Renate Schnack

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Renate Schnack
Renate Schnack
Renate Schnack
Geboren: 23. September 1953

Renate Schnack (geb. Voss), * 1953 in Wenningstedt/Sylt; Lehramtsstudium, Minderheitenbeauftragte. Mitglied der SPD seit 1986.

Leben & Beruf

Renate Schnack absolvierte ein Lehramtsstudium, übte den Beruf aber offenbar nicht aus. Sie lebt mit ihrem Mann seit langem in Braderup; das Ehepaar hat zwei Söhne und zwei Enkelkinder.

1990 trat sie in die Arbeiterwohlfahrt ein. Sie ist oder war außerdem Vorstandsmitglied im Sozialverband ADS-Grenzfriedensbund Flensburg.[1]

Sie ist Mit-Initiatorin eines Sinti-Projekts in Schleswig-Holstein, das neue wohn- und minderheitenpolitische Standards in Deutschland und Europa setzt und sich an Sinti-Familien richtet: 2003 beteiligte sie sich an der Gründung der Wohnungsgenossenschaft für Sinti eG MARO TEMM ("Unser Land"), von 2005 bis 2018 gehörte sie dem Vorstand von MARO TEMM an. 2008 beteiligte sie sich an der Konzeption eines minderheitenpolitischen Pilotprojekts in einem Kieler Stadtteil mit besonderem Entwicklungsbedarf und war von 2009 bis 2013 Mentorin und externe Leiterin des Modellvorhabens "MARO TEMM - Kulturbewahrung und Integration" in der Siedlung MARO TEMM. 2017 folgte die Entwicklung des Konzepts "Tikno Kher" ("ein kleines Haus für unsere Kinder") in der Wohnsiedlung MARO TEMM.

Partei & Politik

Sie war Mitglied im Kreisvorstand, zeitweise stellvertretende Kreisvorsitzende im Kreisverband Nordfriesland. Bis heute ist sie Schriftführerin ihres Ortsvereins Braderup.

Von 1991 bis 1997 gehörte sie dem Landesvorstand der SPD Schleswig-Holstein an, von 1993 bis 1995 dem geschäftsführenden Vorstand.

2009 und 2017 nahm sie als Wahlfrau an der Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten teil.

Kommunalpolitik

Von 1986 bis 1998 engagierte sie sich in der Gemeinde- und Kreispolitik in Nordfriesland. Von 1994 bis 1998 war sie Kreispräsidentin - in Nordfriesland die erste Frau und erste Sozialdemokratin in diesem Amt. Wohl im Rahmen ihres Amtes war sie 1997/98 auch deutsche Gründungsvorsitzende der deutsch-dänischen Grenzregion Schleswig-Sønderjylland.

Minderheitenbeauftragte der Landesregierung

Hauptartikel: Minderheitenpolitik 2000 berief Ministerpräsidentin Heide Simonis sie zur Beauftragten der Landesregierung in Angelegenheiten nationaler Minderheiten und Volksgruppen, Grenzlandarbeit und Niederdeutsch, kurz: zur Minderheitenbeauftragten. Die Ministerpräsidentin nannte sie "meine 'Außenministerin'". Die Amtsbezeichnung war neu; ihre Vorgänger - Kurt Hamer und Kurt Schulz - wurden als "Grenzlandbeauftragte" bezeichnet, was vielleicht nicht mehr als in die Zeit passend empfunden wurde. Renate Schnack setzte insgesamt zehn Jahre lang die erfolgreiche Arbeit ihrer Vorgänger fort. Alle nahmen diese Aufgabe, die darin besteht, die Landesregierung in Fragen der Minderheiten zu beraten, ehrenamtlich wahr. Nach dem Regierungswechsel abgelöst, übernahm Renate Schnack das Amt 2012 nach Berufung durch Ministerpräsident Torsten Albig für weitere fünf Jahre.

Als Bewohnerin des deutsch-dänischen Grenzlandes mit frühem Interesse an Minderheitenfragen spricht Renate Schnack Dänisch, versteht auch Plattdeutsch und Friesisch. In ihren öffentlichen Funktionen und Tätigkeiten setzte sie sich erfolgreich für eine Atmosphäre des Respekts und des Dialogs auf Augenhöhe zwischen Angehörigen nationaler Minderheiten und der Mehrheitsbevölkerung ein. Sie gab entscheidende Impulse für die Minderheitenpolitik des Landes und warb auch auf der Ebene des Bundes und in europäischen Zusammenhängen erfolgreich für Lösungen für die berechtigten Anliegen autochthoner Minderheiten und Sprachgruppen.[2]

Es gelang ihr in jeder ihrer Amtszeiten, die schleswig-holsteinische Politik für und mit Minderheiten in die europäische Menschenrechts- und Friedenspolitik einzuarbeiten. Sie inspirierte und unterstützte nachhaltig die internationale Arbeit der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEN und YEN).[3]

Mit politischem Gespür und großer Integrationskraft führte Renate Schnack Organisationen der Minderheiten und die relevanten und grenzüberschreitend arbeitenden Institutionen 2004 zu einem DialogForumNorden (DFN) zusammen, dessen Vorsitz seitdem die Minderheitenbeauftragten innehaben. Um das einzigartige minderheiten- und sprachpolitische Profil des Landes Schleswig-Holstein zu sichern und auszubauen, prägte und forcierte sie in ihrer zweiten Amtszeit die Arbeit am "Handlungsplan Sprachenpolitik", mit dem Schleswig-Holstein als erstes Bundesland eine eigenständige Sprachenpolitik für die Regional- und Minderheitensprachen entwickelte und umsetzte.[4]

"Ich sehe in der Verschiedenheit von Kulturen einen großen Zugewinn, besonders, wenn verlässliche Schutz- und Fördermaßnahmen gewährleistet sind. Es geht nicht darum, Unterschiede anzugleichen. Mehrsprachigkeit und Kenntnisse über die Lebensart anderer Menschen tragen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei. Sie inspirieren wirtschaftliche und soziale Entwicklungen, und das regional, national und international."[5]

Ehrungen

  • 2005 erhielt sie die Goldene Ehrennadel des Nordfriesischen Vereins.
  • Am 9. Januar 2007 wurde sie vom Ministerpräsidenten für ihr Engagement in der Minderheitenpolitik mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt.[6]
  • Am 30. April 2016 zeichnete der Dänische Grenzverein/Grænseforeningen, Kopenhagen, sie für ihr Wirken als erste Deutsche aus der Mehrheitsbevölkerung mit seinem Kulturpreis aus, der mit 15.000 Kronen dotiert ist. Sie nahm den Preis in Vingsted/DK entgegen.[1]
  • 2016 verlieh der Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Schleswig-Holstein, ihr die Auszeichnung "Meilenstein".

Stimmen

  • Ralf Stegner: "In ihr haben unsere Minderheiten im Lande und die deutschen Nordschleswiger eine hervorragende Anwältin." (Kiel, 13.9.2013)
  • Torsten Albig: "Mit Sachverstand, Leidenschaft und Hartnäckigkeit haben Sie sich für die Belange der Minderheiten und Volksgruppen auf Bundesebene und in verschiedenen internationalen Gremien engagiert. Es war für mich immer ein gutes Gefühl, Sie an meiner Seite zu wissen." (Kiel, 21.6.2017)

Veröffentlichungen

Renate Schnack verfasste mehrere Beiträge für Publikationen des European Centre for Minority Issues (ECMI), des Instituts für Schleswig-holsteinische Zeit- und Regionalgeschichte, des dänischen Instituts for Grænseregionsforskning, der Region Schleswig/Sønderjylland, die Reihe der Grenzfriedenshefte, die Zeitschrift Nordfriesland und das Jahrbuch Zwischen Eider und Wiedau.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Landesregierung Schleswig-Holstein: Minderheitenbeauftragte Renate Schnack mit dem Kulturpreis des dänischen Grenzvereins ausgezeichnet, Presseinformation, 30.4.2016
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  4. ?
  5. Renate Schnack, ?
  6. Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein: Einladung vom 16.11.2006, mit beigefügter Ordensbegründung; Privatarchiv Renate Schnack