Bezirksparteitag 1945, Kiel (inoffiziell): Unterschied zwischen den Versionen

Aus SPD Geschichtswerkstatt
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
Eine erste inoffizielle Bezirkskonferenz nach dem Ende des 2. Weltkriegs fand am [[27. Oktober|27.]] und [[28. Oktober]] [[1945]] in [[Kiel]] statt. Sie bestätigte unter anderem den bis dahin ungewählten "vorläufigen" [[Landesvorstand|Bezirksvorstand]].
{{Parteitag
|Titel        = Bezirksparteitag Kiel 1945
|DatumVon      = 19451027
|DatumBis      = 19451028
|Location      = VZ-Druckerei
|Straße        = Bergstraße
|Hausnummer    = 11
|PLZ          = 24103
|Ort          = Kiel
|Gliederung    = Landesverband Schleswig-Holstein
|Ordentlich    = 0
|Wahlkonferenz = 0
}}
Eine erste (inoffizielle) Bezirkskonferenz nach dem Ende der Nazizeit fand am [[27. Oktober|27.]] und [[28. Oktober]] [[1945]] im Gebäude der [[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung]] in [[Kreisverband Kiel|Kiel]] statt. Sie bestätigte unter anderem den bis dahin ungewählten "vorläufigen" [[Landesvorstand|Bezirksvorstand]].


== Vorgeschichte ==
== Vorgeschichte ==
Das Entstehen des ersten Bezirksvorstandes lässt sich nicht mehr eindeutig klären. Nach der Erinnerung von [[Theodor Werner]]<ref>Vgl. Martens, Holger: ''SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959'' (Malente 1998) S. 57 f.</ref> fand nach einer Anfrage der Besatzungsbehörden am [[17. August]] [[1945]] kurzfristig eine Sitzung von sieben führenden Kieler SPD-Mitgliedern statt, die aus ihrer Mitte ihn mit der Leitung des vorläufigen Bezirksvorstandes betrauten und [[Wilhelm Kuklinski]] als Stellvertreter sowie [[Karl Ratz]] als Stellvertreter und Kassierer benannten. Weitere Mitglieder sind nicht namentlich bekannt.  
Parteien waren in Deutschland zu dieser Zeit nur auf lokaler und Kreis-Ebene erlaubt. Der [[Kreisverband Kiel]] hatte sich zum Beispiel erst Anfang Oktober wieder gegründet.  


Schon am [[19. August]] tagte der vorläufige Bezirksvorstand erneut und wurde vermutlich um [[Erich Arp]] (Elmshorn) und [[Richard Schenck|Dr. Richard Schenck]] (Hamburg) erweitert. Diese beiden waren als einflussreiche Mitstreiter von außerhalb Kiels wichtig, da der vorläufige Bezirksvorstand noch über nur begrenzte Akzeptanz bei den sich bildenden Ortsvereinen im Lande verfügte.<ref>Martens, Holger: ''SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959'' (Malente 1998) S. 58</ref>  
Das Entstehen des ersten [[Landesvorstand|Bezirksvorstandes]] lässt sich nicht mehr eindeutig klären. Nach der Erinnerung von [[Theodor Werner]]<ref>Vgl. Martens, Holger: ''SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959'' (Malente 1998) S. 57 f.</ref> fand nach einer Anfrage der Besatzungsbehörden am [[17. August]] [[1945]] kurzfristig eine Sitzung von sieben führenden Kieler SPD-Mitgliedern statt, die ihm die Leitung des vorläufigen Bezirksvorstandes übertrugen und [[Wilhelm Kuklinski]] als Stellvertreter sowie [[Karl Ratz]] als Stellvertreter und Kassierer benannten. Weitere Mitglieder sind nicht namentlich bekannt.


Spätestens am [[26. August]] berief der vorläufige Bezirksvorstand Wilhelm Kuklinski zum gleichberechtigten Vorsitzenden, da Theodor Werner "sich nicht durch besondere Führungsstärke auszeichnete"<ref>Martens, Holger: ''SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959'' (Malente 1998) S. 61</ref>. Im wesentlichen in dieser Konstellation, erweitert u.a. durch [[Paul Dölz]] (Flensburg) und [[Andreas Gayk]] (Kiel) als Beisitzer und [[Carl Storbeck]] als Kassierer an Stelle von Ratz, widmete sich der vorläufige Bezirksvorstand dem organisatorischen Neuaufbau der SPD im Lande.  
Schon am [[19. August]] tagte der vorläufige Bezirksvorstand erneut und wurde vermutlich um [[Erich Arp]] ([[Ortsverein Elmshorn|Elmshorn]]) und [[Richard Schenck]] (Hamburg) erweitert. Diese beiden waren als einflussreiche Mitstreiter von außerhalb Kiels wichtig, da der vorläufige Bezirksvorstand noch über nur begrenzte Akzeptanz bei den sich bildenden Ortsvereinen im Lande verfügte.<ref>Martens, Holger: ''SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959'' (Malente 1998) S. 58</ref>
 
Spätestens am [[26. August]] berief der vorläufige Bezirksvorstand Wilhelm Kuklinski zum gleichberechtigten Vorsitzenden, da Theodor Werner "sich nicht durch besondere Führungsstärke auszeichnete"<ref>Martens, Holger: ''SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959'' (Malente 1998) S. 61</ref>. Im wesentlichen in dieser Konstellation, erweitert u.a. durch [[Paul Dölz]] ([[Ortsverein Tönning|Tönning]]) und [[Andreas Gayk]] als Beisitzer und [[Carl Storbeck]] als Kassierer (beide [[Kreisverband Kiel|Kiel]]) an Stelle von Ratz, widmete sich der vorläufige Bezirksvorstand dem organisatorischen Neuaufbau der SPD im Lande. Unter anderem plante er, den Aufbau der Weimarer Republik, d.h. einen in sechs [[Unterbezirk]]e gegliederten Bezirksverband, wieder anzuwenden.<ref>Schilf u.a.: ''Wiederaufbau'', S. 547</ref>


== Bezirkskonferenz ==
== Bezirkskonferenz ==
Die - von der britischen Militärregierung nicht genehmigte und daher als "private Besprechung" deklarierte - Bezirkskonferenz vom Oktober bestätigte den inoffiziellen Bezirksvorstand in seiner aktuellen Zusammensetzung, also mit der Doppelspitze Werner und Kuklinski. Auf dem ersten offiziellen [[Bezirksparteitag 1946, Neumünster|Bezirksparteitag]] kandidierte Werner nicht mehr; Kuklinski wurde zum alleinigen Vorsitzenden gewählt.<ref>Martens, Holger: ''SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959'' (Malente 1998) S. 107</ref>
Die erste [[Landesparteitag|Bezirkskonferenz]] war für den [[20. Oktober|20.]]/[[21. Oktober]] angesetzt. Am [[16. Oktober]] teilte die britische Militärregierung mit, dass sie dies nicht genehmigen werde. Daher wurde die - dann als "private Besprechung" deklarierte - Bezirkskonferenz um eine Woche verschoben. Sie begann mit Reden von [[Wilhelm Kuklinski]] und dem wenige Wochen vorher zurückgekehrten [[Andreas Gayk]].
 
Die Delegierten bestätigten den inoffiziellen Bezirksvorstand in seiner aktuellen Zusammensetzung, also mit der Doppelspitze Theo Werner und Wilhelm Kuklinski. Dazu wählten sie<ref>Lt. Osterroth: ''Sozialdemokratie'', S. 120</ref>:
* [[Heinrich Fischer]] und [[Karl Langebeck]] als Sekretäre
* [[Carl Storbeck]] als Kassierer
* [[Gustav Schatz]] als Kommunalsekretär
* [[Paul Lohmann]] als Kultursekretär
 
sowie eine Kontrollkommission.
 
Auf dem ersten offiziellen [[Bezirksparteitag 1946, Neumünster|Bezirksparteitag]] kandidierte Werner dann nicht mehr; Kuklinski wurde zum alleinigen Vorsitzenden gewählt.<ref>Martens: ''Geschichte'', S. 107</ref>
 
== Beschlüsse ==
Die Bezirkskonferenz stimmte auch für eine Entschließung, die [[Minderheitenpolitik|Grenze zu Dänemark]] von [[1920]] weiterhin anzuerkennen.<ref>Schilf u.a.: ''Wiederaufbau'', S. 550</ref>
 
== Literatur ==
*[[Holger Martens|Martens, Holger]]: ''Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Schleswig-Holstein 1945 bis 1959'' (2 Bde., Malente 1998)
*[[Franz Osterroth|Osterroth, Franz]]: ''100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick'' (Kiel o. J. [1963])
*Schilf, Ulrich / Schulte, Rolf / Weber, Jürgen / Wilke, Uta: ''[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay42.pdf Der Wiederaufbau der SPD nach dem Krieg]'', in: ''Demokratische Geschichte'' 3(1988), S. 537-558


== Quellen ==
== Quellen ==
<references />
<references />

Version vom 12. Februar 2017, 03:55 Uhr

Bezirksparteitag Kiel 1945
27. Oktober - 28. Oktober 1945
VZ-Druckerei
Bergstraße 11
24103 Kiel
Siehe auch: Beschlussdatenbank

Eine erste (inoffizielle) Bezirkskonferenz nach dem Ende der Nazizeit fand am 27. und 28. Oktober 1945 im Gebäude der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung in Kiel statt. Sie bestätigte unter anderem den bis dahin ungewählten "vorläufigen" Bezirksvorstand.

Vorgeschichte

Parteien waren in Deutschland zu dieser Zeit nur auf lokaler und Kreis-Ebene erlaubt. Der Kreisverband Kiel hatte sich zum Beispiel erst Anfang Oktober wieder gegründet.

Das Entstehen des ersten Bezirksvorstandes lässt sich nicht mehr eindeutig klären. Nach der Erinnerung von Theodor Werner[1] fand nach einer Anfrage der Besatzungsbehörden am 17. August 1945 kurzfristig eine Sitzung von sieben führenden Kieler SPD-Mitgliedern statt, die ihm die Leitung des vorläufigen Bezirksvorstandes übertrugen und Wilhelm Kuklinski als Stellvertreter sowie Karl Ratz als Stellvertreter und Kassierer benannten. Weitere Mitglieder sind nicht namentlich bekannt.

Schon am 19. August tagte der vorläufige Bezirksvorstand erneut und wurde vermutlich um Erich Arp (Elmshorn) und Richard Schenck (Hamburg) erweitert. Diese beiden waren als einflussreiche Mitstreiter von außerhalb Kiels wichtig, da der vorläufige Bezirksvorstand noch über nur begrenzte Akzeptanz bei den sich bildenden Ortsvereinen im Lande verfügte.[2]

Spätestens am 26. August berief der vorläufige Bezirksvorstand Wilhelm Kuklinski zum gleichberechtigten Vorsitzenden, da Theodor Werner "sich nicht durch besondere Führungsstärke auszeichnete"[3]. Im wesentlichen in dieser Konstellation, erweitert u.a. durch Paul Dölz (Tönning) und Andreas Gayk als Beisitzer und Carl Storbeck als Kassierer (beide Kiel) an Stelle von Ratz, widmete sich der vorläufige Bezirksvorstand dem organisatorischen Neuaufbau der SPD im Lande. Unter anderem plante er, den Aufbau der Weimarer Republik, d.h. einen in sechs Unterbezirke gegliederten Bezirksverband, wieder anzuwenden.[4]

Bezirkskonferenz

Die erste Bezirkskonferenz war für den 20./21. Oktober angesetzt. Am 16. Oktober teilte die britische Militärregierung mit, dass sie dies nicht genehmigen werde. Daher wurde die - dann als "private Besprechung" deklarierte - Bezirkskonferenz um eine Woche verschoben. Sie begann mit Reden von Wilhelm Kuklinski und dem wenige Wochen vorher zurückgekehrten Andreas Gayk.

Die Delegierten bestätigten den inoffiziellen Bezirksvorstand in seiner aktuellen Zusammensetzung, also mit der Doppelspitze Theo Werner und Wilhelm Kuklinski. Dazu wählten sie[5]:

sowie eine Kontrollkommission.

Auf dem ersten offiziellen Bezirksparteitag kandidierte Werner dann nicht mehr; Kuklinski wurde zum alleinigen Vorsitzenden gewählt.[6]

Beschlüsse

Die Bezirkskonferenz stimmte auch für eine Entschließung, die Grenze zu Dänemark von 1920 weiterhin anzuerkennen.[7]

Literatur

  • Martens, Holger: Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Schleswig-Holstein 1945 bis 1959 (2 Bde., Malente 1998)
  • Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963])
  • Schilf, Ulrich / Schulte, Rolf / Weber, Jürgen / Wilke, Uta: Der Wiederaufbau der SPD nach dem Krieg, in: Demokratische Geschichte 3(1988), S. 537-558

Quellen

  1. Vgl. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998) S. 57 f.
  2. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998) S. 58
  3. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959 (Malente 1998) S. 61
  4. Schilf u.a.: Wiederaufbau, S. 547
  5. Lt. Osterroth: Sozialdemokratie, S. 120
  6. Martens: Geschichte, S. 107
  7. Schilf u.a.: Wiederaufbau, S. 550