."[3]

Auf der internationalen Sozialistenkonferenz in Bern im Feburar 1919 hatten Vertreter von MSPD und USPD mit dänischen Sozialdemokraten ein gemeinsames Vorgehen vereinbart in der Frage einer Volksabstimmung über den zukünftigen Verlauf der Grenze zwischen Dänemark und Deutschland und dem Umgang mit den Minderheiten auf beiden Seiten. Der Friedensvertrag von Versailles sah allerdings ein anderes Verfahren vor. Der Bezirksparteitag beschloss:

"Die von der siegreichen Entente in Widerspruch mit den Beschlüssen der Berner Konferenz erzwungene Abstimmungsmethode vergewaltigt große Teile der deutschen Bevölkerung. Der Bezirksparteitag protestiert insbesondere dagegen, daß Tausende von nordschleswigschen Arbeitern das Stimmrecht geraubt wird. Er protestiert gleichfalls gegen die reaktionäre Forderung der Entente, daß die gesamten Arbeiterräte des Abstimmungsgebietes aufgelöst werden sollen. Der Bezirksparteitag erwartet, daß alle Genossen Nordschleswigs bis zum letzten Augenblick auf ihren Posten ausharren. Er macht ihnen zur Pflicht, auch nach der Abtretung im Sinne des revolutionären Sozialismus zu arbeiten. Der Bezirksparteitag richtet endlich an die dänische Bruderpartei die dringende Aufforderung, während und nach der Abstimmung mit allen Mitteln dahin zu wirken, daß die wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Rechte der deutschen Arbeiterschaft dauernd gewahrt bleiben."[4]

Karl Frohme sagte mit Blick auf die Novemberrevolution und ihre Folgen für die SPD: "Jetzt sind wir in eine Periode eingetreten, wo wir unsere Aufgaben nicht mehr auf die Propaganda beschränken können. Wir haben jetzt eine historische Feuerprobe zu bestehen, eine neue Staats- und Gesellschaftsordnung aufzubauen. Sobald als möglich brauchen wir eine Programmrevision."[5]

Organisationsstatut

Auf dem Parteitag wurde ein neues Orgnisationsstatut beraten. Der Entwurf wurde am 5. Juli im Hamburger Echo veröffentlicht.

Einzelnachweise

  1. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), S. 66. Er erwähnt nicht, ob der Parteitag im Gewerkschaftshaus stattfand; die Wahrscheinlichkeit spricht jedoch dafür.
  2. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), S. 65
  3. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), S. 65 f.
  4. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 67
  5. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 66

Bericht: Hamburger Echo 16. Juli 1919