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== Leben & Beruf ==
== Leben & Beruf ==

Version vom 22. Februar 2024, 14:51 Uhr

Heinrich Jacobs
Heinrich Jacobs
Heinrich Jacobs
Gestorben: 5. Oktober 1931

Heinrich Jacobs, * 1884 oder 1885 in Kiel, † 5. Oktober 1931 in Büdelsdorf; Schiffbauer, Redakteur, Bürgermeister. Mitglied in der SPD spätestens ab 1918.

Leben & Beruf

Heinrich Jacobs war gelernter Schiffbauer und seit 1919 Redakteur bei der Volkszeitung in Kiel.

Im Juli 1926 wurde er zum hauptamtlichen Amts- und Gemeindevorsteher von Büdelsdorf gewählt. Mit seiner Wahl begann eine erfolgreiche kommunalpolitische Periode.

Schon im August 1926 veranlasste er die Büdelsdorfer Gemeindevertretung, zur Gründung einer Baugenossenschaft einzuladen, um den Wohnungsmangel zu beheben. Am 3. September 1926 gründeten 80 Bauinteressierte die Gemeinnützige Baugenossenschaft Büdelsdorf (heute BGM) und wählten Heinrich Jacobs zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates. Die Baugenossenschaft errichtete bis 1930 mit vielfältiger Unterstützung der Gemeinde 80 Wohnungen in der Heimstraße. 1932 begann im Rahmen des Programms für vorstädtische Kleinsiedlungen die Bebauung von Brandheideweg, Rotdornstraße und Rosenweg zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für Erwerbslose und Kurzarbeiter, die er noch auf den Weg gebracht hatte.

Das Beitragsfoto zeigt ihn am 1. Juli 1928 bei der Einweihung des Friedrich-Ebert-Denkmals im Ort, an dessen Errichtung die Gemeinde Büdelsdorf großen Anteil hatte, der wohl nicht zuletzt Heinrich Jacobs zu verdanken ist. Dies gilt auch für den Bau des großen und vielseitigen Sportplatzes auf dem Eidervorgelände, der als eine der besten Anlagen dieser Art in der Provinz Schleswig-Holstein galt. Am 21. und 22. Juli 1928 wurde dort das Provinzial-Arbeiter-Sportfest Schleswig–Holstein ausgetragen.

Ab 1928 hatte er in seinem Amt mit der rapiden Verschlechterung der wirtschaftliche Verhältnisse zu kämpfen. Ca. 30 % der Büdelsdorfer (1523 Personen) lebten in diesem Jahr von Arbeitslosengeld oder Fürsorgemaßnahmen. Die Gemeinde unterstützte die AWO in ihrer Fürsorgearbeit und z. B. beim Bau des später nach Louise Schroeder benannten Kindererholungsheims, dessen Küche in den Wintermonaten als Notküche diente, aus der die AWO täglich bis zu 430 Mittagessen ausgab.

1929 bewarb er sich als Bürgermeister von Rendsburg, unterlag aber gegen einen Kandidaten der DNVP und späteren Nazi.[1]

Er war vermutlich verheiratet und hatte Kinder. Er war Mitglied in vielen Organisationen, nicht zuletzt im Reichsbanner und in der Gewerkschaft - welcher, ist bisher nicht ermittelt.

Am 5. Oktober 1931 starb er nach kurzer Krankheit.

Partei & Politik

Wann Heinrich Jacobs in die SPD eintrat, ist bisher nicht ermittelt. 1920 kam er in einer Nachwahl mit einer Gruppe aus der "jüngeren Generation", zu der auch Otto Eggerstedt, Richard Hansen und Willy Verdieck gehörten, in den Bezirksvorstand.

Bei den Gemeindewahlen im Jahr 1919 wurde er in Kiel zum Stadtverordneten gewählt und 1924 zum Stadtverordnetenvorsteher.

In der Provinziallandtagswahl am 21. Februar 1921 wurde er für Kiel in den Provinziallandtag gewählt.

Auch als Amts- und Gemeindevorsteher war er Mitglied des Kreistages und des Provinziallandtages. Er wurde auch als Kandidat für die Wahl zum preußischen Landtag 1928 aufgestellt, auf Platz 13.[2]

In wenig mehr als fünf Jahren hatte er das Bild der Gemeinde Büdelsdorf durch sozialdemokratische Kommunalpolitik verändert und geprägt. Seine Aktivität im Wohnungsbau wirkte über seinen Tod hinaus.

Ehrungen

In Büdelsdorf gibt es einen Heinrich-Jacobs-Platz - eine

"ruhige kleine Stichstraße, gar nicht weit entfernt vom Zentrum [...]. Ähnlich einer Hofanlage, nur etwas länger, ziehen sich sieben in die Jahre gekommene Nachkriegshäuser, roter Backstein. Ihre Portale und die Häuserfronten sind sogar ein bisschen aufwendig geklinkert. Beim Erstbezug 1952 fanden in jedem Gebäude zehn Flüchtlingsfamilien Platz. Später wurden fünf einfache, aber solide Genossenschaftswohnungen daraus. Fast hätte die Baugenossenschaft Mittelholstein (bgm) das Backstein-Ensemble vor ein paar Jahren schon abgerissen. [...] Knapp zehn Prozent der Altbaubestände gelten eigentlich als nicht mehr zu retten. Für viele Bauherren würde der Heinrich-Jacobs-Platz wohl dazugehören, obwohl hier selbst die Holzdielenböden und die alten Holzkassettentüren vielfach noch komplett intakt sind. Der Platz gilt als Pilotprojekt. Selbst das Kieler Innenministerium und die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen würden es interessiert beobachten [...]. Für den Büdelsdorfer Heinrich-Jacobs-Platz hofft Stefan Binder [Geschäftsführer bgm], dass die Bestandssanierung um rund ein Drittel günstiger werden könnte als ein kompletter Neubau."[3]

Dies hätte Heinrich Jacobs zweifellos gefallen!

Einzelnachweise

  1. Neugebauer, Günter: Rendsburgs NS-Zeit im Spiegel der Jahrbücher seit dem ersten Erscheinen 1951 bis 1975 - ein kritischer Rückblick. In: Rendsburger Jahrbuch 2019, S. 211
  2. Vorwärts, Morgenausgabe, 11.4.1928
  3. Jolly, Carlo: Lieber Sanieren: Darum will Stefan Binder kein Haus mehr abreißen, shz.de, 17.11.2022