Otto Gerlach: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Otto Gerlach'''
'''Otto Gerlach''', * [[24. April]] [[1925]] in Pinneberg, † [[5. März]] [[2005]] in Brunsbek, Kr. Stormarn; Lehrer. Verheiratet, drei Kinder. Mitglied der SPD von [[1962]] bis etwa [[1996]].


== Parteiämter ==
== Werdegang ==
*[[1966]]-[[1972]] und [[1974]]-[[1980]] Vorsitzender des [[Ortsverein Russeee|OV Russee]]
[[1931]] zog die Familie des Sechsjährigen von Pinneberg in die Hamburger Chaussee nach Kiel-Hassee. Dort besuchte Otto Gerlach nach der Grundschule die Oberrealschule II am Winterbeker Weg (später Max-Planck-Schule). Er gehörte zu den Gymnasiasten, die nach dem 12. Schuljahr mit dem Reifevermerk zur Wehrmacht eingezogen wurden. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft kehrte er [[1947]] am Tag vor Heiligabend nach Kiel zurück. Das Haus der Eltern stand, was im zu 80 Prozent zerstörten Kiel ein Glücksfall war; in der Wohnung waren jedoch noch drei weitere Familien einquartiert - ein in der Nachkriegszeit völlig normaler Zustand.
*[[1980]]-[[1982]] Mitglied im Vorstand des OV Russee
 
Im April [[1948]] nahm Otto Gerlach auf Schloß Nehmten an einem Sonderlehrgang für Kriegsteilnehmer wie ihn mit vorzeitig beendeter Schulbildung teil, der zum Abitur führte. [[1949]] begann er ein Studium der Philosophie. Daneben arbeitete er im englischen Informationszentrum im Rathaus. [[1952]] übertrug man ihm die Leitung des neu eröffneten Amerikahauses (Kennedy-Haus), das im ehemaligen Kaufhaus Defaka an der Holstenbrücke untergebracht war.
 
Durch einen glücklichen Zufall konnte er [[1954]] eine Tätigkeit beim Jugendaufbauwerk in Hörnum auf Sylt beginnen. Sie wurde seine pädagogische "Grundausbildung", die ihn anregte, Lehrer zu werden. Das Studium der Fächer Mathematik, Deutsch, Sport und Religion an der Pädagogischen Hochschule in Kiel schloss er [[1956]] als Bester ab. Seine erste Lehrerstelle erhielt er [[1957]] in Flintbek, bevor er [[1961]] die Leitung einer Landschule in [[Ortsverein Bünningstedt|Bünningstedt]], heute Ammersbek, bei Ahrensburg übernahm, wo er auch in die SPD eintrat. Von [[1964]] bis ihrer Auflösung<ref>Im Zuge der Eingemeindung nach Kiel wurde sie zur Kieler Grundschule umgewidmet.</ref> im Juli [[1971]] leitete er die Volksschule in [[Ortsverein Russee|Russee]]. Schon seit [[1968]] war er im Nebenamt als Lehrbeauftragter an der Pädagogischen Hochschule (PH) Kiel in der Lehrerbildung tätig; er vertrat außerdem die Lehrbeauftragten im Senat der Hochschule. Im Frühjahr [[1972]] nahm er seinen Dienst beim Institut für Praxis und Theorie der Schule (IPTS) als Studienleiter für Lehrerfortbildung auf. Hier war er bis zu seiner Pensionierung etwa [[1990]] tätig.
 
Wann Otto Gerlach und seine Frau Ingeborg heirateten, ist nicht ermittelt; die beiden hatten drei Kinder. Sein Sohn schloss sich in den 1990er Jahren den Grünen an, was den Vater sehr entsetzt haben soll.<ref name=":0">Pers. Mitteilung von [[Michael Wagner]], [[ Ortsverein Russee]], am 7.2.2023.</ref> [[1995]] zog Otto Gerlach von Russee nach [[Ortsverein Brunsbek|Brunsbek]] in die Nähe seiner Töchter.


== Kommunalpolitik ==
== Kommunalpolitik ==
*[[1966]]-[[1970]] Mitglied im Gemeinderat Russee und Fraktionssprecher der SPD
Otto Gerlach trat [[1962]] in die SPD ein. Beim Wechsel nach Russee wurde er vom Vorsitzenden des [[Ortsverein Russee|Ortsvereins]], [[Max Nörenberg]], mit offenen Armen empfangen und vom ersten Tag an in die Parteiarbeit eingebunden. [[1966]] übernahm er selbst den Vorsitz, den er - mit einer Unterbrechung von [[1972]] bis [[1974]] - bis [[1980]] behielt. Danach blieb er noch bis [[1982]] im Vorstand. [[Olaf Busack]] lernte ihn noch kennen; er erinnerte sich [[2017]]:
*1970-[[1978]] und [[1982]]-[[1990]] Ratsherr der Stadt Kiel
<blockquote>"Mit seiner auf die Menschen zugehenden und verständnisvollen Art verstand es Otto Gerlach, politische Arbeit geduldig zu erklären."<ref>Busack: ''Otto Gerlach'', S. 51</ref></blockquote>
*[[1974]]-1982 Mitglied des Ortsbeirates Russee/Hammer
 
Er drängte an die Öffentlichkeit, daher wurden Mitgliederversammlungen fortan in die Ihlkate oder in den Rendsburger Hof verlegt. Zur Parteiarbeit im Kreis gehörte auch ein Frühschoppen, der alle vier Wochen sonntags bei einem der Ortsvereine im [[Kreisverband Rendsburg]] stattfand. Dazu waren jeweils ReferentInnen eingeladen, die zu aktuellen Themen sprachen. Anschließend wurde diskutiert. Otto Gerlach und [[Max Nörenberg]] waren regelmäßige Besucher und auch Gastgeber dieser Veranstaltungsreihe. In der politischen Alltagsarbeit ergänzten sie sich hervorragend. Gemeinsam prägten sie das Bild der Partei im Ort.
 
Zur [[Kommunalwahl 1966]] trat die SPD Russee mit einem neuen Konzept an: Die Auswahl der Kandidaten erfolgte ausschließlich nach fachlichen Gesichtspunkten, die Dauer der Parteizugehörigkeit war zweitrangig. Die SPD errang acht Sitze, neun Sitze gingen an die Dorfgemeinschaft Russee (DGR). Otto Gerlach war mit [[Paul Matthiesen]] für Schulfragen zuständig.


In den folgenden vier Jahren ging es in der Gemeindevertretung hoch her. Immer wieder griff Otto Gerlach als Fraktionssprecher die DGR scharf an. Mit Hilfe des Kommentars zur Gemeindeordnung von Galette-Laux konnte er häufig Verfahrensfehler von Bürgermeister Heinrich Grömm aufdecken. Dies ging soweit, daß er Sitzungen sprengte. Auch mit dem DGR-Fraktionssprecher Karl Diekelmann lieferte er sich scharfe Rededuelle.


== Biografie und politisches Wirken ==
[[Datei:Feier OV Russee 1987.jpg|thumb|left|300px|Heiße Diskussionen selbst auf privaten Feiern: Otto Gerlach, Doris Thiele-Röpstorff und Olaf Busack 1987]]In den Jahren ihres Wirkens konnten Otto Gerlach und [[Max Nörenberg]] viele Dinge mitgestalten. Das wichtigste Thema dieser Jahre war die Eingemeindung [[Ortsverein Russee|Russees]] nach Kiel, die Otto Gerlach unterstützte. Schulfragen, Verkehrsangelegenheiten, Gas-, Wasser- und Stromversorgung wurden bereits von Kiel aus geregelt. Um bei diesen Dingen mitreden zu können, war es wichtig, in der Kieler Ratsversammlung und ihren Ausschüssen mitzuwirken.  
Otto Gerlach wurde am 24.4.1925 in Pinneberg geboren. 1931 zog die Familie nach Kiel-Hassee, Hamburger Chaussee. Dort besuchte Otto Gerlach nach der Grundschule die Oberrealschule II am Winterbeker Weg (Max Planck Schule). Nach dem Kriegsdienst und der Gefangenschaft kehrte Otto am 23.12.1947 nach Kiel zurück
Das Haus der Eltern  in der Hamburger Chaussee stand noch, nur daß in der alten Wohnung noch drei weitere Familien einquartiert waren, ein in der Nachkriegszeit völlig normaler Zustand.


Im April 1948 nahm Otto Gerlach an einem Sonderlehrgang für Kriegsteilnehmer in Schloß Nehmten teil, der zum Abitur führte. Teilnehmer waren die Gymnasiasten, die nach dem zwölften Schuljahr mit dem Reifevermerk zur Wehrmacht eingezogen wurden. 1949 begann Otto ein Studium der Philosophie. Daneben arbeitete er im englischen Informationszentrum, das im Rathaus beheimatet war. Ab 1952 wurde er der erste Leiter des Amerikahauses (Kennedy-Haus), das im alten Defakahaus untergebracht war. Durch einen glücklichen Zufall konnte er 1954 eine Tätigkeit beim Jugendaufbauwerk in Hörnum auf Sylt beginnen. Das wurde seine Pädagogische Grundausbildung. Darauf begann Otto Gerlach ein Studium der Mathematik, Deutsch, Sport und Religion an der Pädagogischen Hochschule in Kiel, das er 1956 als Bester abschloß. Seine erste Lehrtätigkeit begann er 1957 in Flintbek, bevor er 1961 Leiter einer Landschule in Bünningstedt, heute Ammersbek, bei Ahrensburg wurde; 1964 wurde er Leiter der Volksschule in Russee.
Otto Gerlach vertrat den Stadtteil Russee von der [[Kommunalwahl 1970]] an - mit einer Unterbrechung zwischen [[1978]] und [[1982]] - bis [[1990]] in der [[Kreisverband Kiel - Ratsfraktion|Ratsversammlung]]. Er war in verschiedenen Ausschüssen tätig, wobei die Arbeit im Kieler-Woche-, im Schul- und im Finanzausschuss besondere Schwerpunkte bildete. Von der Ratsversammlung wurde er außerdem in den Kieler Umlandverband entsandt, eine Rolle, die er, da er über Erfahrung auf beiden Seiten verfügte, gut ausfüllen konnte.


In die SPD trat Otto Gerlach 1962 ein. Ein Dasein als Karteileiche wollte Otto Gerlach nicht fristen , und so wurde er gleich in der Parteiarbeit aktiv.
Parallel gehörte er von [[1974]] bis [[1982]] auch dem Ortsbeirat Russee/Hammer an.


Als er 1964 nach Russee kam, war er bereits als Genosse  bekannt. Er wurde mit offenen Armen empfangen und vom ersten Tag an in die Parteiarbeit einbezogen. Otto Gerlach wurde 1966 Vorsitzender des OV Russee. Max Nörenberg, der beruflich sehr stark eingespannt war, wurde sein Vertreter. Otto drängte an die Öffentlichkeit und fortan fanden die Mitgliederversammlungen in der Ihlkate, sowie im Rendsburger Hof statt.
Nach [[1995]] verließ Otto Gerlach die SPD, weil er die Grünen ablehnte, mit denen die SPD in Schleswig-Holstein [[1996]] eine Koalition einging.<ref name=":0" />
Zur Parteiarbeit gehörte auch ein Frühschoppen, der alle vier Wochen sonntags bei einem der Ortsvereine im Kreis Rendsburg stattfand. Bei diesen Frühschoppen waren jeweils Referenten geladen, die zu aktuellen Themen sprachen. Anschließend fanden Diskussionen dazu statt. Otto Gerlach und Max Nörenberg waren regelmäßige Besucher und auch Gastgeber dieser Veranstaltungsserie. Aus diesem Kreis gingen große Schleswig Holsteinische Politiker hervor. Teilnehmer waren unter anderen die spätere Ministerpräsidentin Heide Simonis, damals Ortsverein Westensee, der spätere Landtagspräsident Kurt Hamer aus Nortorf, sowie Hans von  Essen aus Bordesholm.


In der politischen Alltagsarbeit ergänzten sich Max Nörenberg und Otto hervorragend. Gemeinsam prägten sie das Bild der SPD Russee.  
== Ehrungen ==
Für seine kommunalpolitische Arbeit wurde Otto Gerlach mit der Freiherr-vom-Stein-Medaille des Landes Schleswig-Holstein ausgezeichnet; wann, ist nicht ermittelt.<ref>Busack: ''Otto Gerlach'', S. 51</ref>


Zur Kommunalwahl 1966 trat die SPD Russee mit einem neuen Konzept an. Die Auswahl der Kandidaten erfolgte ausschließlich nach fachlichen Gesichtspunkten, die Dauer der Parteizugehörigkeit war zweitrangig. Russee hatte 1966 drei Wahlbezirke. Im Bezirk 1 ,Dorfstraße mit Pommernkamp bis Redderkamp  kandidierten Otto Gerlach, Edmund Wenzel und Hans Ladewig. Der Bezirk 2, Bahnhofstraße , Waldweg  bis Am Blöcken, wurde von Max Nörenberg, Karl - Heinz Boelck und Emil Grabe vertreten. Im 3.Bezirk, Ihlkatenweg bis Taubenkrug  kandidierten Helmut Kirchner Horst Lübke und Paul Matthiesen.
== Links & Literatur ==
Otto Gerlach und Paul Matthiesen waren für Schulfragen zuständig, Max Nörenberg war Finanzexperte, Karl - Heinz Boelck und Horst Lübke galten als Experten in Wohnungsfragen; der Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt Helmut Kirchner, Edmund Wenzel und Hans Ladewig kümmerten sich um Sport und Jugendfragen. Die SPD verlor die Wahl nur knapp erzielte aber ein achtbares Ergebnis. Neun Sitze gingen an die Dorfgemeinschaft Russee, die SPD erhielt acht Sitze.
*[[Olaf Busack|Busack, Olaf]]: ''Otto Gerlach - Schulleiter und Kommunalpolitiker in Russee'', ''Geschichtsjournal "Rund um den Russee"'', Heft 5/Oktober 2017, S. 48-51
In den folgenden vier Jahren ging es in der Gemeindevertretung hoch her. Immer wieder griff Otto Gerlach scharf an. Mit Hilfe des Kommentars zur Gemeindeordnung von Galette - Laux konnte Otto immer wieder Verfahrensfehler von Bürgermeister Heinrich Grömm aufdecken. Es ging soweit, daß Sitzungen platzten.
Otto Gerlach und Karl Diekelmann lieferten sich scharfe Rededuelle. Anschließend ergriff dann Max Nörenberg das Wort. Wenn er sprach, war es ganz still auf Regierungs- und Oppositionsseite. Die unbestrittene Kompetenz und seine persönliche Ausstrahlung machten ihn zu einer Figur, die über dem Parteiengezänk stand.


Das wichtigste Thema dieser Jahre war immer wieder die Eingemeindung Russees nach Kiel. Die SPD hatte sich dafür ausgesprochen und machte sich damit bei vielen Genossen in Schleswig - Holstein unbeliebt. Aber es war logisch und konsequent, sich für die Eingemeindung auszusprechen, wenn man weiß, daß Russee bereits in vielen Dingen am Nabel der Stadt Kiel hing. Schulfragen, Verkehrsangelegenheiten, Gas-, Wasser-und Strom wurden bereits von Kiel geregelt. Um bei diesen Dingen mitzureden, mußte man also Einfluß in den Kieler Ausschüssen und der Ratsversammlung bekommen. In den Jahren ihres Wirkens konnten Otto und Max viele Dinge mitgestalten, die zum Teil heute noch nachweisbar sind. Der Bau der Friedhofskapelle und die Friedhofserweiterung fielen in die sechziger Jahre, wie der Turnhallenbau, der Bau des Hausmeisterhauses, die Versorgung der Schule mit Ölfeuerung und der Ausbau des Schulhofes. Auch über den Ausbau des Russeer Weges und die Bebauungspläne für das Berliner Viertel wurde leidenschaftlich gestritten und beschlossen. Zu den Zeiten, als die Gemeinde Russee noch selbständig war, wurden die Projekte noch anders finanziert als heute (2014). Ausgaben wurden nur auf der Grundlage gebildeter Rücklagen getätigt. Kreditaufnahmen waren ausgeschlossen.
== Einzelnachweise ==
Auch aus dem Vertrag zur Eingemeindung gelang es, einiges für den neuen Stadtteil Russee herauszuholen. So wurden gemäß Vertrag 400.000,- DM für den Sportplatzbau des TSV Russee bereitgestellt, sowie die Finanzierung der Vollkanalisation und der Bau des Kindergartens bei der Kirche festgeschrieben
<references />
Nach der Eingemeindung 1970 wurde Max Nörenberg Ortsbeiratsvorsitzender in Russee und Otto Gerlach zog in die Ratsversammlung der Stadt Kiel ein.


Otto Gerlach vertrat den Stadtteil Russee bis 1990, von kurzen Unterbrechungen abgesehen, in der Ratsversammlung der Stadt Kiel. Er war in den verschiedenen Ausschüssen der Stadt tätig, wobei die Arbeit im Kieler Woche Ausschuß, dem Schulauschuß und dem Finanzausschuß besondere Schwerpunkte bildeten. Den Ortsverein leitete Otto, mit einer Unterbrechung von 1972 - 1974, bis 1980.
[[Kategorie:Kreisverband Kiel]]
[[Kategorie:Kreisverband Rendsburg]]
[[Kategorie:Kommunalpolitik]]
[[Kategorie:Ehem. SPD-Mitglied]]

Aktuelle Version vom 9. Februar 2023, 21:18 Uhr

Otto Gerlach
Otto Gerlach
Otto Gerlach
Geboren: 24. April 1925
Gestorben: 5. März 2005

Otto Gerlach, * 24. April 1925 in Pinneberg, † 5. März 2005 in Brunsbek, Kr. Stormarn; Lehrer. Verheiratet, drei Kinder. Mitglied der SPD von 1962 bis etwa 1996.

Werdegang

1931 zog die Familie des Sechsjährigen von Pinneberg in die Hamburger Chaussee nach Kiel-Hassee. Dort besuchte Otto Gerlach nach der Grundschule die Oberrealschule II am Winterbeker Weg (später Max-Planck-Schule). Er gehörte zu den Gymnasiasten, die nach dem 12. Schuljahr mit dem Reifevermerk zur Wehrmacht eingezogen wurden. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft kehrte er 1947 am Tag vor Heiligabend nach Kiel zurück. Das Haus der Eltern stand, was im zu 80 Prozent zerstörten Kiel ein Glücksfall war; in der Wohnung waren jedoch noch drei weitere Familien einquartiert - ein in der Nachkriegszeit völlig normaler Zustand.

Im April 1948 nahm Otto Gerlach auf Schloß Nehmten an einem Sonderlehrgang für Kriegsteilnehmer wie ihn mit vorzeitig beendeter Schulbildung teil, der zum Abitur führte. 1949 begann er ein Studium der Philosophie. Daneben arbeitete er im englischen Informationszentrum im Rathaus. 1952 übertrug man ihm die Leitung des neu eröffneten Amerikahauses (Kennedy-Haus), das im ehemaligen Kaufhaus Defaka an der Holstenbrücke untergebracht war.

Durch einen glücklichen Zufall konnte er 1954 eine Tätigkeit beim Jugendaufbauwerk in Hörnum auf Sylt beginnen. Sie wurde seine pädagogische "Grundausbildung", die ihn anregte, Lehrer zu werden. Das Studium der Fächer Mathematik, Deutsch, Sport und Religion an der Pädagogischen Hochschule in Kiel schloss er 1956 als Bester ab. Seine erste Lehrerstelle erhielt er 1957 in Flintbek, bevor er 1961 die Leitung einer Landschule in Bünningstedt, heute Ammersbek, bei Ahrensburg übernahm, wo er auch in die SPD eintrat. Von 1964 bis ihrer Auflösung[1] im Juli 1971 leitete er die Volksschule in Russee. Schon seit 1968 war er im Nebenamt als Lehrbeauftragter an der Pädagogischen Hochschule (PH) Kiel in der Lehrerbildung tätig; er vertrat außerdem die Lehrbeauftragten im Senat der Hochschule. Im Frühjahr 1972 nahm er seinen Dienst beim Institut für Praxis und Theorie der Schule (IPTS) als Studienleiter für Lehrerfortbildung auf. Hier war er bis zu seiner Pensionierung etwa 1990 tätig.

Wann Otto Gerlach und seine Frau Ingeborg heirateten, ist nicht ermittelt; die beiden hatten drei Kinder. Sein Sohn schloss sich in den 1990er Jahren den Grünen an, was den Vater sehr entsetzt haben soll.[2] 1995 zog Otto Gerlach von Russee nach Brunsbek in die Nähe seiner Töchter.

Kommunalpolitik

Otto Gerlach trat 1962 in die SPD ein. Beim Wechsel nach Russee wurde er vom Vorsitzenden des Ortsvereins, Max Nörenberg, mit offenen Armen empfangen und vom ersten Tag an in die Parteiarbeit eingebunden. 1966 übernahm er selbst den Vorsitz, den er - mit einer Unterbrechung von 1972 bis 1974 - bis 1980 behielt. Danach blieb er noch bis 1982 im Vorstand. Olaf Busack lernte ihn noch kennen; er erinnerte sich 2017:

"Mit seiner auf die Menschen zugehenden und verständnisvollen Art verstand es Otto Gerlach, politische Arbeit geduldig zu erklären."[3]

Er drängte an die Öffentlichkeit, daher wurden Mitgliederversammlungen fortan in die Ihlkate oder in den Rendsburger Hof verlegt. Zur Parteiarbeit im Kreis gehörte auch ein Frühschoppen, der alle vier Wochen sonntags bei einem der Ortsvereine im Kreisverband Rendsburg stattfand. Dazu waren jeweils ReferentInnen eingeladen, die zu aktuellen Themen sprachen. Anschließend wurde diskutiert. Otto Gerlach und Max Nörenberg waren regelmäßige Besucher und auch Gastgeber dieser Veranstaltungsreihe. In der politischen Alltagsarbeit ergänzten sie sich hervorragend. Gemeinsam prägten sie das Bild der Partei im Ort.

Zur Kommunalwahl 1966 trat die SPD Russee mit einem neuen Konzept an: Die Auswahl der Kandidaten erfolgte ausschließlich nach fachlichen Gesichtspunkten, die Dauer der Parteizugehörigkeit war zweitrangig. Die SPD errang acht Sitze, neun Sitze gingen an die Dorfgemeinschaft Russee (DGR). Otto Gerlach war mit Paul Matthiesen für Schulfragen zuständig.

In den folgenden vier Jahren ging es in der Gemeindevertretung hoch her. Immer wieder griff Otto Gerlach als Fraktionssprecher die DGR scharf an. Mit Hilfe des Kommentars zur Gemeindeordnung von Galette-Laux konnte er häufig Verfahrensfehler von Bürgermeister Heinrich Grömm aufdecken. Dies ging soweit, daß er Sitzungen sprengte. Auch mit dem DGR-Fraktionssprecher Karl Diekelmann lieferte er sich scharfe Rededuelle.

Heiße Diskussionen selbst auf privaten Feiern: Otto Gerlach, Doris Thiele-Röpstorff und Olaf Busack 1987

In den Jahren ihres Wirkens konnten Otto Gerlach und Max Nörenberg viele Dinge mitgestalten. Das wichtigste Thema dieser Jahre war die Eingemeindung Russees nach Kiel, die Otto Gerlach unterstützte. Schulfragen, Verkehrsangelegenheiten, Gas-, Wasser- und Stromversorgung wurden bereits von Kiel aus geregelt. Um bei diesen Dingen mitreden zu können, war es wichtig, in der Kieler Ratsversammlung und ihren Ausschüssen mitzuwirken.

Otto Gerlach vertrat den Stadtteil Russee von der Kommunalwahl 1970 an - mit einer Unterbrechung zwischen 1978 und 1982 - bis 1990 in der Ratsversammlung. Er war in verschiedenen Ausschüssen tätig, wobei die Arbeit im Kieler-Woche-, im Schul- und im Finanzausschuss besondere Schwerpunkte bildete. Von der Ratsversammlung wurde er außerdem in den Kieler Umlandverband entsandt, eine Rolle, die er, da er über Erfahrung auf beiden Seiten verfügte, gut ausfüllen konnte.

Parallel gehörte er von 1974 bis 1982 auch dem Ortsbeirat Russee/Hammer an.

Nach 1995 verließ Otto Gerlach die SPD, weil er die Grünen ablehnte, mit denen die SPD in Schleswig-Holstein 1996 eine Koalition einging.[2]

Ehrungen

Für seine kommunalpolitische Arbeit wurde Otto Gerlach mit der Freiherr-vom-Stein-Medaille des Landes Schleswig-Holstein ausgezeichnet; wann, ist nicht ermittelt.[4]

Links & Literatur

  • Busack, Olaf: Otto Gerlach - Schulleiter und Kommunalpolitiker in Russee, Geschichtsjournal "Rund um den Russee", Heft 5/Oktober 2017, S. 48-51

Einzelnachweise

  1. Im Zuge der Eingemeindung nach Kiel wurde sie zur Kieler Grundschule umgewidmet.
  2. 2,0 2,1 Pers. Mitteilung von Michael Wagner, Ortsverein Russee, am 7.2.2023.
  3. Busack: Otto Gerlach, S. 51
  4. Busack: Otto Gerlach, S. 51