Ernannter Landtag vom 26.02.-11.11.1946
Der erste Landtag wurde 1946 von der britischen Militärregierung ernannt. Geplant war zunächst ein "Provincial Advisory Council", also ein beratendes Gremium beim Oberpräsidenten. Eine gesetzgebende Funktion wurde für später in Aussicht gestellt. Kurz darauf schwenkte die Militärregierung um auf die Bildung eines Provinziallandtages mit dem Auftrag, eine Geschäftsordnung und eine vorläufige Provinzialverfassung zu erarbeiten sowie Sachausschüsse (Vorläufer der späteren Ministerien) zu bilden.[1]
Die 62 ernannten Abgeordneten (davon immerhin 6 Frauen, 4 von ihnen SPD) sollten einen Querschnitt durch die Bevölkerung der Provinz repräsentieren - 21 vertraten die Stadt- und Landkreise, 10 politische Parteien (CDU, SPD, KPD und FDP), 4 Gewerkschaften, die weiteren die Wirtschaft, die Jugenderziehung, die Flüchtlinge, die freien Berufe, die Kirchen.[2]
Die feierliche Eröffnung fand am 26. Februar 1946 im ungeheizten "Neuen Stadttheater" Kiel, dem heutigen Schauspielhaus an der Holtenauer Straße, statt. Einziger Deutscher neben sieben Briten am Präsidiumstisch war Oberpräsident Theodor Steltzer; das Machtgefälle wurde in der Inszenierung deutlich gemacht.[3]
Im Verlauf der ersten Sitzung, die sich der Eröffnung unmittelbar anschloss, stellte der Oberpräsident sein Kabinett vor, darunter von der SPD Bruno Diekmann für Wirtschaft und Verkehr, Wilhelm Kuklinski, gleichzeitig Stellvertreter des Oberpräsidenten, für Volksbildung, Kurt Pohle für Volkswohlfahrt. Offiziell nahm das Kabinett seine Arbeit am 11. April auf.
Wilhelm Kuklinski wies im Verlauf der Sitzung darauf hin, dass eine Reihe ehemaliger NSDAP-Mitglieder unter den Abgeordneten seien - dies hatte die Ernennung durch die Militärregierung eigentlich verhindern sollen - und forderte eine Untersuchung. Der Oberpräsident wollte über diese Frage nicht diskutieren, bevor nicht Arbeitsgrundlagen für das neue Parlament geschaffen waren.[4]
Wegen der schwierigen räumlichen Verhältnisse im Stadttheater wurde die zweite Sitzung am 13. März 1946 im Klubhaus des Westens am Wilhelmplatz (heute die Niederdeutsche Bühne Kiel) abgehalten. Allmählich bildeten sich Strukturen der repräsentativen Demokratie heraus - ab der 5. Sitzung organisierten sich die Abgeordneten in Fraktionen[5]; Vorsitzender der 23 Personen starken SPD-Fraktion wurde Wilhelm Kuklinski.
Bereits Ende des Jahres wurde dieser erste Landtag wieder aufgelöst. Die Zusammensetzung des zweiten ernannten Landtags berücksichtigte die Ergebnisse der inzwischen durchgeführten Gemeinde- und Kreiswahlen.[6]
SPD-Landtagsabgeordnete
- Karl Albrecht, ausgeschieden am 24. Juni 1946
- Erich Arp
- Bruno Diekmann, eingetreten am 11. April 1946
- Frieda Döbel
- Paul Dölz, eingetreten am 11. April 1946
- Heinrich Fischer
- Andreas Gayk
- Paul Groß
- Emil Jahn
- Bernhard Kalk
- Wilhelm Kuklinski
- Dora Möller
- Andreas Nielsen
- Hans Oldorf, eingetreten am 24. Juni 1946
- Hermann Olson, eingetreten am 11. April 1946
- Karl Panitzki
- Kurt Pohle
- Heinz Salomon
- Ludwig Salomon, eingetreten am 20. August 1946
- Marie Schmelzkopf
- Georg Seeler
- Hans Stade
- Adolf Steiger
- Willi Steinhörster
- Johann Vorbrook, eingetreten am 30. Juli 1946
- Charlotte Werner
- Walter Zappe
Literatur
- Albers, Vivien: 1946: Ein Parlament für Schleswig-Holstein – die Briten geben den Ton an In: Der Landtag 01 / 2016
- Fischer, Karl-Rudolf: Als der Landtag ins Theater ging. In: Carstens, Uwe / Fischer, Karl-Rudolf / Kohrs-Heimann, Ute: Kiel. Eine Liebe auf den zweiten Blick (Husum 1993), S. 61-65</ref>
Quellen
- ↑ Schreiben der Militärregierung an Oberpräsident Theodor Steltzer (CDU) vom 7.2. und vom 20.2.1946. Vgl. Fischer, Karl-Rudolf: Landtag, S. 62
- ↑ Albers, Vivien: Parlament, S. 12
- ↑ Fischer, Karl-Rudolf: Landtag, S. 63
- ↑ Albers, Vivien: Parlament, S. 13
- ↑ Albers, Vivien: Parlament, S. 13
- ↑ Albers, Vivien: Parlament, S. 13
1. Ernannter Landtag (1946) | 2. Ernannter Landtag (1946–1947) | 1. Wahlperiode (1947–1950) | 2. Wahlperiode (1950–1954) | 3. Wahlperiode (1954–1958) | 4. Wahlperiode (1958–1962) | 5. Wahlperiode (1962–1967) | 6. Wahlperiode (1967–1971) | 7. Wahlperiode (1971–1975) | 8. Wahlperiode (1975–1979) | 9. Wahlperiode (1979–1983) | 10. Wahlperiode (1983–1987) | 11. Wahlperiode (1987–1988) | 12. Wahlperiode (1988–1992) | 13. Wahlperiode (1992–1996) | 14. Wahlperiode (1996–2000) | 15. Wahlperiode (2000–2005) | 16. Wahlperiode (2005–2009) | 17. Wahlperiode (2009–2012) | 18. Wahlperiode (2012–2017) | 19. Wahlperiode (2017–2022) | 20. Wahlperiode (2022-2027)