Friedrich Bauer

Aus SPD Geschichtswerkstatt
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Friedrich Bauer
Geboren: 13. September 1885
Gestorben: 21. Januar 1975

Friedrich Bauer (* 13. September 1885 in Kiel; † 21. Januar 1975 ebenda); Arbeitersekretär. Mitglied der SPD seit 1906.

Leben & Beruf

Friedrich Bauer wurde als Sohn eines Maurers in Kiel geboren. Sein Vater führte während der Zeit des Sozialistengesetzes seine gewerkschaftliche Organisation als Gesangverein getarnt weiter. Friedrich Bauer hatte acht Geschwister und musste bereits als Kind einen 16-stündigen Arbeitstag bewältigen, der sich aus Laufstelle und Schulbesuch zusammensetzte. Er erlernte das Buchdruckerhandwerk und ging als Geselle zunächst nach Plön, dann nach Hamburg. Dort trat er 1906 der SPD bei und wurde bald Vorstandsmitglied im Arbeiter-Bildungsverein.

1909 arbeitete Friedrich Bauer als Schiffsdrucker auf dem Passagierschiff "Cap Ortegal" der Hamburg-Süd. Im selben Jahr ging er nach Wien und später nach Dresden. 1912 kehrte er nach Kiel zurück, wo er in seiner Freizeit im Arbeitersekretariat hospitierte. Von 1915 bis 1918 war er Soldat im Ersten Weltkrieg und diente in Russland und Frankreich.

Flensburg

Nach dem Krieg wurde Friedrich Bauer 1919 Arbeitersekretär in Flensburg. Hier gelangte er ins Zentrum der Auseinandersetzungen um die deutsch-dänische Grenze und wurde zum Exponenten einer spezifisch sozialdemokratischen Grenzlandpolitik. Friedrich Bauer sorgte dafür, dass die „Flensburger Volks-Zeitung“, die als Kopfblatt der Kieler „Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung“ erschien, in einem eigenen Verlag mit einer selbständigen Redaktion herausgegeben wurde. Die Zeitung trug auf publizistischem Wege zur Klärung der schwierigen Verhältnisse an der Grenze bei.

Als es Ende 1919 in Flensburg zur Bildung eines von verschiedenen Gruppierungen der Deutschen getragenen Arbeitsausschusses für den Abstimmungskampf kam, wurde Bauer der Vertreter von Sozialdemokratischer Partei und Gewerkschaften in diesem Gremium. Die Arbeiterschaft gründete unter seiner Leitung einen eigenen Spitzenverband für Grenzlandfragen, der den Kampf um die Grenze im deutschen Interesse führte, aber gleichzeitig um eine deutsch-dänische Verständigung bemüht war.

Unmittelbar vor dem Abstimmungstag am 14. März 1920 brach der Kapp-Putsch aus, der eine schwere politische Belastung für die junge Republik und die Grenzabstimmung darstellte. Friedrich Bauer erreichte es durch Rücksprache mit den Gewerkschaftern, dass ein Zug mit Teilnehmern an der Grenzabstimmung doch noch nach Flensburg kam. Die im Grenzbund für die deutsch-dänische Verständigung tätigen Sozialdemokraten hatten von Friedrich Bauer den Order erhalten, sich unmittelbar nach der Abstimmung zum Kampf gegen die Putschisten bereit zu machen. Sie wurden beim Kampf um die Kaserne in Schloss Gottorf, Schleswig, eingesetzt.

Nach der Abstimmung dauerte es noch Jahre, bis an der neuen Grenze friedliche Verhältnisse eintraten. Friedrich Bauer verfasste im Sommer 1921 eine Denkschrift über das Selbstbestimmungsrecht der Völker, in der er das Minderheitenrecht als Vorbedingung des Selbstbestimmungsrechts bezeichnete. Diese Vorstellungen entsprachen denen, die in der Berner Konferenz der Sozialdemokraten entwickelt wurden und in das sogenannte Stauning-Wels-Abkommen zwischen deutschen und dänischen Sozialdemokraten mündeten.

Hamburg

1921 ging Friedrich Bauer nach Hamburg und wurde dort Arbeitersekretär, später übernahm er die Leitung der neugegründeten Betriebsrätezentrale. Von 1927 bis 1933 war er Vertreter Hamburgs in der hamburgischen Gesandtschaft in Berlin.

Die Nazis hielten ihn 1933 ein halbes Jahr im KZ Fuhlsbüttel fest. Danach schlug er sich als Filmvertreter durchs Leben.

Nach dem Krieg wurde er mit der Neuorganisation des Filmwesens in der Britischen Zone betraut und gründete auch einen eigenen Filmverleih. Als Siebzigjähriger zog er sich aus dem Berufsleben zurück, blieb aber politisch für die Partei tätig, bis er wieder in Kiel ansässig wurde.

Archive

  • Archiv der Sozialen Demokratie: Signaturkürzel: 1/FBAC - Korrespondenzen: Einzelkorrespondenzen / Schulungsmaterial: Manuskripte / Veröffentlichungen: Manuskripte / Vorträge

Literatur

  • Rickers, Karl: Aus dem Leben eines Arbeitersekretärs. In: Wir in Schleswig-Holstein, Heft 1975/02