Klaus Konrad: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Klaus Konrad''', * [[22. Dezember]] [[1914]] in Charlottenburg (heute Berlin-Charlottenburg), † [[15. August]] [[2006]] in Scharbeutz; | '''Klaus Konrad''', * [[22. Dezember]] [[1914]] in Charlottenburg (heute Berlin-Charlottenburg), † [[15. August]] [[2006]] in Scharbeutz; Jurist. Beitritt zur SPD [[1949]]. | ||
==Werdegang== | ==Werdegang== | ||
Nach dem Abitur an der Oberrealschule studierte Klaus Konrad Rechts- und Staatswissenschaften in Berlin. Er legte [[1937]] die erste, [[1941]] die große juristische Staatsprüfung ab und wurde [[1942]] Regierungsassessor. Mindestens seit [[1939]] gehörte er der Wehrmacht an und wurde [[1943]] Oberstabsintendant der Luftwaffe. Im Frühjahr [[1945]] wurde er verwundet; zu dieser Zeit hatte er den Rang eines Oberleutnants der Reserve und Regimentsadjutanten erreicht. | Nach dem Abitur an der Oberrealschule studierte Klaus Konrad Rechts- und Staatswissenschaften in Berlin. Er legte [[1937]] die erste, [[1941]] die große juristische Staatsprüfung ab und wurde [[1942]] Regierungsassessor. Mindestens seit [[1939]] gehörte er der Wehrmacht an und wurde [[1943]] Oberstabsintendant der Luftwaffe. Im Frühjahr [[1945]] wurde er verwundet; zu dieser Zeit hatte er den Rang eines Oberleutnants der Reserve und Regimentsadjutanten erreicht. | ||
Vermutlich war er zu dieser Zeit schon verheiratet; er und seine Frau hatten drei Kinder. Als Konfession gab er "evangelisch" an. | |||
===Nach der NS- | In seiner Vita für den Landtag erwähnte er nicht, dass er zu den drei Stabsoffizieren des 274. Infanterie-Regiments gehörte, das später für das "[https://de.wikipedia.org/wiki/Eugenio_Cal%C3%B2#Massaker_von_San_Polo Massaker von San Polo]" vom [[14. Juli]] [[1944]] verantwortlich gemacht wurde, die Ermordung von mindestens 54 italienischen Zivilisten in der Toskana.<ref name=":0">''[https://www.rbb-online.de/kontraste/ueber_den_tag_hinaus/diktaturen/erst_kriegsverbrecher.html Erst Kriegsverbrecher, dann Bundestagsabgeordneter – die blutige Nazi-Vergangenheit des SPD-Politikers Klaus Konrad]'', ''KONTRASTE'', 28.10.2004</ref><ref>''[https://www.welt.de/print-welt/article205841/Massaker-von-San-Polo-vor-Aufklaerung.html „Massaker von San Polo“ vor Aufklärung]'', ''DIE WELT'', 23.3.2006</ref><ref name=":1">''[https://www.welt.de/politik/article146338/Ex-Abgeordneter-Klaus-Konrad-gestorben.html Ex-Abgeordneter Klaus Konrad gestorben]'', ''DIE WELT'', 17.8.2006</ref> | ||
===Nach der NS-Herrschaft=== | |||
Ab [[1947]] fand Klaus Konrad Beschäftigung als Hilfsarbeiter. Danach wurde er Anwaltsassessor und konnte ab [[1949]] als Rechtsanwalt, ab [[1954]] auch als Notar in Eutin tätig sein. [[1956]] übernahm ihn die Kreisverwaltung Eutin als Kreisverwaltungsrat. Er gehörte zeitweise dem Beirat der Neuen Heimat Kommunal in Hamburg an. | Ab [[1947]] fand Klaus Konrad Beschäftigung als Hilfsarbeiter. Danach wurde er Anwaltsassessor und konnte ab [[1949]] als Rechtsanwalt, ab [[1954]] auch als Notar in Eutin tätig sein. [[1956]] übernahm ihn die Kreisverwaltung Eutin als Kreisverwaltungsrat. Er gehörte zeitweise dem Beirat der Neuen Heimat Kommunal in Hamburg an. | ||
Von [[1969]] bis [[1972]] ermittelten deutsche Behörden gegen ihn und sechs andere wegen des Massakers in Italien, erkannten aber auf Totschlag, der nach 20 Jahren verjährt. Er selbst wies immer zurück, an den Erschießungen teilgenommen zu haben; lediglich bei vorangegangenen Folterungen sei er dabeigewesen bzw. habe sie angeordnet.<ref>Vgl. Danker/Lehmann-Himmel, S. 129 f.</ref> | Von [[1969]] bis [[1972]] ermittelten deutsche Behörden gegen ihn und sechs andere wegen des Massakers in Italien, erkannten aber auf Totschlag, der nach 20 Jahren verjährt. Er selbst wies immer zurück, an den Erschießungen teilgenommen zu haben; lediglich bei vorangegangenen Folterungen sei er dabeigewesen bzw. habe sie angeordnet.<ref>Vgl. Danker/Lehmann-Himmel, S. 129 f.</ref> | ||
Seine Karriere wurde durch diese Vorwürfe offenbar nicht behindert, obwohl er laut Danker/Lehmann-Himmel auch Mitglied der NSDAP gewesen | Seine Karriere wurde durch diese Vorwürfe offenbar nicht behindert, obwohl er laut Danker/Lehmann-Himmel auch Mitglied der NSDAP gewesen war<ref>Danker/Lehmann-Himmel, S. 108</ref>. [[Entnazifizierung in Schleswig-Holstein#Aufarbeitung|Deren Studie]] stuft ihn unter den fünf möglichen Kategorien als "angepasst ambivalent" ein.<ref>Vgl. Danker/Lehmann-Himmel, S. 173. Die fünf Kategorien lauten "exponiert nationalsozialistisch", "systemtragend-karrieristisch", "ns-sozialisiert", "angepasst ambivalent" und "oppositionell 'gemeinschaftsfremd'".</ref> | ||
[[2004]] nahm die italienische Militärstaatsanwaltschaft nach einem zufälligen Aktenfund Ermittlungen wegen Mordes gegen Klaus Konrad auf. In einem Fernsehbericht stellte er das Geschehen als militärische Notwendigkeit dar und antwortete auf die Frage, ob er das Geschehen bedaure: "Ja, natürlich, aber erst, seit die Italiener mich am Kanthaken haben."<ref | [[2004]] nahm die italienische Militärstaatsanwaltschaft nach einem zufälligen Aktenfund Ermittlungen wegen Mordes gegen Klaus Konrad auf. In einem Fernsehbericht stellte er das Geschehen als militärische Notwendigkeit dar und antwortete auf die Frage, ob er das Geschehen bedaure: "Ja, natürlich, aber erst, seit die Italiener mich am Kanthaken haben."<ref name=":0" /> In den Bericht wurde nicht das gesamte Gespräch aufgenommen, so dass es schwierig ist, sich ein Bild vom Denken des damals 89-Jährigen zu machen.<ref>Das gesamte Gespräch ist seit Mai 2023 einsehbar auf der Seite ''[https://www.ns-taeter-italien.org/de/ NS-Täter in Italien]''.</ref> | ||
Im Januar [[2006]] begann das Verfahren vor einem Militärgericht in La Spezia; der Beschuldigte war auf Grund seines hohen Alters nicht anwesend. | Im Januar [[2006]] begann das Verfahren vor einem Militärgericht in La Spezia; der Beschuldigte war auf Grund seines hohen Alters nicht anwesend. Es endete durch seinen Tod wenige Monate später ohne Urteilsspruch.<ref name=":1" /> | ||
==Politik== | ==Politik== | ||
Nach seinem Parteieintritt [[1949]] wurde Klaus Konrad [[1950]] in den Vorstand des [[Kreisverein Eutin|Kreisvereins Eutin]] gewählt. Von [[1956]] bis [[1970]] war er Vorsitzender des Kreisvereins, wurde [[1975]] auch zum Vorsitzenden des neu gebildeten [[Kreisverband Ostholstein|Kreisverbandes Ostholstein]] gewählt. Ab [[1960|1961]] gehörte er der Revisionskommission des Landesverbandes<ref>''Personalien'', in: [[Wir in Schleswig-Holstein]], 9/1975, Seite 5</ref> an, ab [[1968]] als Vorsitzender. | Nach seinem Parteieintritt [[1949]] wurde Klaus Konrad [[1950]] in den Vorstand des [[Kreisverein Eutin|Kreisvereins Eutin]] gewählt. Von [[1956]] bis [[1970]] war er Vorsitzender des Kreisvereins, wurde [[1975]] auch zum Vorsitzenden des neu gebildeten [[Kreisverband Ostholstein|Kreisverbandes Ostholstein]] gewählt. Ab [[1960|1961]] gehörte er der Revisionskommission des Landesverbandes<ref>''Personalien'', in: ''[[Wir in Schleswig-Holstein]]'', 9/1975, Seite 5</ref> an, ab [[1968]] als Vorsitzender. | ||
Er war Delegierter auf dem [[SPD-Parteitag 1959, Bad Godesberg|außerordentlichen Parteitag der SPD]] vom [[13. November|13.]]-[[15. November]] [[1959]] in Bad Godesberg teil, auf dem das [[Godesberger Programm]] beschlossen wurde.<ref>Protokoll des außerordentlichen Parteitags in Bad Godesberg vom 13.-15. November 1959, S. 619</ref> | Er war Delegierter auf dem [[SPD-Parteitag 1959, Bad Godesberg|außerordentlichen Parteitag der SPD]] vom [[13. November|13.]]-[[15. November]] [[1959]] in Bad Godesberg teil, auf dem das [[Godesberger Programm]] beschlossen wurde.<ref>Protokoll des außerordentlichen Parteitags in Bad Godesberg vom 13.-15. November 1959, S. 619</ref> | ||
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In der [[Kommunalwahl 1951]] wurde er zum Stadtvertreter in Eutin (bis zur [[Kommunalwahl 1959]]) und Mitglied des Kreistages (bis zum Eintritt in die Kreisverwaltung [[1956]]) gewählt. | In der [[Kommunalwahl 1951]] wurde er zum Stadtvertreter in Eutin (bis zur [[Kommunalwahl 1959]]) und Mitglied des Kreistages (bis zum Eintritt in die Kreisverwaltung [[1956]]) gewählt. | ||
Im Februar [[2006]] beschloss der [[Landesvorstand]] auf Grund der Tatsache, dass ihm in Italien der Prozess gemacht wurde, seine Mitgliedschaft ab sofort ruhen zu lassen.<ref | Im Februar [[2006]] beschloss der [[Landesvorstand]] auf Grund der Tatsache, dass ihm in Italien der Prozess gemacht wurde, seine Mitgliedschaft ab sofort ruhen zu lassen.<ref name=":1" /> | ||
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Die Landtagsstudie geht auf Klaus Konrads Rolle und Verhalten im Untersuchungsausschuss "Situation im Polizeiwesen" ausführlich ein und fragt an einer Stelle, wo er auf der Pflicht zur Offenlegung bzw. Ermittlung von im Dienst der NS-Diktatur begangenen Verbrechen besteht: "Was mag ihm selbst an diesem Punkt durch den Kopf gegangen sein?"<ref>Danker/Lehmann-Himmel, S. 373 ff.</ref> | Die Landtagsstudie geht auf Klaus Konrads Rolle und Verhalten im Untersuchungsausschuss "Situation im Polizeiwesen" ausführlich ein und fragt an einer Stelle, wo er auf der Pflicht zur Offenlegung bzw. Ermittlung von im Dienst der NS-Diktatur begangenen Verbrechen besteht: "Was mag ihm selbst an diesem Punkt durch den Kopf gegangen sein?"<ref>Danker/Lehmann-Himmel, S. 373 ff.</ref> | ||
Am [[31. Oktober]] [[Bundestagswahl 1969|1969]] schied er aus dem Landtag aus, um sein [[Landesgruppe|Bundestagsmandat]] anzutreten, das er über die Liste erhielt. In der [[Bundestagswahl 1972]] | Am [[31. Oktober]] [[Bundestagswahl 1969|1969]] schied er aus dem Landtag aus, um sein [[Landesgruppe|Bundestagsmandat]] anzutreten, das er über die Liste erhielt. In der [[Bundestagswahl 1972]] errang er mit hauchfeiner Mehrheit von unter 1 % seinen Wahlkreis 8 (Segeberg-Eutin) direkt<ref>Gemeinde Schmalensee: ''[http://www.gemeinde-schmalensee.de/seite/276398.html Jahreschronik 1972]''</ref>, [[Bundestagswahl 1976|1976]] wieder über die Liste. Zur [[Bundestagswahl 1980]] trat er nicht wieder an. Zum Abschied gratulierte das Mitgliedermagazin "Wir" zum Geburstags: <blockquote>"Klaus Konrad, MdB, der am [[22. Dezember]] stolze 65 Jahre jung wurde. Wir hoffen, daß er auch nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag der SPD noch lange mit Rat und Tat zur Seite steht."<ref>''Landesausschuß - Frischer Wind und neuer Vorsitzender.'' in: ''[[Wir in Schleswig-Holstein]]'', 6/1979-1/1980, Seite 3</ref></blockquote> | ||
==Ehrungen== | ==Ehrungen== | ||
Klaus Konrad | Klaus Konrad wurde das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.<ref name=":1" /> In der Übersicht der Trägerinnen und Träger auf Wikipedia ist er jedoch nicht enthalten<ref>{{Wikipedia|NAME=Liste von Trägern des Bundesverdienstkreuzes}}, abgerufen 5.12.2025</ref>; möglicherweise wurde es ihm nach der Mordanklage wieder aberkannt. | ||
Am [[4. April]] [[1981]] wurde er zum Ehrenmitglied, am [[12. Juni]] [[1993]] zum Ehrenvorsitzenden des [[Kreisverband Ostholstein|Kreisverbandes Ostholstein]] ernannt.<ref>''[https://www.ns-taeter-italien.org/de/taeter/klaus-konrad NS-Täter in Italien: Klaus Konrad]'', abgerufen 5.12.2025</ref> | |||
==Literatur & Links== | ==Literatur & Links== | ||
Aktuelle Version vom 5. Dezember 2025, 03:46 Uhr
| Klaus Konrad |
Klaus Konrad, * 22. Dezember 1914 in Charlottenburg (heute Berlin-Charlottenburg), † 15. August 2006 in Scharbeutz; Jurist. Beitritt zur SPD 1949.
Werdegang
Nach dem Abitur an der Oberrealschule studierte Klaus Konrad Rechts- und Staatswissenschaften in Berlin. Er legte 1937 die erste, 1941 die große juristische Staatsprüfung ab und wurde 1942 Regierungsassessor. Mindestens seit 1939 gehörte er der Wehrmacht an und wurde 1943 Oberstabsintendant der Luftwaffe. Im Frühjahr 1945 wurde er verwundet; zu dieser Zeit hatte er den Rang eines Oberleutnants der Reserve und Regimentsadjutanten erreicht.
Vermutlich war er zu dieser Zeit schon verheiratet; er und seine Frau hatten drei Kinder. Als Konfession gab er "evangelisch" an.
In seiner Vita für den Landtag erwähnte er nicht, dass er zu den drei Stabsoffizieren des 274. Infanterie-Regiments gehörte, das später für das "Massaker von San Polo" vom 14. Juli 1944 verantwortlich gemacht wurde, die Ermordung von mindestens 54 italienischen Zivilisten in der Toskana.[1][2][3]
Nach der NS-Herrschaft
Ab 1947 fand Klaus Konrad Beschäftigung als Hilfsarbeiter. Danach wurde er Anwaltsassessor und konnte ab 1949 als Rechtsanwalt, ab 1954 auch als Notar in Eutin tätig sein. 1956 übernahm ihn die Kreisverwaltung Eutin als Kreisverwaltungsrat. Er gehörte zeitweise dem Beirat der Neuen Heimat Kommunal in Hamburg an.
Von 1969 bis 1972 ermittelten deutsche Behörden gegen ihn und sechs andere wegen des Massakers in Italien, erkannten aber auf Totschlag, der nach 20 Jahren verjährt. Er selbst wies immer zurück, an den Erschießungen teilgenommen zu haben; lediglich bei vorangegangenen Folterungen sei er dabeigewesen bzw. habe sie angeordnet.[4]
Seine Karriere wurde durch diese Vorwürfe offenbar nicht behindert, obwohl er laut Danker/Lehmann-Himmel auch Mitglied der NSDAP gewesen war[5]. Deren Studie stuft ihn unter den fünf möglichen Kategorien als "angepasst ambivalent" ein.[6]
2004 nahm die italienische Militärstaatsanwaltschaft nach einem zufälligen Aktenfund Ermittlungen wegen Mordes gegen Klaus Konrad auf. In einem Fernsehbericht stellte er das Geschehen als militärische Notwendigkeit dar und antwortete auf die Frage, ob er das Geschehen bedaure: "Ja, natürlich, aber erst, seit die Italiener mich am Kanthaken haben."[1] In den Bericht wurde nicht das gesamte Gespräch aufgenommen, so dass es schwierig ist, sich ein Bild vom Denken des damals 89-Jährigen zu machen.[7]
Im Januar 2006 begann das Verfahren vor einem Militärgericht in La Spezia; der Beschuldigte war auf Grund seines hohen Alters nicht anwesend. Es endete durch seinen Tod wenige Monate später ohne Urteilsspruch.[3]
Politik
Nach seinem Parteieintritt 1949 wurde Klaus Konrad 1950 in den Vorstand des Kreisvereins Eutin gewählt. Von 1956 bis 1970 war er Vorsitzender des Kreisvereins, wurde 1975 auch zum Vorsitzenden des neu gebildeten Kreisverbandes Ostholstein gewählt. Ab 1961 gehörte er der Revisionskommission des Landesverbandes[8] an, ab 1968 als Vorsitzender.
Er war Delegierter auf dem außerordentlichen Parteitag der SPD vom 13.-15. November 1959 in Bad Godesberg teil, auf dem das Godesberger Programm beschlossen wurde.[9]
In der Kommunalwahl 1951 wurde er zum Stadtvertreter in Eutin (bis zur Kommunalwahl 1959) und Mitglied des Kreistages (bis zum Eintritt in die Kreisverwaltung 1956) gewählt.
Im Februar 2006 beschloss der Landesvorstand auf Grund der Tatsache, dass ihm in Italien der Prozess gemacht wurde, seine Mitgliedschaft ab sofort ruhen zu lassen.[3]
Landtag / Bundestag
Am 1. Mai 1962 rückte Klaus Konrad für Julius Bredenbeck in den Landtag nach. In den Landtagswahlen von 1962 und 1967 zog er jeweils über die Liste in den Landtag ein. Dort war er aktiv in den Ausschüssen für Arbeit und Aufbau, für Heimatvertriebene und für Volksgesundheit, im Innen-, Volksbildungs-, Justiz- und Landeswahlausschuss, war stellvertretender Vorsitzender des Untersuchungsausschusses "Situation im Polizeiwesen" und Vorsitzender des Ausschusses für Verfassung und Geschäftsordnung.
Die Landtagsstudie geht auf Klaus Konrads Rolle und Verhalten im Untersuchungsausschuss "Situation im Polizeiwesen" ausführlich ein und fragt an einer Stelle, wo er auf der Pflicht zur Offenlegung bzw. Ermittlung von im Dienst der NS-Diktatur begangenen Verbrechen besteht: "Was mag ihm selbst an diesem Punkt durch den Kopf gegangen sein?"[10]
Am 31. Oktober 1969 schied er aus dem Landtag aus, um sein Bundestagsmandat anzutreten, das er über die Liste erhielt. In der Bundestagswahl 1972 errang er mit hauchfeiner Mehrheit von unter 1 % seinen Wahlkreis 8 (Segeberg-Eutin) direkt[11], 1976 wieder über die Liste. Zur Bundestagswahl 1980 trat er nicht wieder an. Zum Abschied gratulierte das Mitgliedermagazin "Wir" zum Geburstags:
"Klaus Konrad, MdB, der am 22. Dezember stolze 65 Jahre jung wurde. Wir hoffen, daß er auch nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag der SPD noch lange mit Rat und Tat zur Seite steht."[12]
Ehrungen
Klaus Konrad wurde das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.[3] In der Übersicht der Trägerinnen und Träger auf Wikipedia ist er jedoch nicht enthalten[13]; möglicherweise wurde es ihm nach der Mordanklage wieder aberkannt.
Am 4. April 1981 wurde er zum Ehrenmitglied, am 12. Juni 1993 zum Ehrenvorsitzenden des Kreisverbandes Ostholstein ernannt.[14]
Literatur & Links
- Landtagsinformationssystem: Klaus Konrad
- Wikipedia: Klaus Konrad (SPD)
- Danker, Uwe/Lehmann-Himmel, Sebastian: Geschichtswissenschaftliche Aufarbeitung der personellen und strukturellen Kontinuität nach 1945 in der schleswig-holsteinischen Legislative und Exekutive (Husum 2017) ISBN 978-3-89876-857-3
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Erst Kriegsverbrecher, dann Bundestagsabgeordneter – die blutige Nazi-Vergangenheit des SPD-Politikers Klaus Konrad, KONTRASTE, 28.10.2004
- ↑ „Massaker von San Polo“ vor Aufklärung, DIE WELT, 23.3.2006
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 Ex-Abgeordneter Klaus Konrad gestorben, DIE WELT, 17.8.2006
- ↑ Vgl. Danker/Lehmann-Himmel, S. 129 f.
- ↑ Danker/Lehmann-Himmel, S. 108
- ↑ Vgl. Danker/Lehmann-Himmel, S. 173. Die fünf Kategorien lauten "exponiert nationalsozialistisch", "systemtragend-karrieristisch", "ns-sozialisiert", "angepasst ambivalent" und "oppositionell 'gemeinschaftsfremd'".
- ↑ Das gesamte Gespräch ist seit Mai 2023 einsehbar auf der Seite NS-Täter in Italien.
- ↑ Personalien, in: Wir in Schleswig-Holstein, 9/1975, Seite 5
- ↑ Protokoll des außerordentlichen Parteitags in Bad Godesberg vom 13.-15. November 1959, S. 619
- ↑ Danker/Lehmann-Himmel, S. 373 ff.
- ↑ Gemeinde Schmalensee: Jahreschronik 1972
- ↑ Landesausschuß - Frischer Wind und neuer Vorsitzender. in: Wir in Schleswig-Holstein, 6/1979-1/1980, Seite 3
- ↑ Wikipedia: Liste von Trägern des Bundesverdienstkreuzes, abgerufen 5.12.2025
- ↑ NS-Täter in Italien: Klaus Konrad, abgerufen 5.12.2025

