Willy Verdieck

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Willy Verdieck
Geboren: 25. Februar 1883
Gestorben: 3. Mai 1945

Willy Verdieck, * 25. Februar 1883 in Kiel, † 3. Mai 1945 vor Neustadt/Holstein; Schlosser und Parteisekretär. Mitglied im Sozialdemokratischen Verein Groß-Kiel, Vorgänger des Kreisverbandes Kiel.

Leben

Willy Verdieck kam im Bierträgergang in der Kieler Vorstadt als eines von 10 Kindern einer Arbeiterfamilie zur Welt. Schon als Kind musste er als Laufbursche bei einem Schuster zum Familienunterhalt beitragen. Nach der Schulzeit lernte er Maschinenschlosser und arbeitete auf der Germaniawerft und auf der Kaiserlichen Werft. Hier wurde er bald gewerkschaftlicher Vertrauensmann, dann Generalobmann und 2. Sekretär des Metallarbeiterverbandes.[1]

Im 1. Weltkrieg wurde er eingezogen und kam 1917 als Schwerverwundeter zurück. Nach seiner Genesung fand er bei Neufeldt & Kuhnke Arbeit. Zwischen 1924 und 1933 war er auch kommunalpolitisch aktiv.

Parteiämter

Kommunalpolitik

  • 1924-1933 Stadtverordneter in Kiel, ab 1927 ehrenamtlicher Stadtrat für Wohnungsbau

Landtag

Nach den zur Verfügung stehenden Quellen war Willy Verdieck Mitglied weder des Preußischen Landtages noch des Reichstages. Dagegen berichtet Sönke Petersen, er sei 1924-1933 "auch Mitglied des Provinziallandtages in Schleswig" gewesen.[2]

Nationalsozialismus

Willy Verdieck beteiligte sich während der Nazizeit an Widerstandsaktionen.

"Im Februar erscheint auch in Verdiecks Wohnung am Ziegelteich 17 ein Polizeiaufgebot, um ihn zu verhaften. Er ist zum Glück nicht zu Haus und einer seiner Söhne kann ihn rechtzeitig warnen. So kann er zunächst untertauchen, wird allerdings im März 1933, beim Versuch, sich nach Dänemark abzusetzen, in Flensburg verhaftet."[3]

Nach dieser ersten Verhaftung 1933 wurde er ins KZ Lichtenburg eingeliefert, kam aber nach 9 Monaten wieder frei. Eine zweite Verhaftung nach dem Attentat auf Hitler 1939 in München dauerte nur vier Wochen. Am 22. August 1944 wurde er während der Gewitteraktion ein drittes Mal verhaftet und kam ins KZ Neuengamme. Er gehörte zu den Gefangenen, die am 20. April 1945 nach Lübeck auf die manövrierunfähige Cap Arcona[4] gebracht wurden. Bei deren Versenkung durch alliierte Jagdbomber[5] am 3. Mai 1945 kam er zusammen mit ca. 6.500 anderen KZ-Häftlingen nur wenige Tage vor der Kapitulation des Nazi-Regimes ums Leben.[6] Sönke Petersen berichtet, er sei "beim Versuch, das rettende Ufer zu erreichen", ertrunken.[7]

Ehrungen

  • 1947 wurde nach Willy Verdieck eine Straße im Kieler Stadtteil Neumühlen-Dietrichsdorf benannt. Diese Straße trug seit ihrer Anlage 1939 den Namen der NS-Größe Ritter von Epp. Erläutert wurde die Umbenennung mit "verdienter sozialdemokratischer Stadtverordneter vor 1933"[8]; ein Hinweis auf Verdiecks Widerstandsaktivitäten und Todesumstände ist nicht enthalten.
Stolperstein Willy Verdieck
  • 2007 wurde am 2. August in der Langenbeckstraße 45, seiner letzten Adresse, ein Stolperstein zur Erinnerung an Willy Verdieck verlegt.

Links

Quellen

  1. Sönke Petersen, Der Poggendörper, Mai 2009
  2. Sönke Petersen, Der Poggendörper, Mai 2009
  3. Sönke Petersen, Der Poggendörper, Mai 2009
  4. Wikipedia: Cap Arcona
  5. Willi Lange, der Leiter des Cap-Arcona-Museums in Neustadt, vertritt die These, dass diese Bombardierung nicht ursächlich für den Untergang war, sondern dass das Schiff gleichzeitig von der SS gesprengt wurde. Vgl. Die Cap-Arcona-Katastrophe
  6. Stolpersteine (2007) in: Kiel Plön Verdi-Zeitung. Die Zahl der Toten wird in verschiedenen Veröffentlichungen stark unterschiedlich angegeben, zwischen 4.500 und 8.000. Dies beruht wohl darauf, dass beim selben Angriff zwei weitere Schiffe, die Thielbeck und die Athen, versenkt wurden; die Gesamtzahl der Opfer wird auf 6.000 - 8.000 geschätzt.
  7. Sönke Petersen, Der Poggendörper, Mai 2009
  8. http://www.kiel.de/kultur/stadtgeschichte/_dokumente/strassenlexikon_2011_10_10.pdf