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Zwei Ereignisse bestimmen - zumindest in der Rückschau - das vorletzte Kriegsjahr: die Landung der Westalliierten in der Normandie im Juni, mit der die zweite Front in Europa eröffnet wird, und das gescheiterte Attentat von Wehrmachtsoffizieren um Claus Graf Schenk von Stauffenberg, das zu umfangreichen Verhaftungen führt, weil die Gruppe mit Widerständlern aus unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen vernetzt ist. U.a. ist [[Hermann Lüdemann]] eine Funktion in der geplanten neuen Regierung zugedacht. Ende des Jahres sind große Teile der von Deutschland eroberten Gebiete befreit; die Alliierten haben die Reichsgrenzen von 1937 überschritten.  
Zwei Ereignisse bestimmen - zumindest in der Rückschau - das vorletzte Kriegsjahr: die Landung der Westalliierten in der Normandie am 6. Juni, mit der die zweite Front in Europa eröffnet wird, und das gescheiterte Attentat von Wehrmachtsoffizieren um Claus Graf Schenk von Stauffenberg, das zu umfangreichen Verhaftungen führt, weil die Gruppe mit Widerständlern aus unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen vernetzt ist. U.a. sind [[Julius Leber]] und [[Hermann Lüdemann]] Funktionen in der geplanten neuen Regierung zugedacht.  
 
Am 1. August erheben sich in Warschau Polen gegen die deutsche Besatzung. Der Aufstand wird - unter führender Beteiligung von Nazis aus Schleswig-Holstein wie [[Entnazifizierung in Schleswig-Holstein#Einzelne Fälle|dem SS-Führer Heinz Reinefarth]] - blutig niedergeschlagen. Die Rote Armee steht vor Warschau.
 
Ende des Jahres sind große Teile der von Deutschland eroberten Gebiete befreit; die Alliierten haben die Reichsgrenzen von [[1937]] überschritten.  


== Januar ==
== Januar ==
*[[2. Januar]] - [[Ulf von Hielmcrone]] kommt in Husum zur Welt.
*[[21. Januar]] - [[Uschi Kähler|Ursula Heinrichs]] wird in Höxter/Westf. geboren.
*[[25. Januar]] - Der NS-Staat bescheinigt [[Reinhold Rehs]], vermutlich im Verlauf seiner Beförderung zum Leiter des Luftschutzwarnkommandos Danzig, seine politische Haltung sei "einwandfrei".


== Februar ==
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== April ==
== April ==
*[[13. April]] - [[Albert Henze]] stirbt mit 70 Jahren in [[Kreisverband Lübeck|Lübeck]].


== Mai ==
== Mai ==
*[[18. Mai]] - Nach Genehmigung durch das Reichssicherheitshauptamt beginnen die Nazis in [[Kreisverband Kiel|Kiel]] mit dem Bau des "Arbeitserziehungslagers" Nordmark, besser bekannt als "KZ am Russee".


== Juni ==
== Juni ==
*[[6. Juni]] - Landung der Westalliierten in der Normandie.
*[[Ernst-Wilhelm Stojan]] beantragt mit kaum 18 Jahren, vermutlich im Rahmen einer HJ-Gruppe, die Aufnahme in die NSDAP.
*[[6. Juni]] - Die Asche von [[Wilhelm Poller]] wird unbemerkt von den NS-Herrschern von Hessen auf den [[Kreisverband Kiel|Kieler Urnenfriedhof]] umgebettet. Beteiligte der unauffälligen Zeremonie sind neben dem Sohn [[Walter Poller]] die Freunde [[Julius Leber]] und [[Theodor Haubach]], die nur wenig später den Nazis zum Opfer fallen.
*[[30. Juni]] - [[Paul Lohmann]] gerät in amerikanische Kriegsgefangenschaft und wird in ein Lager nach Massachusetts gebracht.  


== Juli ==
== Juli ==
*[[20. Juli]] - Gescheitertes Attentat auf Hitler in seinem Hauptquartier "Wolfsschanze".
*[[5. Juli]] - [[Julius Leber]] wird von den Nazis erneut verhaftet.
*[[14. Juli]] - Das 274. Infanterie-Regiment der Deutschen Wehrmacht verübt in San Polo, Toskana ein Massaker als "Vergeltung" für Partisanenangriffe, in dessen Verlauf mindestens 54 Dorfbewohner bestialisch ermordet werden, darunter nur wenige Partisanen. Zu den drei Stabsoffizieren vor Ort gehört [[Klaus Konrad]].
*[[18. Juli]] - Die Genossenschaftswohnung der Familie Sakmirda am Hohenstaufenring wird durch einen Bombentreffer zerstört. [[Theodor Sakmirda II|Theodor Sakmirda]] kann nach fünf Stunden verletzt aus den Trümmern geborgen werden.
*[[18. Juli]] - [[Margarete Haller]] kommt in Villingen-Schwenningen zur Welt.
*[[20. Juli]] - Gescheitertes Attentat auf Hitler in seinem Hauptquartier "Wolfsschanze", das zahlreiche [[Widerstand in der NS-Zeit|Verhaftungen auch in Schleswig-Holstein]] auslöst.


== August ==
== August ==
*[[Karl Jahr]] entzieht sich der anlaufenden Verhaftungswelle ''[[Aktion Gewitter]]'' in Löbau (Westpreußen), wird jedoch kurz darauf zum Volkssturm eingezogen und desertiert; bis Kriegsende versteckt er sich zunächst in Danzig, dann bei seiner Familie in [[Ortsverein Nortorf|Nortorf]].
*[[22. August|22.]]/[[23. August]] - Der Verhaftungswelle ''[[Aktion Gewitter]]'' fallen auch in Schleswig-Holstein zahlreiche [[Aktion Gewitter#Betroffene|Gegnerinnen und Gegner der NS-Diktatur]] zum Opfer. Die verhafteten Männer werden zunächst ins KZ Neuengamme verschleppt, die Frauen innerhalb der nächsten zwei Monate entlassen. Auch [[Kurt Schumacher]] wird erneut verhaftet und nach Neuengamme gebracht, aber schon im September wieder entlassen.
*[[30. August]] - [[Fritz Weber]] stirbt mit 49 Jahren im KZ Neuengamme, nach offizieller Mitteilung durch Selbstmord.


== September ==
== September ==
*[[Ernst-Wilhelm Stojan]] wird von der Wehrmacht zum Dienst in einer Marineartillerieschule eingezogen.
*[[1. September]] - [[Heinrich Ströbel]] stirbt mit 75 Jahren in Zürich.
*[[18. September]] - [[Lianne Paulina-Mürl|Lianne Paulina]] kommt in Bühlau/Westpr. zur Welt.
*[[19. September]] - [[Heinrich Boschen]] wird aus dem KZ Neuengamme entlassen. Er kann nicht mehr gehen und weist Spuren schwerster Misshandlungen auf. Auch [[Hermann Clausen]] wird - aufgrund der Intervention seines Sohnes, eines Marineoffiziers - entlassen und überlebt die NS-Diktatur.
*[[26. September]] - Der Fischer [[Mathias Jacobsen]] aus [[Ortsverein Husum|Husum]], im Rahmen der ''[[Aktion Gewitter]]'' verhaftet, wird aufgrund der Bitte seines Sohnes, der sich an die Front versetzen lässt, aus dem KZ Neuengamme entlassen.
*[[28. September]] - [[Holger Stubbe]] wird in Hamburg geboren.
*[[29. September]] - [[Hellmut Körner]] kommt in Meißen zur Welt.


== Oktober ==
== Oktober ==
*[[Albert Schulz]] wird nach seiner Verhaftung im Rahmen der ''[[Aktion Gewitter]]'' freigelassen, da ihm keine antifaschistische Tätigkeit nachgewiesen werden kann.
*[[Auguste Ebeling]] wird schwerkrank aus der Haft in ihren Heimatort [[Ortsverein Heide|Heide]] entlassen.
*[[4. Oktober]] - [[Heinrich Boschen]] stirbt mit 60 Jahren in [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]] an zuvor im KZ Neuengamme erlittenen Misshandlungen.
*[[31. Oktober]] - [[Carl Ullrich]] stirbt unter ungeklärten Umständen mit 55 Jahren im KZ Neuengamme. Vermutet wird, dass er ein Opfer eines Aufsehers wurde, der Hunderte Häftlinge durch Spritzen von Benzin ermordete.


== November ==
== November ==
*[[Willy Brandt]] wird auf Antrag in Stockholm wieder in die SPD aufgenommen.
*[[18. November]] - [[Rudolf Henning]] stirbt im Alter von 65 Jahren im KZ Neuengamme.
*[[22. November]] - [[Emil Schmekel]] stirbt mit 56 Jahren im KZ Bergen-Belsen, wohin er vom KZ Neuengamme aus gebracht wurde, offiziell an "Lungentuberkulose".


== Dezember ==
== Dezember ==
*[[Otto Linke]] wird als schwerkranker Mann aus dem KZ Neuengamme entlassen. Auch [[Paul Dölz]] kommt frei.
*[[4. Dezember]] - [[Peter Zahn]] kommt in Litzmannstadt (heute Łódź/Polen) zur Welt.
*[[21. Dezember]] - [[Jan Sierks]] erhält seine Beförderung zum Untersturmführer der Allgemeinen SS.
*[[26. Dezember]] - Das U-Boot, auf dem [[Rosa Wallbaum|Rosa Wallbaums]] Ehemann fährt, wird vermisst gemeldet. Sie erfährt dies erst im März [[1945]] nach energischer Nachfrage bei der Marine.
== Nicht datiert ==
*[[Meinhard Albrecht]] aus [[Ortsverein Husum|Husum]] kommt, möglicherweise im Zusammenhang mit der ''[[Aktion Gewitter]]'', ins KZ.
*[[Georg Appel]] aus [[Ortsverein Glückstadt|Glückstadt]] wird wegen "defätistischer" Äußerungen zum Tode verurteilt und erschossen.
*[[Egon Bahr]] wird "unehrenhaft" aus der Deutschen Wehrmacht entlassen: Unter seinen Vorfahren haben die Nazis eine jüdische Großmutter gefunden.
*[[Anni Krahnstöver]] verliert in Königsberg ihre Wohnung durch einen Bombentreffer und kehrt mit ihrer Familie nach Oppeln/Oberschlesien zurück.
*[[Otto Passarge]] wird zum Kriegsdienst eingezogen.
*[[Christine Petersen]] aus [[Ortsverein Husum|Husum]] wird verhaftet; sie entkommt dem Transport ins KZ nur, weil der Zug wegen Tieffliegerbeschuß zurück nach Kiel fährt.
*[[Johann Vorbrook]] wird für vier Monate inhaftiert, möglicherweise im Zusammenhang mit der ''[[Aktion Gewitter]]''.


== Nicht datierte Ereignisse ==
[[Kategorie:Jahresseite]]

Aktuelle Version vom 11. März 2024, 15:58 Uhr

Zwei Ereignisse bestimmen - zumindest in der Rückschau - das vorletzte Kriegsjahr: die Landung der Westalliierten in der Normandie am 6. Juni, mit der die zweite Front in Europa eröffnet wird, und das gescheiterte Attentat von Wehrmachtsoffizieren um Claus Graf Schenk von Stauffenberg, das zu umfangreichen Verhaftungen führt, weil die Gruppe mit Widerständlern aus unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen vernetzt ist. U.a. sind Julius Leber und Hermann Lüdemann Funktionen in der geplanten neuen Regierung zugedacht.

Am 1. August erheben sich in Warschau Polen gegen die deutsche Besatzung. Der Aufstand wird - unter führender Beteiligung von Nazis aus Schleswig-Holstein wie dem SS-Führer Heinz Reinefarth - blutig niedergeschlagen. Die Rote Armee steht vor Warschau.

Ende des Jahres sind große Teile der von Deutschland eroberten Gebiete befreit; die Alliierten haben die Reichsgrenzen von 1937 überschritten.

Januar

Februar

März

April

Mai

  • 18. Mai - Nach Genehmigung durch das Reichssicherheitshauptamt beginnen die Nazis in Kiel mit dem Bau des "Arbeitserziehungslagers" Nordmark, besser bekannt als "KZ am Russee".

Juni

Juli

  • 5. Juli - Julius Leber wird von den Nazis erneut verhaftet.
  • 14. Juli - Das 274. Infanterie-Regiment der Deutschen Wehrmacht verübt in San Polo, Toskana ein Massaker als "Vergeltung" für Partisanenangriffe, in dessen Verlauf mindestens 54 Dorfbewohner bestialisch ermordet werden, darunter nur wenige Partisanen. Zu den drei Stabsoffizieren vor Ort gehört Klaus Konrad.
  • 18. Juli - Die Genossenschaftswohnung der Familie Sakmirda am Hohenstaufenring wird durch einen Bombentreffer zerstört. Theodor Sakmirda kann nach fünf Stunden verletzt aus den Trümmern geborgen werden.
  • 18. Juli - Margarete Haller kommt in Villingen-Schwenningen zur Welt.
  • 20. Juli - Gescheitertes Attentat auf Hitler in seinem Hauptquartier "Wolfsschanze", das zahlreiche Verhaftungen auch in Schleswig-Holstein auslöst.

August

  • Karl Jahr entzieht sich der anlaufenden Verhaftungswelle Aktion Gewitter in Löbau (Westpreußen), wird jedoch kurz darauf zum Volkssturm eingezogen und desertiert; bis Kriegsende versteckt er sich zunächst in Danzig, dann bei seiner Familie in Nortorf.
  • 22./23. August - Der Verhaftungswelle Aktion Gewitter fallen auch in Schleswig-Holstein zahlreiche Gegnerinnen und Gegner der NS-Diktatur zum Opfer. Die verhafteten Männer werden zunächst ins KZ Neuengamme verschleppt, die Frauen innerhalb der nächsten zwei Monate entlassen. Auch Kurt Schumacher wird erneut verhaftet und nach Neuengamme gebracht, aber schon im September wieder entlassen.
  • 30. August - Fritz Weber stirbt mit 49 Jahren im KZ Neuengamme, nach offizieller Mitteilung durch Selbstmord.

September

Oktober

  • Albert Schulz wird nach seiner Verhaftung im Rahmen der Aktion Gewitter freigelassen, da ihm keine antifaschistische Tätigkeit nachgewiesen werden kann.
  • Auguste Ebeling wird schwerkrank aus der Haft in ihren Heimatort Heide entlassen.
  • 4. Oktober - Heinrich Boschen stirbt mit 60 Jahren in Pinneberg an zuvor im KZ Neuengamme erlittenen Misshandlungen.
  • 31. Oktober - Carl Ullrich stirbt unter ungeklärten Umständen mit 55 Jahren im KZ Neuengamme. Vermutet wird, dass er ein Opfer eines Aufsehers wurde, der Hunderte Häftlinge durch Spritzen von Benzin ermordete.

November

Dezember

Nicht datiert

  • Meinhard Albrecht aus Husum kommt, möglicherweise im Zusammenhang mit der Aktion Gewitter, ins KZ.
  • Georg Appel aus Glückstadt wird wegen "defätistischer" Äußerungen zum Tode verurteilt und erschossen.
  • Egon Bahr wird "unehrenhaft" aus der Deutschen Wehrmacht entlassen: Unter seinen Vorfahren haben die Nazis eine jüdische Großmutter gefunden.
  • Anni Krahnstöver verliert in Königsberg ihre Wohnung durch einen Bombentreffer und kehrt mit ihrer Familie nach Oppeln/Oberschlesien zurück.
  • Otto Passarge wird zum Kriegsdienst eingezogen.
  • Christine Petersen aus Husum wird verhaftet; sie entkommt dem Transport ins KZ nur, weil der Zug wegen Tieffliegerbeschuß zurück nach Kiel fährt.
  • Johann Vorbrook wird für vier Monate inhaftiert, möglicherweise im Zusammenhang mit der Aktion Gewitter.