Ortsverein Schwarzenbek
Der Ortsverein Schwarzenbek ist eine Gliederung im Kreisverband Herzogtum Lauenburg. Er datiert seine Gründung auf 1903.[1] 1945 wurde er neu gegründet.
Vorsitz
Vorsitzender ist seit 14. September 2022 Candy Rudolph; die langjährige Vorsitzende Sigrid Binder trat in die zweite Reihe.[2]
Weitere Vorstände unter Ortsverein Schwarzenbek - Vorstände
Kommunalpolitik
In der Stadtverordnetenversammlung vertreten seit der Kommunalwahl 2023 acht Stadtverordnete die SPD: Fraktionsvorsitzender Rüdiger Jekubik, sein Stellvertreter Nils Hilger sowie Sigrid Binder (1. stellv. Bürgervorsteherin), Hauke Hilger, Heinz-Werner Rose (2. stellv. Bürgermeister), Candy Rudolph, Birgit Utescher-Drews und Heike Wladow; sie werden unterstützt von zwei bürgerlichen Mitgliedern.[3]
Geschichte
Aktuelles
Am 7. Juni 2017 starb mit fast 94 Jahren der langjährige Stadtverordnete (1970-1998) Botho Grabbe, der in seinen letzten Jahren allerdings nicht mehr Mitglied der SPD war. In ihrem Nachruf schrieb die OV-Vorsitzende:
"Wir werden ihn dennoch nicht vergessen und sein soziales Engagement in dankbarer Erinnerung behalten."[4]
Im Juli 2018 verlor der Ortsverein den ehemaligen Stadtverordneten Horst Gehrke, einen
"aufrechten Sozialdemokraten mit so vielen Talenten, mit Ecken und Kanten und einem großen Herzen".[5]
Neubeginn 1945
In Schwarzenbek trafen sich am 19. September 1945 vier Sozialdemokraten - Heinrich Kraus, William Schröder, Johann Thumser und Bernhard Vogt - um den Ortsverein neu zu gründen.[6] Das war seit dem 15. September wieder erlaubt. Eine Woche später wählten sie den ersten neuen Vorstand.[7] Bernhard Vogt, der - wie Heinrich Kraus - schon bis 1933 Stadtvertreter gewesen war, wurde am 26. September zum Vorsitzenden gewählt.[6]
Die erste Gemeindevertretung wurde 1945 von der britischen Militärregierung eingesetzt, noch nicht nach parteipolitischen Gesichtspunkten, sondern nach dem Vorschlag des konservativen Bürgermeisters.[8]
Nach der Kommunalwahl 1946 konnte die SPD sieben Sitze in der ersten Gemeindevertretung besetzen: Heinrich Kraus (Fraktionsvorsitz), Johann Thumser (Stellvertretung), August Bahnsch, Ernst Benn, Friedrich Knoblauch, Paul Plewinski und Bruno Segieth. Letzterer unterlag am 27. September bei der Bürgermeisterwahl (die 7 CDU- und der KPD-Vertreter stimmten für den Konservativen) und wurde stellvertretender Bürgermeister.
Mit der Kommunalwahl 1948 wurde die SPD mit 35,04 % knapp stärkste Partei und erhielt sechs Sitze, jedoch hatten CDU und Deutsche Partei (DP) gemeinsam die Mehrheit, so dass Johann Thumser als Bürgermeisterkandidat unterlag.
NS-Diktatur

Ernst Schefe (* 2. September 1875, Vorsitzender 1910-1922) starb am 26. September 1944 aufgrund von Verfolgung durch die Nazis im KZ Neuengamme. Reinhard Wiese vom Ortsverein hat einiges zu seinem Leben und den Umständen seines Todes ermittelt.[9]
Am 20. Juli 2000 wurde nahe dem Amtsrichterhaus ein Gedenkstein für Ernst Schefe eingeweiht. Heinrich Kraus und seine Familie hatten dessen Andenken über viele Jahre mit einer Gedenktafel an ihrem Familiengrab bewahrt. Diese Tafel wurde in den Gedenkstein eingesetzt. Das Mahnmal wurde vom Ortsverein errichtet, die Gestaltung und Herstellung leistete Horst Gehrke.[6] Schon anderthalb Jahre später wurde der Stein auf Antrag der SPD-Fraktion in die Nähe des Rathauses an den Ritter-Wulf-Platz versetzt.[9]
Im Juni 2020 wurde die im November 2019 von der Stadtvertretung beschlossene Umbenennung der Straße Zubringer Nord in Ernst-Schefe-Allee vollzogen.[10]
Weimarer Republik
In der ersten demokratischen Kommunalwahl im März 1919 errang eine Liste E. Schefe 6 von 15 Sitzen der Gemeindevertretung, ebenso 1924. 1929 und 1933 waren es jeweils 5 Sitze. 1933 wurden der Zimmerer Ernst Schefe, der Maurer Heinrich Kraus, der Arbeiter Bernhard Vogt sowie zwei weitere Sozialdemokraten gewählt. Dies könnten der Maurer Ernst Benn, der Zimmerer Paul Benn, der Arbeiter Franz Heymann, der Arbeiter Emil Küter, der Maurer Heinrich Prösch, der Arbeiter Emil Schröder oder der Zimmerer Joachim Vokuhl gewesen sein, die alle zur Wahl antraten.[11]
Gründung und Kaiserreich
Schon am 6. April 1873 wurde in Schwarzenbek „eine Mitgliedschaft der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei“ wieder (!) begründet. Vorsitzender wurde der Genosse W. G. Schwetzke.[12] Nach dem vorläufigen Verbot der Partei in Preußen im Frühjahr 1876 wurden die Genossen im Ort aber ab dem Sommer inaktiv.[13]
Im September 1903 war Schwarzenbeck (sic!) noch ein Agitationsbezirk im Ortsverein Lauenburg mit 38 Mitgliedern. Damals wurde eine beantragte Mitgliederversammlung verboten - interessanterweise von einem Amtsvorsteher namens Schefe. Weder die Gastwirtschaft Vollrath noch die Gastwirtschaft Witt sah er als geeignet an, obwohl zahlreiche Gewerkschaften und Innungen dort ebenfalls Versammlungen abhielten. Die Genossen schlugen der Obrigkeit ein Schnippchen:
"Am Sonnabend Abend hatten sich nun diverse Genossen bei C. Witt eingefunden, saßen am Biertisch, einige knobelten, andere spielten Billard unter - Polizeiaufsicht. Ueber zwei Stunden betrachtete der Herr Gendarm sich das Treiben dieser vaterlandslosen Gesellen. Als aber Schwarzenbeck trotzdem stehen blieb, von beginnender Revolution oder dergl. auch nichts zu merken war, ging er wieder. Beschwerde wegen dieses gänzlich ungerechtfertigten Versammlungsverbots wird beim Landrat erhoben werden."[14]
Am 20. Dezember 1903 fand "im Lokale von C. Witt" die erste Mitgliederversammlung nach der Gründung statt. Die Mitgliederzahl war auf 52 gestiegen.[15] Gründungsvorsitzender war der örtliche Vertrauensmann, der Schneidermeister H. Niemann[16].
Wegen eines Transparents, das als Beleidigung des Landrats erachtet wurde (der eine Feier in der Gastwirtschaft Witt boykottiert hatte, weil dort auch die SPD tagen durfte), schloss die örtliche Feuerwehr H. Niemann 1904 aus ihren Reihen aus.[17] Daraufhin verließen weitere Genossen ebenfalls die Feuerwehr.[18]
Nach einem Jahr Selbstständigkeit hatte der Verein Ende 1904 49 Mitglieder.[19]
Als H. Niemann 1907 wegzog, übernahm E. Thiede aus Grabau, das damals zum Vereinsgebiet gehörte, den Vorsitz.[16] Zu dieser Zeit gehörten außerdem Kuddewörde und Kasseburg zum Vereinsgebiet.[20]
Links
- Homepage: SPD Schwarzenbek
Einzelnachweise
- ↑ Zimmermann, Hansjörg: Die Sozialdemokratie im Kreis Herzogtum Lauenburg von den Anfängen bis 1933 in: Paetau, Rainer / Rüdel, Holger (Hrsg.): Arbeiter und Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein im 19. und 20. Jahrhundert (Neumünster 1987) ISBN 3-529-02913-0
- ↑ SPD Schwarzenbek: Generationswechsel in der Führung des Ortsvereins der SPD in Schwarzenbek, Homepage, 18.9.2022
- ↑ SPD Schwarzenbek: Fraktion, Homepage, abgerufen 29.12.2024
- ↑ Binder, Sigrid: Botho Grabbe - Nachruf, Homepage SPD Schwarzenbek, 30.6.2017, abgerufen 17.10.2025
- ↑ Binder, Sigrid: Horst Gehrke - Nachruf, Homepage SPD Schwarzenbek, 3.8.2018, abgerufen 17.10.2025
- ↑ 6,0 6,1 6,2 SPD Schwarzenbek: Stunde Null, Homepage, 11.3.2017, abgerufen 29.12.2024
- ↑ Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998), S. 56
- ↑ Der Abschnitt über die 1940er Jahre nach: SPD Schwarzenbek: Stunde Null, Homepage, 11.3.2017, abgerufen 29.12.2024
- ↑ 9,0 9,1 SPD Schwarzenbek: Verdiente Würdigung von Ernst Schefe, Homepage, 29.11.2021
- ↑ SPD Schwarzenbek: Ehrung von Ernst Schefe, Homepage, 22.6.2020, abgerufen 17.10.2025
- ↑ Wiese, Reinhard: Das Wirken des Ernst Schefe, Homepage SPD Schwarzenbek, 23.12.2016, abgerufen 17.10.2025
- ↑ Der Volksstaat, 23.4.1873
- ↑ Vorwärts, 8.11.1876
- ↑ Schleswig-Holstein - Schwarzenbeck, Hamburger Echo, 15.9.1903, S. 6
- ↑ Schleswig-Holstein - Schwarzenbeck, Hamburger Echo, 22.12.1903, S. 6
- ↑ 16,0 16,1 Schleswig-Holstein - Schwarzenbeck, Hamburger Echo, 22.3.1907, S. 6
- ↑ Schleswig-Holstein - Schwarzenbeck, Hamburger Echo, 6.7.1904, S. 6
- ↑ Schleswig-Holstein - Schwarzenbeck, Hamburger Echo, 4.10.1904, S. 6
- ↑ Schleswig-Holstein - Schwarzenbeck, Hamburger Echo, 13.12.1904, S. 5
- ↑ Schleswig-Holstein - Schwarzenbeck, Hamburger Echo, 3.2.1907, S. 6
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