Annemarie Renger

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Annemarie Renger
Annemarie Renger
Annemarie Renger
Geboren: 7. Oktober 1919
Gestorben: 3. März 2008

Annemarie Renger (geb. Wildung, verh. Lonkarevic), * 7. Oktober 1919 in Leipzig, † 3. März 2008 nach langer schwerer Krankheit in Oberwinter (heute Remagen); Verlagskauffrau. Mitglied der SPD.

Werdegang

Annemarie Renger entstammte der kinderreichen sozialdemokratischen Familie des Gewerkschafters und Sportfunktionärs Fritz Wildung und seiner Frau Martha Wildung. Ab 1924 lebte die Familie in Berlin, wo die Tochter bis 1933 bei den Falken, in der Kinderfreundebewegung und im Arbeitersport aktiv war. Außerdem erlebte sie dort den Umgang des Regimes mit Gegnern - zu denen ihr Vater gehörte -[1] und mit jüdischen Mitmenschen.[2] Bis 1934 besuchte sie das Lyzeum, machte dann Lehre im Verlagswesen und arbeitete bis zum Ende der NS-Herrschaft als Stenotypistin bzw. Verlagskauffrau.

Ihr erster Ehemann, den sie 1938 geheiratet und mit dem sie einen Sohn hatte, starb als Soldat im 2. Weltkrieg, ebenso wie drei ihrer Brüder.[3]

Am 15. Oktober 1945 nahm sie ihre Tätigkeit als Privatsekretärin beim späteren SPD-Bundesvorsitzenden Kurt Schumacher auf und blieb bis zu dessen Tod am 20. August 1952 seine engste Mitarbeiterin und Lebensgefährtin. Daneben leitete sie ab 1946 das Büro des SPD-Parteivorstandes in Hannover. Nach Kurt Schumachers Tod begann sie eine eigene politische Karriere. 1985 übernahm sie den Vorsitz der Kurt-Schumacher-Gesellschaft.

1965 heiratete sie erneut; ihr Mann starb schon 1973. Auch ihr Sohn († 1998) starb vor ihr. Zuletzt lebte sie in der Familie ihrer Enkelin in Oberwinter (heute Remagen).

Partei & Politik

  • 1962-1973 Mitglied im Parteivorstand
  • 1966-1973 Vorsitzende des Bundesfrauenausschusses der SPD
  • 1970-1973 Mitglied im Parteipräsidium
  • 1979-1983 Mitglied der Kontrollkommission der SPD

Bundestag

  • 1953-1990 Mitglied des Bundestages (über die Landesliste Schleswig-Holstein, ab 1969 über die Landesliste Nordrhein-Westfalen)
  • 1969-1972 eine von vier parlamentarischen Geschäftsführer*innen der SPD-Fraktion (als erste Frau, die eine solche Position bekleidete)
  • 1972-1976 Präsidentin des Deutschen Bundestages als erste Frau und erste Sozialdemokratin[4]
  • 1976-1990 Bundestagsvizepräsidentin
  • Mitglied der 2., 3., 4., 5. und 6. Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten

Sonstiges

  • 1959-1966 Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarats und der Westeuropäischen Union
  • Stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen.
  • 1976-1987 Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe; dies war Ausdruck ihres Engagements für die Verbesserung der deutsch-jüdisch-israelischen Beziehungen, für das sie mehrfach Auszeichnungen erhielt
  • 1979 kandidierte sie - als erste Frau, aber in aussichtsloser Position - gegen den Kandidaten der CDU/CSU, Karl Carstens, für das Amt des Bundespräsidenten

Veröffentlichungen

  • Die Gedankenwelt Kurt Schumachers bestimmte meinen politischen Weg. In: Huber, Antje: Die Sozialdemokratinnen. Verdient die Nachtigall Lob, wenn sie singt? (Stuttgart/Herford 1984)
  • Ein politisches Leben. Erinnerungen (Stuttgart 1993)
  • Den Frauen eine Bresche schlagen. In: Latka-Jöhring, Sigrid: Frauen in Bonn. Zwanzig Porträts aus der Bundesrepublik (Bonn 1988)

Literatur & Links

Einzelnachweise

  1. Wikipedia: Annemarie Renger, abgerufen 21.12.2020
  2. Ferner, Elke (Hg.): 90 Jahre Frauenwahlrecht! Eine Dokumentation (Berlin 2008), S. 117
  3. Ferner, Elke (Hg.): 90 Jahre Frauenwahlrecht! Eine Dokumentation (Berlin 2008), S. 117
  4. Grunenberg, Nina: Wahl des Bundestagspräsidenten: Vier Frauen für ein Halleluja, DIE ZEIT, 1.12.1972