Andreas Gayk: Unterschied zwischen den Versionen

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*1927-1933 gehörte er der Kieler Stadtverordnetenversammlung an
*1927-1933 gehörte er der Kieler Stadtverordnetenversammlung an
*1945-1950 war er Mitglied der Kieler Ratsversammlung
*1945-1950 war er Mitglied der Kieler Ratsversammlung
*Vom 18. Oktober 1946 bis zu seinem Tod war er Oberbürgermeister der Stadt Kiel  
*Vom [[18. Oktober]] [[1946]] bis zu seinem Tod war er Oberbürgermeister der Stadt Kiel


== Landespolitik ==
== Landespolitik ==

Version vom 27. Dezember 2013, 03:19 Uhr

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Andreas Gayk
Geboren: 11. Oktober 1893
Gestorben: 1. Oktober 1954

Andreas Gayk, * 11. Oktober 1893 in Gaarden bei Kiel; † 1. Oktober 1954 in Kiel; Journalist, Oberbürgermeister. Er trat 1911 in die SPD ein und gehörte nach seiner Rückkehr nach Kiel zunächst dem Sozialdemokratischen Verein Groß-Kiel an, nach der Wiederbegründung 1945 dann dem Kreisverband Kiel.

1948 war Gayk Mitglied im Parlamentarischen Rat, der das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland erarbeiten sollte; er gehörte auch dem Fraktionsvorstand an.

Beruf

Andreas Gayk war in der Weimarer Republik bis zu ihrem Verbot durch die Nazis Chefredakteur der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung. Nach ihrem Verbot zog er nach Berlin, um dort an dem Magazin "Blick in die Zeit" bis zu dessen Verbot mitzuarbeiten. Nach dem Krieg übernahm er wieder, allerdings nur formal, die Chefredaktion der wieder gegründeten Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung, um der Leserschaft die Kontinuität deutlich zu machen. Faktisch schrieb er aber nach dem Eröffnungsartikel nur noch gelegentlich und in politischen Funktionen.[1]

Parteiämter

  • Andreas Gayk wurde auf dem Bezirksparteitag vom 8. März-9. März 1947 zum Bezirksvorsitzenden gewählt. In diesem Amt wurde er am 23./24. Juli 1949, am 17./18. März 1951 und am 3./4. Juli 1953 bestätigt und behielt es bis zu seinem Tod.
  • Auf dem Bundesparteitag am 11. Mai 1946 in Hannover wurde Andreas Gayk in den Parteivorstand gewählt, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Manchen galt er als der offensichtliche Nachfolger[2] von Kurt Schumacher, dessen Linie der konsequenten Abgrenzung vom Kommunismus und Festhalten am Ziel der Wiedervereinigung Deutschlands er teilte. Für den Bundesparteitag vom 11. September bis 14. September 1948 in Düsseldorf wurde Andreas Gayk von Schumacher beauftragt, dessen programmatische Rede zu verlesen, weil er wegen Krankheit nicht teilnehmen konnte.

Kommunalpolitik

  • 1919 war Andreas Gayk Mitglied im Kieler Arbeiter- und Soldatenrat
  • 1927-1933 gehörte er der Kieler Stadtverordnetenversammlung an
  • 1945-1950 war er Mitglied der Kieler Ratsversammlung
  • Vom 18. Oktober 1946 bis zu seinem Tod war er Oberbürgermeister der Stadt Kiel

Landespolitik

Von 1946 bis 1954 war Andreas Gayk Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Landtages, zunächst in den beiden ernannten Landtagen, dann als direkt gewählter Abgeordneter im Wahlkreis 18 (Kiel IV (Ost)), später 21 (Kiel-Ost). Von 1950 bis 1954 war er Oppositionsführer. Am 12. September 1954 wurde er wieder direkt im Wahlkreis 28 (Kiel-Ost) gewählt, konnte das Mandat wegen seiner fortgeschrittenen Krebserkrankung jedoch nicht mehr antreten.

Während seiner Zeit als MdL führte er den Vorsitz im Landesplanungsausschuss und gehörte den Ausschüssen für Wirtschaft und Verkehr und für Sonderverwaltungen an, später den Ausschüssen für Aufbau, für Verwaltung und Geschäftsordnung, für die Wahrung der Rechte der Volksvertretung, dem Polizei- und dem Finanzausschuss sowie dem Landesausschuss für Landesplanung. Die gesamte Zeit gehörte er auch dem Ältestenrat des Parlaments an.

Sonstiges

Andreas Gayk setzte zusammen mit den Kinderfreunden die Idee der Kinderrepubliken ins Werk und organisierte 1927 in Kiel die erste und größte von ihnen, die Kinderrepublik Seekamp.

Ehrungen

  • Gemäß einem Eintrag im Landtagsinformationssystem erhielt er das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland; ein Datum ist nicht genannt.
  • Kurz nach seinem Tod wurde die Neue Straße in Kiel in Andreas-Gayk-Straße umbenannt.
  • Seit 1971 vergibt die Stadt Kiel für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Kommunalpolitik die Andreas-Gayk-Medaille.

Stimmen

Der Journalist Gerhard E. Gründler, der seine Karriere bei der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung begann, über Andreas Gayk:

"Am 1. Oktober 1954 starb wenige Tage vor seinem 61. Geburtstag der Kieler Oberbürgermeister Andreas Gayk, ein auch außerhalb der SPD hochgeachteter Mann. Als Mitglied des Parlamentarischen Rates hatte er das Bonner Grundgesetz mitgeformt. Vor 1933 war er Kieler Lokalchef der Volks-Zeitung und zugleich Stadtverordneter gewesen. Dabei hatte er eine Überempfindlichkeit gegen die Arroganz und Schönrednerei von Politikern (auch solchen der eigenen Partei) entwickelt. Viel zitiert wurde seine Standardredensart über politische Schaumschläger: "Seggt he wat oder geiht em blots dat Muul?" ("Sagt er etwas oder bewegt er nur den Mund?") Journalisten waren seiner Auffassung nach stets im Dienst, sollten sich auch nicht auf Dienststunden berufen. Dass Journalisten streiken könnten, hielt er für undenkbar: "Und wer schreibt dann über den Streik?", fragte er.
Die Volks-Zeitung druckte zehn Tage nach Gayks Tod ein "Politische Testament" ihres ehemaligen Lokalchefs, der nach ihrem Wiedererscheinen 1946 kurze Zeit auch ihr Chefredakteur gewesen war, bevor er sich ganz seinen politischen Ämtern widmete - als Fraktionsvorsitzender der SPD im schleswig-holsteinischen Landtag und als Oberbürgermeister in Kiel. Einen Satz aus diesem Testament habe ich damals dick angestrichen: "Wer praktische Politik treiben will, der muß sich auch mit der Sünde der Tat beflecken. Eine Partei, deren unmittelbares Ziel nicht die Eroberung der politischen Macht im Staate ist, um die wirklichkeitsnahen Ziele ihrer Wähler zu verwirklichen, eine solche Partei zieht sich auf das politische Altenteil zurück, sie gibt sich im Grunde selber auf."" Gerhard E. Gründler

Testament

Wortlaut des Politischen Testaments von Andreas Gayk:

"Nicht nur von meiner Arbeit im Rathaus, auch von meinen politischen Freunden trenne ich mich in diesem geschichtlichen Augenblick sehr schwer. Ich bin, solange ich geistig mündig war, Sozialist gewesen, und ich bin es auch heute noch, und ich bin stolz darauf.
Ich habe die Trennung des freiheitlichen Sozialismus vom bolschewistischen Machtstaat wachen Geistes miterlebt, und es gehört zu den größten geistigen Enttäuschungen meines Lebens, daß nicht nur gewissenlose politische Demagogen, sondern daß auch prominente Vertreter unseres geistigen Lebens, wie Professoren und Schriftsteller, von dieser Revolution in der Geschichte des Sozialismus bis heute keine Notiz genommen haben. Die Folgen können eines Tages ebenso verheerend sein wie die Entfremdung zwischen Obrigkeit, Kirche und Arbeiterschaft.
Die Entfremdung zwischen Staat und Arbeiterschaft hat nicht nur am Ende der Weimarer Republik zu verhängnisvollen Fehlentscheidungen geführt. Neuerdings steht die Sozialdemokratie wieder einmal am Scheideweg. Mit tiefer Sorge sehe ich die Tendenzen einer Minderheit auf dem letzten Parteitag, den Notwendigkeiten einer wirklichkeitsnahen Politik auszuweichen und aus dem Sozialismus wieder eine Art Heilslehre zu machen.
Vor einem solchen Rückfall in die Illusionen der Vergangenheit kann ich nicht dringend genug warnen. Diese Politik ist geistig bequemer ja, aber sie muß, wie die utopischen Vorstellungen über die Macht der Internationale bewiesen, notwendig, wie 1914, zum Zusammenbruch und zur völligen Enttäuschung der überzeugten Anhänger führen. Wer praktische Politik treiben will, der muß sich auch mit der Sünde der Tat beflecken. Eine Partei, deren unmittelbares Ziel nicht die Eroberung der politischen Macht im Staate ist, um die wirklichkeitsnahen Ziele ihrer Wähler zu verwirklichen, eine solche Partei zieht sich auf das politische Altenteil zurück, sie gibt sich im Grunde selber auf.
Wer es für unmöglich hält, in Deutschland eine lebendige Demokratie und damit auch eine demokratische Wehrmacht aufzubauen und den alten Gegensatz zwischen der feudalen Armee und der Arbeiterschaft aufzuheben, der soll die Finger von der Politik lassen (auch wenn er zufällig Bundestagsabgeordneter ist).
Die Tatsache, daß eine Aufgabe schwer ist, ja daß sie möglicherweise erst nach wiederholten Anläufen erreicht werden kann, beweist noch nicht ihre Unlösbarkeit. Die Arbeiterschaft hat vor vielen anderen gleich großen Aufgaben nicht resigniert, und sie hat sie durchgesetzt."[3]

Links

Quellen

  1. Vgl. Rickers, Karl: Erinnerungen eines Kieler Journalisten 1920 – 1970 (Neumünster 1992) ISBN 3-529-02723-5
  2. Jensen, Jürgen/Rickers, Karl: Andreas Gayk, S. 219-222.
  3. Schleswig-Holsteinische Volks-Zeitung, 1. 10. 1954