Provinzialparteitag 1891, Neumünster

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Provinzialparteitag Neumünster 1891
1. Februar - 2. Februar 1891
Conventgarten
Gartenallee 9
Neumünster
Siehe auch: Beschlussdatenbank

Der Provinzialparteitag 1891 fand am Sonntag, dem 1., und Montag, dem 2. Februar 1891 in Neumünster statt.

Es heißt, er sei der erste Provinzialparteitag für die Provinz Schleswig-Holstein, das Herzogtum Lauenburg, das Fürstentum Lübeck und die Freie und Hansestadt Hamburg gewesen. Auf diesen Parteitag bezieht sich daher der Landesverband Schleswig-Holstein für sein Gründungsdatum. Dagegen steht allerdings der Pressebericht, wonach der Beschluss zur Beteiligung des Fürstentums Lübeck am Schluss dieses Parteitags gefasst wurde.

"Es entspinnt sich noch eine Debatte darüber, ob in Zukunft das Fürstenthum Lübek [sic!] zu den Provinzialparteitagen zuzuziehen sei, was beschlossen wird."[1]

Inhalte

Der Parteitag wählte eine landesweite Agitationskommission aus drei Personen, deren Aufgabe es war, die örtlichen Parteiorganisationen über ihre Vertrauenspersonen zu vernetzen und zu führen. An ihrer Spitze stand Heinrich Lienau; mit ihm wurden Wilhelm Voss und Heinrich Rowedder gewählt. Alle drei kamen aus Neumünster.[2] Der Parteitag beschloss auch, dass die Vertrauenspersonen der Agitationskommission alle drei Monate Bericht erstatten sollten.[3]

Wegen des "Verbindungsverbots", das bis Dezember 1899 die Gründung überörtlicher politischer Vereine verbot, war mehr Organisation zu dieser Zeit nicht möglich.[4]

Im Verlauf der Verhandlungen berichtete Friedrich Bentrup aus Flensburg über Agitation bzw. Parteiorganisation, Hermann Molkenbuhr über Landagitation. Es wurde der Beschluss gefasst, unter der ländlichen Bevölkerung verstärkt aufzuklären und zu werben.[2] Karl Frohme referierte über Pressefragen - über die Frage, ob in Kiel eine eigene regionale Zeitung erscheinen solle, entbrannte eine lebhafte Debatte.

Es wurden weitere Anträge behandelt; zumindest die Rendsburger Delegierten hatten zwei Anträge erarbeitet. Über die Inhalte ist nichts ermittelt.[5]

Abschließend wurde beschlossen, künftig die Parteiorganisation im Fürstentum Lübeck an den Parteitagen zu beteiligen.

Personen

76 Delegierte aus 57 Orten waren angemeldet, 76 aus 55 Orten waren nach dem Bericht der Mandatsprüfungskommission anwesend, dazu als Gäste Reinhard Bérard aus Hamburg und Paul Hug aus Oldenburg. In der Presse sind erwähnt Genosse Beeck (Lauenburg), Friedrich Bentrup (Flensburg), (verm.) August Blume (?), Friedrich Brodthuhn (Kiel), Genosse Christen (Apenrade), Genosse Dagel (Bergedorf), Genosse Eigenbrodt (Schleswig), Genosse Feddern (?), Genosse Flegel (Rendsburg), Karl Frohme (Hamburg), Louis Grünwaldt (Hamburg), Christian Haase (Kiel), Genosse Heine (Altona/Ottensen), Carl Heinrich[6] (Altona), (verm.) August Hörig (Flensburg), Genosse Horst (Neumünster), Genosse Kämmerer (oder Cämmerer) (Altona/Ottensen), Joachim Klüß (Elmshorn), Genosse Koenen (Hamburg), Heinrich Lienau (Neumünster), Hermann Molkenbuhr (Hamburg), Genosse Molthusen (Heide), Genosse Röhling (Preetz), Genosse von Rosbitzki (Wandsbek), Franz Schneider (oder Scheider)[6] (Neumünster), Genosse Schweer (Hamburg), Fritz Steinfatt[6] (Hamburg), Gustav Stengele (Hamburg, vorher Segeberg[6]), Genosse Stich (Rendsburg), Genosse Stüven (oder Stüben) (Neumünster), Genosse Vogt (Kappeln) sowie Delegierte aus Ahrensburg, Büdelsdorf, Hadersleben, Krempe und Lägerdorf sowie vermutlich aus Barmstedt.

Sonstiges

In der Presse wurde erwähnt, dass im Saal nicht nur das Banner der Barmstedter Sozialdemokraten gezeigt worden sei, sondern auch die "mächtige rothe Fahne der Hamburger Parteigenossen [...], welche während des Belagerungszustandes in sicherem Asyl aufbewahrt worden war."[7] Ob es sich dabei um dieselbe Fahne handelte, die Otto Reimer 1880 mit sich in die USA nahm, ist nicht ermittelt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Hamburger Echo, 4.2.1891. Auch bei Paetau ist als Jahr 1892 angegeben; die Daten passen jedoch nicht. Laut Martens, S. 24, ist das Jahr 1891 belegt. Auch Osterroth gibt 1891 an.
  2. 2,0 2,1 Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 27
  3. Parteitag der Sozialdemokraten, Hamburger Echo, 14.12.1892
  4. Paetau, S. 53
  5. Flick, Eva Maria: Der Rendsburger Arbeiter-Verein vom Jahre 1848. In: Demokratische Geschichte 2(1987), S. 70 f.
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 Lienau, Heinrich: Unter dem Schandgesetz in Schleswig-Holstein, Hamburger Echo, 21.10.1928
  7. Hamburger Echo, 3.2.1891