Ortsverein Wedel

Aus SPD Geschichtswerkstatt

Der Ortsverein Wedel ist eine Gliederung im Kreisverband Pinneberg. Er wurde 1903 gegründet.[1]

Vorsitz

Wahlen

Bei der Kommunalwahl 1924 erhielt die SPD 34%.

Bei der Kommunalwahl 1929 erhielt die SPD mit 46% acht von 18 Sitzen: [4] Heinrich Schacht, Pauline Bröker, Bernhard Mahlow, Adolf Schaller, Alfred Pauder, Bendix Koopmann, August Kudlik, Carl Brauer sen.

In der Kommunalwahl 2018 wurde die SPD nach der CDU mit 23,2% zweitstärkste Kraft. Sie gewann fünf der 16 Wahlkreise direkt und erhielt zudem vier Listenplätze. Seitdem wird sie im Stadtparlament vertreten durch Meltem Adal (Wahlkreis 7), Lothar Barop (Wahlkreis 16), Rüdiger Fölske (Wahlkreis 14), Sophia Jacobs-Emeis (Liste), Heidi Keck (Liste), Dennis Lobeck (Wahlkreis 5), Wolfgang Rüdiger (Wahlkreis 15), Gaby Ulm (Liste) und Claudia Wittburg (Liste).

Geschichte

Gedenkstein für Helma Steinbach

Helma-Steinbach-Gedenkplakette

Als im Juni 1930 die Arbeitersiedlung des Kraftwerks Schulau eingeweiht wurde, enthüllte der Altonaer Oberbürgermeister Max Brauer, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrates des Kraftwerks Unterelbe war, eine Bronzeplakette für Helma Steinbach. Die Altonaer Gewerkschafterin, Verfechterin des Genossenschaftswesens und SPD-Politikerin (1847–1918) hatte um die Wende zum 20. Jahrhundert die Arbeiterinnen der Schulauer Zuckerfabrik, "die unter schlechtesten Arbeitsbedingungen und geringsten Löhnen ein menschenunwürdiges Arbeitsleben führten", organisiert und mit ihnen die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen und Löhne erkämpft.[5] Louise Schroeder charakterisierte sie in ihrer Rede als Vorkämpferin für die Sozialpolitik Deutschlands und darüber hinaus als vehemente Verfechterin der Staatsbürgerrechte von Frauen. Ihr Lebenspartner war Adolph von Elm.

Die Gedenkplakette am ersten Gebäude der Milichstraße wurde vom Bildhauer Professor August Henneberger geschaffen und zeigt die Gesichtszüge dieser bedeutenden Frau. Der Bildhauer erneuerte um 1951 das Bronzerelief – ein Hinweis darauf, dass das Original die NS-Herrschaft und den 2. Weltkrieg nicht unbeschadet überstanden hatte.[6]

Der Friedrich-Ebert-Gedenkstein

Der Friedrich-Ebert-Gedenkstein auf dem Wedeler Rathausplatz
Der Transport des Steins Anfang der 1930er Jahre durch Mitglieder der SPD und der Eisernen Front

Der bei Bauarbeiten für die Theodor-Johannsen-Siedlung Anfang der 1930er Jahre gefundene große Findling wurde von Wedeler SPD-Mitgliedern und Angehörigen der Eisernen Front mit eigener Kraft auf das Gelände des Arbeiter-Turn-und-Sportvereins (ATSV) in der Bergstraße gezogen. Aus ihm wurde ein Gedenkstein für den 1925 verstorbenen Reichspräsidenten Friedrich Ebert gestaltet. Der Bildhauer Hans Lissow meißelte Eberts Profil und die Inschrift: "Unserem großen Toten 1871 - 1925" in den Stein.

Der Gedenkstein musste von Anfang an vor den erstarkenden Nazis geschützt werden. Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 wurde er laut Wedeler Polizeibericht von Mitgliedern der SA demoliert. Auch die im Sockel eingemauerten Dokumente wurden gestohlen. Sie sind bis heute nicht wieder aufgetaucht. Die Namen der Täter waren durch Augen- und Ohrenzeugen bekannt. Die von einem Wedeler Bürger erstattete Anzeige verlief jedoch im Sande, der NS-Bürgermeister ließ nicht ernsthaft ermitteln. Kein Täter wurde zur Rechenschaft gezogen.

Ein Wedeler Tiefbauunternehmen transportierte den Stein in die Bergstraße und vergrub ihn. Bereits im Oktober 1946 bemühten sich Wedeler SPD-Mitglieder darum, den Gedenkstein auszugraben und ihn wieder aufzustellen. Egon Lissow, der Sohn des Bildhauers Hans Lissow, gestaltete das Ebert-Porträt neu, der Stein erhielt auch eine veränderte Inschrift: "Friedrich Ebert, erster Reichspräsident 1919 - 1925". Am 14. Dezember 1947 wurde der Gedenkstein auf dem Rathausplatz wieder aufgestellt.[7]

Die Täter von 1933 kamen auch nach 1945 ungeschoren davon.[8]

In Schleswig-Holstein stehen in Bad Bramstedt, Eutin, Itzehoe und Nortorf ebenfalls Gedenksteine für Friedrich Ebert.

Die Produktion

Auch in Wedel gab es Läden des Konsum, allerdings lag die Stadt im Einzugsbereich der Hamburger Konsumgenossenschaft 'Produktion'. Die Ausbreitung nach Wedel wurde nicht begrüßt:

"So hagelte es 1905 Proteste der Schulauer und Wedeler Kaufleute, als der Konsumverein "Produktion" einen Grunderwerb in Wedel, Rosengarten, tätigte, um dort einen Konsumladen zu eröffnen. Man fürchtete Verkaufseinbußen und die möglicherweise durch den Konsumverein angedachte Neubebauung. Doch diese Proteste konnten die Entwicklung der Konsum-Läden in Wedel nicht aufhalten. Das erste Ladengeschäft der Produktion in Wedel wurde im Rosengarten 3 eröffnet und das Grundstück 1910 durch die Produktion erworben. Dem folgte eine Ladeneröffnung am Rollberg 3 und 1928 die Einweihung eines Geschäftes am Kronskamp [56].
Alle Läden der Produktionsgenossenschaft wurden nach 1933 eingestellt und die Grundstücke enteignet."[9]

Leider erläutern die Autorinnen weder, worin das Besondere der Konsumgenossenschaften lag, weshalb also die Händler sich durch die neue Konkurrenz bedroht fühlten, noch den Hintergrund der lapidaren Feststellung, die Läden seien "eingestellt und die Grundstücke enteignet" worden. Das ursprüngliche Geschäft am Rosengarten scheint es um 1930 schon nicht mehr gegeben zu haben.[10]

Arbeitersport in Wedel

Auch die Wedeler Arbeiterbewegung gründete einen eigenen Sportverein, den Arbeiter-Turn- und Sportverein Eintracht Wedel (ATSV). Wann, ist noch nicht ermittelt, es muss jedoch vor dem 1. Weltkrieg gewesen sein, denn er setzte 14 als Soldaten gestorbenen Turnkameraden einen Gedenkstein. Nach dem 2. Weltkrieg, wohl in den 1950er Jahren, schloss er sich mit dem Turn- und Sportverein Wedel zusammen. 1963 feierte der gemeinsame Verein sein einhundertjähriges Bestehen.[11]

Fahne

Die Fahne des Ortsvereins aus den 1920er Jahren wird 1975 in einem Artikel in "Wir" erwähnt.[12]

Bundesrepublik

Seit 1963 arbeitete und lebte der Schriftsteller Hansjörg Martin in Wedel, und war als Ratsherr für die SPD im Stadtrat in der Kommunalpolitik tätig. Nach der Kommunalwahl 1974griff der Landesvorstand gegen Abweichler durch: "In Pinneberg wurde gegen 14 Sozialdemokraten ein Verfahren eingeleitet. Diesen SPD-Mitgliedern wird vorgeworfen, eine Liste der DKP zur Kommunalwahl mit unterschrieben zu haben. Zu den Unterzeichnern gehört auch der ehemalige Wedeler Ratsherr und Kriminalautor Hansjörg Martin."[13]

Wie viele Ortsvereine versuchte Wedel den Pandemie-Einschränkungen etwas entgegenzusetzen. Nicht nur gelang es ihnen noch am letzten Tag vor den verschärften Einschränkungen, einen neuen Vorstand zu wählen; am 19. September 2020 gingen sie auch "Pilze sammeln in Gemeinschaft" - mit AHA-Formel.[14]

Archive

Literatur

Links

Einzelnachweise

  1. Hamburger Echo 16.3.1928
  2. Wedeler SPD ergänzt Vorstand, 4.11.2020
  3. Wedeler SPD ergänzt Vorstand, 4.11.2020
  4. Hamburger Echo 21.11.1929
  5. Wikipedia: Helma Steinbach, abgerufen 23.1.2021
  6. Stadt Wedel: Erinnerungsplakette für Helma Steinbach, abgerufen 23.1.2021
  7. Urkunde der SPD Wedel zur Übergabe des Friedrich-Ebert-Gedenkstein, Stadtarchiv Wedel, B 1, 162.6
  8. Bitterling, Thies: Der Friedrich-Ebert-Stein - von der SA demoliert, vergraben und 1947 wieder aufgestellt - eine Spurensuche. Stadt Wedel, Denkmäler
  9. Stadt Wedel (Hg.): Zigarren unterm Bett - Frauen und ihre Stubenläden in Schulau (Wedel 2001), S. 5
  10. Stadt Wedel (Hg.): Zigarren unterm Bett - Frauen und ihre Stubenläden in Schulau (Wedel 2001), S. 20
  11. Denkmäler in Wedel - Denkmale der Sportvereine, abgerufen 23.1.2021
  12. Vollert, Jens: Wedel: Wahlkampf non stop. in: WIR, Nr. 10/1975, Seite 10
  13. Burchardt, Rainer: Angeln nach einem Kandidaten, DIE ZEIT Nr. 17/1974
  14. Pilze sammeln in Gemeinschaft mit der SPD Wedel am 19.9. im Klövensteen, 11.9.2020