Ortsverein Kiel-Hassee: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Ortsverein Kiel-Hassee''' ist eine Gliederung im [[Kreisverband Kiel]]. Der Zeitpunkt seiner Gründung ist bisher nicht ermittelt. Er besteht mindestens seit [[1898]], wahrscheinlich aber schon bis zu 5 Jahre länger.<ref>Brecour datiert die Gründung des „Arbeitervereins Winterbek-Hassee“, der wohl als unmittelbarer Vorgänger aufzufassen ist, „in den folgenden Jahren“ nach 1890, in der Reihenfolge nach der [[Ortsverein Kiel-Wik|Wik]], wo ein Verein laut Vorwärts vom 8. März 1894 im selben Jahr gegründet worden war.</ref>
Der '''Ortsverein Kiel-Hassee''' ist eine Gliederung im [[Kreisverband Kiel]]. Der Zeitpunkt seiner Gründung ist bisher nicht ermittelt. Er besteht mindestens seit [[1898]], wahrscheinlich aber schon bis zu fünf Jahre länger.  


Mit den Ortsvereinen [[Ortsverein Kiel-Südwest|Südwest]] und [[Ortsverein Russee-Hammer|Russee-Hammer]] hat er sich für ortsvereinsübergreifende Themen zur "Südwest-Runde" zusammengeschlossen.  
Mit den Ortsvereinen [[Ortsverein Kiel-Südwest|Südwest]] und [[Ortsverein Russee-Hammer|Russee-Hammer]] hat er sich für ortsvereinsübergreifende Themen zur "Südwest-Runde" zusammengeschlossen.  


==Vorgeschichte und Gründung==
==Vorgeschichte und Gründung==
Auch in der Zeit der Illegalität engagierten sich Menschen aus dem späteren Vereinsgebiet für die sozialdemokratische Sache, so ist beispielsweise belegt, dass in den Monaten März bis Mai [[1888]] aus Winterbeck (sic!) 10 Reichsmark an den „Hasenclever-Fonds“ bei der Reichstagsfraktion gezahlt worden sind.<ref>Berliner Volksblatt 15.7.1888, S. 5</ref> Bereits fünf Jahre zuvor, zur [[Reichstagswahl 1883]], verteilte der bei der Polizei als Sozialdemokrat bekannte Maurer Boldt Flugblätter in Winterbek.<ref>[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay07.pdf Inge Klatt: Sozialdemokratie und Obrigkeit, S. 105]</ref>
Auch in der Zeit der Illegalität engagierten sich Menschen aus dem späteren Vereinsgebiet für die sozialdemokratische Sache. So ist beispielsweise belegt, dass in den Monaten März bis Mai [[1888]] aus Winterbeck (sic!) 10 Reichsmark an den „Hasenclever-Fonds“ bei der Reichstagsfraktion gezahlt wurden.<ref>''Berliner Volksblatt'', 15.7.1888, S. 5</ref> Bereits fünf Jahre zuvor, zur [[Reichstagswahl 1883]], verteilte der bei der Polizei als Sozialdemokrat bekannte Maurer [[Genosse Boldt|Boldt]] Flugblätter in Winterbek.<ref>Klatt, Inge: ''[https://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay07.pdf Sozialdemokratie und Obrigkeit vor dem ersten Weltkrieg in Schleswig-Holstein. Aktion und Reaktion]''. In: ''[[Demokratische Geschichte]]'', Band 3(1988), S. 105</ref>


[[1892]] wurde Winterbek auf dem [[Provinzialparteitag 1892, Kiel|Provinzialparteitag]] von [[Hans Ehlers]] vertreten.<ref>[https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN1754726119_18921214/page/7 Hamburger Echo 14.12.1892]</ref>
[[1892]] wurde Winterbek auf dem [[Provinzialparteitag 1892, Kiel|Provinzialparteitag]] von [[Hans Ehlers]] vertreten.<ref>''[https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN1754726119_18921214/page/7 Parteitag der Sozialdemokraten der Provinz Schleswig-Holstein, des Herzogthums Lauenburg, des Fürstenthums Lübeck und der Freien und Hansestadt Hamburg]'', ''[[Hamburger Echo]]'', 14.12.1892</ref>


Am 15. März [[1893]] fand eine Volksversammlung im Lokal von Lindstedt statt, dort referierte [[Carl Legien]] in einem einstündigen und einem fünfundvierzigminütigen Vortrag zur Militärvorlage im Reichstag und zur Landgemeindeordnung. Es sollen 400 Personen teilgenommen haben. Die Sitzungsleitung übernahmen ein Kieler und zwei Winterbeker Genossen<ref>Hamburger Echo, 18.3.1893</ref>, also muss dann schon ein Ortsverein bestanden haben.<ref>Dass Brecour rund 35 Jahre später die Reihenfolge der Gründungen im Kieler Umland durcheinander brachte, darf nicht verwundern.</ref> Der damalige Vorsitzende hieß Adler (nicht zu verwechseln mit Eduard Adler), er berichtete auch von der Konferenz der Vertrauensleute des Wahlkreises.  
Am 15. März [[1893]] fand eine Volksversammlung im Lokal von Lindstedt statt. Dort referierte [[Carl Legien]] in einem einstündigen Vortrag zur Militärvorlage im Reichstag, anschließend fünfundvierzig Minuten zur Landgemeindeordnung. Es sollen 400 Personen teilgenommen haben. Die Sitzungsleitung übernahmen ein Kieler und zwei Winterbeker Genossen<ref>''[[Hamburger Echo]]'', 18.3.1893</ref>, also bestand wahrscheinlich schon ein Ortsverein.<ref>[[Wilhelm Brecour]] hatte rund 35 Jahre später möglicherweise Schwierigkeiten, die Reihenfolge der Gründungen im Kieler Umland korrekt zu rekonstruieren. Denkbar ist aber auch, dass die Genossen nach Wohnort, nicht nach Ortsverein so bezeichnet wurden.</ref> Der damalige Vorsitzende hieß [[Genosse Adler|Adler]] (nicht zu verwechseln mit [[Eduard Adler]]); er berichtete auch von der Konferenz der Vertrauensleute des Wahlkreises.  


[[1894]] wurde im Ort eine „[[Ferdinand Lasalle|Lasallefeier]]“ ausgerichtet.<ref>Hamburger Echo, 5.9.1894</ref> Im nächsten Jahr gab es 47 örtliche Genossen.<ref>Hamburger Echo 22.8.1895</ref>
[[Wilhelm Brecour]] datiert die Gründung des „Arbeitervereins Winterbek-Hassee“, der wohl als unmittelbarer Vorgänger aufzufassen ist, „in den folgenden Jahren“ nach [[1890]].<ref>[[Wilhelm Brecour|Brecour, Wilhelm]]: ''Die [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Sozialdemokratische Partei]] in Kiel. Ihre geschichtliche Entwicklung'' (Kiel o. J. [1932]), S. ?</ref>


[[1897]] war Genosse Arlt Vorsitzender oder Kassierer und Vertrauensperson zur Wahlkreiskonferenz.<ref>Hamburger Echo, 30.1.1897</ref>
[[1894]] wurde im Ort eine „[[Ferdinand Lassalle|Lassallefeier]]“ ausgerichtet.<ref>''[[Hamburger Echo]]'', 5.9.1894</ref> Im nächsten Jahr gab es 47 örtliche Genossen.<ref>''[[Hamburger Echo]]'', 22.8.1895</ref>


[[1898]] hatte der Verein 55 Mitglieder, außerdem gab es etwa doppelt so viele Volkzeitung-Abonnenten. <ref>Vorwärts 26.4.1898, S. 3</ref>
[[1897]] war [[Genosse Arlt]] Vorsitzender oder Kassierer und Vertrauensperson zur Wahlkreiskonferenz.<ref>''[[Hamburger Echo]]'', 30.1.1897</ref>


[[1902]] beteiligten sich Sozialdemokraten an den örtlichen Gemeinderatswahlen.<ref>Vorwärts 3.9.1902, S.3</ref> Der Verein hatte 78 Mitglieder.<ref>Paetau, S. 501</ref>
[[1898]] hatte der Verein 55 Mitglieder, außerdem gab es etwa doppelt so viele Abonnenten der ''[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|Volkszeitung]]''. <ref>''[[Vorwärts]]'', 26.4.1898, S. 3</ref>


Für den Januar [[1904]] ist die Zahlung von insgesamt 30 Mark Parteibeiträgen im „Sozialdemokratischen Verein Winterbeck-Hasse“ (sic!) im Vorwärts belegt.<ref>Vorwärts 11.2.1904, S.1</ref> Da der [[Provinzialparteitag 1904, Neumünster]] einen Mindestbeitrag von 30 Pfennig beschloss, dürfte der Verein zu diesem Zeitpunkt schon rund 100 Mitglieder gehabt haben.  
[[1902]] beteiligten sich Sozialdemokraten an den örtlichen Gemeinderatswahlen.<ref>''[[Vorwärts]]'', 3.9.1902, S.3</ref> Der Verein hatte 78 Mitglieder.<ref name=":0">Paetau, Rainer: ''Konfrontation oder Kooperation. Arbeiterbewegung und bürgerliche Gesellschaft im ländlichen Schleswig-Holstein und in der Industriestadt Kiel zwischen 1900 und 1925'' (Neumünster 1988), S. 501</ref>


Schon [[1905]] schloss sich der Ortsverein Hassee (damals noch Winterbek-Hassee, im bis [[1910]] selbstständigen Dorf Hassee) dem [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel#Sozialdemokratischer Zentralverein|Sozialdemokratischen Zentralverein für den 7. Schleswig-Holsteinischen Reichstagswahlkreis]] an; er entstand demnach wohl zwischen [[1894]], vier Jahre nach dem Ende der [[Sozialistengesetz]]e, und 1904. Damit war er vermutlich die erste SPD-Gliederung im Amt Kronshagen.  
Für den Januar [[1904]] ist die Zahlung von insgesamt 30 Mark an Parteibeiträgen im „Sozialdemokratischen Verein Winterbeck-Hasse“ (sic!) belegt.<ref>''[[Vorwärts]]'', 11.2.1904, S.1</ref> Da der [[Provinzialparteitag 1904, Neumünster|Provinzialparteitag]] von [[1904]] einen Mindestbeitrag von 30 Pfennig beschloss, dürfte der Verein zu diesem Zeitpunkt schon rund 100 Mitglieder gehabt haben.  


[[1906]] hatte er 345 Mitglieder.<ref>Hamburger Echo, 21.8.1906</ref>
Schon [[1905]] schloss sich der Ortsverein Winterbek-Hassee (im bis [[1910]] selbstständigen Dorf Hassee) dem [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel#Sozialdemokratischer Zentralverein|Sozialdemokratischen Zentralverein für den 7. Schleswig-Holsteinischen Reichstagswahlkreis]] an; er entstand demnach wohl zwischen [[1894]], vier Jahre nach dem Ende des [[Sozialistengesetz]]es, und [[1904]]. Damit war er vermutlich die erste SPD-Gliederung im Amt Kronshagen.
 
[[1906]] hatte er 345 Mitglieder.<ref>''[[Hamburger Echo]]'', 21.8.1906</ref>


== Ab 1911: Distrikt Winterbek-Hassee ==
== Ab 1911: Distrikt Winterbek-Hassee ==
Ab [[1911]] war er einer der 7 Distrikte des neu gebildeten [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Sozialdemokratischen Vereins Groß-Kiel]]. Zu diesem Zeitpunkt hatte er 983 Mitglieder.<ref>Rainer Paetau: Konfrontation oder Kooperation, S. 501/ Tab. 6</ref>
Ab [[1911]] war er einer der 7 Distrikte des neu gebildeten [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Sozialdemokratischen Vereins Groß-Kiel]]. Zu diesem Zeitpunkt hatte er 983 Mitglieder.<ref name=":0" />


[[1915]] wurde [[Fritz Buttmann]], der seit 1911 auch Stadtverordneter war, als Distriktvorsitzender wiedergewählt.<ref>Fischer, Band 2, S. 99</ref> Vermutlich hatte er dieses Amt schon seit 1911 inne und war auch zuvor Vereinsvorsitzender gewesen. Weitere Vorstandsmitglieder waren 1914-15 die Genossin Ehlers sowie die Genossen Mumm und [[Otto Eggerstedt]]<ref>Fischer (Band 2, S. 99) geht hier vermutlich zu Recht von Otto Eggerstedt aus. Der Eintrag im Adressbuch 1914 hat vermutlich einen falschen ersten Vornamen: Eggerstedt, F. Otto, Bäckerg., Rendsburger Landstr. 110.</ref>, im Folgejahr wieder Genossin Ehlers, dazu neu die Genossen Frahm und Ehlers für die beiden an der Front leidenden Genossen.
[[1915]] wurde [[Fritz Buttmann]], der seit [[1911]] auch Stadtverordneter war, als Distriktvorsitzender wiedergewählt.<ref name=":1">[[Rolf Fischer|Fischer, Rolf]]: ''"Mit uns die neue Zeit!" [[Kreisverband Kiel|Kiels Sozialdemokratie]] im Kaiserreich und in der [[Kieler Arbeiter- und Matrosenaufstand|Revolution]]'' (Geschichte der Kieler Sozialdemokratie, Band 2: 1900 - 1920) (Kiel 2013), S. 99</ref> Er übernahm das Amt also nicht neu. Weitere Vorstandsmitglieder waren [[1914]]-[[1915|15]] die [[Genossin Ehlers]] sowie die Genossen [[Genosse Mumm|Mumm]] und [[Otto Eggerstedt]]<ref name=":1" />, im Folgejahr wieder [[Genossin Ehlers]], dazu neu die Genossen [[Genosse Frahm|Frahm]] und [[Genosse Ehlers|Ehlers]] für die beiden an der Front leidenden Genossen.


Im ''Bericht von den Verhandlungen des [[Bezirksparteitag 1919, Kiel|Bezirkstages]] der Sozialdemokratischen Partei für Schleswig-Holstein und Provinz Lübeck'' am [[13. Juli|13.]]/[[14. Juli]] [[1919]] in Kiel heißt es, dort sei über die künftige Gestaltung der ''[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung]]'' diskutiert worden. Der Ortsverein Hassee habe eine wöchentliche vierseitige Frauenbeilage gefordert, "um die Frauen mehr im sozialistischen Sinne zu bilden".<ref>Regine Bigga / [[Uwe Danker]]: ''[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay33.pdf Die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung 1892 bis 1968. Facetten aus ihrer Geschichte]''. In: ''Demokratische Geschichte'' 3(1988), S. 431 f.</ref>
Im ''Bericht von den Verhandlungen des [[Bezirksparteitag 1919, Kiel|Bezirkstages]] der Sozialdemokratischen Partei für Schleswig-Holstein und Provinz Lübeck'' am [[13. Juli|13.]]/[[14. Juli]] [[1919]] in Kiel heißt es, dort sei über die künftige Gestaltung der ''[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung]]'' diskutiert worden. Der Ortsverein Hassee habe eine wöchentliche vierseitige Frauenbeilage gefordert, "um die Frauen mehr im sozialistischen Sinne zu bilden".<ref>Bigga, Regine / [[Uwe Danker|Danker, Uwe]]: ''[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay33.pdf Die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung 1892 bis 1968. Facetten aus ihrer Geschichte]''. In: ''Demokratische Geschichte'' 3(1988), S. 431 f.</ref>


== Nach 1945 ==
== Nach 1945 ==
Ob der Ortsverein gleich nach der Wiedergründung [[1945]] "Hassee-Hammer" hieß, weil er den Ortsteil Hammer einschloss, ist noch nicht ermittelt. Jedenfalls war das der Name, als sich der Ortsverein aufgrund der starken Zunahme an Mitgliedern im März [[1972]] dreiteilte. Es bildeten sich die Ortsvereine [[Ortsverein Hassee-Nord|Hassee-Nord]], [[Ortsverein Hassee-Süd|Hassee-Süd]] und [[Ortsverein Hammer|Hammer]].<ref>''Drei neue SPD-Ortsvereine'', ''Kieler Nachrichten'', 8.3.1972</ref> Etwa [[2006]] vereinigten sich Hassee-Nord und -Süd aufgrund der wieder geschrumpften Mitgliederzahl wieder zum Ortsverein Hassee. Hammer schloss sich [[2007]] dem [[Ortsverein Russee]] an.[[Datei:Fahne Reichsbanner Kiel-Hassee.jpg|280px|thumb|right|Fahne des Reichsbanners Kiel-Hassee]]
Da der Ortsverein nach der Wiedergründung [[1945]] "Hassee-Hammer" hieß, läßt sich vermuten, dass er den Ortsteil Hammer einschloss; belegt ist dies noch nicht. Jedenfalls war das der Name, bis sich der Ortsverein aufgrund der starken Zunahme an Mitgliedern im März [[1972]] dreiteilte. Es bildeten sich die Ortsvereine [[Ortsverein Hassee-Nord|Hassee-Nord]], [[Ortsverein Hassee-Süd|Hassee-Süd]] und [[Ortsverein Hammer|Hammer]].<ref>''Drei neue SPD-Ortsvereine'', ''Kieler Nachrichten'', 8.3.1972</ref> Am [[1. Januar]] [[2007]]<ref>Protokoll Kreisvorstand vom 7.11.2006, Akten KV</ref> vereinigten sich Hassee-Nord und -Süd aufgrund der wieder geschrumpften Mitgliederzahl wieder zum Ortsverein Hassee. Hammer schloss sich [[2007]] dem [[Ortsverein Russee]] an.[[Datei:Fahne Reichsbanner Kiel-Hassee.jpg|280px|thumb|right|Fahne des Reichsbanners Kiel-Hassee]]


Im Juni [[2019]] organisierte der Ortsverein zusammen mit der [[Kreisverband Kiel - Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF)|Kieler ASF]] eine kleine Feier zum 85. Geburtstag des langjährigen Vorstandsmitglieds [[Ingrid Voß]].<ref>SPD Kiel: ''[https://www.spd-kiel.de/2019/06/10/auf-ingrid-voss-ist-immer-verlass-glueckwuensche-zum-85-geburtstag/ Auf Ingrid Voß ist immer Verlass – Glückwünsche zum 85. Geburtstag]'', 10.6.2019</ref>
Im Juni [[2019]] organisierte der Ortsverein zusammen mit der [[Kreisverband Kiel - Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF)|Kieler ASF]] eine kleine Feier zum 85. Geburtstag des langjährigen Vorstandsmitglieds [[Ingrid Voß]].<ref>SPD Kiel: ''[https://www.spd-kiel.de/2019/06/10/auf-ingrid-voss-ist-immer-verlass-glueckwuensche-zum-85-geburtstag/ Auf Ingrid Voß ist immer Verlass – Glückwünsche zum 85. Geburtstag]'', 10.6.2019</ref>

Aktuelle Version vom 9. Februar 2024, 12:17 Uhr

Der Ortsverein Kiel-Hassee ist eine Gliederung im Kreisverband Kiel. Der Zeitpunkt seiner Gründung ist bisher nicht ermittelt. Er besteht mindestens seit 1898, wahrscheinlich aber schon bis zu fünf Jahre länger.

Mit den Ortsvereinen Südwest und Russee-Hammer hat er sich für ortsvereinsübergreifende Themen zur "Südwest-Runde" zusammengeschlossen.

Vorgeschichte und Gründung

Auch in der Zeit der Illegalität engagierten sich Menschen aus dem späteren Vereinsgebiet für die sozialdemokratische Sache. So ist beispielsweise belegt, dass in den Monaten März bis Mai 1888 aus Winterbeck (sic!) 10 Reichsmark an den „Hasenclever-Fonds“ bei der Reichstagsfraktion gezahlt wurden.[1] Bereits fünf Jahre zuvor, zur Reichstagswahl 1883, verteilte der bei der Polizei als Sozialdemokrat bekannte Maurer Boldt Flugblätter in Winterbek.[2]

1892 wurde Winterbek auf dem Provinzialparteitag von Hans Ehlers vertreten.[3]

Am 15. März 1893 fand eine Volksversammlung im Lokal von Lindstedt statt. Dort referierte Carl Legien in einem einstündigen Vortrag zur Militärvorlage im Reichstag, anschließend fünfundvierzig Minuten zur Landgemeindeordnung. Es sollen 400 Personen teilgenommen haben. Die Sitzungsleitung übernahmen ein Kieler und zwei Winterbeker Genossen[4], also bestand wahrscheinlich schon ein Ortsverein.[5] Der damalige Vorsitzende hieß Adler (nicht zu verwechseln mit Eduard Adler); er berichtete auch von der Konferenz der Vertrauensleute des Wahlkreises.

Wilhelm Brecour datiert die Gründung des „Arbeitervereins Winterbek-Hassee“, der wohl als unmittelbarer Vorgänger aufzufassen ist, „in den folgenden Jahren“ nach 1890.[6]

1894 wurde im Ort eine „Lassallefeier“ ausgerichtet.[7] Im nächsten Jahr gab es 47 örtliche Genossen.[8]

1897 war Genosse Arlt Vorsitzender oder Kassierer und Vertrauensperson zur Wahlkreiskonferenz.[9]

1898 hatte der Verein 55 Mitglieder, außerdem gab es etwa doppelt so viele Abonnenten der Volkszeitung. [10]

1902 beteiligten sich Sozialdemokraten an den örtlichen Gemeinderatswahlen.[11] Der Verein hatte 78 Mitglieder.[12]

Für den Januar 1904 ist die Zahlung von insgesamt 30 Mark an Parteibeiträgen im „Sozialdemokratischen Verein Winterbeck-Hasse“ (sic!) belegt.[13] Da der Provinzialparteitag von 1904 einen Mindestbeitrag von 30 Pfennig beschloss, dürfte der Verein zu diesem Zeitpunkt schon rund 100 Mitglieder gehabt haben.

Schon 1905 schloss sich der Ortsverein Winterbek-Hassee (im bis 1910 selbstständigen Dorf Hassee) dem Sozialdemokratischen Zentralverein für den 7. Schleswig-Holsteinischen Reichstagswahlkreis an; er entstand demnach wohl zwischen 1894, vier Jahre nach dem Ende des Sozialistengesetzes, und 1904. Damit war er vermutlich die erste SPD-Gliederung im Amt Kronshagen.

1906 hatte er 345 Mitglieder.[14]

Ab 1911: Distrikt Winterbek-Hassee

Ab 1911 war er einer der 7 Distrikte des neu gebildeten Sozialdemokratischen Vereins Groß-Kiel. Zu diesem Zeitpunkt hatte er 983 Mitglieder.[12]

1915 wurde Fritz Buttmann, der seit 1911 auch Stadtverordneter war, als Distriktvorsitzender wiedergewählt.[15] Er übernahm das Amt also nicht neu. Weitere Vorstandsmitglieder waren 1914-15 die Genossin Ehlers sowie die Genossen Mumm und Otto Eggerstedt[15], im Folgejahr wieder Genossin Ehlers, dazu neu die Genossen Frahm und Ehlers für die beiden an der Front leidenden Genossen.

Im Bericht von den Verhandlungen des Bezirkstages der Sozialdemokratischen Partei für Schleswig-Holstein und Provinz Lübeck am 13./14. Juli 1919 in Kiel heißt es, dort sei über die künftige Gestaltung der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung diskutiert worden. Der Ortsverein Hassee habe eine wöchentliche vierseitige Frauenbeilage gefordert, "um die Frauen mehr im sozialistischen Sinne zu bilden".[16]

Nach 1945

Da der Ortsverein nach der Wiedergründung 1945 "Hassee-Hammer" hieß, läßt sich vermuten, dass er den Ortsteil Hammer einschloss; belegt ist dies noch nicht. Jedenfalls war das der Name, bis sich der Ortsverein aufgrund der starken Zunahme an Mitgliedern im März 1972 dreiteilte. Es bildeten sich die Ortsvereine Hassee-Nord, Hassee-Süd und Hammer.[17] Am 1. Januar 2007[18] vereinigten sich Hassee-Nord und -Süd aufgrund der wieder geschrumpften Mitgliederzahl wieder zum Ortsverein Hassee. Hammer schloss sich 2007 dem Ortsverein Russee an.

Fahne des Reichsbanners Kiel-Hassee

Im Juni 2019 organisierte der Ortsverein zusammen mit der Kieler ASF eine kleine Feier zum 85. Geburtstag des langjährigen Vorstandsmitglieds Ingrid Voß.[19]

Traditionsfahne

Eine Traditionsfahne des Ortsvereins existiert nicht mehr; jedoch überreichte Kreisvorsitzender Jürgen Weber dem Ortsverein auf der Mitgliederversammlung im November 2014 die traditionsreiche Fahne des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold Hassee. Die Fahne war durch die Nazizeit gerettet worden, zeitweilig verschollen, aber vor einigen Jahren wieder aufgefunden worden.

Ortsbeirat Hassee-Vieburg

Seit September 2023 vertreten Christian Jopen und Oliver Vongehr für die SPD alle Bürgerinnen und Bürger im Ortsbeirat. Christian Jopen gehört dem Gremium schon seit 2018 an.

Sein Vorgänger war bis Mitte 2018, als er zur Stadtverwaltung wechselte, Philip Schüller.

Links

Einzelnachweise

  1. Berliner Volksblatt, 15.7.1888, S. 5
  2. Klatt, Inge: Sozialdemokratie und Obrigkeit vor dem ersten Weltkrieg in Schleswig-Holstein. Aktion und Reaktion. In: Demokratische Geschichte, Band 3(1988), S. 105
  3. Parteitag der Sozialdemokraten der Provinz Schleswig-Holstein, des Herzogthums Lauenburg, des Fürstenthums Lübeck und der Freien und Hansestadt Hamburg, Hamburger Echo, 14.12.1892
  4. Hamburger Echo, 18.3.1893
  5. Wilhelm Brecour hatte rund 35 Jahre später möglicherweise Schwierigkeiten, die Reihenfolge der Gründungen im Kieler Umland korrekt zu rekonstruieren. Denkbar ist aber auch, dass die Genossen nach Wohnort, nicht nach Ortsverein so bezeichnet wurden.
  6. Brecour, Wilhelm: Die Sozialdemokratische Partei in Kiel. Ihre geschichtliche Entwicklung (Kiel o. J. [1932]), S. ?
  7. Hamburger Echo, 5.9.1894
  8. Hamburger Echo, 22.8.1895
  9. Hamburger Echo, 30.1.1897
  10. Vorwärts, 26.4.1898, S. 3
  11. Vorwärts, 3.9.1902, S.3
  12. 12,0 12,1 Paetau, Rainer: Konfrontation oder Kooperation. Arbeiterbewegung und bürgerliche Gesellschaft im ländlichen Schleswig-Holstein und in der Industriestadt Kiel zwischen 1900 und 1925 (Neumünster 1988), S. 501
  13. Vorwärts, 11.2.1904, S.1
  14. Hamburger Echo, 21.8.1906
  15. 15,0 15,1 Fischer, Rolf: "Mit uns die neue Zeit!" Kiels Sozialdemokratie im Kaiserreich und in der Revolution (Geschichte der Kieler Sozialdemokratie, Band 2: 1900 - 1920) (Kiel 2013), S. 99
  16. Bigga, Regine / Danker, Uwe: Die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung 1892 bis 1968. Facetten aus ihrer Geschichte. In: Demokratische Geschichte 3(1988), S. 431 f.
  17. Drei neue SPD-Ortsvereine, Kieler Nachrichten, 8.3.1972
  18. Protokoll Kreisvorstand vom 7.11.2006, Akten KV
  19. SPD Kiel: Auf Ingrid Voß ist immer Verlass – Glückwünsche zum 85. Geburtstag, 10.6.2019