Ortsverein Kiel-Pries/Friedrichsort: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:2013 05 04 Hist Infostand Pries Fr ort 09.png|thumb|left|200px|"Historischer Infostand" zum Parteijubiläum]]Zum "[[Kreisverband Kiel - 150 Jahre SPD|Tag der Ortsvereine]]" am [[4. Mai]] [[2013]] zum 150jährigen Bestehen der SPD präsentierte der Ortsverein einen "historischen Infostand" in historischen Kostümen. Es wirkten mit von rechts [[Waltraud Bischoff]], [[Birgit Wellendorf]], [[Antje Möller-Neustock]] und als Moritatensänger [[Klaus Keil]]. Nicht im Bild sind [[Volkhard Hanns]] und [[Uli Paproth]].
[[Datei:2013 05 04 Hist Infostand Pries Fr ort 09.png|thumb|left|200px|"Historischer Infostand" zum Parteijubiläum]]Zum "[[Kreisverband Kiel - 150 Jahre SPD|Tag der Ortsvereine]]" am [[4. Mai]] [[2013]] zum 150jährigen Bestehen der SPD präsentierte der Ortsverein einen "historischen Infostand" in historischen Kostümen. Es wirkten mit von rechts [[Waltraud Bischoff]], [[Birgit Wellendorf]], [[Antje Möller-Neustock]] und als Moritatensänger [[Klaus Keil]]. Nicht im Bild sind [[Volkhard Hanns]] und [[Uli Paproth]].


 
== Vorgeschichte ==
Bereits [[1893]] gab es in Pries und Friedrichsort SPD-Mitglieder, darunter den Schumacher Hoffmann, denen von der Polizei die Schuld an mehreren Brandstiftungen zugeschoben werden sollte.<ref>Hamburger Echo 11.1.1893, S. 3</ref> Auch [[1894]] sind sozialdemokratische Aktivitäten in Friedrichsort belegt, es soll eine „öffentliche Versammlung für Frauen und Männer“ mit dem Genossen Klüß [vermutlich VZ-Redakteur [[Joachim Klüß]]] als Redner stattgefunden haben.<ref>Die Gleichheit 30.5.1894</ref>
Bereits [[1893]] gab es in Pries und Friedrichsort SPD-Mitglieder, darunter den Schumacher Hoffmann, denen von der Polizei die Schuld an mehreren Brandstiftungen zugeschoben werden sollte.<ref>Hamburger Echo 11.1.1893, S. 3</ref> Auch [[1894]] sind sozialdemokratische Aktivitäten in Friedrichsort belegt, es soll eine „öffentliche Versammlung für Frauen und Männer“ mit dem Genossen Klüß [vermutlich VZ-Redakteur [[Joachim Klüß]]] als Redner stattgefunden haben.<ref>Die Gleichheit 30.5.1894</ref>


Am [[10. März]] [[1895]] sprach [[Carl Legien]] im Lokal des Herrn Göttsch in Pries auf einer von ca. 250 Personen besuchten Volksversammlung. Im Anschluss wurde eine Protestresolution beschlossen und „noch eine Kommission von 3 Personen gewählt […], um die Gründung eines Arbeiterbildungsvereins für Pries und Umgegend in die Hand zu nehmen“. Der Vorsitzende schloss die Versammlung mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie.<ref>[https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN1754726119_18950313 Hamburger Echo, Mittwoch 13. März 1895]</ref> Offen bleibt wohl, welchem Verein der erwähnte Vorsitzende vorstand.
Am [[10. März]] [[1895]] sprach [[Carl Legien]] im Lokal des Herrn Göttsch in Pries auf einer von ca. 250 Personen besuchten Volksversammlung. Im Anschluss wurde eine Protestresolution beschlossen und „noch eine Kommission von 3 Personen gewählt […], um die Gründung eines Arbeiterbildungsvereins für Pries und Umgegend in die Hand zu nehmen“. Der Vorsitzende schloss die Versammlung mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie.<ref>[https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN1754726119_18950313 Hamburger Echo, Mittwoch 13. März 1895]</ref> Offen bleibt wohl, welchem Verein der erwähnte Vorsitzende vorstand.


Bei der Wahlkreiskonferenz [[1898]] wurde Pries-Friedrichsort durch den Kieler  [[Wilhelm Brecour]] vertreten und es wurde festgestellt, dass dort eine politische Organisation nicht vorhanden sei, „da dort die kaiserliche Torpedowerkstatt die Arbeitsstätte vieler Genossen ist.“ Doch das politische Leben schlafe keineswegs, denn die Genossen träfen sich privat und von Kiel aus werde Einiges organisiert.<ref>Hamburger Echo, 8.3.1898, S.5</ref> Nur wenige Monate später wurden tatsächlich zwei Arbeiter dort als „sozialdemokratische Agitatoren“ entlassen, weil sie am 1. Mai beim Flugblattverteilen in [[Ortsverein Dänischenhagen|Dänischenhagen]]aufgegriffen worden waren.<ref>Hamburger Echo, 14.5.1898</ref>
Bei der Wahlkreiskonferenz im Frühjahr [[1898]] wurde Pries-Friedrichsort durch den Kieler  [[Wilhelm Brecour]] vertreten und es wurde festgestellt, dass dort eine politische Organisation nicht vorhanden sei, „da dort die kaiserliche Torpedowerkstatt die Arbeitsstätte vieler Genossen ist.“ Doch das politische Leben schlafe keineswegs, denn die Genossen träfen sich privat und von Kiel aus werde Einiges organisiert.<ref>Hamburger Echo, 8.3.1898, S.5</ref> Nur wenige Monate später wurden tatsächlich zwei Arbeiter dort als „sozialdemokratische Agitatoren“ entlassen, weil sie am 1. Mai beim Flugblattverteilen in [[Ortsverein Dänischenhagen|Dänischenhagen]]aufgegriffen worden waren.<ref>Hamburger Echo, 14.5.1898</ref>
 
Zur Wahlkreiskonferenz im November [[1898]] schickte Friedrichsort einen schriftlichen Bericht, Pries und [[Ortsverein Holtenau|Holtenau]]waren jeweils mit einem Gast vertreten. <ref>Hamburger Echo, 26.11.1898, S.3</ref>


Im Juni [[1900]] muss der Ortsverein schon eine stattliche Größe erreicht haben, denn es wurden 60 Mark Parteibeiträge an den Parteivorstand abgeführt.<ref>Vorwärts 10.7.1900</ref> Falls diese Summe nur aus Mitgliedsbeiträgen des Monats bestand, dürfte der Verein wohl um die 200 Mitglieder gehabt haben.
Im Juni [[1900]] muss der Ortsverein schon eine stattliche Größe erreicht haben, denn es wurden 60 Mark Parteibeiträge an den Parteivorstand abgeführt.<ref>Vorwärts 10.7.1900</ref> Falls diese Summe nur aus Mitgliedsbeiträgen des Monats bestand, dürfte der Verein wohl um die 200 Mitglieder gehabt haben.

Version vom 14. Januar 2024, 21:48 Uhr

Der Ortsverein Kiel-Pries/Friedrichsort ist eine Gliederung im Kreisverband Kiel. Er hat seine Anfänge vermutlich 1895 und gehört seit 1922 zu Kiel.

Zu Vorsitzenden wurden am 30. Mai 2021 als Doppelspitze Ingrid Havemann und Fabian Reichardt gewählt; seit 10. November 2021 ist Ingrid Havemann alleinige Vorsitzende. Sie lösten Uli Paproth ab, der dem Ortsverein seit 2009 vorgestanden hatte. Seine Vorgänger waren u.a. Volkhard Hanns, Mathias Stein, Karsten Langfeldt und Jürgen Röpstorff. Mit Stand vom 31. Dezember 2020 hatte der Ortsverein 42 Mitglieder.

"Historischer Infostand" zum Parteijubiläum

Zum "Tag der Ortsvereine" am 4. Mai 2013 zum 150jährigen Bestehen der SPD präsentierte der Ortsverein einen "historischen Infostand" in historischen Kostümen. Es wirkten mit von rechts Waltraud Bischoff, Birgit Wellendorf, Antje Möller-Neustock und als Moritatensänger Klaus Keil. Nicht im Bild sind Volkhard Hanns und Uli Paproth.

Vorgeschichte

Bereits 1893 gab es in Pries und Friedrichsort SPD-Mitglieder, darunter den Schumacher Hoffmann, denen von der Polizei die Schuld an mehreren Brandstiftungen zugeschoben werden sollte.[1] Auch 1894 sind sozialdemokratische Aktivitäten in Friedrichsort belegt, es soll eine „öffentliche Versammlung für Frauen und Männer“ mit dem Genossen Klüß [vermutlich VZ-Redakteur Joachim Klüß] als Redner stattgefunden haben.[2]

Am 10. März 1895 sprach Carl Legien im Lokal des Herrn Göttsch in Pries auf einer von ca. 250 Personen besuchten Volksversammlung. Im Anschluss wurde eine Protestresolution beschlossen und „noch eine Kommission von 3 Personen gewählt […], um die Gründung eines Arbeiterbildungsvereins für Pries und Umgegend in die Hand zu nehmen“. Der Vorsitzende schloss die Versammlung mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie.[3] Offen bleibt wohl, welchem Verein der erwähnte Vorsitzende vorstand.

Bei der Wahlkreiskonferenz im Frühjahr 1898 wurde Pries-Friedrichsort durch den Kieler Wilhelm Brecour vertreten und es wurde festgestellt, dass dort eine politische Organisation nicht vorhanden sei, „da dort die kaiserliche Torpedowerkstatt die Arbeitsstätte vieler Genossen ist.“ Doch das politische Leben schlafe keineswegs, denn die Genossen träfen sich privat und von Kiel aus werde Einiges organisiert.[4] Nur wenige Monate später wurden tatsächlich zwei Arbeiter dort als „sozialdemokratische Agitatoren“ entlassen, weil sie am 1. Mai beim Flugblattverteilen in Dänischenhagenaufgegriffen worden waren.[5]

Zur Wahlkreiskonferenz im November 1898 schickte Friedrichsort einen schriftlichen Bericht, Pries und Holtenauwaren jeweils mit einem Gast vertreten. [6]

Im Juni 1900 muss der Ortsverein schon eine stattliche Größe erreicht haben, denn es wurden 60 Mark Parteibeiträge an den Parteivorstand abgeführt.[7] Falls diese Summe nur aus Mitgliedsbeiträgen des Monats bestand, dürfte der Verein wohl um die 200 Mitglieder gehabt haben.

Bei der Reichstagswahl 1912 gab es in Pries mit 99% die wohl höchste Wahlbeteiligung im Reich. Dabei wählten 546 Personen die SPD (1907 noch 315). Im gesamten dritten Reichstagswahlkreis (Schleswig-Eckernförde) gab es zu dieser Zeit 1349 Mitglieder.[8]

1913 gelang es der SPD, 6 von 12 Gemeinderatssitzen in Pries zu besetzen. Der Vorwärts wies darauf hin, dass dies ein bemerkenswertes Ergebnis sei, da die Wahl öffentlich gewesen wäre und die meisten Arbeiter dort in der Marine-Torpedoanstalt beschäftigt wären, wo ihnen bei sozialdemokratischer Betätigung die Entlassung angedroht sei.[9]

Friedrichsort könnte zum Sozialdemokratischen Verein Holtenau und Umgegend gehört haben, denn im Rahmen der Abspaltung zur USPD ist stets von den „Genossen von Friedrichsort-Holtenau“ die Rede.[10] Allerdings wurde Holtenau erst 1903 gegründet, sie müssten also fusioniert haben.

Auch die Gewerkschaften waren im Ort vertreten, so existierte eine Abteilung des Deutschen Werftarbeiterverbands, deren Vorsitzender 1902 Bade hieß.[11]


Der Arbeitersport wurde ausgeübt in der Freien Turnerschaft Friedrichsort und Umgebung, die 1945 mit den beiden anderen Sportvereinen im Ort fusionierte.


1918 kam es in Friedrichsort zu organisierten Plünderungen, als der Soldatenrat tausende Flaschen Alkohol und Zigaretten in den Wohnungen von Offizieren und Wohlhabenden sowie bei Geschäftsleuten beschlagnahmte.[12]

1920 trat der Friedrichsorter Genosse Panitzki für die USPD auf Platz 10 der Landesliste für den Reichstag an.[13]

Links


  1. Hamburger Echo 11.1.1893, S. 3
  2. Die Gleichheit 30.5.1894
  3. Hamburger Echo, Mittwoch 13. März 1895
  4. Hamburger Echo, 8.3.1898, S.5
  5. Hamburger Echo, 14.5.1898
  6. Hamburger Echo, 26.11.1898, S.3
  7. Vorwärts 10.7.1900
  8. Vorwärts 21.8.1912
  9. Vorwärts 12.6.1913
  10. Mitteilungsblatt des Verbandes der Sozialdemokratischen Wahlvereine Berlins und Umgegend : Organ des Bezirksverbandes Berlin-Brandenburg der USPD. 18.2.1917 und 18.3.1917
  11. Vorwärts 3.4.1902
  12. Freiheit 19.12.1818
  13. Freiheit 26.5.1920