Heinrich Grönwoldt: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Heinrich Grönwoldt]] (*[[23. September]] [[1887]] in Hohenhude) ist Ehrenvorsitzender der [[Ortsverein Russee|Russeer Sozialdemokraten]].  
'''Heinrich Grönwoldt''' (* [[23. September]] [[1887]] in Hohenhude, † [[2. August]] [[1972]] in Kiel) war Ehrenvorsitzender der [[Ortsverein Russee|Russeer Sozialdemokraten]].  


== Partei ==
== Partei ==
von ca. 1924- 1933 Vorsitzender
* von ca. [[1924]]-[[1933]] Vorsitzender des SPD [[Ortsverein Russee|Ortsvereins Russee]]
* [[1946]]-[[1960]] Vorsitzender des SPD [[Ortsverein Russee|Ortsvereins Russee]]
* [[1960]]-[[1966]] Vorstandsämter des SPD [[Ortsverein Russee|Ortsvereins Russee]]


1946- 1960 Vorsitzender
== Mandate ==
* [[2. März]] [[1919]]-[[1933]] Mitglied im Gemeinderat Russee
* [[28. Dezember]] [[1945]]-[[1966]] Mitglied im Gemeinderat Russee
 
== Ehrungen ==
[[23. September]] [[1967]] - Ernennung zum Ehrenvorsitzenden des SPD [[Ortsverein Russee|Ortsvereins Russee]]
 
== Biografie ==
Nach dem Schulbesuch und der Berufsausbildung zum Zimmerer ging Heinrich Grönwoldt als rechtschaffener Handwerker auf Wanderschaft. Sein Weg führte ihn durch ganz Deutschland bis  in die Schweiz. Das ungebundene und relativ freie Leben prägten Heinrich Grönwoldt für seine Zukunft. Die Liebe zur Freiheit und eine tiefe Ablehnung der Obrigkeit wuchsen in diesen Wanderjahren. Am [[11. Juni]] [[1907]] trat er der [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|SPD in Kiel]] bei, in  der zur damaligen Zeit allein in Kiel 7217 Genossen eingeschrieben waren.
 
Im Jahre [[1914]] wurde Heinrich Grönwoldt in Russee, Bahnhofstraße 71 (heute Russeer Weg 71) sesshaft. Während der Wanderschaft lernte Heinrich seine Frau Gertrud kennen, mit der er in der Bahnhofstraße ein Haus errichtete.


1960- 1966 Vorstandsämter
Heinrich schloß sich der ortsansässigen SPD an, die bereits neun Mitglieder zählte. Es waren Handwerker und Arbeiter die den SPD Ortsverein bildeten. Sie fanden in der Partei ihre politische Heimat. Heinrich Grönwoldt engagierte sich sehr und wurde bald unter seinem Spitznamen “Hein Wöddel“ zu einer bekannten und wegen seiner Originalität allseits beliebten Persönlichkeit.


== Mandate ==
Von [[1914]]-[[1918]] nahm Heinrich Grönwoldt als einfacher Soldat am 1. Weltkrieg teil. Nach Kriegsende arbeitete er wieder in seinem Beruf als Zimmermann.
02.03.1919- 1933 Mitglied im Gemeinderat Russee
 
=== Weimarer Republik ===
Für die SPD zog Heinrich Grönwoldt in den Gemeinderat ein. Die Arbeit in der Gemeindevertretung machte ihn zum Kämpfer und er spielte schnell eine führende Rolle in der Gemeindevertretung und im Ortsverein der SPD.


28.12.1945- 1966 Mitglied im Gemeinderat Russee
Als die Gemeindevertretung [[1928]] beschloss, Verhandlungen mit der Stadt Kiel über eine Eingemeindung aufzunehmen ,bildete die Gemeinde Russee einen Verhandlungsausschuss. Ihm gehörten die Herren Krieg, Freundstück, [[Ernst Mordhorst]] und Heinrich Grönwoldt an. Verhandlungsführer der Stadt Kiel war Stadtrat Gluck. Am [[22. März]] [[1929]] stimmte die Gemeindevertretung der Eingemeindung Russees nach Kiel zu. Aus nicht geklärten Gründen wurde aber nichts daraus.


== Ehrungen ==
Heinrich Grönwoldt setzte sich für die Schaffung von Kleingärten ein. Die Kolonie am Rundweg ist auf seinen Druck hin entstanden. Jahrelang war er Vorsitzender des dortigen Kleingartenvereins. Heinrich Grönwoldt besaß nicht nur einen Kleingarten, auch sein Grundstück in der Bahnhofstraße 71 nutzte er zum Gemüseanbau. Er pflanzte viel Wurzeln (Wöddeln) an, die seine Frau Gertraud auf dem Markt verkaufte. Daher stammte sein Spitzname Hein Wöddel, unter dem er in ganz Russee und Umgebung bekannt und beliebt war.


== Biografie ==
In der Freiwilligen Feuerwehr, der zahlreiche Genossen angehörten, war er seit 1929 stellvertretender Steigerführer. Den SPD Ortsverein führte er seit  ca. [[1924]].


In seine Zeit fiel auch die Gründung des Arbeitergesangvereins, in dem er selbst aktiv mitwirkte und des Arbeitersportvereins „Freie Turnerschaft „Russee. Zur gleichen Zeit wurde auch der TSV Russee von [[Otto Rehder]] und seinen Freunden gegründet.


Nach dem Schulbesuch und der Berufsausbildung zum Zimmerer ging Heinrich als rechtschaffener Handwerker auf Wanderschaft. Sein Weg führte ihn durch ganz Deutschland bis  in die Schweiz. Das ungebundene und relativ freie Leben prägten Heinrich für seine Zukunft. Die Liebe zur Freiheit und eine tiefe Ablehnung der Obrigkeit  wuchsen in diesen Wanderjahren. Am [[11. Juni]] [[1907]] trat er der [[ Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|SPD in Kiel]] bei, in  der zur damaligen Zeit allein in Kiel 7217 Genossen eingeschrieben waren.
Mit Heinrich waren die Genossen [[Karl Bustorff]], [[Heinrich Plümer]], [[Paul Lemke]], Bargholz, [[August Heinrich]], [[Adolf Sorgenfrei]] und andere für die Partei und Russee tätig.
Im Jahre 1914 wurde Heinrich in Russee, Bahnhofstr.71 (heute Russeer Weg 71)  seßhaft. Während der Wanderschaft lernte Heinrich seine Frau Gertrud kennen, mit der er in der Bahnhofstraße ein Haus errichtete.
Heinrich schloß sich der ortsansässigen SPD an, die bereits neun Mitglieder zählte. Es waren Handwerker und Arbeiter die den SPD Ortsverein bildeten. Sie fanden in der Partei ihre politische Heimat. Heinrich engagierte sich sehr und wurde bald unter seinem Spitznamen “Hein Wöddel“ zu einer bekannten und wegen seiner Originalität allseits beliebten Persönlichkeit.
Von 1914 -1918 nahm Heinrich als einfacher Soldat am 1. Weltkrieg teil. Nach Kriegsende arbeitete er wieder in seinem Beruf als Zimmermann.
Für die SPD zog  Heinrich in den Gemeinderat ein. Die Arbeit in der Gemeindevertretung machte ihn zum Kämpfer und er spielte schnell eine führende Rolle in der Gemeindevertretung und im Ortsverein der SPD.
Als die Gemeindevertretung 1928 beschloß, Verhandlungen mit der Stadt Kiel über eine Eingemeindung aufzunehmen ,bildete die Gemeinde Russee einen Verhandlungsausschuß. Ihm gehörten die Herren Krieg, Freundstück, Ernst Mordhorst und Heinrich Grönwoldt an. Verhandlungsführer der Stadt Kiel war Stadtrat Gluck. Am 22.3.1929 stimmte die Gemeindevertretung der Eingemeindung Russees nach Kiel zu. Aus nicht geklärten Gründen wurde aber nichts daraus.


Heinrich setzte sich für die Schaffung von Kleingärten ein. Die Kolonie am Rundweg ist auf seinen Druck hin entstanden. Jahrelang war er Vorsitzender des dortigen Kleingartenvereins.Heinrich besaß nicht nur einen Kleingarten, auch sein Grundstück in der Bahnhofstraße 71 nutzte er zum Gemüseanbau. Er pflanzte viel Wurzeln (Wöddeln) an, die seine Frau Gertraud auf dem Markt verkaufte. Daher stammte sein Spitzname Hein Wöddel, unter dem er in ganz Russee und Umgebung bekannt und beliebt war.
=== Nazizeit ===
In der Freiwilligen Feuerwehr, der zahlreiche Genossen angehörten, war er seit 1929 stellvertretender Steigerführer. Den SPD Ortsverein führte er seit  ca. 1924.
[[1933]] kam es zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Die SPD wurde verboten. Russeer Sozialdemokraten mussten sich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen. Heinrich Grönwoldt versteckte die Traditionsfahne der SPD in seinem Kleingarten. Leider blieb sie für immer verschwunden.
In seine Zeit fiel auch die Gründung des Arbeitergesangvereins, in dem er selbst aktiv mitwirkte und des Arbeitersportvereins „Freie Turnerschaft „Russee. Zur gleichen Zeit wurde auch der TSV Russee von Otto Rehder und seinen Freunden gegründet.
Mit Heinrich waren die Genossen Bustorff, Heinrich Plümer, Paul Lemke,Bargholz, August Heinrich, Adolf Sorgenfrei und andere für die Partei und Russee tätig.


1933 kam es zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Die SPD wurde verboten. Russeer Sozialdemokraten mußten sich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen. Heinrich versteckte die Traditionsfahne der SPD in seinem Kleingarten. Leider blieb sie für immer verschwunden.
Russeer Sozialdemokraten wurden wegen ihrer Überzeugung verfolgt und provoziert. Der Krieg forderte auch Opfer in der Familie Grönwoldt. Der einzige Sohn Heinz Grönwoldt fiel.
Russeer Sozialdemokraten wurden wegen ihrer Überzeugung verfolgt und provoziert. Der Krieg forderte auch Opfer in der Familie Grönwoldt. Der einzige Sohn Heinz Grönwoldt fiel.


1945 wurde die SPD unter Kurt Schumacher wiedergegründet. Am 10.1.1946 trat “Hein Wöddel“ der Partei wieder bei. Mit ihm traten auch Adolf Sorgenfrei, Heinrich Plümer, Hans Sell, Karl Bustorff, Friedrich Kaiser, Emil Grabe und andere der wieder aufblühenden SPD bei. Die Partei mischte wieder kräftig bei der Gestaltung von Russee mit. Ihr fiel in Russee die Oppositionsrolle zu.
=== Nach dem 2. Weltkrieg ===
Im Ortsverein wurde „Hein Wöddel“ wieder Parteivorsitzender. Bei den Gemeindewahlen wurde er wieder in den Gemeinderat gewählt.
1945 wurde die SPD unter Kurt Schumacher wiedergegründet. Am [[10. Januar]] [[1946]] trat "Hein Wöddel" der Partei wieder bei. Mit ihm traten auch [[Adolf Sorgenfrei]], [[Heinrich Plümer]], [[Hans Sell]], [[Karl Bustorff]], [[Friedrich Kaiser]], [[Emil Grabe]] und andere der wieder aufblühenden SPD bei. Die Partei mischte wieder kräftig bei der Gestaltung von Russee mit. Ihr fiel in Russee die Oppositionsrolle zu.
Auch außerhalb Russees wurde Heinrich wieder aktiv. So nahm er zum Beispiel am 8.4.1947 an einer Wahlversammlung, mit zahlreichen Russeer Genossen in der Bahnhofswirtschaft Melsdorf teil. Heinrich gründete dort den Ortsverein Melsdorf.
 
Von welchem Geist die Genossen und Heinrich in den Aufbaujahren erfüllt waren, gibt eine tragisches Ereignis wider, das im Oktober 1947 die Mitglieder aufschreckte. Hans Plümer, von Beruf Zimmermann, wie auch Heinrich, verunglückte auf dem Rückweg von der Arbeit tödlich. Es war schon dunkel, als er auf dem Fahrrad die  Struckdieksau entlang nach Hause fahren wollte. Er stürzte mit dem Rad in die Au und zog sich einen Schädelbasisbruch zu. Er wurde erst zwei Tage später tot aufgefunden.  Er hinterließ Frau und vier Kinder. Die Genossen, an der Spitze Heinrich, organisierten sofort Hilfe für die Familie, so zum Beispiel Care Pakete. Das war gelebte Solidarität.
Im Ortsverein wurde "Hein Wöddel" wieder Parteivorsitzender. Bei den Gemeindewahlen wurde er wieder in den Gemeinderat gewählt.
Die SPD gestaltete auch das gesellschaftliche Leben in Russee mit. Jährlich zu Pfingsten fand das SPD Fest an den Hansdorfer Tannen statt. Die Familien zogen mit Bollerwagen sowie Essen und Trinken zum Festplatz. Dort wurden Spiele für die Kinder veranstaltet und es gab Süßes. Die Erwachsenen hielten sich mehr an Bier und Eßbaren. Bis zum Einbruch der Dunkelheit wurde gefeiert, ehe man gemeinsam wieder nach Hause zog.
 
Politische Ziele, wie den Bau der Turnhalle 1959/60, konnte er manchmal auch mit seiner Hände Arbeit vollenden. So sprach Heinrich den Richtspruch als Zimmermannspolier, als der Richtkranz über der Turnhalle schwebte.  
Auch außerhalb Russees wurde Heinrich wieder aktiv. So nahm er zum Beispiel am [[8. April]] [[1947]] an einer Wahlversammlung, mit zahlreichen Russeer Genossen in der Bahnhofswirtschaft Melsdorf teil. Heinrich Grönwoldt gründete dort den [[Ortsverein Melsdorf]].
Heinrich führte die Partei gemeinsam mit seinem Stellvertreter Heinz Füllgraf und dem Kassierer Helmut Kirchner bis 1960. Dann übernahm Max Nörenberg die Führung der SPD. Gemeinsam mit Otto Gerlach wurde ein neues Kapitel in der Geschichte der SPD Russee aufgeschlagen.
 
Der Schnitt war tief ,wie sich auch an den Berufen der Nachfolger des Zimmermannpoliers Heinrich Grönwoldt ablesen läßt. Otto Gerlach war Rektor der Grundschule, und Max Nörenberg war im Bankwesen tätig. Die SPD wandelte sich von einer Arbeiterpartei zu einer Volkspartei.
Von welchem Geist die Genossen und Heinrich in den Aufbaujahren erfüllt waren, gibt eine tragisches Ereignis wider, das im Oktober [[1947]] die Mitglieder aufschreckte. [[Hans Plümer]], von Beruf Zimmermann, wie auch Heinrich Grönwoldt, verunglückte auf dem Rückweg von der Arbeit tödlich. Es war schon dunkel, als er auf dem Fahrrad die  Struckdieksau entlang nach Hause fahren wollte. Er stürzte mit dem Rad in die Au und zog sich einen Schädelbasisbruch zu. Er wurde erst zwei Tage später tot aufgefunden.  Er hinterließ Frau und vier Kinder. Die Genossen, an der Spitze Heinrich Grönwoldt, organisierten sofort Hilfe für die Familie, so zum Beispiel Care Pakete. Das war gelebte Solidarität.
Für seine langjährige politische Arbeit  verlieh die SPD ihrem alten Genossen eine besondere Auszeichnung. 1967, an seinem 80.Geburtstag wurde „Hein Wöddel“ zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Er ist bis zum heutigen Tag der einzige geblieben.
 
Am 2.8.1972 verstarb Heinrich Grönwoldt. Mit ihm starb ein Stück altes Russee und ein wichtiges Kapitel Parteigeschichte.
Die SPD gestaltete auch das gesellschaftliche Leben in Russee mit. Jährlich zu Pfingsten fand das SPD Fest an den Hansdorfer Tannen statt. Die Familien zogen mit Bollerwagen sowie Essen und Trinken zum Festplatz. Dort wurden Spiele für die Kinder veranstaltet und es gab Süßes. Die Erwachsenen hielten sich mehr an Bier und Essbaren. Bis zum Einbruch der Dunkelheit wurde gefeiert, ehe man gemeinsam wieder nach Hause zog.
 
Politische Ziele, wie den Bau der Turnhalle [[1959]]/[[1960|60]], konnte er manchmal auch mit seiner Hände Arbeit vollenden. So sprach Heinrich den Richtspruch als Zimmermannspolier, als der Richtkranz über der Turnhalle schwebte.  
 
Heinrich führte die Partei gemeinsam mit seinem Stellvertreter [[Heinz Füllgraf]] und dem Kassierer [[Helmut Kirchner]] bis [[1960]]. Dann übernahm Max Nörenberg die Führung der SPD. Gemeinsam mit [[Otto Gerlach]] wurde ein neues Kapitel in der Geschichte der SPD Russee aufgeschlagen.
 
Der Schnitt war tief ,wie sich auch an den Berufen der Nachfolger des Zimmermannpoliers Heinrich Grönwoldt ablesen läßt. [[Otto Gerlach]] war Rektor der Grundschule, und [[Max Nörenberg]] war im Bankwesen tätig. Die SPD wandelte sich von einer Arbeiterpartei zu einer Volkspartei.
 
=== Ehrenvorsitzender ===
Für seine langjährige politische Arbeit  verlieh die SPD ihrem alten Genossen eine besondere Auszeichnung. [[1967]], an seinem 80.Geburtstag wurde "Hein Wöddel" zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Er ist bis zum heutigen Tag der einzige geblieben.
 
Am [[2. August]] [[1972]] verstarb Heinrich Grönwoldt. Mit ihm starb ein Stück altes Russee und ein wichtiges Kapitel Parteigeschichte.

Aktuelle Version vom 11. Oktober 2014, 13:06 Uhr

Heinrich Grönwoldt
Heinrich Grönwoldt
Heinrich Grönwoldt
Geboren: 23. September 1887
Gestorben: 2. August 1972

Heinrich Grönwoldt (* 23. September 1887 in Hohenhude, † 2. August 1972 in Kiel) war Ehrenvorsitzender der Russeer Sozialdemokraten.

Partei

Mandate

Ehrungen

23. September 1967 - Ernennung zum Ehrenvorsitzenden des SPD Ortsvereins Russee

Biografie

Nach dem Schulbesuch und der Berufsausbildung zum Zimmerer ging Heinrich Grönwoldt als rechtschaffener Handwerker auf Wanderschaft. Sein Weg führte ihn durch ganz Deutschland bis in die Schweiz. Das ungebundene und relativ freie Leben prägten Heinrich Grönwoldt für seine Zukunft. Die Liebe zur Freiheit und eine tiefe Ablehnung der Obrigkeit wuchsen in diesen Wanderjahren. Am 11. Juni 1907 trat er der SPD in Kiel bei, in der zur damaligen Zeit allein in Kiel 7217 Genossen eingeschrieben waren.

Im Jahre 1914 wurde Heinrich Grönwoldt in Russee, Bahnhofstraße 71 (heute Russeer Weg 71) sesshaft. Während der Wanderschaft lernte Heinrich seine Frau Gertrud kennen, mit der er in der Bahnhofstraße ein Haus errichtete.

Heinrich schloß sich der ortsansässigen SPD an, die bereits neun Mitglieder zählte. Es waren Handwerker und Arbeiter die den SPD Ortsverein bildeten. Sie fanden in der Partei ihre politische Heimat. Heinrich Grönwoldt engagierte sich sehr und wurde bald unter seinem Spitznamen “Hein Wöddel“ zu einer bekannten und wegen seiner Originalität allseits beliebten Persönlichkeit.

Von 1914-1918 nahm Heinrich Grönwoldt als einfacher Soldat am 1. Weltkrieg teil. Nach Kriegsende arbeitete er wieder in seinem Beruf als Zimmermann.

Weimarer Republik

Für die SPD zog Heinrich Grönwoldt in den Gemeinderat ein. Die Arbeit in der Gemeindevertretung machte ihn zum Kämpfer und er spielte schnell eine führende Rolle in der Gemeindevertretung und im Ortsverein der SPD.

Als die Gemeindevertretung 1928 beschloss, Verhandlungen mit der Stadt Kiel über eine Eingemeindung aufzunehmen ,bildete die Gemeinde Russee einen Verhandlungsausschuss. Ihm gehörten die Herren Krieg, Freundstück, Ernst Mordhorst und Heinrich Grönwoldt an. Verhandlungsführer der Stadt Kiel war Stadtrat Gluck. Am 22. März 1929 stimmte die Gemeindevertretung der Eingemeindung Russees nach Kiel zu. Aus nicht geklärten Gründen wurde aber nichts daraus.

Heinrich Grönwoldt setzte sich für die Schaffung von Kleingärten ein. Die Kolonie am Rundweg ist auf seinen Druck hin entstanden. Jahrelang war er Vorsitzender des dortigen Kleingartenvereins. Heinrich Grönwoldt besaß nicht nur einen Kleingarten, auch sein Grundstück in der Bahnhofstraße 71 nutzte er zum Gemüseanbau. Er pflanzte viel Wurzeln (Wöddeln) an, die seine Frau Gertraud auf dem Markt verkaufte. Daher stammte sein Spitzname Hein Wöddel, unter dem er in ganz Russee und Umgebung bekannt und beliebt war.

In der Freiwilligen Feuerwehr, der zahlreiche Genossen angehörten, war er seit 1929 stellvertretender Steigerführer. Den SPD Ortsverein führte er seit ca. 1924.

In seine Zeit fiel auch die Gründung des Arbeitergesangvereins, in dem er selbst aktiv mitwirkte und des Arbeitersportvereins „Freie Turnerschaft „Russee. Zur gleichen Zeit wurde auch der TSV Russee von Otto Rehder und seinen Freunden gegründet.

Mit Heinrich waren die Genossen Karl Bustorff, Heinrich Plümer, Paul Lemke, Bargholz, August Heinrich, Adolf Sorgenfrei und andere für die Partei und Russee tätig.

Nazizeit

1933 kam es zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Die SPD wurde verboten. Russeer Sozialdemokraten mussten sich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen. Heinrich Grönwoldt versteckte die Traditionsfahne der SPD in seinem Kleingarten. Leider blieb sie für immer verschwunden.

Russeer Sozialdemokraten wurden wegen ihrer Überzeugung verfolgt und provoziert. Der Krieg forderte auch Opfer in der Familie Grönwoldt. Der einzige Sohn Heinz Grönwoldt fiel.

Nach dem 2. Weltkrieg

1945 wurde die SPD unter Kurt Schumacher wiedergegründet. Am 10. Januar 1946 trat "Hein Wöddel" der Partei wieder bei. Mit ihm traten auch Adolf Sorgenfrei, Heinrich Plümer, Hans Sell, Karl Bustorff, Friedrich Kaiser, Emil Grabe und andere der wieder aufblühenden SPD bei. Die Partei mischte wieder kräftig bei der Gestaltung von Russee mit. Ihr fiel in Russee die Oppositionsrolle zu.

Im Ortsverein wurde "Hein Wöddel" wieder Parteivorsitzender. Bei den Gemeindewahlen wurde er wieder in den Gemeinderat gewählt.

Auch außerhalb Russees wurde Heinrich wieder aktiv. So nahm er zum Beispiel am 8. April 1947 an einer Wahlversammlung, mit zahlreichen Russeer Genossen in der Bahnhofswirtschaft Melsdorf teil. Heinrich Grönwoldt gründete dort den Ortsverein Melsdorf.

Von welchem Geist die Genossen und Heinrich in den Aufbaujahren erfüllt waren, gibt eine tragisches Ereignis wider, das im Oktober 1947 die Mitglieder aufschreckte. Hans Plümer, von Beruf Zimmermann, wie auch Heinrich Grönwoldt, verunglückte auf dem Rückweg von der Arbeit tödlich. Es war schon dunkel, als er auf dem Fahrrad die Struckdieksau entlang nach Hause fahren wollte. Er stürzte mit dem Rad in die Au und zog sich einen Schädelbasisbruch zu. Er wurde erst zwei Tage später tot aufgefunden. Er hinterließ Frau und vier Kinder. Die Genossen, an der Spitze Heinrich Grönwoldt, organisierten sofort Hilfe für die Familie, so zum Beispiel Care Pakete. Das war gelebte Solidarität.

Die SPD gestaltete auch das gesellschaftliche Leben in Russee mit. Jährlich zu Pfingsten fand das SPD Fest an den Hansdorfer Tannen statt. Die Familien zogen mit Bollerwagen sowie Essen und Trinken zum Festplatz. Dort wurden Spiele für die Kinder veranstaltet und es gab Süßes. Die Erwachsenen hielten sich mehr an Bier und Essbaren. Bis zum Einbruch der Dunkelheit wurde gefeiert, ehe man gemeinsam wieder nach Hause zog.

Politische Ziele, wie den Bau der Turnhalle 1959/60, konnte er manchmal auch mit seiner Hände Arbeit vollenden. So sprach Heinrich den Richtspruch als Zimmermannspolier, als der Richtkranz über der Turnhalle schwebte.

Heinrich führte die Partei gemeinsam mit seinem Stellvertreter Heinz Füllgraf und dem Kassierer Helmut Kirchner bis 1960. Dann übernahm Max Nörenberg die Führung der SPD. Gemeinsam mit Otto Gerlach wurde ein neues Kapitel in der Geschichte der SPD Russee aufgeschlagen.

Der Schnitt war tief ,wie sich auch an den Berufen der Nachfolger des Zimmermannpoliers Heinrich Grönwoldt ablesen läßt. Otto Gerlach war Rektor der Grundschule, und Max Nörenberg war im Bankwesen tätig. Die SPD wandelte sich von einer Arbeiterpartei zu einer Volkspartei.

Ehrenvorsitzender

Für seine langjährige politische Arbeit verlieh die SPD ihrem alten Genossen eine besondere Auszeichnung. 1967, an seinem 80.Geburtstag wurde "Hein Wöddel" zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Er ist bis zum heutigen Tag der einzige geblieben.

Am 2. August 1972 verstarb Heinrich Grönwoldt. Mit ihm starb ein Stück altes Russee und ein wichtiges Kapitel Parteigeschichte.