Max Kukil: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Max Kukil''', bis 1950: ''Max Kukielczynski'' (* [[10. November]] [[1904]] in Breslau; † [[17. Januar]] [[1959]] in Bonn) war Landtagsabgeordneter und SPD-Mitarbeiter. Mitglieder der SPD seit 1919.
'''Max Kukil''' (geb. Kukielczynski), * [[10. November]] [[1904]] in Breslau; † [[17. Januar]] [[1959]] in Bonn; Versicherungskaufmann, Parteisekretär. Verheiratet, eine Tochter. Mitglied der SPD seit [[1919]].


== Leben & Beruf ==
==Leben & Beruf==
Nach der Volksschule arbeitete Max Kukil [[1919]]-[[1922]] als Lehrling in der Versicherungsbranche. Bis [[1928]] war er dann Angestellter im Innen- und Außenbereich einer Versicherung.  
Nach der Volksschule begann Max Kukielczynski [[1919]] mit 15 Jahren eine Lehre in der Versicherungsbranche. Im selben Jahr trat er in die [[Sozialistische Arbeiterjugend]] in Breslau ein. Bis [[1928]] war er als Angestellter im Innen- und Außendienst einer Versicherung tätig.  


[[1928]]-[[1931]] war Max Kukil hauptberuflicher Sekretär des [[Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold|Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold]] in Breslau. [[1931]]-[[1933]] arbeitete er als Sekretär bei der SPD Breslau.  
Ab [[1928]] arbeitete er als hauptberuflicher Sekretär des [[Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold|Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold]] in Breslau, ab [[1931]] als Parteisekretär bei der SPD Breslau.  


[[1932]] wurde er verhaftet und von einem Sondergericht wegen Vorwurfs von körperlichen Auseinandersetzungen freigesprochen. April [[1933]] bis Dezember [[1933]] im KZ Breslau Dürrgoy und KZ Esterwegen II (Papenburg). Daraufhin war er bis Mai [[1934]] arbeitslos.  
[[1932]] wurde er verhaftet, aber von einem Sondergericht vom Vorwurf der Beteiligung an körperlichen Auseinandersetzungen freigesprochen.


Er arbeitete dann bis Mai [[1935]] wieder in seinem gelernten Beruf als Provisionsvertreter bei einer Versicherung. Im Juni [[1935]] wurde er sogar wieder Geschäftsstellenleiter als Angestellter der Gothaer Feuerversicherungsbank in Breslau und in Berlin. Bis Max Kukil zum Kriegsdienst eingezogen wurden im April [[1943]] blieb er in diesem Job. Er wurde Mitglied des Widerstandskreises um [[Wilhelm Leuschner]] und vom Oktober bis November [[1935]] in "Schutzhaft" genommen.  
Im Frühjahr [[1933]] machte die SPD ihn zum Spitzenkandidaten für die Stadtverordnetenwahl in Breslau.


Vom April [[1943]] bis September [[1945]] leistete Max Kukil Kriegsdienst und geriet in englische Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung engagierte sich max Kukil bei der Neugründung der SPD Schleswig-Holstein.
Er war wohl zu dieser Zeit schon verheiratet mit Martha Kukil (* [[18. Juni]] [[1908]], † [[1996]]), die [[1946]] ebenfalls in die SPD eintrat.<ref>[http://www.fes.de/archiv/adsd_neu/inhalt/nachlass/nachlass_k/kukil-ma.htm Martha Kukil] bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn</ref> Die beiden hatten eine Tochter.<ref>Ollenhauer: ''Max Kukil †'', S. 1a</ref>


Mit Genehmigung durch den Landesinnenminister von Schleswig-Holstein änderte Max Kukielczynski [[1950]] seinen Namen in "Max Kukil". Der SPIEGEL berichtet dazu:
Laut Amtsblatt für Schleswig Holstein (Jahrgang 1950) wohnte Max Kukil in seiner Kieler Zeit in Kronshagen, Villenweg 11.  


: "In Schleswig-Holsteins neugewähltem Landtag gab es Zungensalat. Die Flut der Heimatvertriebenen hat einige schwer auszusprechende östlich klingende Namen in die Abgeordnetenliste gespült, die sich als Hindernis vor den parlamentarischen Redefluß legen. So erwies sich der Name des Abgeordneten Max Kukielczynski (SPD) beim Namensaufruf für die Schriftführerin als unaussprechbar. Nach der dritten namentlichen Abstimmung erhielten die Mitglieder des durch die linguistischen Eiertänze seiner Schriftführerin erheiterten Hohen Hauses eine hektographierte Mitteilung des Landtagspräsidenten: Mit Genehmigung des Innenministers habe der Abgeordnete Kukielczynski seinen Namen geändert. Er heißt jetzt Max Kukil."<ref>''[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44449822.html Kukil]'', DER SPIEGEL 39/1950</ref>
===NS-Herrschaft===
Von April bis Dezember [[1933]] hielten ihn die Nazis in den Konzentrationslagern Breslau-Dürrgoy und Esterwegen II (Papenburg) fest. In Esterwegen wurde er Zeuge - wenn auch wohl nicht Augenzeuge - der Ermordung von [[Otto Eggerstedt]] und sagte [[1949]] im Prozess gegen dessen Mörder aus. Die ''[[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|VZ]]'' zitierte ausführlich seine Aussagen.<ref>''Otto Eggerstedts letzte Tage im KZ Esterwegen'', ''VZ'', 25.10.1949</ref>


[[1957]] zog Max Kukil nach in Bad Godesberg. Er wurde Mitglied des Hilfswerks "20.Juli 1944" und Mitglied des Personalgutachterausschusses in Köln zur Überprüfung von ehemaligen SS-Angehörigen, die sich um die Einstellung bei der Bundeswehr bewarben.  
Nach seiner Entlassung fand er erst im Mai [[1934]] wieder Arbeit in seinem erlernten Beruf. Von Juni [[1935]] bis zu seiner Einberufung zur Wehrmacht [[1943]] war er als Geschäftsstellenleiter bei der Gothaer Feuerversicherung in Breslau und in Berlin tätig. Verdeckt engagierte er sich im Widerstandskreis um [[Wilhelm Leuschner]]; von Oktober bis November [[1935]] wurde er in "Schutzhaft" genommen, entging aber durch seine Einberufung der Verfolgung im Rahmen der [[Aktion Gitter]] nach dem [[20. Juli]] [[1944]].<ref>Vgl. ''[http://library.fes.de/spdpd/1952/520915.pdf Die Vorschläge des Parteivorstandes: Max Kukil]'', ''Sozialdemokratischer Pressedienst'', H. 213, 15.9.1952, S. 7</ref>


[[1959]] wurde Max Kukil in Berlin Leiter des SPD-Parteivorstandes, beauftragt mit der Reorganisation des SPD-Ostbüros, das sich um die geflüchteten Parteiführern und -mitgliedern der SPD nach der Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED [[1946]] kümmerte. Mit nur 55 Jahren verstarb Max Kukil plötzlich im Jahr [[1959]]. Das warf Gerüchte um eine Ermordung (Vergiftung) wegen seiner Aufsicht über das SPD-Ostbüro auf:
==Landespolitik==
: Der Umstand, daß Kukil am [[17. Januar]] [[1959]], wenige Stunden nach einem Besuch im Berliner Ostbüro an Herzversagen starb, führte zu der von der Staatssicherheit inspirierten Spekulation in der ostdeutschen Presse, er sei von Mitarbeitern des Ostbüros gerade noch rechtzeitig vergiftet worden, um seine Erkenntnisse nicht an den Parteivorstand der SPD weitergeben zu können. Auch in der Bundesrepublik wurde dieses Gerücht verbreitet.<ref>Wolfgang Buschfort: ''Parteien im Kalten Krieg.'' Ch. Links Verlag, 2000, ISBN 3-86153-226-3, S.&nbsp;229.</ref>
Als Soldat geriet Max Kukielczynski in britische Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung im September [[1945]] versuchte er zunächst, wieder in der sowjetischen Zone politisch tätig zu werden, sah sich jedoch erneut verfolgt und ging in den Westen.<ref>Ollenhauer: ''Max Kukil †'', S. 1a</ref> Er engagierte sich bei der Neugründung der [[Landesverband|SPD Schleswig-Holstein]], unter anderem als Bürgermeister, dann Gemeindedirektor in [[Ortsverein Schönwalde|Schönwalde]], Kreis Oldenburg.<ref>''[http://library.fes.de/spdpd/1952/520915.pdf Die Vorschläge des Parteivorstandes: Max Kukil]'', ''Sozialdemokratischer Pressedienst'', H. 213, 15.9.1952, S. 7</ref>


Max Kukil war verheiratet mit Martha Kukil.
[[1948]] wurde er [[1. Bezirkssekretär]] (=Landesgeschäftsführer) der SPD Schleswig-Holstein, [[1949]] stellvertretender Bezirksvorsitzender unter dem [[Landesvorsitzende/r|Bezirksvorsitzenden]] [[Andreas Gayk]].


== Partei & Politik ==
Bei der [[Landtagswahl 1950]] zog er über die Landesliste in den Landtag ein und war aktiv im Innenausschuss und in den Ausschüssen für Wahlprüfung und für die Wahrung der Rechte der Volksvertretung. Mit Genehmigung durch den Landesinnenminister änderte er [[1950]] seinen Namen in "Max Kukil". Der SPIEGEL berichtet dazu:
Mit 15 Jahren wurde Max Kukil [[1919]] organisierter Jungsozialist und Mitglied der [[Sozialistische Arbeiterjugend|Sozialistischen Arbeiterjugend]] in Breslau.


Im Frühjahr [[1933]] war Max Kukil SPD-Spitzenkandidat für die Stadtverordnetenwahl in Breslau.
<blockquote>"In Schleswig-Holsteins neugewähltem Landtag gab es Zungensalat. Die Flut der Heimatvertriebenen hat einige schwer auszusprechende östlich klingende Namen in die Abgeordnetenliste gespült, die sich als Hindernis vor den parlamentarischen Redefluß legen. So erwies sich der Name des Abgeordneten Max Kukielczynski (SPD) beim Namensaufruf für die Schriftführerin als unaussprechbar. Nach der dritten namentlichen Abstimmung erhielten die Mitglieder des durch die linguistischen Eiertänze seiner Schriftführerin erheiterten Hohen Hauses eine hektographierte Mitteilung des Landtagspräsidenten: Mit Genehmigung des Innenministers habe der Abgeordnete Kukielczynski seinen Namen geändert. Er heißt jetzt Max Kukil."<ref>''[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44449822.html Kukil]'', DER SPIEGEL, 27.9.1950</ref></blockquote>


[[1948]] wurde Max Kukil Landesgeschäftsführer ("Leitender Bezirkssekretär") der SPD Schleswig-Holstein, [[1949]] stellvertretender Vorsitzender unter dem Vorsitzenden [[Andreas Gayk]].
Am [[1. Mai]] [[1953]] schied er vorzeitig aus dem Landtag aus und trat auch für den [[Landesvorstand]] und als Leitender Bezirkssekretär nicht wieder an. Sein Nachfolger im letzteren Amt wurde [[Albert Schulz]].


Bei der [[Landtagswahl 1950]] zieht Max Kukil über die Landesliste in den Landtag ein. Vorzeitig scheint er aber am [[1. Mai]] [[1953]] wieder aus und tritt auch für den Landesvorstand nicht wieder an. Er wird hauptamtliches Mitglied des SPD-Parteivorstands in Bonn - zuständig für Organisation.
==Jenseits von Schleswig-Holstein==
Max Kukil war [[1952]] auf dem Bundesparteitag in Dortmund als hauptamtliches Mitglied in den Parteivorstand gewählt worden und ging als Organisationssekretär nach Bonn.<ref>Ollenhauer: ''Max Kukil †'', S. 1a</ref> Zu dieser Zeit gehörte er bereits dem Parteiausschuss und dem Organisationsausschuss im Parteivorstand an.<ref>''[http://library.fes.de/spdpd/1952/520915.pdf Die Vorschläge des Parteivorstandes: Max Kukil]'', ''Sozialdemokratischer Pressedienst'', H. 213, 15.9.1952, S. 7</ref> [[1957]] zog er nach Bad Godesberg.  


== Literatur ==
Er engagierte sich beim Hilfswerk "20. Juli 1944" und war Mitglied des Personalgutachterausschusses in Köln zur Überprüfung von ehemaligen SS-Angehörigen, die sich um Einstellung bei der Bundeswehr bewarben. Außerdem hatte er den Vorsitz der [[Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter Sozialdemokraten (AvS)|Arbeitsgemeinschaft ehemals politisch verfolgter Sozialdemokraten]]<ref>[http://www.fes.de/archiv/adsd_neu/inhalt/nachlass/nachlass_k/kukil-max.htm Max Kukil] bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn</ref>.
* ''Biographisches Lexikon des Sozialismus Band I'' Verlag J.H.W. Dietz Nachf. GmbH Hannover S.173-174
 
[[1959]] wurde er Leiter des Berliner Büros des Parteivorstandes. Sein Auftrag war die Reorganisation des [[Ostbüro der SPD|SPD-Ostbüros]], das sich offiziell um SPD-Mitglieder und GesinnungsgenossInnen kümmerte, die ab [[1946]], nach der Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED, aus der Ostzone (später DDR) flüchteten; inoffiziell unterstützte es außerdem Widerstand leistende SPD-Mitglieder im Osten, wie etwa [[Siegfried Berger]] und seine Gruppe.
 
Mit nur 55 Jahren starb Max Kukil unerwartet in der Nacht vom [[16. Januar|16.]] auf den [[17. Januar]] [[1959]]. Dies führte zu Gerüchten, er sei wegen seiner Rolle für das SPD-Ostbüro ermordet worden:
 
<blockquote>"Der Umstand, daß Kukil am 17. Januar 1959, wenige Stunden nach einem Besuch im Berliner Ostbüro an Herzversagen starb, führte zu der von der [DDR-]Staatssicherheit inspirierten Spekulation in der ostdeutschen Presse, er sei von Mitarbeitern des Ostbüros gerade noch rechtzeitig vergiftet worden, um seine Erkenntnisse nicht an den Parteivorstand der SPD weitergeben zu können. Auch in der Bundesrepublik wurde dieses Gerücht verbreitet."<ref>Wolfgang Buschfort: ''Parteien im Kalten Krieg'' (Berlin 2000) ISBN 3-86153-226-3, S. 229</ref></blockquote>
 
In seinem Nachruf schrieb [[Erich Ollenhauer]] unter anderem:
 
<blockquote>"Max Kukil war einer von den Stillen in unserer Partei, ein Mann, der selten im Rampenlicht der Öffentlichkeit stand, dessen Arbeit aber als grosse Leistung gewertet wurde. [...] Mit der grössten Aufopferungsfreudigkeit gab Max Kukil, dessen Gesundheit wie die so vieler anderer Leidensgefährten im Konzentrationslager und später in der Gefangenschaft gelitten hatte, sein Bestes. Das Wirken von Max Kukil zeigt heute im Ergebnis eine starke Organisation der deutschen Sozialdemokratie, ein Werk, für das wir ihm alle zu Dank verpflichtet sind. [...] Wir wissen, dass unser Freund und Genosse ohne Rücksicht auf seine Person die ihm gestellten Aufgaben Zeit seines Lebens mit vorbildlicher Treue erfüllt hat."<ref>Ollenhauer: ''Max Kukil †'', S. 1 f.</ref></blockquote>
 
==Veröffentlichungen==
 
*''[http://library.fes.de/spdpd/1953/530213.pdf Schleswig-Holstein - Tummelplatz des Rechtsradikalismus. Regierung Lübke deckt Nachfolgeorganisation der Bruderschaft]'', ''Sozialdemokratischer Pressedienst'', H. 37, 13.02.1953, S. 4-7
*''[http://library.fes.de/spdpd/1958/581011.pdf Wir gedenken Otto Eggerstedt's]'', ''Sozialdemokratischer Pressedienst'', H. 232, 11.10.1958, S. 4
 
==Literatur & Links==
 
*[[Erich Ollenhauer]]: ''[http://library.fes.de/spdpd/1959/590117.pdf Max Kukil †. Mitglied des Vorstandes der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands]'', ''Sozialdemokratischer Pressedienst'', H. 14, 17.01.1959, S. 1-1a
*[[Franz Osterroth]]: ''Biographisches Lexikon des Sozialismus. Band I'' (Hannover 1960), S.173-174
 
== Archive ==
 
* Archiv der Sozialen Demokratie: Signaturkürzel 1/MKAC. Persönliche Unterlagen, Korrespondenz, Materialien aus der Tätigkeit beim SPD-Bezirk Schleswig Holstein und dem SPD-Parteivorstand, enthält auch persönliche Unterlagen der Ehefrau Martha Kukil


== Links ==
== Links ==
* Archiv der Sozialen Demokratie: [http://www.fes.de/archiv/adsd_neu/inhalt/nachlass/nachlass_k/kukil-max.htm Max Kukil]
*{{LIS|318}}
* {{LIS|318}}
 
== Quellen ==
==Einzelnachweise==
<references />
<references />


[[Kategorie:Widerstand|Kukil, Max]]
{{Navigationsleiste LandesgeschäftsführerInnen}}
[[Kategorie:Widerstand]]
[[Kategorie:LandesgeschäftsführerIn]]
[[Kategorie:Landesvorstand 1948-1949]]
[[Kategorie:Landesvorstand 1949-1951]]
[[Kategorie:Landesvorstand 1951-1953]]

Aktuelle Version vom 24. November 2022, 09:51 Uhr

Max Kukil
Max Kukil
Max Kukil
Geboren: 10. November 1904
Gestorben: 17. Januar 1959

Max Kukil (geb. Kukielczynski), * 10. November 1904 in Breslau; † 17. Januar 1959 in Bonn; Versicherungskaufmann, Parteisekretär. Verheiratet, eine Tochter. Mitglied der SPD seit 1919.

Leben & Beruf

Nach der Volksschule begann Max Kukielczynski 1919 mit 15 Jahren eine Lehre in der Versicherungsbranche. Im selben Jahr trat er in die Sozialistische Arbeiterjugend in Breslau ein. Bis 1928 war er als Angestellter im Innen- und Außendienst einer Versicherung tätig.

Ab 1928 arbeitete er als hauptberuflicher Sekretär des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold in Breslau, ab 1931 als Parteisekretär bei der SPD Breslau.

1932 wurde er verhaftet, aber von einem Sondergericht vom Vorwurf der Beteiligung an körperlichen Auseinandersetzungen freigesprochen.

Im Frühjahr 1933 machte die SPD ihn zum Spitzenkandidaten für die Stadtverordnetenwahl in Breslau.

Er war wohl zu dieser Zeit schon verheiratet mit Martha Kukil (* 18. Juni 1908, † 1996), die 1946 ebenfalls in die SPD eintrat.[1] Die beiden hatten eine Tochter.[2]

Laut Amtsblatt für Schleswig Holstein (Jahrgang 1950) wohnte Max Kukil in seiner Kieler Zeit in Kronshagen, Villenweg 11.

NS-Herrschaft

Von April bis Dezember 1933 hielten ihn die Nazis in den Konzentrationslagern Breslau-Dürrgoy und Esterwegen II (Papenburg) fest. In Esterwegen wurde er Zeuge - wenn auch wohl nicht Augenzeuge - der Ermordung von Otto Eggerstedt und sagte 1949 im Prozess gegen dessen Mörder aus. Die VZ zitierte ausführlich seine Aussagen.[3]

Nach seiner Entlassung fand er erst im Mai 1934 wieder Arbeit in seinem erlernten Beruf. Von Juni 1935 bis zu seiner Einberufung zur Wehrmacht 1943 war er als Geschäftsstellenleiter bei der Gothaer Feuerversicherung in Breslau und in Berlin tätig. Verdeckt engagierte er sich im Widerstandskreis um Wilhelm Leuschner; von Oktober bis November 1935 wurde er in "Schutzhaft" genommen, entging aber durch seine Einberufung der Verfolgung im Rahmen der Aktion Gitter nach dem 20. Juli 1944.[4]

Landespolitik

Als Soldat geriet Max Kukielczynski in britische Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung im September 1945 versuchte er zunächst, wieder in der sowjetischen Zone politisch tätig zu werden, sah sich jedoch erneut verfolgt und ging in den Westen.[5] Er engagierte sich bei der Neugründung der SPD Schleswig-Holstein, unter anderem als Bürgermeister, dann Gemeindedirektor in Schönwalde, Kreis Oldenburg.[6]

1948 wurde er 1. Bezirkssekretär (=Landesgeschäftsführer) der SPD Schleswig-Holstein, 1949 stellvertretender Bezirksvorsitzender unter dem Bezirksvorsitzenden Andreas Gayk.

Bei der Landtagswahl 1950 zog er über die Landesliste in den Landtag ein und war aktiv im Innenausschuss und in den Ausschüssen für Wahlprüfung und für die Wahrung der Rechte der Volksvertretung. Mit Genehmigung durch den Landesinnenminister änderte er 1950 seinen Namen in "Max Kukil". Der SPIEGEL berichtet dazu:

"In Schleswig-Holsteins neugewähltem Landtag gab es Zungensalat. Die Flut der Heimatvertriebenen hat einige schwer auszusprechende östlich klingende Namen in die Abgeordnetenliste gespült, die sich als Hindernis vor den parlamentarischen Redefluß legen. So erwies sich der Name des Abgeordneten Max Kukielczynski (SPD) beim Namensaufruf für die Schriftführerin als unaussprechbar. Nach der dritten namentlichen Abstimmung erhielten die Mitglieder des durch die linguistischen Eiertänze seiner Schriftführerin erheiterten Hohen Hauses eine hektographierte Mitteilung des Landtagspräsidenten: Mit Genehmigung des Innenministers habe der Abgeordnete Kukielczynski seinen Namen geändert. Er heißt jetzt Max Kukil."[7]

Am 1. Mai 1953 schied er vorzeitig aus dem Landtag aus und trat auch für den Landesvorstand und als Leitender Bezirkssekretär nicht wieder an. Sein Nachfolger im letzteren Amt wurde Albert Schulz.

Jenseits von Schleswig-Holstein

Max Kukil war 1952 auf dem Bundesparteitag in Dortmund als hauptamtliches Mitglied in den Parteivorstand gewählt worden und ging als Organisationssekretär nach Bonn.[8] Zu dieser Zeit gehörte er bereits dem Parteiausschuss und dem Organisationsausschuss im Parteivorstand an.[9] 1957 zog er nach Bad Godesberg.

Er engagierte sich beim Hilfswerk "20. Juli 1944" und war Mitglied des Personalgutachterausschusses in Köln zur Überprüfung von ehemaligen SS-Angehörigen, die sich um Einstellung bei der Bundeswehr bewarben. Außerdem hatte er den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft ehemals politisch verfolgter Sozialdemokraten[10].

1959 wurde er Leiter des Berliner Büros des Parteivorstandes. Sein Auftrag war die Reorganisation des SPD-Ostbüros, das sich offiziell um SPD-Mitglieder und GesinnungsgenossInnen kümmerte, die ab 1946, nach der Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED, aus der Ostzone (später DDR) flüchteten; inoffiziell unterstützte es außerdem Widerstand leistende SPD-Mitglieder im Osten, wie etwa Siegfried Berger und seine Gruppe.

Mit nur 55 Jahren starb Max Kukil unerwartet in der Nacht vom 16. auf den 17. Januar 1959. Dies führte zu Gerüchten, er sei wegen seiner Rolle für das SPD-Ostbüro ermordet worden:

"Der Umstand, daß Kukil am 17. Januar 1959, wenige Stunden nach einem Besuch im Berliner Ostbüro an Herzversagen starb, führte zu der von der [DDR-]Staatssicherheit inspirierten Spekulation in der ostdeutschen Presse, er sei von Mitarbeitern des Ostbüros gerade noch rechtzeitig vergiftet worden, um seine Erkenntnisse nicht an den Parteivorstand der SPD weitergeben zu können. Auch in der Bundesrepublik wurde dieses Gerücht verbreitet."[11]

In seinem Nachruf schrieb Erich Ollenhauer unter anderem:

"Max Kukil war einer von den Stillen in unserer Partei, ein Mann, der selten im Rampenlicht der Öffentlichkeit stand, dessen Arbeit aber als grosse Leistung gewertet wurde. [...] Mit der grössten Aufopferungsfreudigkeit gab Max Kukil, dessen Gesundheit wie die so vieler anderer Leidensgefährten im Konzentrationslager und später in der Gefangenschaft gelitten hatte, sein Bestes. Das Wirken von Max Kukil zeigt heute im Ergebnis eine starke Organisation der deutschen Sozialdemokratie, ein Werk, für das wir ihm alle zu Dank verpflichtet sind. [...] Wir wissen, dass unser Freund und Genosse ohne Rücksicht auf seine Person die ihm gestellten Aufgaben Zeit seines Lebens mit vorbildlicher Treue erfüllt hat."[12]

Veröffentlichungen

Literatur & Links

Archive

  • Archiv der Sozialen Demokratie: Signaturkürzel 1/MKAC. Persönliche Unterlagen, Korrespondenz, Materialien aus der Tätigkeit beim SPD-Bezirk Schleswig Holstein und dem SPD-Parteivorstand, enthält auch persönliche Unterlagen der Ehefrau Martha Kukil

Links

Einzelnachweise

  1. Martha Kukil bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn
  2. Ollenhauer: Max Kukil †, S. 1a
  3. Otto Eggerstedts letzte Tage im KZ Esterwegen, VZ, 25.10.1949
  4. Vgl. Die Vorschläge des Parteivorstandes: Max Kukil, Sozialdemokratischer Pressedienst, H. 213, 15.9.1952, S. 7
  5. Ollenhauer: Max Kukil †, S. 1a
  6. Die Vorschläge des Parteivorstandes: Max Kukil, Sozialdemokratischer Pressedienst, H. 213, 15.9.1952, S. 7
  7. Kukil, DER SPIEGEL, 27.9.1950
  8. Ollenhauer: Max Kukil †, S. 1a
  9. Die Vorschläge des Parteivorstandes: Max Kukil, Sozialdemokratischer Pressedienst, H. 213, 15.9.1952, S. 7
  10. Max Kukil bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn
  11. Wolfgang Buschfort: Parteien im Kalten Krieg (Berlin 2000) ISBN 3-86153-226-3, S. 229
  12. Ollenhauer: Max Kukil †, S. 1 f.