Silke Reyer: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Silke Reyer''' (geb. Borggräfe), * [[16. April]] [[1940]] in Kiel, † [[25. November]] [[2011]] in Kiel. Verheiratet, ein Kind. Mitglied im [[Kreisverband Kiel]] der SPD.
'''Silke''' Gertrud Klara '''Reyer''' (geb. Borggräfe), * [[16. April]] [[1940]] in Kiel, † [[25. November]] [[2011]] in Kiel; Steno-Kontoristin. Verheiratet, ein Kind. Seit [[1. Oktober]] [[1969]] Mitglied der SPD im [[Kreisverband Kiel]].


== Leben ==
== Werdegang ==
Silke Borggräfe wurde während der NS-Zeit in eine sozialdemokratisch orientierte Arbeiterfamilie hineingeboren und wuchs in der Wik auf; ihr Vater war Schlosser. Nach der Wiedergründung nahm sie an Strandfahrten der AWO nach Falckenstein teil. Eine höhere Schulbildung blieb ihr trotz guter Noten wohl aus finanziellen Gründen versagt. Wie viele Arbeiterkinder eignete sie sich aus eigenem Drang viel an Bildung an. Nach einer Berufsausbildung war sie zunächst u. a. bei der Gewerkschaft tätig.  
Silke Borggräfe wurde während der NS-Zeit in eine sozialdemokratisch orientierte Arbeiterfamilie hineingeboren und wuchs in der Wik auf; ihr Vater war Schlosser. Nach der Wiedergründung nahm sie an Strandfahrten der [[AWO]] nach Falckenstein teil. Eine höhere Schulbildung blieb ihr trotz guter Noten wohl aus finanziellen Gründen versagt. Wie viele Arbeiterkinder eignete sie sich aus eigenem Drang viel an Bildung an. Nach einer Berufsausbildung als Steno-Kontoristin war sie zunächst u. a. bei der Gewerkschaft ötv tätig, der sie am [[1. Oktober]] [[1958]] beigetreten war. Dort nahm sie auch an mehreren Jugendkonferenzen und Jugendleiterseminaren teil.<ref>Zu entnehmen aus den entsprechenden Eintragungen in ihrem DGB-Mitgliedsbuch.</ref>


Später heiratete sie [[Horst Reyer]] und erzog ihre Tochter. Ohne berufliche Tätigkeit fühlte sie sich jedoch unterfordert<ref>AWO-Zeitung. Mitgliedermagazin der Arbeiterwohlfahrt Kiel e.V., 1|2012, S. 3</ref>, deshalb übernahm sie zunächst den Vorsitz beim AWO-Kreisverband und engagierte sich dann auch in der Kommunalpolitik.
Sie heiratete [[Horst Reyer]] und erzog die gemeinsame Tochter. Ohne berufliche Tätigkeit fühlte sie sich jedoch unterfordert<ref>AWO-Zeitung. Mitgliedermagazin der Arbeiterwohlfahrt Kiel e.V., 1|2012, S. 3</ref>, deshalb übernahm sie zunächst den Vorsitz beim [[Arbeiterwohlfahrt|AWO-Kreisverband Kiel]] und engagierte sich dann auch in der Kommunalpolitik.


Neben der allgemeinen Parteiarbeit war sie auch in der [[Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF)|AsF Kiel]] aktiv. [[1988]] beteiligte sie sich an einer nächtlichen Umbenennungsaktion von Kieler Plätzen und Straßen, mit der daran erinnert werden sollte, "dass viele wichtige Frauen existierten, sie aber schnell wieder aus der Erinnerung verschwanden", wie der AsF-Vorstand sagte.<ref>''Frauen gaben Plätzen neue Namen'', Kieler Nachrichten 6./7.3.1988</ref> Da die nächtliche Aktion ungesetzlich war, erhielt die Stadtpräsidentin, wie die anderen Beteiligten auch, eine Strafanzeige, die schließlich aber wegen Geringfügigkeit eingestellt wurde.  
Der AWO gehörte sie seit [[1970]] an. (Ihr Mitgliedsbuch trägt die Unterschrift "F. Hinz" - Geschäftsführer war damals [[Fiete Hinz]], der Ehemann von [[Ida Hinz]]). Von [[1974]] bis [[1989]] war sie Kreisvorsitzende. Hier förderte sie besonders den Aufbau des Kinder- und Jugendbauernhofes auf dem ehemaligen Hof Eggers in Mettenhof, der am [[11. Juni]] [[1981]] von der Kieler Ratsversammlung genehmigt wurde.<ref>AWO-Zeitung. Mitgliedermagazin der Arbeiterwohlfahrt Kiel e.V., 1|2012, S. 4</ref> Sie zeitweise auch Mitglied im Vorstand des AWO-Landesverbandes Schleswig-Holstein.


30 Jahre lang war Silke Reyer in vielen ehrenamtlichen Funktionen tätig. [[1998]] schied sie aus der Ratsversammlung aus und bewarb sich, wenn auch erfolglos, um ein Landtagsmandat. Sie engagierte sich auch danach weiterhin für die politischen Themen, die ihr am Herzen lagen, führte den Verein Theater-Museum und entwickelte eine Begeisterung fürs Bridge-Spiel, bis ihre Gesundheit ihr solche Aktivitäten nicht mehr erlaubte.
In der SPD engagierte sie sich neben der allgemeinen Parteiarbeit in der [[Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF)|AsF Kiel]]. [[1988]] beteiligte sie sich an einer nächtlichen Umbenennungsaktion von Kieler Plätzen und Straßen, mit der daran erinnert werden sollte, "dass viele wichtige Frauen existierten, sie aber schnell wieder aus der Erinnerung verschwanden", wie der AsF-Vorstand sagte.<ref>''Frauen gaben Plätzen neue Namen'', ''Kieler Nachrichten'', 6./7.3.1988</ref> Da die nächtliche Aktion ungesetzlich war, erhielt die Stadtpräsidentin, wie die anderen Beteiligten auch, eine Strafanzeige, die schließlich aber wegen Geringfügigkeit eingestellt wurde.
 
30 Jahre lang war Silke Reyer in vielen ehrenamtlichen Funktionen tätig. [[1998]] schied sie aus der Ratsversammlung aus. [[1996]] bewarb sie sich um eine Landtagskandidatur für die [[Landtagswahl 1996]], unterlag jedoch in der Abstimmung [[Klaus-Dieter Müller]]. Sie engagierte sich auch danach weiterhin für die politischen Themen, die ihr am Herzen lagen, führte den Verein Theater-Museum und entwickelte eine Begeisterung fürs Bridge-Spiel, bis ihre Gesundheit ihr solche Aktivitäten nicht mehr erlaubte.


== Kommunalpolitik ==
== Kommunalpolitik ==
Als Kommunalpolitikerin lagen Silke Reyers Schwerpunkte in der Personal-, Sozial- und [[Frauen- und Gleichstellungspolitik|Gleichstellungspolitik]], in der [[Friedenspolitik]] und im Engagement gegen Rechtsextremismus.
[[Datei:11 1987 Sitzung der SPD Ratsfraktion Kiel Bild 9.jpg|400px|thumb|right|Sitzung der Ratsfraktion im November [[1987]] mit (v.l.) [[Bernd Löwner]], Stadtpräsidentin Silke Reyer und [[Albrecht Kempe]]]]
[[Datei:11 1987 Sitzung der SPD Ratsfraktion Kiel Bild 9.jpg|400px|thumb|right|Sitzung der Ratsfraktion im November [[1987]] mit (v.l.) [[Bernd Löwner]], Stadtpräsidentin Silke Reyer und [[Albrecht Kempe]] ]]
Nachdem sie die SPD viele Jahre im Ortsbeirat Mettenhof vertreten hatte, war Silke Reyer von [[1977]] bis [[1998]] Mitglied der Kieler Ratsversammlung. Von [[1978]] bis [[1982]] amtierte sie als zweite stellvertretende Stadtpräsidentin, von 1982 bis [[1986]] als erste stellvertretende Stadtpräsidentin. Nach der [[Kommunalwahl 1986]] wurde sie zur Stadtpräsidentin gewählt und füllte dieses Amt bis [[1998]] aus.
*[[1977]]-[[1998]] Mitglied der Kieler Ratsversammlung
 
*[[1978]]-[[1982]] zweite stellvertretende Stadtpräsidentin
Ihre Schwerpunkte als Ratsmitglied setzte sie in der Personal-, Sozial- und [[Frauen- und Gleichstellungspolitik|Gleichstellungspolitik]], in der [[Friedenspolitik]] und im Engagement gegen Rechtsextremismus. Als Stadtpräsidentin betrieb sie die Ausweitung der Städtepartnerschaften nach Osteuropa, vollzog den Beitritt Kiels zum Hiroshima-Bündnis gegen Atomkrieg und unterstützte das Kieler Bündnis gegen Rechtsradikale. Der auf Initiative von ihr, [[Waltraut Siebke]] und [[Uschi Schuckenböhmer]] [[1987]] eingerichteten städtischen [[Frauen- und Gleichstellungspolitik|Gleichstellungsstelle]] (später Referat für Frauen bzw. für Gleichstellung) galt ihr besonderes Interesse.
*1982-[[1986]] erste stellvertretende Stadtpräsidentin
*1986-1998 Stadtpräsidentin
Als Stadtpräsidentin setzte sie sich stark für die Ausweitung der Städtepartnerschaften nach Osteuropa, für den Beitritt zum Hiroshima-Bündnis gegen Atomkrieg sowie für das Kieler Bündnis gegen Rechtsradikale ein. Sie unterstützte außerdem - zusammen mit [[Waltraut Siebke]] und [[Uschi Schuckenböhmer]] - die auf ihr aller Betreiben [[1987]] eingerichtete städtische [[Frauen- und Gleichstellungspolitik|Gleichstellungsstelle]] (später Referat für Frauen bzw. für Gleichstellung).


== Ehrungen ==
== Ehrungen ==
*[[1993]] Verleihung der Freiherr-vom-Stein-Medaille des Landes Schleswig-Holstein
[[1993]] erhielt Silke Reyer die Freiherr-vom-Stein-Medaille des Landes Schleswig-Holstein, [[1998]] das Bundesverdienstkreuz am Bande.
*[[1998]] Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande
 
*Die [[Trauerrede für Silke Reyer|Rede zu ihrer Trauerfeier]] am [[6. Dezember]] [[2011]] hielt [[Hans-Friedrich Traulsen]] als politischer Mitstreiter aus Mettenhof.
Im Dezember [[2009]] ehrte der [[Ortsverein Mettenhof/Hasseldieksdamm]] sie für 40jährige Parteimitgliedschaft.<ref>''Kieler Köpfe'', ''Kieler Nachrichten'', 29.12.2009</ref>
*Im März [[2014]] erhielt der Weg rund um den Heidenberger Teich in Mettenhof den Namen "Silke-Reyer-Weg".<ref>''Würdigung für eine engagierte Mettenhoferin'', Kieler Nachrichten, 20. März 2014</ref>
 
Die [[Trauerrede für Silke Reyer|Rede zu ihrer Trauerfeier]] am [[6. Dezember]] [[2011]] hielt [[Hans-Friedrich Traulsen]] als politischer Mitstreiter aus Mettenhof.


== Sonstiges ==
Im März [[2014]] erhielt der Weg rund um den Heidenberger Teich in Mettenhof den Namen "Silke-Reyer-Weg".<ref>''Würdigung für eine engagierte Mettenhoferin'', ''Kieler Nachrichten'', 20.3.2014</ref>
*[[1974]]-[[1989]] Vorsitzende des AWO-Kreisverbandes Kiel, wo sie besonders den Aufbau des Kinder- und Jugendbauernhofes auf dem ehemaligen Hof Eggers in Mettenhof förderte, der am [[11. Juni]] [[1981]] von der Kieler Ratsversammlung genehmigt wurde.<ref>AWO-Zeitung. Mitgliedermagazin der Arbeiterwohlfahrt Kiel e.V., 1|2012, S. 4</ref>  
*Vorstandsmitglied des AWO-Landesverbandes Schleswig-Holstein


== Quellen ==
== Quellen ==

Version vom 18. Februar 2016, 01:19 Uhr

Silke Reyer
Silke Reyer
Silke Reyer
Geboren: 16. April 1940
Gestorben: 25. November 2011

Silke Gertrud Klara Reyer (geb. Borggräfe), * 16. April 1940 in Kiel, † 25. November 2011 in Kiel; Steno-Kontoristin. Verheiratet, ein Kind. Seit 1. Oktober 1969 Mitglied der SPD im Kreisverband Kiel.

Werdegang

Silke Borggräfe wurde während der NS-Zeit in eine sozialdemokratisch orientierte Arbeiterfamilie hineingeboren und wuchs in der Wik auf; ihr Vater war Schlosser. Nach der Wiedergründung nahm sie an Strandfahrten der AWO nach Falckenstein teil. Eine höhere Schulbildung blieb ihr trotz guter Noten wohl aus finanziellen Gründen versagt. Wie viele Arbeiterkinder eignete sie sich aus eigenem Drang viel an Bildung an. Nach einer Berufsausbildung als Steno-Kontoristin war sie zunächst u. a. bei der Gewerkschaft ötv tätig, der sie am 1. Oktober 1958 beigetreten war. Dort nahm sie auch an mehreren Jugendkonferenzen und Jugendleiterseminaren teil.[1]

Sie heiratete Horst Reyer und erzog die gemeinsame Tochter. Ohne berufliche Tätigkeit fühlte sie sich jedoch unterfordert[2], deshalb übernahm sie zunächst den Vorsitz beim AWO-Kreisverband Kiel und engagierte sich dann auch in der Kommunalpolitik.

Der AWO gehörte sie seit 1970 an. (Ihr Mitgliedsbuch trägt die Unterschrift "F. Hinz" - Geschäftsführer war damals Fiete Hinz, der Ehemann von Ida Hinz). Von 1974 bis 1989 war sie Kreisvorsitzende. Hier förderte sie besonders den Aufbau des Kinder- und Jugendbauernhofes auf dem ehemaligen Hof Eggers in Mettenhof, der am 11. Juni 1981 von der Kieler Ratsversammlung genehmigt wurde.[3] Sie zeitweise auch Mitglied im Vorstand des AWO-Landesverbandes Schleswig-Holstein.

In der SPD engagierte sie sich neben der allgemeinen Parteiarbeit in der AsF Kiel. 1988 beteiligte sie sich an einer nächtlichen Umbenennungsaktion von Kieler Plätzen und Straßen, mit der daran erinnert werden sollte, "dass viele wichtige Frauen existierten, sie aber schnell wieder aus der Erinnerung verschwanden", wie der AsF-Vorstand sagte.[4] Da die nächtliche Aktion ungesetzlich war, erhielt die Stadtpräsidentin, wie die anderen Beteiligten auch, eine Strafanzeige, die schließlich aber wegen Geringfügigkeit eingestellt wurde.

30 Jahre lang war Silke Reyer in vielen ehrenamtlichen Funktionen tätig. 1998 schied sie aus der Ratsversammlung aus. 1996 bewarb sie sich um eine Landtagskandidatur für die Landtagswahl 1996, unterlag jedoch in der Abstimmung Klaus-Dieter Müller. Sie engagierte sich auch danach weiterhin für die politischen Themen, die ihr am Herzen lagen, führte den Verein Theater-Museum und entwickelte eine Begeisterung fürs Bridge-Spiel, bis ihre Gesundheit ihr solche Aktivitäten nicht mehr erlaubte.

Kommunalpolitik

Sitzung der Ratsfraktion im November 1987 mit (v.l.) Bernd Löwner, Stadtpräsidentin Silke Reyer und Albrecht Kempe

Nachdem sie die SPD viele Jahre im Ortsbeirat Mettenhof vertreten hatte, war Silke Reyer von 1977 bis 1998 Mitglied der Kieler Ratsversammlung. Von 1978 bis 1982 amtierte sie als zweite stellvertretende Stadtpräsidentin, von 1982 bis 1986 als erste stellvertretende Stadtpräsidentin. Nach der Kommunalwahl 1986 wurde sie zur Stadtpräsidentin gewählt und füllte dieses Amt bis 1998 aus.

Ihre Schwerpunkte als Ratsmitglied setzte sie in der Personal-, Sozial- und Gleichstellungspolitik, in der Friedenspolitik und im Engagement gegen Rechtsextremismus. Als Stadtpräsidentin betrieb sie die Ausweitung der Städtepartnerschaften nach Osteuropa, vollzog den Beitritt Kiels zum Hiroshima-Bündnis gegen Atomkrieg und unterstützte das Kieler Bündnis gegen Rechtsradikale. Der auf Initiative von ihr, Waltraut Siebke und Uschi Schuckenböhmer 1987 eingerichteten städtischen Gleichstellungsstelle (später Referat für Frauen bzw. für Gleichstellung) galt ihr besonderes Interesse.

Ehrungen

1993 erhielt Silke Reyer die Freiherr-vom-Stein-Medaille des Landes Schleswig-Holstein, 1998 das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Im Dezember 2009 ehrte der Ortsverein Mettenhof/Hasseldieksdamm sie für 40jährige Parteimitgliedschaft.[5]

Die Rede zu ihrer Trauerfeier am 6. Dezember 2011 hielt Hans-Friedrich Traulsen als politischer Mitstreiter aus Mettenhof.

Im März 2014 erhielt der Weg rund um den Heidenberger Teich in Mettenhof den Namen "Silke-Reyer-Weg".[6]

Quellen

  1. Zu entnehmen aus den entsprechenden Eintragungen in ihrem DGB-Mitgliedsbuch.
  2. AWO-Zeitung. Mitgliedermagazin der Arbeiterwohlfahrt Kiel e.V., 1|2012, S. 3
  3. AWO-Zeitung. Mitgliedermagazin der Arbeiterwohlfahrt Kiel e.V., 1|2012, S. 4
  4. Frauen gaben Plätzen neue Namen, Kieler Nachrichten, 6./7.3.1988
  5. Kieler Köpfe, Kieler Nachrichten, 29.12.2009
  6. Würdigung für eine engagierte Mettenhoferin, Kieler Nachrichten, 20.3.2014