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*[[1955]]-[[1963]] Mitglied im Bezirksvorstand der SPD Hessen-Nord
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*[[1966]]-[[1970]] Bundesvorsitzender des Kommunalpolitischen Ausschusses der SPD
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*[[1968]]-[[1973]] und [[1978]]-[[1980]] Vorsitzender der [[Arbeitsgemeinschaft für Städtebau und Wohnungspolitik|Bundesarbeitsgemeinschaft für Städtebau und Wohnungspolitik]] der SPD
*[[1968]]-[[1973]] und [[1978]]-[[1980]] Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft für Städtebau und Wohnungspolitik der SPD
*[[1969]]-[[1971]] Mitglied des [[Landesvorstand|Landesvorstandes]] Schleswig-Holstein. Der [[Ortsverein Tating]] schlug Lauritz Lauritzen [[1973]] als Landesvorsitzenden vor. Er lehnte jedoch ab, anzutreten.<ref>''Kein Zweikampf zwischen Lauritzen und Steffen'', ''Kieler Nachrichten'', 20.2.1972</ref>  
*[[1969]]-[[1971]] Mitglied des [[Landesvorstand|Landesvorstandes]] Schleswig-Holstein. Der [[Ortsverein Tating]] schlug Lauritz Lauritzen [[1973]] als Landesvorsitzenden vor. Er lehnte jedoch ab, anzutreten.<ref>''Kein Zweikampf zwischen Lauritzen und Steffen'', ''Kieler Nachrichten'', 20.2.1972</ref>  
*[[1970]]-[[1973]] Vorsitzender des Ausschusses für Wohnungspolitik und Städtebau der SPD sowie stellv. Bundesvorsitzender der SPD-Kommission für Bodenrechtsreform
*[[1970]]-[[1973]] Vorsitzender des Ausschusses für Wohnungspolitik und Städtebau der SPD sowie stellv. Bundesvorsitzender der SPD-Kommission für Bodenrechtsreform

Version vom 27. Oktober 2017, 02:25 Uhr

Lauritz Lauritzen
Lauritz Lauritzen
Lauritz Lauritzen
Geboren: 20. Januar 1910
Gestorben: 5. Juni 1980

Lauritz Lauritzen * 20. Januar 1910 in Kiel, † 5. Juni 1980 in Bad Honnef. Jurist; evangelisch. Verheiratet, vier Kinder. Mitglied der SPD seit 1929.

Werdegang

Lauritz Lauritzen war der älteste Sohn von Fritz Lauritzen, bis 1939 letzter Bürgermeister des Dorfes Elmschenhagen vor der Eingemeindung nach Kiel. Er verbrachte seine Schulzeit in Plön, machte 1929 auf dem Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium, der Internatsschule im Plöner Schloss[1], sein Abitur und nahm in Kiel ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften auf, das er in Freiburg fortsetzte. In Kiel hörte er auch bei Ferdinand Tönnies. Von 1930 bis 1932 war er Vorsitzender der sozialistischen Studentengruppe an der Universität Kiel.

Nationalsozialismus

1936 schloss Lauritz Lauritzen seine Promotion ab, 1937 bestand er das 2. juristische Staatsexamen.

Ab 1937 war er als Justitiar, später Abteilungsleiter der Reichsstelle "Chemie" (Devisenbeschaffung) in Berlin tätig, die innerhalb ihres Aufgabengebietes den Warenverkehr zu überwachen und zu regeln hatte. Lauritzen war kein Mitglied der NSDAP, aber von 1934 bis zu ihrer Auflösung 1938 Mitglied der Reiter-SA[2], wohl um seine Ausbildung beenden zu können. Politisch im Sinne der Nazis betätigte er sich, so weit bekannt, nicht.[3] Außerdem gehörte er dem NS-Rechtswahrerbund und der NS-Volkswohlfahrt an.

Anfang 1945 wurde er Referent beim Berliner Magistrat, wechselte dann noch vor Kriegsende nach Schleswig-Holstein zum Landratsamt Rendsburg.

Nachkriegszeit und BRD

Nach Ende des Nationalsozialismus leitete er die Präsidialkanzlei des von der britischen Besatzungsmacht eingesetzten Oberpräsidenten Theodor Steltzer. Seine politische Karriere begann er am 23. November 1946 als Staatssekretär des Innern im ersten und zweiten Kabinett von Theodor Steltzer (beide ernannt) sowie in den Kabinetten von Hermann Lüdemann und Bruno Diekmann. Unter anderem wirkte er an der Abfassung der Landessatzung und der Kreis- und Gemeindeordnung mit.

Nach dem Regierungswechsel 1950 blieb er noch einige Monate in der Regierung Bartram. Dann verlegte er seinen Lebensmittelpunkt für fast 20 Jahre von Schleswig-Holstein weg.

Am 1. Februar 1951 wechselte er ins Niedersächsische Innenministerium, wurde 1954 Oberbürgermeister von Kassel. In seine Amtszeit fielen die erste documenta, bis heute die bedeutendste Ausstellungsreihe für zeitgenössische Kunst, und ein insgesamt moderner, großzügiger Wiederaufbau der Stadt. Dass die Stadt seitdem "hochverschuldet" ist[4], lässt sich sicher nicht allein dem Oberbürgermeister anlasten.

Am 31. Januar 1963 wurde er Minister für Justiz und Bundesangelegenheiten des Landes Hessen. Er musste wegen einer Steueraffäre des Fußballklubs Hessen Kassel zurücktreten, in die er als Kasseler Oberbürgermeister verwickelt worden war. Daran scheiterte nicht nur die Übernahme des Finanzministeriums, sondern auch eine eventuelle Nachfolge von Ministerpräsident Georg-August Zinn.[5]

Von 1966 bis 1967 gehörte er dem hessischen Landtag an. Von 1969 bis 1973 war er überdies Stadtverordneter in Bad Honnef, was ihm den Vorwurf unzulässiger Ämterhäufung eintrug.[6]

Bundesregierung

Am 1. Dezember 1966 wurde Lauritz Lauritzen zum Bundesminister für Wohnungswesen und Städtebau ernannt, zunächst in der großen Koalition unter Bundeskanzler Kiesinger. Die Reformpolitik der von Willy Brandt geführten sozialliberalen Bundesregierung ab 22. Oktober 1969 gab der Städte- und Wohnungsbaupolitik einen neuen Stellenwert und rückte sie ins Zentrum der Gesellschaftspolitik. Zu Lauritzens bedeutendsten Reformleistungen gehören das Städtebauförderungsgesetz vom Juli 1971 und das reformierte Mieterschutzgesetz. Im Kabinett Brandt übernahm er ab 7. Juli 1972 zusätzlich das Verkehrs- und kommissarisch das Postressort.

Nach der Bundestagswahl behielt er ab 15. Dezember 1972 bis zu seinem Rücktritt am 7. Mai 1974 nur noch das Amt des Bundesministers für Verkehr. Gegen den Widerstand des ADAC setzte er ein Tempolimit von 100 km/h auf Landstraßen durch. Mit der unbefristeten Einführung des gleichen Tempolimits auf Autobahnen scheiterte er, nicht zuletzt an einer Kampagne des ADAC und der Bild-Zeitung, in der die ADAC-Parole "Freie Fahrt für freie Bürger" mit ihrem zweifelhaften Freiheitsbegriff eine Rolle spielte. Das Tempolimit auf Autobahnen wurde im März 1974 wieder aufgehoben, nachdem der Bundesrat einer Verlängerung nicht zugestimmt hatte.[7]

Parteifunktionen

  • 1955-1963 Mitglied im Bezirksvorstand der SPD Hessen-Nord
  • 1966-1970 Bundesvorsitzender des Kommunalpolitischen Ausschusses der SPD
  • 1968-1973 und 1978-1980 Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft für Städtebau und Wohnungspolitik der SPD
  • 1969-1971 Mitglied des Landesvorstandes Schleswig-Holstein. Der Ortsverein Tating schlug Lauritz Lauritzen 1973 als Landesvorsitzenden vor. Er lehnte jedoch ab, anzutreten.[8]
  • 1970-1973 Vorsitzender des Ausschusses für Wohnungspolitik und Städtebau der SPD sowie stellv. Bundesvorsitzender der SPD-Kommission für Bodenrechtsreform

Bundestag

Von 1972 bis zu seinem Tod 1980 kandidierte er im Wahlkreis 7 (Plön) für den Bundestag. Er wurde 1969 über die Landesliste MdB, 1972 direkt gewählt, 1976 wieder über die Landesliste. 1980 plante er, nicht wieder anzutreten, starb jedoch noch vor der Bundestagswahl.[9]

Spitzenkandidatur

Der Landesparteitag 1973 in Heiligenhafen nominierte Lauritz Lauritzen mit 146 zu 22 Stimmen zum Spitzenkandidaten der Landtagswahl 1975.[10] Mit dem Rücktritt Willy Brandts schied auch Lauritz Lauritzen am 7. Mai 1974 aus der Bundesregierung aus. Seine Kandidatur in Schleswig-Holstein zog er zurück. Es heißt, dass er damit auch einer geplanten Abwahl zuvorkam, weil die Unzufriedenheit der Parteibasis mit dem zunehmend als "farblos" und "schwach" wahrgenommenen Spitzenkandidaten, der auf Wunsch Willy Brandts gewählt worden war, wuchs.[11]

Sonstiges

Ab 1974 war Lauritz Lauritzen Vorstandsmitglied des Verbandes gemeinwirtschaftlicher Unternehmen für Städtebau und Landesentwicklung e.V. in Bonn und Präsident der Gesellschaft für Wohnungs- und Siedlungswesen (GEWOS) e.V. in Hamburg, ab Juni 1977 auch Präsident des Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumplanung e.V.. Zeitweise gehörte er dem Aufsichtsrat der Salzgitter AG an.

Veröffentlichungen

  • Städtebau und Stadterneuerung (Köln-Mülheim 1968)
  • Städtebau der Zukunft: Tendenzen - Prognosen - Utopien (Düsseldorf 1969) (als Herausgeber)
  • Mehr Demokratie im Städtebau. Beiträge zur Beteiligung der Bürger an Planungsentscheidungen (Hannover 1972) (als Herausgeber)
  • Politische Aspekte zum Thema Wohnen / Das Wohnen in der Welt von morgen (Tutzing 1972) (mit Peter M. Bode)

Ehrungen

  • 1973: Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland
  • Freiherr-vom-Stein-Plakette (Hessen) des Landes Hessen
  • Ehrenplakette der Stadt Kassel in Gold

Stimmen

"Seinem Typus und Herkommen nach eher ein Mann der Verwaltung, des höheren Dienstes, als ein phantasievoller, politisch energischer Chef, seiner Neigung nach ein Kommunalpolitiker [...] entwickelte Lauritzen für die Erfordernisse und Wendungen der Bundespolitik nur wenig Gespür". (Arnulf Baring: Machtwechsel. Die Ära Brandt-Scheel (München 1984))

Zitate

  • "Der Bau humaner Städte und angemessene Wohnbedingungen für alle Bürger ohne Unterschied, dafür werden wir uns auch in der Zukunft so einsetzen, wie wir es in der Vergangenheit getan haben." (1972)

Literatur

Links

Quellen

  1. Internat Plön: Spuk im Schloß, DER SPIEGEL, 3.11.1969
  2. Dt. Bundestag: Umgang mit der NS-Vergangenheit, Dokument 17/8134, 17. Wahlperiode, 204. Sitzung vom 8.11.2012
  3. Jahn: Lauritz Lauritzen
  4. Jahn: Lauritz Lauritzen
  5. Jahn: Lauritz Lauritzen
  6. Jahn: Lauritz Lauritzen
  7. Wikipedia, abgerufen 10.11.2015
  8. Kein Zweikampf zwischen Lauritzen und Steffen, Kieler Nachrichten, 20.2.1972
  9. Jahn: Lauritz Lauritzen
  10. Klare Fronten an der Kieler Förde, DIE ZEIT, 16.11.1973
  11. Jahn: Lauritz Lauritzen