Das Deutsche Reich wird seit 1. Februar von einer bürgerlichen Koalition aus Zentrum, DDP, BVP, DVP und DNVP unter Reichskanzler Wilhelm Marx regiert; die SPD unterstützt die Außenpolitik von Außenminister Gustav Stresemann.
Der Reichstag verabschiedet am 16. Juli das Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung; dies begründet einen Rechtsanspruch auf Arbeitslosengeld.
Mit dem sogenannten "Hindenburgdamm" schafft das Deutsche Reich eine seit vor dem 1. Weltkrieg geplante feste Bahnverbindung zur Insel Sylt, die am 1. Juni eröffnet wird.
In den USA werden am 23. August trotz weltweiter Proteste die anarchistischen Arbeiter Sacco und Vanzetti auf dem Elektrischen Stuhl hingerichtet; 50 Jahre später werden sie postum rehabilitiert.
Der erste Tonfilm The Jazz Singer feiert Premiere und wird sehr erfolgreich.
22.-27. Mai - Reichsparteitag der SPD in Kiel. Das Motto: "Heran an das Volk". Hauptthemen sind das Agrarprogramm der Partei (das Fritz Baade mit verfasst hat), die Konfessionsschule und die Stellung zur Reichsregierung. Mit den Beschlüssen des Parteitages entschied sich die SPD, die Grundlagen für die Übernahme von Regierungsverantwortung zu schaffen.[1] Laut Protokoll gibt es zu dieser Zeit in Schleswig-Holstein etwa 47.000 Parteimitglieder.
Reichspräsident Paul von Hindenburg besucht in den letzten Maitagen die Stadt Kiel, wo nach einer Vereinbarung mit der Stadtverwaltung noch die roten Fahnen des SPD-Reichsparteitages hängen.[1]
29.-31. Mai - Reichskonferenz des Hauptausschusses für Arbeiterwohlfahrt im Gewerkschaftshaus Kiel. Das Programm beginnt am Sonntag Abend mit Begrüßungsreden und Künstlerischen Darbietungen.[2] Ein Referat zum Thema "Jugendwohlfahrt und sozialistische Weltanschauung" hielt der Kieler Bürgermeister für Wirtschaft Hermann Heimerich am Montag.[3]
In diesem Sommer reist Richard Grune nach Norwegen und besucht in Oslo Edvard Munch, bei dem er sich als "Künstler der neuen Generation" einführt und dem er eine seiner Zeichnungen schenkt.
7. August - In Travemünde findet eine Kundgebung des Reichsbanners gegen "Schwarzweißrot" - die rückwärtsgewandten, republikfeindlichen Kräfte - mit einer Rede von Julius Leber statt; 1.800 Menschen nehmen teil.
27. Dezember - Eine alte Forderung der SPD wird endlich umgesetzt: die Aufhebung der Gutsbezirke. Sie hat erhebliche Auswirkungen auf die Ausbreitung der SPD unter den Landarbeitern, wie etwa die Geschichte des OV Klausdorf zeigt.
Der FTSV Elmshorn feiert nach dem Bau einer eigenen Sportanlage an der Wilhelmstraße erstmals sein Stiftungsfest. Die Nutzung der Traditionsanlage an der Rennbahn für eine Fahnenweihe wird dem Verein verweigert.
In Kronshagen gründet sich der "Kleinkaliber-Schützenverein Republik, Ortsverein Kronshagen" als Ableger des Reichsbanners; Vorsitzender ist Franz Piehozki.