Landesparteitag 1973, Heiligenhafen: Unterschied zwischen den Versionen

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== Spitzenkandidatur ==
== Spitzenkandidatur ==
Nach zwei erfolglosen Kandidaturen für das Amt des Ministerpräsidenten trat der Landesvorsitzende [[Jochen Steffen]] nicht erneut an. Er hatte sich auch schon aus dem Amt des Vorsitzenden der Landtagsfraktion zurückgezogen. Spitzenkandidat für die [[Landtagswahl 1975]] sollte - als [[Willy Brandt]]s Wunschkandidat - der gebürtige Kieler [[Lauritz Lauritzen]] werden.<ref>Ralf G. Jahn: ''[http://www.adel-genealogie.de/Lauritzen.html Lauritz Lauritzen]'', in: Udo Kempf / Hans-Georg Merz (Hrsg.): ''Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen'' (Wiesbaden 2001), S. 409-413, wo als Lauritzens Geburtsort fälschlicherweise "Plön" angegeben ist.</ref>. Der war zuvor Oberbürgermeister von Kassel gewesen und seit [[1966]] Bundesminister für Wohnungswesen und Städtebau. Seine Bewerbungsrede beschreibt die ZEIT als "eher mittelmäßige Ansprache"<ref>Rainer Burchardt: ''[http://www.zeit.de/1973/47/klare-fronten-an-der-kieler-foerde/komplettansicht Klare Fronten an der Kieler Förde]'', DIE ZEIT, 16.11.1973</ref>:
Nach zwei erfolglosen Kandidaturen für das Amt des Ministerpräsidenten trat der Landesvorsitzende [[Jochen Steffen]] nicht erneut an. Er hatte sich auch schon aus dem Amt des Vorsitzenden der Landtagsfraktion zurückgezogen. Spitzenkandidat für die [[Landtagswahl 1975]] sollte - als [[Willy Brandt]]s Wunschkandidat - der gebürtige Kieler [[Lauritz Lauritzen]] werden.<ref name=":0">Ralf G. Jahn: ''[http://www.adel-genealogie.de/Lauritzen.html Lauritz Lauritzen]'', in: Udo Kempf / Hans-Georg Merz (Hrsg.): ''Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen'' (Wiesbaden 2001), S. 409-413, wo als Lauritzens Geburtsort fälschlicherweise "Plön" angegeben ist.</ref>. Der war zuvor Oberbürgermeister von Kassel gewesen und seit [[1966]] Bundesminister für Wohnungswesen und Städtebau. Seine Bewerbungsrede beschreibt die ZEIT als "eher mittelmäßige Ansprache"<ref name=":1">Burchardt, Rainer: ''[http://www.zeit.de/1973/47/klare-fronten-an-der-kieler-foerde/komplettansicht Klare Fronten an der Kieler Förde]'', DIE ZEIT, 16.11.1973</ref>:


: "Ministerpräsident-Anwärter Lauritzen argumentierte landespolitisch und kündigte Initiativen seiner Regierung in der Wohnungs-, Bildungs- und Bodenpolitik an: das klassenlose Krankenhaus und ein staatliches Gesundheitswesen mit freier Arztwahl gehörten ebenso dazu wie eine mögliche Verstaatlichung der Schlüsselindustrien und Banken."  
: "Ministerpräsident-Anwärter Lauritzen argumentierte landespolitisch und kündigte Initiativen seiner Regierung in der Wohnungs-, Bildungs- und Bodenpolitik an: das klassenlose Krankenhaus und ein staatliches Gesundheitswesen mit freier Arztwahl gehörten ebenso dazu wie eine mögliche Verstaatlichung der Schlüsselindustrien und Banken."  


Trotz des Widerstandes der [[Jusos]] wurde [[Lauritz Lauritzen]] mit 146 zu 22 Stimmen gewählt.<ref>Ralf G. Jahn: ''[http://www.adel-genealogie.de/Lauritzen.html Lauritz Lauritzen]'', in: Udo Kempf / Hans-Georg Merz (Hrsg.): ''Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen'' (Wiesbaden 2001), S. 409-413</ref>
Trotz des Widerstandes der [[Jusos]] wurde [[Lauritz Lauritzen]] mit 146 zu 22 Stimmen gewählt.<ref name=":0" />


== Eklat ==
== Eklat ==
In seiner Rede verurteilte [[Jochen Steffen]] den Militärputsch in Chile und die Reaktion von CDU-Politikern scharf. Unter anderem warf er dem Bonner Oppositionsführer Karl Carstens (CDU) vor, "aus einem Professor der Rechte zu einem Professor der Rechten geworden" zu sein und forderte, "daß einige bei uns ihr Verhältnis zu der bewaffneten Macht in Ordnung bringen". [[Friedrich Beermann]], Bundestagsabgeordneter und General a.D., protestierte in der Aussprache mit einer "Fünf-Minuten-Philippika, die den ganzen Parteitag ins Wanken brachte": Jochen Steffen habe "in bezug auf Chile das Schreckgespenst eines deutschen Militärputsches an die Wand gemalt".<ref>Rainer Burchardt: ''[http://www.zeit.de/1973/47/klare-fronten-an-der-kieler-foerde/komplettansicht Klare Fronten an der Kieler Förde]'', DIE ZEIT, 16.11.1973</ref>
In seiner Rede verurteilte [[Jochen Steffen]] den Militärputsch in Chile und die Reaktion von CDU-Politikern scharf. Unter anderem warf er dem Bonner Oppositionsführer Karl Carstens (CDU) vor, "aus einem Professor der Rechte zu einem Professor der Rechten geworden" zu sein und forderte, "daß einige bei uns ihr Verhältnis zu der bewaffneten Macht in Ordnung bringen". [[Friedrich Beermann]], Bundestagsabgeordneter und General a.D., protestierte in der Aussprache mit einer "Fünf-Minuten-Philippika, die den ganzen Parteitag ins Wanken brachte": Jochen Steffen habe "in bezug auf Chile das Schreckgespenst eines deutschen Militärputsches an die Wand gemalt".<ref name=":1" />


: "[Er] fand die Verbindung zum [[20. Juli]] [[1944]] und sprach die Hoffnung aus, daß in dieser Tradition die Bundeswehr gegen jede politische Bewegung, welche die Verfassung nicht ernst nehme, vorgehen würde. Nach dem ersten Widerspruch wurde Beermann deutlicher: 'Die Genossen [[Jochen Steffen|Steffen]] und [[Eckart Kuhlwein|Kuhlwein]] wollen postaliter den Boden ebnen, in diesem Land und in diesem Volk, für eine soziale Revolution außerhalb der Verfassung.'"<ref>Rainer Burchardt: ''[http://www.zeit.de/1973/47/klare-fronten-an-der-kieler-foerde/komplettansicht Klare Fronten an der Kieler Förde]'', DIE ZEIT, 16.11.1973</ref>
: "[Er] fand die Verbindung zum [[20. Juli]] [[1944]] und sprach die Hoffnung aus, daß in dieser Tradition die Bundeswehr gegen jede politische Bewegung, welche die Verfassung nicht ernst nehme, vorgehen würde. Nach dem ersten Widerspruch wurde Beermann deutlicher: 'Die Genossen [[Jochen Steffen|Steffen]] und [[Eckart Kuhlwein|Kuhlwein]] wollen postaliter den Boden ebnen, in diesem Land und in diesem Volk, für eine soziale Revolution außerhalb der Verfassung.'"<ref>Rainer Burchardt: ''[http://www.zeit.de/1973/47/klare-fronten-an-der-kieler-foerde/komplettansicht Klare Fronten an der Kieler Förde]'', DIE ZEIT, 16.11.1973</ref>


Im Verlauf des Streits stellte sich die Parteiführung auf die Seite ihres Landesvorsitzenden; Friedrich Beermann wurde aufgefordert, sein Abgeordnetenmandat zurückzugeben.<ref>Eckart Kuhlwein: ''Links, dickschädelig und frei: 30 Jahre im SPD-Vorstand in Schleswig-Holstein'' (Berlin/Hamburg 2010), ISBN 3868506616, S. ?</ref>
Im Verlauf des Streits stellte sich die Parteiführung auf die Seite ihres Landesvorsitzenden; Friedrich Beermann wurde aufgefordert, sein Abgeordnetenmandat zurückzugeben.<ref name=":2">Eckart Kuhlwein: ''Links, dickschädelig und frei: 30 Jahre im SPD-Vorstand in Schleswig-Holstein'' (Berlin/Hamburg 2010), ISBN 3868506616, S. ?</ref>


== Grundsatzprogramm ==
== Grundsatzprogramm ==
Die SPD Schleswig-Holstein hat sich ein neues Grundsatzprogramm gegeben, in dem die Analyse, aber auch die Strategie von [[Jochen Steffen]] aus vielen Fragmenten zusammengeschrieben wurde. Autoren waren [[Eckart Kuhlwein]], [[Klaus Klingner]] und [[Günther Heyenn]]. Das Programm formulierte zunächst positiv, den meisten Menschen unseres Landes gehe es besser als zuvor. Aber dieses Wachstum an privatem Wohlstand sei mit einer Fülle neuer Probleme bazhlt worden<ref>Kuhlwein, Eckart (2010) ''Links, dickschädelig und frei: 30 Jahre im SPD-Vorstand in Schleswig-Holstein'', ISBN 3868506616</ref>:
Die SPD Schleswig-Holstein hat sich ein neues Grundsatzprogramm gegeben, in dem die Analyse, aber auch die Strategie von [[Jochen Steffen]] aus vielen Fragmenten zusammengeschrieben wurde. Autoren waren [[Eckart Kuhlwein]], [[Klaus Klingner]] und [[Günther Heyenn]]. Das Programm formulierte zunächst positiv, den meisten Menschen unseres Landes gehe es besser als zuvor. Aber dieses Wachstum an privatem Wohlstand sei mit einer Fülle neuer Probleme bezahlt worden<ref name=":3">Kuhlwein, Eckart (2010) ''Links, dickschädelig und frei: 30 Jahre im SPD-Vorstand in Schleswig-Holstein'', ISBN 3868506616</ref>:


: "Noch nie war die Luft so ungesund für uns Menschen, noch nie war sauberes Wasser so knapp. In den Ghettos der ausländischen Arbeitnehmer, in menschenunwürdigen Lebensverhältnissen, schaffen wir das Unterproletariat von morgen, produzieren wir gesellschaftspolitischen Sprengstoff. Und während unsere Städte durch die Zusammenballung von immer mehr Menschen in Müll und Autos ersticken, bleibt in weiten ländlichen Räumen kaum noch eine Mindestversorgung an Bildung oder Gesundheit für die Zurückgelassenen."<ref>nach: Kuhlwein, Eckart (2010) ''Links, dickschädelig und frei: 30 Jahre im SPD-Vorstand in Schleswig-Holstein'', ISBN 3868506616</ref>
: "Noch nie war die Luft so ungesund für uns Menschen, noch nie war sauberes Wasser so knapp. In den Ghettos der ausländischen Arbeitnehmer, in menschenunwürdigen Lebensverhältnissen, schaffen wir das Unterproletariat von morgen, produzieren wir gesellschaftspolitischen Sprengstoff. Und während unsere Städte durch die Zusammenballung von immer mehr Menschen in Müll und Autos ersticken, bleibt in weiten ländlichen Räumen kaum noch eine Mindestversorgung an Bildung oder Gesundheit für die Zurückgelassenen."<ref name=":3" />


== Weitere Themen ==
== Weitere Themen ==
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[[Jochen Steffen]] sprach zu Grundfragen des demokratischen Sozialismus.  
[[Jochen Steffen]] sprach zu Grundfragen des demokratischen Sozialismus.  


[[Eckart Kuhlwein]] stellte einen "vorsichtigen" Initiativantrag, die Nutzung der [[Atomkraft]] kritisch zu prüfen. Der Antrag wurde in den [[Landesausschuss]] verwiesen.<ref>Eckart Kuhlwein: ''Links, dickschädelig und frei: 30 Jahre im SPD-Vorstand in Schleswig-Holstein'' (Berlin/Hamburg 2010), ISBN 3868506616, S. ?</ref>  
[[Eckart Kuhlwein]] stellte einen "vorsichtigen" Initiativantrag, die Nutzung der [[Atomkraft]] kritisch zu prüfen. Der Antrag wurde in den [[Landesausschuss]] verwiesen.<ref name=":2" />  


Zum Abschluss versprach [[Klaus Matthiesen]], dass seine [[Landtagsfraktion|Fraktion]] alles tun werde, 'damit die bereits über 20 Jahre andauernde konservative und oft reaktionäre CDU-Politik in Schleswig-Holstein ein Ende findet.'<ref>Rainer Burchardt: ''[http://www.zeit.de/1973/47/klare-fronten-an-der-kieler-foerde/komplettansicht Klare Fronten an der Kieler Förde]'', DIE ZEIT, 16.11.1973</ref>
Zum Abschluss versprach [[Klaus Matthiesen]], dass seine [[Landtagsfraktion|Fraktion]] alles tun werde, 'damit die bereits über 20 Jahre andauernde konservative und oft reaktionäre CDU-Politik in Schleswig-Holstein ein Ende findet.'<ref name=":1" />
 
DIE ZEIT bilanziert allerdings für den Parteitag: "Mit mehr Aktivität ist man im Lager der Genossen darangegangen, den Links- und Rechtsabweichlern die Flügel zu stutzen. Schon Wochen vor der [[Kommunalwahl 1974|Wahl]] hatte es an der Basis rumort, doch die SPD scheute damals Konsequenzen; statt das auf dem Parteitag in Heiligenhafen zur Schau gestellte Bild der Geschlossenheit zu retuschieren, wurde lediglich vertuscht. Die Strafe folgte auf dem Fuße."<ref>Burchardt, Rainer: ''[https://www.zeit.de/1974/17/angeln-nach-einem-kandidaten/komplettansicht Angeln nach einem Kandidaten]'', DIE ZEIT Nr. 17/1974  </ref>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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Version vom 14. Dezember 2021, 21:06 Uhr

Landesparteitag Heiligenhafen 1973
10. November - 11. November 1973
Heiligenhafen
Siehe auch: Beschlussdatenbank

Der Außerordentlichen Landesparteitag 1973 fand am 10. und 11. November in Heiligenhafen statt. Hier wurde Lauritz Lauritzen als Spitzenkandidat für die Landtagswahl 1975 nominiert.

Nach der Rede des Landesvorsitzenden Jochen Steffen kam es zu einem Eklat um den Militärputsch in Chile. Außerdem wurde auf diesem Parteitag der erste Antrag zum Überdenken der Nutzung von Atomkraft gestellt.

Spitzenkandidatur

Nach zwei erfolglosen Kandidaturen für das Amt des Ministerpräsidenten trat der Landesvorsitzende Jochen Steffen nicht erneut an. Er hatte sich auch schon aus dem Amt des Vorsitzenden der Landtagsfraktion zurückgezogen. Spitzenkandidat für die Landtagswahl 1975 sollte - als Willy Brandts Wunschkandidat - der gebürtige Kieler Lauritz Lauritzen werden.[1]. Der war zuvor Oberbürgermeister von Kassel gewesen und seit 1966 Bundesminister für Wohnungswesen und Städtebau. Seine Bewerbungsrede beschreibt die ZEIT als "eher mittelmäßige Ansprache"[2]:

"Ministerpräsident-Anwärter Lauritzen argumentierte landespolitisch und kündigte Initiativen seiner Regierung in der Wohnungs-, Bildungs- und Bodenpolitik an: das klassenlose Krankenhaus und ein staatliches Gesundheitswesen mit freier Arztwahl gehörten ebenso dazu wie eine mögliche Verstaatlichung der Schlüsselindustrien und Banken."

Trotz des Widerstandes der Jusos wurde Lauritz Lauritzen mit 146 zu 22 Stimmen gewählt.[1]

Eklat

In seiner Rede verurteilte Jochen Steffen den Militärputsch in Chile und die Reaktion von CDU-Politikern scharf. Unter anderem warf er dem Bonner Oppositionsführer Karl Carstens (CDU) vor, "aus einem Professor der Rechte zu einem Professor der Rechten geworden" zu sein und forderte, "daß einige bei uns ihr Verhältnis zu der bewaffneten Macht in Ordnung bringen". Friedrich Beermann, Bundestagsabgeordneter und General a.D., protestierte in der Aussprache mit einer "Fünf-Minuten-Philippika, die den ganzen Parteitag ins Wanken brachte": Jochen Steffen habe "in bezug auf Chile das Schreckgespenst eines deutschen Militärputsches an die Wand gemalt".[2]

"[Er] fand die Verbindung zum 20. Juli 1944 und sprach die Hoffnung aus, daß in dieser Tradition die Bundeswehr gegen jede politische Bewegung, welche die Verfassung nicht ernst nehme, vorgehen würde. Nach dem ersten Widerspruch wurde Beermann deutlicher: 'Die Genossen Steffen und Kuhlwein wollen postaliter den Boden ebnen, in diesem Land und in diesem Volk, für eine soziale Revolution außerhalb der Verfassung.'"[3]

Im Verlauf des Streits stellte sich die Parteiführung auf die Seite ihres Landesvorsitzenden; Friedrich Beermann wurde aufgefordert, sein Abgeordnetenmandat zurückzugeben.[4]

Grundsatzprogramm

Die SPD Schleswig-Holstein hat sich ein neues Grundsatzprogramm gegeben, in dem die Analyse, aber auch die Strategie von Jochen Steffen aus vielen Fragmenten zusammengeschrieben wurde. Autoren waren Eckart Kuhlwein, Klaus Klingner und Günther Heyenn. Das Programm formulierte zunächst positiv, den meisten Menschen unseres Landes gehe es besser als zuvor. Aber dieses Wachstum an privatem Wohlstand sei mit einer Fülle neuer Probleme bezahlt worden[5]:

"Noch nie war die Luft so ungesund für uns Menschen, noch nie war sauberes Wasser so knapp. In den Ghettos der ausländischen Arbeitnehmer, in menschenunwürdigen Lebensverhältnissen, schaffen wir das Unterproletariat von morgen, produzieren wir gesellschaftspolitischen Sprengstoff. Und während unsere Städte durch die Zusammenballung von immer mehr Menschen in Müll und Autos ersticken, bleibt in weiten ländlichen Räumen kaum noch eine Mindestversorgung an Bildung oder Gesundheit für die Zurückgelassenen."[5]

Weitere Themen

Im weiteren Verlauf des Parteitages ging es um die Konzeption für die Kommunalwahl 1974 und die Landtagswahl 1975.

Jochen Steffen sprach zu Grundfragen des demokratischen Sozialismus.

Eckart Kuhlwein stellte einen "vorsichtigen" Initiativantrag, die Nutzung der Atomkraft kritisch zu prüfen. Der Antrag wurde in den Landesausschuss verwiesen.[4]

Zum Abschluss versprach Klaus Matthiesen, dass seine Fraktion alles tun werde, 'damit die bereits über 20 Jahre andauernde konservative und oft reaktionäre CDU-Politik in Schleswig-Holstein ein Ende findet.'[2]

DIE ZEIT bilanziert allerdings für den Parteitag: "Mit mehr Aktivität ist man im Lager der Genossen darangegangen, den Links- und Rechtsabweichlern die Flügel zu stutzen. Schon Wochen vor der Wahl hatte es an der Basis rumort, doch die SPD scheute damals Konsequenzen; statt das auf dem Parteitag in Heiligenhafen zur Schau gestellte Bild der Geschlossenheit zu retuschieren, wurde lediglich vertuscht. Die Strafe folgte auf dem Fuße."[6]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Ralf G. Jahn: Lauritz Lauritzen, in: Udo Kempf / Hans-Georg Merz (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen (Wiesbaden 2001), S. 409-413, wo als Lauritzens Geburtsort fälschlicherweise "Plön" angegeben ist.
  2. 2,0 2,1 2,2 Burchardt, Rainer: Klare Fronten an der Kieler Förde, DIE ZEIT, 16.11.1973
  3. Rainer Burchardt: Klare Fronten an der Kieler Förde, DIE ZEIT, 16.11.1973
  4. 4,0 4,1 Eckart Kuhlwein: Links, dickschädelig und frei: 30 Jahre im SPD-Vorstand in Schleswig-Holstein (Berlin/Hamburg 2010), ISBN 3868506616, S. ?
  5. 5,0 5,1 Kuhlwein, Eckart (2010) Links, dickschädelig und frei: 30 Jahre im SPD-Vorstand in Schleswig-Holstein, ISBN 3868506616
  6. Burchardt, Rainer: Angeln nach einem Kandidaten, DIE ZEIT Nr. 17/1974