Ortsverein Wesselburen

Aus SPD Geschichtswerkstatt

Der Ortsverein Wesselburen ist eine Gliederung im Kreisverband Dithmarschen.

Geschichte

In Heide rivalisierten 1871 die zwei Parteien der Arbeiterbewegung: Die "Lassalleaner" vom ADAV - auch "Schweitzerianer", nach ihrem Präsidenten und die "Eisenacher" von der SDAP. Doch zur Reichstagswahl 1871 war den Anhängern beider Strömungen klar, dass sie einen gemeinsamen Kandidaten für den Wahlkreis aufstellen mussten und gemeinsam zu werben. Sie einigten sich auf Georg Winter vom ADAV, der als bekannter, sozialistischer Agitator nicht anschlussfähig für bürgerliche Kreise war und doch ein Drittel der Stimmen auf sich versammeln konnte. Im Wahlkampf trat er auch in Lunden, Wesselburen und Tönning auf. Das legte den Grundstein für die spätere Gründung des Ortsvereins.[1]

Im Zuge der Altonaer Agitationen im Jahr 1872 wurde dann in Wesselburen eine SDAP-Gemeinde gegründet, die von Peter R. Cismer geleitet wurde.[2] In den Anfängen der Arbeiterbewegung war Wesselburen einer der wenigen Orte in Schleswig-Holstein (neben Kiel und Schleswig), in denen die "Eisenacher" Fuß fassen konnten.[3]

1874 berichtete "Neuer Social-Demokrat", die Landvogtei in Wesselburen habe die alte dänische Sabbatordnung "aus der Rumpelkammer" geholt, um die Arbeiter von Versammlungen an ihrem freien Tag abzuhalten. Schleswig-Holstein war zu dieser Zeit bereits seit 10 Jahren preußisch und die Arbeiter beklagten sich, dass diese dänische Regelung hier Anwendung finden sollte - und nur auf Arbeiter angewandt wurde.[4]

Nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg gründete Christian Heuck den SPD-Ortsverein in Wesselburen erneut, wechselte aber schon 1920 zur KPD und wurde eine der führenden Figuren der Kommunisten in Dithmarschen.

Auf der Homepage der SPD Wesselburen: "Ein stetiges Ärgernis waren die Umtriebe der Socialdemokraten, die in jedem Bericht Erwähnung fanden, besonders aber im Frühjahr/Sommer 1898. Im Zuge der Reichstagswahlen stellten sich mehrere Agitatoren (als Redner wurden nur die Anhänger der königstreuen Parteien bezeichnet) der Socialdemokraten in Wesselburen und sorgten für allerhand Erwähnenswertes: Am 22. Juni fand im Saal des Gastwirtes Friedrich Reimers, der auch das Stammlokal der Socialdemokraten beherbergte, "hierselbst von 8 Uhr nachmittags bis 11 Uhr nachts", eine Versammlung statt. Es erschienen 56 Personen, davon immerhin 12 Frauen. Überhaupt waren die Frauen sehr rührig im Parteileben, so erschien im Frühjahr unter anderem als "Agitatorin" Frau Kähler aus Hamburg um vor den Wesselburenern zu reden. Nicht immer verliefen die Versammlungen friedlich. So weiß Herr Ottens von einer Versammlung von 200 bis 300 Personen zu berichten, die nach heftigen verbalen Auseinandersetzungen in einer Schlägerei endete. Ein Ereignis beschäftigte den Amtsvorsteher so sehr, daß er der Sache einen ganzen Brief widmete: "Von dem Gendarmen Muntau und dem Polizeidiener Laß von hier, die am letzten Sonntage die "öffentliche Volksversammlung" in dem Locale des Wirths Hinrich Meister hierselbst überwacht haben, ist mir beschwerend darüber Mittheilung gemacht worden, daß das Versammlungslocal ungenügend geheizt worden und sich höchstens nur 5 Grad Reaumur Wärme in demselben befunden hätten, so daß sie bei einem mehrstündigen Aufenthalt in diesem Locale von Kälte zu leiden gehabt hätten. Es ist von denselben auch die Bemerkung gemacht worden, daß namentlich die dort anwesenden Frauen der ärmeren Bevölkerungsklassen, die durchweg einen warmen Winteranzug nicht haben, Kälte augenscheinlich hätten ausstehen müssen. Der längere Aufenthalt in einem ungenügend erwärmten Zimmer ist bekanntlich in manchen Fällen als ein Krankheitserreger anzusehen und dürfte es aus Gesundheiterücksichten zur Frage stehen, ob in einem ungenügend erwärmten Locale überhaupt öffentliche Volksversammlungen abzuhalten sein werden...." Postwendend erhielt der Amtsvorsteher den Bericht mit einer Bemerkung des Königlichen Kreisphysicus Dohrn zurück: "....Wem es friert, mag nach Hause gehen..." [5]

In der Endzeit der Weimarer Republik war Wesselburen mehrfach Schauplatz gewalttätiger Zusammenstöße zwischen Formationen des Reichsbanners und den nationalsozialistischen SA- und SS-Verbänden.

"Das Elmshorner Reichsbanner [...] beteiligte sich an zahlreichen Demonstrationen hin bis nach Dithmarschen, das damals schon ein 'brauner Bereich' in Schleswig-Holstein war, in dem die Nazis große Erfolge feierten. Alte Reichsbanner-Leute erinnern sich noch an die großen Auseinandersetzungen in Wesselburen und anderen Orten auf der anderen Seite des Kanals."[6]

Um 1992 gab der OV Wesselburen die Bürgerzeitung Der Weitblick heraus.

Einzelnachweise

  1. Der Volksstaat, Ausgabe 32, Jahrgang 3 vom 19.04.1871
  2. Hirt, Gunter: Soziale Probleme und Sozialismus in Dithmarschen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in: Dithmarschen - Zeitschrift für Landeskunde und Heimatpflege, Heft 4/1971 S.81-101, Boyens Heide (1971)
  3. Franz Osterroth: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), S. 11
  4. Neuer Social-Demokrat, Nummer 39, Jahrgang 4 vom 3.4.1874
  5. Ortsverein Wesselburen: Kleine Geschichte der Stadt Wesselburen von Reimer Erdmann
  6. SPD-Ortsverein Elmshorn: 120 Jahre SPD Elmshorn. Eine Chronik (Elmshorn 1983)
Ortsverein Wesselburen
Ortsverein Wesselburen
Ortsverein Wesselburen
Gegründet: 1872
Wiedergegründet: 1945
Vorsitzende/r: Gunter Gust
Homepage: http://www.spd-wesselburen.de/


Personen