Landesverband: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''SPD Landesverband Schleswig-Holstein''' ist eine Gliederung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Der Landesverband besteht aus 15 [[Kreisverband|Kreisverbänden]] und ca. 500 [[Ortsverein|Ortsvereinen]]. Den Landesverband Schleswig-Holstein der SPD gibt es erst seit [[1959]]. Vorher lautete die Bezeichnung [[Bezirksverband]], und als solcher wurde er [[1945]] wiedergegründet.  
{{Gliederung
|Name            = Landesverband Schleswig-Holstein
|Logo            = SPD-SH-Logo-2012.png
|Gegruendet      = 18920201
|VorgaengerOrg  =
|Wiedergegründet = 19460310
|Homepage        = http://spd-sh.de
|BeschlussDB    = http://beschluesse.spd-schleswig-holstein.de/
|Vorsitzende/r  = Ralf Stegner
}}
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Der '''SPD Landesverband Schleswig-Holstein''' ist eine Gliederung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Der Landesverband besteht aus 15 [[Kreisverband|Kreisverbänden]] und ca. 380 [[Ortsverein|Ortsvereinen]]. Den Landesverband Schleswig-Holstein der SPD gibt es erst seit [[1959]]. Vorher lautete die Bezeichnung [[Bezirksverband]], und als solcher wurde er [[1946]] wiedergegründet.  


: ''"Schleswig-Holstein ist der Stolz der Gesamtpartei."'' - [[Hans Vogel]]<ref>Jacobsen, Jens-Christian (1988) "[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay17.pdf 'Der Stolz der Gesamtpartei?' Die SPD Schleswig-Holstein 1918-1933]" in: Demokratische Geschichte, Band 3, Seite 211</ref>
: ''"Schleswig-Holstein ist der Stolz der Gesamtpartei."'' - [[Hans Vogel]]<ref>Jacobsen, Jens-Christian (1988) "[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay17.pdf 'Der Stolz der Gesamtpartei?' Die SPD Schleswig-Holstein 1918-1933]" in: Demokratische Geschichte, Band 3, Seite 211</ref>


== Frühzeit ==
== Gründung ==
[[Datei:SPD Uetersen.jpg|250px|thumb|right|Traditionsfahne des Ortsvereins Uetersen]]
"Am Gründungskongreß des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins am [[23. Mai|23. 5.]] [[1863]], dem Ausgangspunkt der organisierten Sozialdemokratie in Deutschland, nahmen drei Delegierte aus Hamburg teil. Die Hamburger Gemeinde des ADAV brachte [[Ferdinand Lassalle|lassalleanische]] Ideen nach Schleswig-Holstein. Bis [[1905]] stellten Hamburg und Schleswig-Holstein einen gemeinsamen Agitationsbezirk der Sozialdemokratie dar […]", schreibt [[Uwe Danker in [[Demokratische Geschichte]]<ref>Danker, Uwe "[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay03.pdf Die Geburt der Doppelstrategie in der "Roten Hochburg" Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein 1863-1918]" In: Demokratische Geschichte, Band 3</ref>.
Die Sozialdemokratie kam dann aus Hamburg nach Schleswig-Holstein:
 
"Am Gründungskongreß des [[ADAV|Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins]] am [[23. Mai|23. 5.]] [[1863]], dem Ausgangspunkt der organisierten Sozialdemokratie in Deutschland, nahmen drei Delegierte aus Hamburg teil - Dort hatte sich bereits [[1862]] ein Arbeiterkommittee gegründet. Die Hamburger Gemeinde des [[ADAV]] brachte [[Ferdinand Lassalle|lassalleanische]] Ideen nach Schleswig-Holstein. Der Hamburger Parteiorganisator [[Theodor York]] und der Redakteur des [[Nord-Stern]] [[Karl von Bruhn]] waren zum Beispiel die führenden Köpfe der Agitation im [[Kreisverband Pinneberg|Kreis Pinneberg]]<ref>SPD-Ortsverein Elmshorn: 100 Jahre SPD-Ortsverein Elmshorn (Elmshorn 1963)</ref>. Und bis [[1905]] stellten Hamburg und Schleswig-Holstein einen gemeinsamen Agitationsbezirk der Sozialdemokratie dar […]", schreibt [[Uwe Danker]] in [[Demokratische Geschichte]]<ref>Danker, Uwe "[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay03.pdf Die Geburt der Doppelstrategie in der "Roten Hochburg" Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein 1863-1918]" In: Demokratische Geschichte, Band 3</ref>.
 
Der damalige SPD-Bezirksvorsitzende von Schleswig-Holstein [[Willy Verdieck]] berichtet in seinem Grußwort zum SPD-Parteitag [[1927]] in Kiel, dass bereits in den 1860er Jahren in Schleswig-Holstein in vielen Orten Ableger des "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" gegründet wurden. Er zählt dort Altona und Wandsbek auf, die damals noch nicht Teil von Hamburg waren, [[Ortsverein Krempe|Krempe]], [[Ortsverein Itzehoe|Itzehoe]], [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]], [[Kreisverband Kiel|Kiel]], [[Ortsverein Elmshorn|Elmshorn]], [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]], [[Kreisverband Flensburg|Flensburg]], [[Ortsverein Eutin|Eutin]], [[Ortsverein Rendsburg|Rendsburg]], [[Ortsverein Plön|Plön]] und [[Ortsverein Glückstadt|Glückstadt]] auf. Und auch die Anhänger der anderen Wurzel der SPD, der [[SDAP|Sozialdemokratischen Arbeiterpartei]], gründeten einige Vereine - allerdings viel weniger. [[1875]] vereinigten sich beide Richtungen zur [[SAP|SPD]].<ref>"Sozialdemokratischer Parteitag Kiel 1927", o.O.u.J</ref>.
 
== Sozialistengesetz ==
[[Datei:FB002461.jpg|thumb|right|280px|Hausdurchsuchung im Rahmen des Sozialistengesetzes, um 1879]]
War die Arbeit der Sozialisten vorher schon nicht besonders gerne gesehen durch Bürgertum und Obrigkeit, wurde sie zwischen [[1878]] und [[1890]] komplett verboten. Das [[Sozialistengesetz|Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie]] zerstörte die mühsam aufgebaute Parteiorganisation. Sozialdemokraten wurden verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt oder ins Exil gezwungen.
 
Selbst diese Unterdrückung konnte nichts ändern an der Attraktivität der Idee der Sozialdemokratie. Als das Gesetz im September [[1890]] endlich offiziell aufgehoben wurde, war in der Partei der Boden für eine Periode des politischen Machtzuwachses bereitet. In Halle gab [[SAP|sie]] sich ein neues Organisationsstatut, und sie nahm ihren endgültigen Namen an: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD).
 
== Kaiserreich ==
[[Datei:Louise Zietz.jpg|thumb|180px|left|Luise Zietz]]
Aber auch nach [[1890]] wurden Sozialdemokraten und Gewerkschafter weiter behindert und schikaniert. Die rechtliche Ausgrenzung wurde aufgehoben, die gesellschaftliche Ausgrenzung blieb jedoch noch eine lange Zeit - mit nachhaltiger Auswirkung auf ihr Verhältnis zum Staat. In dieser Zeit breitete sich die sozialdemokratische Arbeiterkultur aus: [[Sozialdemokratische Zeitungen]] wurden gegründet. Arbeiter durften in den bürgerlichen Vereinen keine Mitglieder werden. Deshalb gründeten sie Arbeitersportvereine wir die [[Freie Turnerschaft]] in Kiel, [[:Kategorie:Kultur|Arbeiterkultureinrichtungen]] die [[Freie Volksbühne Kiel]] oder etwas später der [[Kieler Chor-Verein]]. [[Feminismus|Frauen]] durften sich überhaupt nicht organisieren. Mutige Schleswig-Holsteinerinnen wie [[Luise Zietz]] taten es trotzdem - sie wurde [[1908]] die erste Frau im SPD-Parteivorstand.
 
Das "Verbindungsverbot" untersagte bis [[1899]] die Gründung überregionaler politischer Zusammenschlüsse. Die SPD setzte auf eine Doppelstrategie: Auf lokaler Ebene waren politische Vereine erlaubt. Hier gründeten sich nach 1890 vermehrt SPD-Ortsvereine. Überregional wurden sie durch die Abgeordneten und [[Vertrauensperson]]en zusammengehalten<ref>Martens, Holger: ''SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959''. Malente 1998, S. 24</ref>. So gab es bis [[1892]] keinen landesweiten organisatorischen Zusammenschluss der Sozialdemokraten. Ein Provinzial-Parteitag wählte [[1892]] dann eine dreiköpfige Agitationskommission mit [[Heinrich Lienau]] als 1. Vorsitzenden - die erste landesweite sozialdemokratische Organisation in Schleswig-Holstein. Mehr war bis zur Aufhebung des Verbindungsverbots nicht möglich.
 
[[1905]]/[[1906|06]] wurde die SPD in Schleswig-Holstein neu organisiert: Es gab auf der lokalen Ebene die Ortsvereine. In der nächsten Ebene gab es die Wahlkreisvereine in den zehn schleswig-holsteinischen Reichstagswahlkreisen (damals noch ohne Lübeck). Darüber hinaus wurde der SPD-Bezirksverband Schleswig-Holstein gegründet. Zu seinem Vorsitzenden wurde [[1906]] [[Friedrich Bartels]] gewählt.<ref>Martens, Holger: ''SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959''. Malente 1998, S. 24</ref> Gleichzeitig trennten sich die Organisationen aus Hamburg und Schleswig-Holstein. Ab [[1912]]/[[1913|13]] nannte sich die Agitationskommission "Bezirksvorstand".
 
== Der Erste Weltkrieg ==
 
In den Tagen nach der Mobilmachung zum Ersten Weltkrieg [[1914]] hält die SPD Schleswig-Holstein einen [[Bezirksparteitag 1914, Eckernförde|Bezirksparteitag]] ab. Die Entschließungen des Tages zeigen den Weitblick der Delegierten:


: "Die Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein hat gemeinsam mit der deutschen Gesamtpartei und den anderen Parteien in Europa ihr Bestes getan, um den drohenden Weltkrieg zu verhindern und eine friedliche politische Entwicklung der Völker zu Wohlfahrt und Freiheit zu sichern. Wir stellen fest, daß unsere Partei keine Schuld an dem Verderben trifft, das da über die Welt ziehen will; die Verhältnisse dieser kapitalistischen Zeit und deren Konsequenzen waren stärker als die Arbeit unserer Millionen und der Friedenswille mancher Regierenden."<ref>Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963])</ref>
Der damalige SPD-Bezirksvorsitzende von Schleswig-Holstein [[Willi Verdieck]] berichtet in seinem Grußwort zum SPD-Parteitag [[1927]] in Kiel, dass bereits in den 1860er Jahren in Schleswig-Holstein in vielen Orten Ableger des "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" gegründet wurden. Er zählt dort Altona und Wandsbek auf, die damals noch nicht Teil von Hamburg waren, [[Ortsverein Krempe|Krempe]], [[Ortsverein Itzehoe|Itzehoe]], [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]], [[Kreisverband Kiel|Kiel]], [[Ortsverein Elmshorn|Elmshorn]], [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]], [[Kreisverband Flensburg|Flensburg]], [[Ortsverein Eutin|Eutin]], [[Ortsverein Rendsburg|Rendsburg]], [[Ortsverein Plön|Plön]] und [[Ortsverein Glückstadt|Glückstadt]] auf. Und auch die Anhänger der anderen Wurzel der SPD, der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, gründeten einige Vereine - allerdings viel wenig. [[1875]] vereinigten sich beide Richtungen zur SPD<ref>"Sozialdemokratischer Parteitag Kiel 1927", o.O.u.J</ref>.


Doch als zwei Tage später die Reichstagsfraktion den nötigen Kriegskrediten zustimmt, steht der Bezirk zunächst an ihrer Seite. Erst nach und nach bricht hier, wie überall im Reich der "Burgfrieden". Ab dem Jahr [[1916]] wächst die innerparteiliche Kritik. Und so kommt es im März [[1917]] zu Spaltung in [[MSPD|Mehrheits SPD]] (MSPD) und [[USPD|Unabhängige SPD]] (USPD). Hochburgen der [[USPD]] im damaligen Schleswig-Holstein wurden [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Kiel]], [[Ortsverein Brodesholm|Bordesholm]], Altona, [[Kreisverband Flensburg|Flensburg]], [[Ortsverein Schleswig|Schleswig]] und [[Ortsverein Eckernförde|Eckernförde]].<ref>Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963])</ref>
Bis [[1891]] gab es keinen landesweiten organisatorischen Zusammenschluss der Sozialdemokraten. "Überregionale Verbindungen stellten 'Vertrauenspersonen' her, da das Verbindungsverbot für politische Organisationen einen Zusammenschluß der Ortsvereine nicht zuließ."<ref>Martens, Holger: ''SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959''. Malente 1998, S. 24</ref> Ein Provinzial-Parteitag wählte [[1891]] immerhin eine Agitationskommission mit [[Heinrich Lienau]] als 1. Vorsitzenden.


Mit der Verschlechterung der Versorgungslage und dem immer sinnloser werdenden Sterben an der Front wuchs der Widerstand in der Bevölkerung. Ab Januar [[1918]] kam es vermehrt zu Streiks. Im November [[1918]] kommt es zum [[Arbeiter- und Matrosenaufstand 1918|Matrosenaufstand]] - Unterstützt von Gewerkschaften, SPD und [[USPD]] wurde daraus die Novemberrevolution und das Ende von Krieg und Kaiserreich.
[[1905]]/[[1906|06]] wurde die SPD in Schleswig-Holstein neu organisiert: Es gab auf der lokalen Ebene die Ortsvereine. In der nächsten Ebene gab es die Wahlkreisvereine in den zehn schleswig-holsteinischen Reichstagswahlkreisen (damals noch ohne Lübeck). Darüberhinaus wurde der SPD-Bezirksverband Schleswig-Holstein gegründet. Zu seinem Vorsitzenden wurde [[1906]] [[Friedrich Bartels]] gewählt.<ref>Martens, Holger: ''SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959''. Malente 1998, S. 24</ref>


== Weimarer Republik ==
== Weimarer Republik ==


[[1918]] lag der Bezirksvorsitz bei [[Heinrich Kürbis]] - der [[1919]] zum Oberpräsidenten der Provinz Schleswig-Holstein ernannt wurde - und von [[1921]] bis [[1933]] bei [[Willy Verdieck]]. "Die schleswig-holsteinische SPD zeichnete sich [während der Weimarer Republik] nicht nur durch vergleichsweise gute Wahlergebnisse aus, sondern auch durch eine hohe personelle Kontinuität bei [...] der Bezirksorganisationsspitze."<ref>Martens, Holger: ''SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959''. Malente 1998, S. 25</ref>
[[1918]] lag der Bezirksvorsitz bei [[Heinrich Kürbis]] - der [[1919]] zum Oberpräsidenten der Provinz Schleswig-Holstein ernannt wurde - und von [[1921]] bis [[1933]] bei [[Willy Verdieck]]. "Die schleswig-holsteinische SPD zeichnete sich [während der Weimarer Republik] nicht nur durch vergleichsweise gute Wahlergebnisse aus, sondern auch durch eine hohe personelle Kontinuität bei [...] der Bezirksorganisationsspitze."<ref>Martens, Holger: ''SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959''. Malente 1998, S. 25</ref>
Reichspräsident [[Friedrich Ebert]] sagte in einer Ansprache vor Sozialdemokraten [[1922]] in Kiel:
: "Es war nicht nur meine Auffassung, sondern auch die der gesamten Parteileitung, insbesondere unserer Alten, [[August Bebel|Bebel]], [[Paul Singer|Singer]], daß die Parteibewegung in Schleswig-Holstein eine der besten deutschen Bezirke ist, nicht nur ihrem Umfang und ihrer straffen, in sich gefestigten Organisation nach, sondern auch nach der ganzen geistigen Einstellung der Parteibewegung in Schleswig-Holstein. Es ist hier theoretisch und praktisch immer eine sehr intensive Schulung der Parteigenossen erfolgt und damit sehr früh den staatspoltischen Notwendigkeiten bei der hiersigen Parteigenossenschaft der Weg bereitet worden ... So war es möglich, daß in all den Stürmen ... die Parteiorganisation imm in sich geschlossen und gefestigt blieb und daß sie eine Reihe von Leuten hervor gebracht hat, die auch unseren Pflichten und Aufgaben im staatlichen Leben gerecht zu werden verstanden."<ref>zitiert nach: Osterroth, Franz: ''100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick'' (Kiel o. J. [1963])</ref>
[[1922]] vereinigten sich die [[USPD]] wieder mit der SPD.


== Im Nationalsozialismus ==
== Im Nationalsozialismus ==
[[Datei:Stolperstein Wilhelm Spiegel.jpg|thumb|280px|right|Stolperstein für Wilhelm Spiegel - einem der ersten sozialdemokratischen Opfer der Nazis in Kiel]]
Am [[22. Juni]] [[1933]] wurde die SPD von den Nationalsozialisten verboten. Vielerorts wurden Parteifahnen und Unterlagen vergraben oder wie zum Beispiel beim [[Ortsverein Schleswig]] eingemauert, um sie später wieder hervorzuholen und dort weitermachen zu können, wo man aufgehört hat.
[[1933]] wurde die SPD von den Nationalsozialisten verboten. Vielerorts wurden Parteifahnen und Unterlagen vergraben oder wie zum Beispiel beim [[Ortsverein Schleswig]] eingemauert, um sie später wieder hervorzuholen und dort weitermachen zu können, wo man aufgehört hat.


Einige SPD-Mitglieder aus Schleswig-Holstein flohen ins Exil - das bekannteste Beispiel dafür dürfte der gebürtige Lübecker und späterer Bundeskanzler [[Willy Brandt]] sein. Andere, wie zum Beispiel der spätere Landesvorsitzende [[Andreas Gayk]] oder der spätere Chefredakteur der [[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung]] zogen nach Berlin, um in der Anonymität der Großstadt unterzutauchen. Auch Widerstand organisierten Sozialdemokraten in dieser Zeit. Die Schleswig-Holsteiner versuchten zum Beispiel immer wieder den Kontakt zu den Exilanten in Skandinavien zu halten. Der Lübecker [[Julius Leber]] ist wohl das berühmteste Beispiel eines schleswig-holsteinischen Sozialdemokraten im Widerstand. Bei seiner Aburteilung vor dem Volksgerichtshofs sagte er:
Einige SPD-Mitglieder aus Schleswig-Holstein flohen ins Exil - das bekannteste Beispiel dafür dürfte der gebürtige Lübecker und späterer Bundeskanzler [[Willy Brandt]] sein. Andere, wie zum Beispiel der spätere Landesvorsitzende [[Andreas Gayk]] oder der spätere Chefredakteur der [[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung]] zogen nach Berlin, um in der Anonymität der Großstadt unterzutauchen.
 
: "Für eine so gute und gerechte Sache ist der Einsatz des eigenen Lebens der angemessene Preis. Wir haben getan, was in unserer Macht stand."


Andere blieben in ihrer Heimat und versuchten, unter der Gewaltherrschaft zu überleben. Einige haben es nicht geschafft - sie wurden [[Liste der sozialdemokratischen Opfer 1933-1945|von den Nazis umgebracht]]. Eine ganze Reihe bekannter Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wurden nach dem missglückten Attentat auf Adolf Hitler [[1944]] in der "[[Aktion Gitter]]" verhaftet und in Konzentrationslager gebracht.  
Andere blieben in ihrer Heimat und versuchten, unter der Gewaltherrschaft zu überleben. Einige haben es nicht geschafft - sie wurden [[Liste der sozialdemokratischen Opfer 1933-1945|von den Nazis umgebracht]]. Eine ganze Reihe bekannter Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wurden nach dem missglückten Attentat auf Adolf Hitler [[1944]] in der "[[Aktion Gitter]]" verhaftet und in Konzentrationslager gebracht.  
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== Wiederaufbau + Regierungszeit ==
== Wiederaufbau + Regierungszeit ==
[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-F046120-0015, Koblenz, 'Rittersturz-Konferenz', Lüdemann.jpg|thumb|180px|left|Hermann Lüdemann]]
Im Oktober [[1945]] wurde der SPD-Bezirksverband Schleswig-Holstein neu gegründet - jetzt einschließlich Lübecks.  
In den letzte Wochen des Kriegs begannen frühere SPD-Mitglieder vorsichtig wieder mit dem Aufbau der SPD. Gemeinsam mit Kommunisten und Gewerkschaftern bildeten sie [[Antifaschistischer Ausschuss|Antifaschistische Ausschüsse]]. In [[Kreisverband Kiel|Kiel]] und [[Kreisverband Lübeck|Lübeck]] trafen sich die alten Genossinnen und Genossen in [[Stubenzirkel]]n. In den Diskussionen dort ging es darum, ob es möglich sei, gemeinsam mit den Kommunisten eine sozialistische Einheitspartei zu gründen oder ob man weiterhin getrennter Wege ginge.
 
Nach Ende des Krieges [[1945]] wurde nach und nach wieder [[:Kategorie:Ortsverein|Ortvereine]] und [[:Kategorie:Kreisverband|Kreisverbände]] gegründet. Auf Initiative von Kieler Sozialdemokraten wurde ab August [[1945]] ein vorläufiger [[Landesvorstand|Bezirksvorstand]] gebildet, der den Wiederaufbau der Parteiorganisation koordinieren sollte. Zum Vorsitzenden wurde [[Theodor Werner]] gewählt. [[Wilhelm Kuklinski]] und [[Karl Ratz]] wurden seine Stellvertreter.<ref>Martens, Holger: ''SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959''. Malente 1998, S. 57 ff.</ref> Im Oktober [[1945]] wurde der SPD-Bezirksverband Schleswig-Holstein neu gegründet - jetzt einschließlich Lübecks.
 
: "An Besonderheiten, die sich auf die Partei auswirkten […], war Schleswig-Holstein nicht arm. Das in der britischen Besatzungszone gelegene Land war im westdeutschen Vergleich am stärksten vom Strom der Flüchtlinge und Vertriebenen betroffen. In Südschleswig kam es zu Ablösungsbestrebungen, über deren Beurteilung sich die [[Sozialdemokratischen Partei Flensburgs (SPF)|Sozialdemokratie in der Grenzregion]] spaltete. In Schleswig-Holstein gab es die erste sozialdemokratische Alleinregierung auf Landesebene nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Ministerpräsidenten waren [[Hermann Lüdemann]] und [[Bruno Diekmann]]. Die schleswig-holsteinische SPD-Bezirksorganisation lag beim Vergleich der westdeutschen SPD-Bezirke nach Mitgliedern zeitweilig an zweiter Stelle. Abgesehen von Berlin war Schleswig-Holstein das einzige Land, dessen territoriale Ausdehnung identisch war mit den Grenzen des gleichnamigen SPD-Bezirks."<ref>Martens, Holger: ''SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959''. Malente 1998, Band I, S. 18</ref>


Die Diskussion flammte erneut in der SPD darüber auf, welche Landesteile zu Dänemark und welche zu Deutschland gehören sollten. Die [[Sozialdemokratische Partei Flensburgs (SPF)|Flensburger SPD]] wurde sogar für ein paar Jahre aus der SPD ausgeschlossen, weil sie sich für den Anschluss an Dänemark stark machte. Dagegen setzte sich die [[Kabinett Lüdemann I|Regierung Lüdemann]] für einen starken [[Minderheitenpolitik|Minderheitenschutz]] ein. Die Kieler Erklärung von [[1949]] besagte, dass das Bekenntnis zur dänischen Gesinnung frei sei und weder angezweifelt noch überprüft werden dürfe. Sowohl Dänen als auch Friesen sollten alle Bürgerrechte haben. Dieser Standpunkt wurde [[1955]] in den [https://de.wikipedia.org/wiki/Bonn-Kopenhagener_Erkl%C3%A4rungen Bonn-Kopenhagener Erklärungen] noch einmal bestätigt.
: ''"An Besonderheiten, die sich auf die Partei auswirkten […], war Schleswig-Holstein nicht arm. Das in der britischen Besatzungszone gelegene Land war im westdeutschen Vergleich am stärksten vom Strom der Flüchtlinge und Vertriebenen betroffen. In Südschleswig kam es zu Ablösungsbestrebungen, über deren Beurteilung sich die [[Sozialdemokratischen Partei Flensburgs (SPF)|Sozialdemokratie in der Grenzregion]] spaltete. In Schleswig-Holstein gab es die erste sozialdemokratische Alleinregierung auf Landesebene nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Ministerpräsidenten waren [[Hermann Lüdemann]] und [[Bruno Diekmann]]. Die schleswig-holsteinische SPD-Bezirksorganisation lag beim Vergleich der westdeutschen SPD-Bezirke nach Mitgliedern zeitweilig an zweiter Stelle. Abgesehen von Berlin war Schleswig-Holstein das einzige Land, dessen territoriale Ausdehnung identisch war mit den Grenzen des gleichnamigen SPD-Bezirks."''<ref>Martens, Holger: ''SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959''. Malente 1998, Band I, S. 18</ref>


Die Hauptaufgabe aber der ersten Landesregierung war der Wiederaufbau des Landes: An erster Stelle stand dabei die Unterbringung der Menschen - Schleswig-Holstein war voller Flüchtlinge. Dazu kam, das die Ernährung gesichert und ein demokratisches Staatswesen aufgebaut werden musste. Was die Regierung von [[Hermann Lüdemann]] und [[Bruno Diekmann]] geleistet haben und was sie sich noch vorgenommen hatten, lässt sich im [[Schleswig-Holsteinisches Manifest]] nachlesen - dem Wahlprogramm für die [[Landtagswahl 1950]].
Zum Vorsitzenden des vorläufigen [[Landesvorstand|Bezirksvorstandes]], der auf Initiative von Kieler Sozialdemokraten gebildet wurde und ab August 1945 den Wiederaufbau der Parteiorganisation koordinierte, wurde [[Theodor Werner]] gewählt, [[Wilhelm Kuklinski]] und [[Karl Ratz]] zu seinen Stellvertretern.<ref>Martens, Holger: ''SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959''. Malente 1998, S. 57 ff.</ref>


== 38 Jahre Opposition ==
== 38 Jahre Opposition ==
[[Datei:Walter Damm Haus 1965 klein.jpg|thumb|200px|right|Walter Damm Haus, 1965]]
[[Datei:SPD-SH-Logo 1950.jpg|500px|thumb|right|Briefkopf des SPD Bezirks Schleswig-Holstein, ca. 1950]]
In der [[Landtagswahl 1950]] verliert die SPD ihre Mehrheit. Für die nächsten 38 Jahre regieren CDU-geführte Regierungen in Schleswig-Holstein. Die SPD muss sich auf die Arbeit der Opposition einstellen.


Die SPD stemmte sich gegen das Ende [[Entnazifizierung in Schleswig-Holstein]]. Im März [[1951]] verabschiedete die Koalition aus CDU, FDP und Deutscher Partei (DP) und dem Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) das "Gesetz zur Beendigung der Entnazifizierung". In der konfliktreichen Debatte stellte Oppositionsführer [[Wilhelm Käber]] (SPD) sarkastisch fest:
=== 1959: Godesberger Programm ===
 
# Das [[Godesberger Programm]] wird beschlossen.
:"Schleswig-Holstein stellt fest, dass es in Deutschland nie einen Nationalsozialismus gegeben hat. Die von [[1933]] bis [[1945]] begangenen Untaten gegen Leben und Freiheit von Millionen von Menschen sind eine böswillige Erfindung."<ref>Christen, Ulf: ''[http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_06/Demokratische_Geschichte_Band_06_Essay08.pdf Entnazifizierung im Landtag Schleswig-Holsteins]'', in: ''Demokratische Geschichte'', Bd 6(1991)</ref>
# Umbenennung des Bezirksverbands in Landesverband.
 
Bis zu seinem Tod [[1954]] wird die SPD in Schleswig-Holstein stark von [[Andreas Gayk]] geprägt. In Personalunion ist er [[Landesvorstand|Landes-]] und [[Fraktionsvorsitzende/r|Fraktionsvorsitzender]], [[OberbürgermeisterIn Kiel|Oberbürgermeister von Kiel]], Ratsherr in Kiel und Mitglied im Parteivorstand der SPD - manchen galt er als natürlicher Nachfolger von [[Kurt Schumacher]].
 
Dreimal tritt die SPD Schleswig-Holstein in den 1950er und frühen 1960er Jahren mit dem [[:Kategorie:SpitzenkandidatIn|Spitzenkandidaten]] [[Wilhelm Käber]] an. In dieser Zeit ist [[Walter Damm]] [[Landesvorstand|Landesvorsitzender]]. In seiner Zeit bekommt der Landesverband wieder ein eigenes Zuhause: Das heutige [[Walter-Damm-Haus]] in Kiel.
 
=== "Links, Dickschädelig und Frei" ===
[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-F039406-0026, Hannover, SPD-Bundesparteitag, Steffen.jpg|thumb|280px|left|Bundesparteitag der SPD in Hannover, 1973]]
Mitte der 1960er Jahre findet in der SPD Schleswig-Holstein ein Generationenwechsel statt: Auf den [[Landesvorstand|Landesvorsitzenden]] [[Walter Damm]] und den [[Landtagsfraktion|Fraktionsvorsitzenden]] [[Wilhelm Käber]] folgt [[Jochen Steffen]]. Der ist damals erst Anfang 40 und ist heute eine kleine Legende der Landespartei. Zu seinem Mythos hat wohl beigetragen, dass er seinem Landesverband zu seinem noch heute wirkenden Profil verholfen hat: "''Links, Dickschädelig und Frei''"
 
Unter [[Jochen Steffen]] schiebt die SPD Schleswig-Holstein zum Beispiel mit der [[Eutiner Erklärung]] [[1966]] die Diskussionen um die [[Deutschlandpolitik]] und die [[Friedenspolitik]] in der SPD an. Gleichzeitig verliert die SPD in Schleswig-Holstein [[1968]] mit der Pleite der [[Schleswig-Holsteinische Volkszeitung|Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung]] seine publizistische Stimme.
 
Die Zeit ist geprägt von einer harten Auseinandersetzung mit der CDU und den konservativen Medien. Im [[Landtagswahl 1971|Wahlkampf 1971]] steht [[Jochen Steffen]] unter medialem Dauerbeschuss. Eine Belastung, von der er sich nie wieder richtig erholt.
 
In dieser Zeit beginnt in der SPD Schleswig-Holstein auch die Diskussion über Alternativen zur [[Atomkraft]]. [[1975]] übernimmt [[Günther Jansen]] den Landesvorsitz. Er ist strikter Gegner der Atomkraft und setzt sich für diese Überzeugung auch persönlich auf den großen Demonstrationen in Brokdorf ein. Über 12 Jahre bleibt er Landesvorsitzender. Zu seinem 75. Geburtstag macht ihn die SPD-Schleswig-Holstein zum Ehrenvorsitzenden.
 
Bei der [[Landtagswahl 1983]] tritt die SPD Schleswig-Holstein das erste Mal mit dem nur 43 Jahre alten Spitzenkandidaten [[Björn Engholm]] an. Der war bis dahin [[:Kategorie:MdB|Bundestagsabgeordneter]] für Lübeck. Nach der verlorenen Wahl wechselt er als Oppositionsführer in den Kieler Landtag. Nach der [https://de.wikipedia.org/wiki/Barschel-Aff%C3%A4re Barschel-Affäre] gelingt es der SPD in der [[Landtagswahl 1988]] die Mehrheit zu holen - [[Björn Engholm]] wurde Ministerpräsident. Nach 38 harten Jahren endet die Oppositionszeit.


== 1988 und Engholm ==
== 1988 und Engholm ==
[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-F080691-0010, Björn Engholm.jpg|thumb|280px|right|Björn Engholm 1989]]
* Beginn
Die SPD Schleswig-Holstein ist euphorisch und voller Pläne - hatte die CDU doch vorher jahrzehntelang das Land wie ihr Eigentum verteilt und im Stillstand verharren lassen.
* Demokratische Reformen
 
* Frauenpolitik
=== Demokraktie ===
* Ende
Vor allem musste mit dem System-Barschel aufgeräumt werden. Um frischen Wind die den schleswig-holsteinischen Parlamentarismus zu bringen, setzte der Landtag eine [[Enquete-Kommission für die Verfassungs- und Parlamentsreform, 1988|Enquete-Kommission für die Verfassungs- und Parlamentsreform]]. Die Bannmeile um das Landeshaus wurde aufgehoben und der Landtag für die Bürgerinnen und Bürger geöffnet. Die Opposition bekam wesentlich mehr Rechte und schließlich löste die Regierung die [[Landessatzung]] aus den 1940er-Jahren mit einer ordentlich [[Landesverfassung]] ab.
 
=== Gleichstellung ===
Eine Frauenbeauftrage hatte es unter der CDU-Regierung nicht gegeben. Die SPD Schleswig-Holstein hatte sich mit dem [[SPD-Frauenbüro Schleswig-Holstein]] beholfen. Ministerpräsident [[Björn Engholm]] quotiert sein [[Kabinett Engholm I|Kabinett]]. Vier Ministerien werden von Frauen geführt - das ist damals bundesweit einmalig. Neu ist auch das [[Frauenministerium]] von [[Gisela Böhrk]].<ref>DIE ZEIT [http://www.zeit.de/1988/21/engholms-viererbande Engholms Viererbande], 20.5.1988</ref>
 
=== Umweltschutz und Energiewende ===
Neu und fortschrittlich ist auch die Umwelt- und Energiepolitik der neuen Regierung. Das [[Umweltministerium]] besetzt [[Björn Engholm]] mit dem renomierten Biologieprofessor [[Berndt Heydemann]]. Er betreibt sein Ressort mit Leidenschaft und Fantasie. Bis heute hat er Maßstäbe gesetzt. Derweil treibt der bekennende [[Atomkraft|Atomkraft-Gegner]] [[Günther Jansen]] als Energieminister die [[Energiewende]] voran.  Er formulierte [[1992]] das Ziel des Landes, bis zum Jahr [[2010]] 20 Prozent des Eigenbedarfes aus dem Wind zu gewinnen - Diese Quote wurde bereits im September [[2001]] erreicht. [[1992]] ernteten die SPD nur Spott und ein müdes Lächeln der Energiekonzerne für dieses Ziel.
 
=== Bildung ===
Das Bildungssystem in Schleswig-Holstein war im Prinzip seit Gründung des Landes unverändert. Die erste CDU-geführte Landesregierung hatte sogar die sechsjährige Grundschule wieder auf vier Jahre verkürzt. Für die SPD war seit jeher eine Schule wichtig, die für alle Chancen bietet. Nur gegen ein paar experimentelle [[Gesamtschule]]n in den 1970er-Jahren hatte sich die CDU nicht wehren können. Doch langsam konnte die Modernisierung des Schulssystems beginnen.


== Regierung Simonis ==
== Regierung Simonis ==
[[Datei:Heide Simonis.JPG|thumb|180px|left|Heide Simonis, 2009]]
* Beginn
Im zweiten Untersuchungssausschuss zur Barschel-Affäre musste Ministerpräsident [[Björn Engholm]] einräumen, von der Bespitzelung durch den Medienberater Reiner Pfeiffer gewusst zu haben. Wegen seiner Falschaussage trat [[Björn Engholm]] am [[3. Mai]] [[1993]] von allen Ämtern zurück. [[Heide Simonis]] wurde als seine Nachfolgerin Deutschlands erste und lange Zeit einzige weibliche Ministerpräsidentin.
* Rot/Grün
 
* Heide-Mord
Bei der [[Landtagswahl 1996]] verlor die SPD ihre absolute Mehrheit und musst zum ersten Mal die Regierungsmacht mit den Grünen im Land teilen. In dieser Koalition regierte [[Heide Simonis]] bis [[2005]].
 
Nach der [[Landtagswahl 2005]] verfügte die Koalition nur noch unter Tolerierung durch den Südschleswigschen Wählerverband (SSW) über eine Mehrheit von einer Stimme. [[Heide Simonis]]' Wiederwahl galt jedoch als sicher; Probeabstimmungen hatten zu keinen Abweichungen geführt. In allen vier Wahlgängen, denen Simonis sich am [[17. März]] [[2005]] stellte, erhielt sie jedoch eine Stimme weniger, als sie hätte erhalten müssen, und wurde nicht zur Ministerpräsidentin wiedergewählt. Wer der "Heidemörder" war, ist bis heute unbekannt.
 
Die SPD begab sich in Koalitionsverhandlungen mit der CDU und ging in die Große Koalition unter Ministerpräsident [[Kabinett Carstensen I|Peter Harry Carstensen]].


== Große Koalition ==
== Große Koalition ==
Von Anfang an kriselte es immer wieder in der Großen Koalition, vor allem zwischen Ministerpräsident Peter Harry Carstensen und Innenminister [[Ralf Stegner]]<ref>''[http://www.zeit.de/online/2009/30/schleswig-holstein-geschichte/komplettansicht Affären, Kräche – und ein Schlussstrich]'', ''DIE ZEIT'', 16.7.2009</ref>. [[2007]] fand ein Krisentreffen statt. [[Ralf Stegner]] kündigte seinen Rücktritt und den Wechsel in das Amt des Fraktionsvorsitzenden an. Die bisherige Fraktionschef [[Lothar Hay]] sollte an seiner Stelle Innenminister werden. Damit sicherte [[Ralf Stegner]] vorerst den Fortbestand der Koalition. Außerdem hatte ihn die SPD Schleswig-Holstein auf dem [[Landesparteitag 2007, Neumünster|Landesparteitag im März 2007]] zum [[Landesvorstand|Landesvorsitzenden]] gewählt.
* Bruch der Koalition durch CDU
 
[[Datei:Spitzenkandidat Ralf Stegner 2009.JPG|thumb|280px|right|Ralf Stegner wird Spitzenkandidat der SPD nach dem Koalitionsbruch]]
Im Juli [[2009]] gab Ministerpräsident Carstensen bekannt, die Koalition mit der SPD nicht mehr fortführen zu wollen und entließ die SPD-Ministerinnen und -Minister. Neuwahlen setzte Peter Harry Carstensen zusammen mit der mit der [[Bundestagswahl 2009]] an. Die Ausgangslage für die SPD war denkbar schlecht: In Land und Bund lag sie weit hinter der CDU.
 
=== Schulreform ===
Allerdings hat die Große Koalition in der kurzen Wahlperiode ein Schulgesetz auf den Weg gebracht, dass in dieser Form gegen die CDU niemals hätte umgesetzt werden können. Als eine der Leistungen der Großen Koalition ist die flächendeckende Durchsetzung von [[Regionalschule|Regional-]] und [[Gemeinschaftsschule]] durch Bildungsministerin [[Ute Erdsiek-Rave]] zu nennen. Damit die Tage des alten dreigliedrigen Schulsystems aus der Weimarer Republik gezählt: Haupt- und Realschule wurden zu Regionalschulen zusammengelegt. Mit einer gymnasialen Oberschufe konnte sie zu Gemeinschaftsschulen werden: Eine Schule für Alle!


== Opposition ==
== Opposition ==
[[Datei:Mitgliederentscheid.jpg|280px|thumb|left|Torsten Albig, Mathias Stein, Brigitte Fronzek und Ralf Stegner beim Mitgliederentscheid]]
Der schlechte Bundestrend der SPD wirkte sich auch auf die [[Landtagswahl 2009]] aus: Die SPD verlor 13,3%-Punkte und landete bei 25,4%. CDU und FDP übernahm die Regierung unter Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU).
Doch auch diese Wahlperiode sollte vorzeitig enden: [[2010]] stellte das Landesverfassungsgericht fest, dass das Wahlgesetz wegen des unzureichenden Ausgleich der Überhangmandate gegen die [[Landesverfassung]] verstoße. Das Gericht ordnete Neuwahlen bis September [[2012]] an<ref>faz.de "[http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/schleswig-holstein-gericht-ordnet-neuwahlen-bis-2012-an-1575044.html Gericht ordnet Neuwahlen bis 2012 an]", 30.08.2010, 15:38 Uhr</ref>. Kurz vor dem [[Landesparteitag 2010, Kiel|Landesparteitag in Kiel]] verkündete [[OberbürgermeisterIn Kiel|Kiels Oberbürgermeister]] [[Torsten Albig]] seine Kandidatur für die Spitzenkandidatur zur [[Landtagswahl 2012]]<ref>shz.de "[http://www.shz.de/nachrichten/schleswig-holstein-am-sonntag/torsten-albig-will-ministerpraesident-werden-id528686.html Torsten Albig will Ministerpräsident werden]", 6. September 2010</ref>.
Der [[Landesvorstand]] hatte nach der verlorenen [[Landtagswahl 2009]] in Regionalkonferenzen Fehler analysiert und Konsequenzen gezogen: Eine der immer wieder gestellten Forderungen der SPD-Mitglieder war mehr Beteiligung. So schlug der Landesvorsitzende [[Ralf Stegner]] einen [[Mitgliederentscheid 2011|Mitgliederentscheid]] über die Spitzenkandidatur vor - er selbst wollte auch wieder kandidieren. Die Mitglieder entschieden sich deutlich für [[Torsten Albig]].


Auch das [http://beschluesse.spd-schleswig-holstein.de/wiki/Regierungsprogramm_2012_%E2%80%93_2017:_Gerechtigkeit_und_neues_Vertrauen_%E2%80%93_F%C3%BCr_ein_starkes_Schleswig-Holstein_%282012%29 Regierungsprogramm] entstand in einem offenen Verfahren: Im "[[Landtagswahl_2012#Demokratiesommer|Demokratiesommer]]" konnten nicht nur SPD-Mitglieder ihre Ideen einbringen.


== Küstenkoalition ==
== Küstenkoalition ==
[[Datei:Wara Wende und Torsten Albig 2012.JPG|thumb|280px|right|Wara Wende und Torsten Albig]]
* Mitgliederentscheid
Obwohl die SPD bei der [[Landtagswahl 2012]] knapp hinter dem Ergebnis der CDU lag, konnte [[Torsten Albig]] gemeinsam mit den Grünen und dem SSW eine Dreierkoalition bilden. Zum ersten Mal beteiligte sich die Partei der dänischen Minderheit an einer Regierung. Ein bundesweit einmaliges Ereignis, das so nur in Schleswig-Holstein möglich ist, weswegen die Koalition landläufig "[[Küstenkoalition]]" genannt wird.
* Demokratiesommer
 
* Wahlkampf
[[Torsten Albig]]s Regierung setzt vor allem auf Dialog und Bügerbeteiligung: Im Bildungsdialog diskutiert Bildungsministerin [[Wara Wende]] mit Eltern, Lehrern und Schülern über ein starkes Bildungssystem für die Zukunft. Im Kulturdialog von Kulturministerin Anke Spoorendonk (SSW) entsteht das Kulturkonzept der Regierung. Sozialministeriun [[Kristin Alheit]] führte einen Sozialdialog durch. Die Fraktion präsentiert ihre Halbzeitbilanz "Versprochen. Gehalten!" in einer Reihe Regionaldialoge im ganzen Land. Immer dabei ist ein SPD-Minister oder eine SPD-Ministerin, der Fraktionsvoritzende [[Ralf Stegner]] und eine Gruppe Landtagsabgeordneter, die im "World Café"-Format mit Bürgerinnen und Bürger darüber diskutieren, was noch zu tun ist.
* Regierung


== Gliederung und Organe ==
== Gliederung und Organe ==
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==== Ehrenvorsitzender ====
==== Ehrenvorsitzender ====
[[Datei:Günter Jansen.jpg|thumb|180px|right|Günther Jansen, Ehrenvorsitzender]]
* [[Günther Jansen]]
* [[Günther Jansen]]


=== Arbeitsgemeinschaften ===
=== Arbeitsgemeinschaften ===
{{Hauptartikel
{{Hauptartikel
|Seite=Arbeitsgemeinschaft
|Seite=Arbeitsgemeinschaften
}}
}}
* [[Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD (Jusos)]]
 
* [[Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokraten im Bildungsbereich (AfB)]]
 
* [[Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF)]]
* [[Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA)]]
* [[Arbeitsgemeinschaft der Selbständigen (AGS)]]
* [[Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristen (AsJ)]]
* [[Arbeitsgemeinschaft SPD 60 plus]]
* [[Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokraten im Gesundheitswesen (ASG)]]
* [[Schwusos|Arbeitsgemeinschaft Lesben und Schwule in der SPD (Schwusos)]]
* [[Arbeitsgemeinschaft Netzwerk SelbstAktiv – für Menschen mit Behinderungen in der SPD]]
* [[Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt]]


=== Arbeitskreise / Foren / Beiräte ===
=== Arbeitskreise / Foren / Beiräte ===
{{Hauptartikel
|Seite=Arbeitskreis
}}


==== aktuell ====
* [[Forum Familie]]
* [[Forum Familie]]
* [[Umweltforum]]
* [[Umweltforum]]
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* [[Arbeitskreis SPD und Kirchen]]
* [[Arbeitskreis SPD und Kirchen]]


==== ehemalig ====
* [[Agrarpolitischer Beirat]]
* [[Beirat sozialdemokratischer Polizeibeamter]]
* [[Kulturpolitischer Beirat]]
* [[Grundwert Arbeit]]
* [[Seniorenbeirat]]
* [[Wehrpolitischer Beirat]]
* [[Beirat für Umwelteinflüsse]]


=== Vereine ===
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|<ref>Danker, Uwe: [http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_09/Demokratische_Geschichte_Band_09_Essay11.pdf ''Die Geburt der Doppelstrategie in der "Roten Hochburg". Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein 1863-1918''], in: ''Demokratische Geschichte'' 3(1988), S. 21-62</ref>
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|Politik und Organisation 1979-1981
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|1983
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|Politik und Organisation 1981-1983
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|1987
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|Politik und Organisation 1985-1987
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== Literatur ==
== Literatur ==
{{Hauptartikel
*Martens, Holger: ''Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Schleswig-Holstein 1945 bis 1959'', Band I/II. Malente 1998
|Seite=Literatur zur Geschichte der Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein
}}
Nur wenig Literatur beschäftigt sich mit der Geschichte des Landesverbands als ganzem:
* Martens, Holger: ''Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Schleswig-Holstein 1945 bis 1959'', Band I/II. Malente 1998
* Osterroth, Franz: ''100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick'' (Kiel o. J. [1963])


== Videos ==
== Videos ==


=== Sigmar Gabriel, 2013 ===
== Sigmar Gabriel, 2013 ==
150 Jahre wurde die SPD im Jahr [[2013]]. Mit einem Festakt im Legienhof, Kiel am [[7. März]] [[2013]] hat der Landesverband Schleswig-Holstein dieses Jubiläum gefeiert. Zu Gast war der SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel. In seiner Rede ging er auf den Einfluss Schleswig-Holsteins auf die Sozialdemokratie in Deutschland ein.
150 Jahre wurde die SPD im Jahr [[2013]]. Mit einem Festakt im Legienhof, Kiel am [[7. März]] [[2013]] hat der Landesverband Schleswig-Holstein dieses Jubiläum gefeiert. Zu Gast war der SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel. In seiner Rede ging er auf den Einfluss Schleswig-Holsteins auf die Sozialdemokratie in Deutschland ein.
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Version vom 3. März 2016, 08:23 Uhr

Der SPD Landesverband Schleswig-Holstein ist eine Gliederung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Der Landesverband besteht aus 15 Kreisverbänden und ca. 500 Ortsvereinen. Den Landesverband Schleswig-Holstein der SPD gibt es erst seit 1959. Vorher lautete die Bezeichnung Bezirksverband, und als solcher wurde er 1945 wiedergegründet.

"Schleswig-Holstein ist der Stolz der Gesamtpartei." - Hans Vogel[1]

Gründung

"Am Gründungskongreß des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins am 23. 5. 1863, dem Ausgangspunkt der organisierten Sozialdemokratie in Deutschland, nahmen drei Delegierte aus Hamburg teil. Die Hamburger Gemeinde des ADAV brachte lassalleanische Ideen nach Schleswig-Holstein. Bis 1905 stellten Hamburg und Schleswig-Holstein einen gemeinsamen Agitationsbezirk der Sozialdemokratie dar […]", schreibt [[Uwe Danker in Demokratische Geschichte[2].

Der damalige SPD-Bezirksvorsitzende von Schleswig-Holstein Willi Verdieck berichtet in seinem Grußwort zum SPD-Parteitag 1927 in Kiel, dass bereits in den 1860er Jahren in Schleswig-Holstein in vielen Orten Ableger des "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" gegründet wurden. Er zählt dort Altona und Wandsbek auf, die damals noch nicht Teil von Hamburg waren, Krempe, Itzehoe, Pinneberg, Kiel, Elmshorn, Neumünster, Flensburg, Eutin, Rendsburg, Plön und Glückstadt auf. Und auch die Anhänger der anderen Wurzel der SPD, der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, gründeten einige Vereine - allerdings viel wenig. 1875 vereinigten sich beide Richtungen zur SPD[3].

Bis 1891 gab es keinen landesweiten organisatorischen Zusammenschluss der Sozialdemokraten. "Überregionale Verbindungen stellten 'Vertrauenspersonen' her, da das Verbindungsverbot für politische Organisationen einen Zusammenschluß der Ortsvereine nicht zuließ."[4] Ein Provinzial-Parteitag wählte 1891 immerhin eine Agitationskommission mit Heinrich Lienau als 1. Vorsitzenden.

1905/06 wurde die SPD in Schleswig-Holstein neu organisiert: Es gab auf der lokalen Ebene die Ortsvereine. In der nächsten Ebene gab es die Wahlkreisvereine in den zehn schleswig-holsteinischen Reichstagswahlkreisen (damals noch ohne Lübeck). Darüberhinaus wurde der SPD-Bezirksverband Schleswig-Holstein gegründet. Zu seinem Vorsitzenden wurde 1906 Friedrich Bartels gewählt.[5]

Weimarer Republik

1918 lag der Bezirksvorsitz bei Heinrich Kürbis - der 1919 zum Oberpräsidenten der Provinz Schleswig-Holstein ernannt wurde - und von 1921 bis 1933 bei Willy Verdieck. "Die schleswig-holsteinische SPD zeichnete sich [während der Weimarer Republik] nicht nur durch vergleichsweise gute Wahlergebnisse aus, sondern auch durch eine hohe personelle Kontinuität bei [...] der Bezirksorganisationsspitze."[6]

Im Nationalsozialismus

Am 22. Juni 1933 wurde die SPD von den Nationalsozialisten verboten. Vielerorts wurden Parteifahnen und Unterlagen vergraben oder wie zum Beispiel beim Ortsverein Schleswig eingemauert, um sie später wieder hervorzuholen und dort weitermachen zu können, wo man aufgehört hat.

Einige SPD-Mitglieder aus Schleswig-Holstein flohen ins Exil - das bekannteste Beispiel dafür dürfte der gebürtige Lübecker und späterer Bundeskanzler Willy Brandt sein. Andere, wie zum Beispiel der spätere Landesvorsitzende Andreas Gayk oder der spätere Chefredakteur der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung zogen nach Berlin, um in der Anonymität der Großstadt unterzutauchen.

Andere blieben in ihrer Heimat und versuchten, unter der Gewaltherrschaft zu überleben. Einige haben es nicht geschafft - sie wurden von den Nazis umgebracht. Eine ganze Reihe bekannter Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wurden nach dem missglückten Attentat auf Adolf Hitler 1944 in der "Aktion Gitter" verhaftet und in Konzentrationslager gebracht.

Wer zum Krieg eingezogen wurde und ihn überlebt hat, kam danach oft in Gefangenschaft. Erst nach ihrer Freilassung konnten Menschen wie Walter Damm die SPD in Schleswig-Holstein wieder aufbauen.

Wiederaufbau + Regierungszeit

Im Oktober 1945 wurde der SPD-Bezirksverband Schleswig-Holstein neu gegründet - jetzt einschließlich Lübecks.

"An Besonderheiten, die sich auf die Partei auswirkten […], war Schleswig-Holstein nicht arm. Das in der britischen Besatzungszone gelegene Land war im westdeutschen Vergleich am stärksten vom Strom der Flüchtlinge und Vertriebenen betroffen. In Südschleswig kam es zu Ablösungsbestrebungen, über deren Beurteilung sich die Sozialdemokratie in der Grenzregion spaltete. In Schleswig-Holstein gab es die erste sozialdemokratische Alleinregierung auf Landesebene nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Ministerpräsidenten waren Hermann Lüdemann und Bruno Diekmann. Die schleswig-holsteinische SPD-Bezirksorganisation lag beim Vergleich der westdeutschen SPD-Bezirke nach Mitgliedern zeitweilig an zweiter Stelle. Abgesehen von Berlin war Schleswig-Holstein das einzige Land, dessen territoriale Ausdehnung identisch war mit den Grenzen des gleichnamigen SPD-Bezirks."[7]

Zum Vorsitzenden des vorläufigen Bezirksvorstandes, der auf Initiative von Kieler Sozialdemokraten gebildet wurde und ab August 1945 den Wiederaufbau der Parteiorganisation koordinierte, wurde Theodor Werner gewählt, Wilhelm Kuklinski und Karl Ratz zu seinen Stellvertretern.[8]

38 Jahre Opposition

Briefkopf des SPD Bezirks Schleswig-Holstein, ca. 1950

1959: Godesberger Programm

  1. Das Godesberger Programm wird beschlossen.
  2. Umbenennung des Bezirksverbands in Landesverband.

1988 und Engholm

  • Beginn
  • Demokratische Reformen
  • Frauenpolitik
  • Ende

Regierung Simonis

  • Beginn
  • Rot/Grün
  • Heide-Mord

Große Koalition

  • Bruch der Koalition durch CDU

Opposition

Küstenkoalition

  • Mitgliederentscheid
  • Demokratiesommer
  • Wahlkampf
  • Regierung

Gliederung und Organe

Landesvorstand

Hauptartikel: Landesvorstand Der Landesvorstand leitet den Landesverband und ist für die Durchführung der Beschlüsse des Landesparteitages verantwortlich. Der oder die von ihm Beauftragten können Berichte der nachgeordneten Organisationsgliederungen anfordern. Sie haben das Recht, an allen Zusammenkünften der nachgeordneten Organe beratend teilzunehmen und bei Differenzen, die die zuständigen Organe handlungsunfähig machen, eine Entscheidung herbeizuführen.

Der Landesvorstand wird alle zwei Jahre auf einem ordentlichen Landesparteitag gewählt.

Ehrenvorsitzender

Arbeitsgemeinschaften

Hauptartikel: Arbeitsgemeinschaften


Arbeitskreise / Foren / Beiräte

aktuell

ehemalig

Vereine

Vereine, die der SPD Schleswig-Holstein nahe stehen oder standen:

Mitglieder

Jahr Zahl
1875 3293
1902 12211
1914 55037
1920 86287
1926 43795
Anfang 1930er 55000

Literatur

  • Martens, Holger: Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Schleswig-Holstein 1945 bis 1959, Band I/II. Malente 1998

Videos

Sigmar Gabriel, 2013

150 Jahre wurde die SPD im Jahr 2013. Mit einem Festakt im Legienhof, Kiel am 7. März 2013 hat der Landesverband Schleswig-Holstein dieses Jubiläum gefeiert. Zu Gast war der SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel. In seiner Rede ging er auf den Einfluss Schleswig-Holsteins auf die Sozialdemokratie in Deutschland ein.

Links

Quellen

<references>

  1. Jacobsen, Jens-Christian (1988) "'Der Stolz der Gesamtpartei?' Die SPD Schleswig-Holstein 1918-1933" in: Demokratische Geschichte, Band 3, Seite 211
  2. Danker, Uwe "Die Geburt der Doppelstrategie in der "Roten Hochburg" Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein 1863-1918" In: Demokratische Geschichte, Band 3
  3. "Sozialdemokratischer Parteitag Kiel 1927", o.O.u.J
  4. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959. Malente 1998, S. 24
  5. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959. Malente 1998, S. 24
  6. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959. Malente 1998, S. 25
  7. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959. Malente 1998, Band I, S. 18
  8. Martens, Holger: SPD in Schleswig-Holstein 1945-1959. Malente 1998, S. 57 ff.