Eckart Kuhlwein

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Eckart Kuhlwein
Eckart Kuhlwein
Eckart Kuhlwein
Geboren: 11. April 1938

Eckart Kuhlwein (* 11. April 1938 in Schleswig) war lange Zeit Bundestagsabgeordneter und Mitglied des Landesvorstands.

In Nürnberg hat Eckart Kuhlwein 1956 sein Abitur abgelegt, um danach Wirtschaftswissenschaften und politischen Wissenschaften in München, Würzburg und Erlangen. Anschließend zog wieder nach Schleswig-Holstein und wurde Journalist zunächst in Kiel. Er war dann von 1962 bis 1964 bei den Lübecker Nachrichten als politischer Redakteur tätig. Nachdem er schon seit 1964 Chefredakteur einer Publikation der politischen Öffentlichkeitsarbeit gewesen war, war Kuhlwein von 1969 bis 1972 Chefredakteur einer bildungspolitischen Fachzeitschrift.

Eckart Kuhlwein gehört zu jener Generation von Sozialdemokraten, die nach dem legendären Bericht des Club of Rome "Grenzen des Wachstums" von 1972 erkannt haben, dass die Sozialdemokratie einen neuen grundlegend neuen Fortschrittsbegriff entwickeln musste, um nicht im historischen Abseits zu landen. Denn die Fortschreibung des Bisherigen ergab keine Zukunft mehr.

Aus dieser Erkenntnis hat Eckart Kuhlwein maßgeblich in Schleswig-Holstein und in der Bundespartei an den notwendigen neuen programmatischen Ansätzen mit Leidenschaft und Hingabe mitgearbeitet: "Arbeit und Umwelt", die "Zukunft der Arbeit", "Ökologische Modernisierung", "Humanisierung der Arbeit" – das waren entscheidende programmatische Weichenstellungen und lange Linien, die die Sozialdemokratie fortan geprägt haben und Eckart hatte seinen gehörigen Anteil an dieser inhaltlichen Neuorientierung.

Aber es war ohnehin nicht genug, die neue Überzeugung in Programme und Papiere zu schreiben. Den Worten mussten die Taten folgen: Und die schleswig-holsteinische SPD geriet bereits Ende der 70er Jahre in einen heftigen Konflikt und Zusammenprall mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt, der den Widerstand gegen die Kernenergie damals für eine linke Spinnerei hielt.

Es waren harte Kämpfe hier in Schleswig-Holstein gegen die von der CDU befohlenen massiven Polizeieinsätze in Brokdorf und die Diskussionen in Bonn in den Parteigremien und in der Bundestagsfraktion. Namen wie Günther Jansen und Eckart Kuhlwein stehen für diesen Widerstandsgeist der Nord-SPD.

Partei

Überreichung der Willy-Brandt-Medaille, 2015

Am 22. Januar 1965 trat Eckart Kuhlwein in die SPD ein, engagierte sich Ende der 60er und in der ersten Hälfte der 70er Jahre in der Kommunalpolitik und Ortsvereinsarbeit in Großhansdorf und Ahrensburg. Schon damals mit Ende 20, Anfang 30 stand er ohne Wenn und Aber für seine Meinung ein, was ihm sogar eine Rüge des SPD-Kreisvorstandes einhandelte - er hatte den GenossInnen vorgeworfen, sie seien zu kompromissbereit gegenüber der CDU.

1967 wurde er Landesvorsitzender der Jungsozialisten Schleswig-Holstein.

"In einer Kampfabstimmung (60:49 Stimmen) wurde der neue Landesvorsitzende Eckart Kuhlwein aus Großhansdorf gewählt. Kuhlwein kandidierte gegen den vom alten JS-Landesvorstand vorgeschlagenen Kiel JS-Vorsitzenden Herbert Schütt"[1]

Stellvertreter wurde Günter Jansen, Schriftführer Jürgen Anbuhl. Beisitzer wurden Norbert Gansel und Werner Mauck. Nicht stimmberechtigte Mitglieder wurden Karl Krahn und Rolf Selzer. Eckart Kuhlwein blieb bis 1971 Jusos-Vorsitzender.

Von 1973 bis 2003 war Eckart Kuhlwein Mitglied des Landesvorstandes der schleswig-holsteinischen SPD - von 1973 bis 1975 als stellvertretender Landesvorsitzender, danach als Beisitzer. Das sind dreißig Jahre, in denen er die Landesvorsitzenden Jochen Steffen, Günther Jansen, Willi Piecyk und Franz Thönnes erlebt und gestützt hat und die politische Arbeit des Landesverbandes mit Wort und Tat vorangebracht hat.

Umweltforum

Im Jahr 1996 war Eckart Kuhlwein einer der Gründer des Umweltforums, dessen ehrenamtlicher Geschäftsführer er bis heute ist.

Öffentliche Ämter

Mit 33 Jahren wird Eckart Kuhlwein 1971 Mitglied des schleswig-holsteinischen Landtages. Jochen Steffen hatte im Landesvorstand der Jusos nach jemandem gesucht, der die Landtagsfraktion verjüngen würde. Eckart Kuhlwein meldete sich daraufhin. Im Wahlkreis konnte er sich nicht durchsetzen - Jochen Steffen sorgt aber für einen sicheren Listenplatz bei der Landtagswahl 1971.

Er wird jugendpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und stellvertretender Vorsitzender im Ausschuss für Jugend und Sport. Sein Widerpart bei der CDU war Uwe Barschel, damals noch Landesvorsitzender der Jungen Union. Er bleibt im Landtag bis 1976. Dann wechselte er in den Bundestag.

1976 wurde er Mitglied des deutschen Bundestages. Gleichzeitig mit Heide Simonis zog er in den Bundestag ein und wie das in Schleswig-Holstein Tradition war, gingen die jüngeren Abgeordneten zur "Linken". Und auch im Bundestag brachte er sich im jugendpolitischen Bereich ein: Er wurde Mitglied im Ausschuss für Jugend, Familie und Gesundheit, später auch stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses.

1981 holte Bildungsminister Björn Engholm Eckart Kuhlwein als Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister für Bildung und Wissenschaft. Das war auch die Zeit der großen Auseinandersetzung um den NATO-Doppelbeschluss – die Stationierung amerikanischer Pershing-Raketen und Cruise Missiles als Antwort auf die SS-20 Raketenaufrüstung der Russen. Eckart Kuhlwein war eingebunden in die Kabinettsdisziplin und Helmut Schmidt hatte seine Regierungsmitglieder verdonnert, die Parteibasis auf allen Kreis- und Landesparteitagen auf die die NATO-Nachrüstung einzuschwören. Während dessen demonstrierten rund 300.000 Anhänger der Friedensbewegung am 10. Oktober 1981 im Bonner Hofgarten – darunter große Teile der jüngeren SPD-Mitglieder, die in Sonderzügen nach Bonn fuhren und folgten gebannt den Reden von Heinrich Albertz, Erhard Eppler, Helmut Gollwitzer, Robert Jungk und Heinrich Böll. Eckart Kuhlwein geriet zwischen die Fronten: Der Stormarner Kreisparteitag und große Teile der Landespartei machten ihm die Hölle heiß. Ein Rücktritt vom Regierungsamt kam für ihn dennoch nicht in Frage, weil er seine Arbeit als Bildungsstaatssekretär retten wollte. Eckart Kuhlwein hat damals darunter sehr gelitten. Aber weder die Stormarner SPD noch die Landespartei haben damals wegen dieser Auseinandersetzung, in der die Mehrheitsverhältnisse in Schleswig-Holstein ja eindeutig waren, den Stab über Eckart Kuhlwein gebrochen - er gehörte einfach dazu.

Am 1. Oktober 1982 wurde Helmut Schmidt durch ein konstruktives Misstrauensvotum gestürzt. Auch Eckart bekommt als Staatssekretär seine Entlassungsurkunde – diese trägt die Unterschrift des neuen Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU).

1988 hoffte Eckart Kuhlwein, unter dem frisch gewählten Ministerpräsidenten Björn Engholm Bildungsminister zu werden. Den Job aber bekam Eva Rühmkorf. So kümmerte sich Eckart Kuhlwein von 1988 bis 1990 als Vorsitzender um die Enquete-Kommission "Zukünftige Bildungspolitik – Bildung 2000".

Bis 1998 bliebt Eckart Kuhlwein Mitglied des Bundestags.

Sonstiges

Plakat für die "Wa(h)lfänger", 1975
  • Landesgeschäftsführer Christian Kröning war seit 1981 Eckart Kuhlweins Wahlkreismitarbeiter.
  • Als Parlamentarischer Staatssekretär bekam er einen Dienstwagen, den sein Fahrer relativ bald in Norderstedt zu Bruch fuhr. Eckart Kuhlwein wählte einen neuen Wagen: einen „marsroten“ Audi 100. Der Bund der Steuerzahler lobte ihn für die Ersparnis in Höhe von 5.000 Euro, während sich sein Fahrer genierte überall mit dem roten "Feuerwehrauto" vorzufahren. In die Kolonne anderer Minister und Staatssekretäre mit dunkelblauen und schwarzen Mercedes oder BMWs reihte sich Eckart mit dem knallroten Audi ein – Das ging gegen die Fahrer-Ehre. Der Audi stellte sich als fast unverwüstlich heraus und wurde noch zehn Jahre danach für Botendienste genutzt.
  • "Die Wa(h)lfänger" und waren Eckart Kuhlweins Kabarett-Gruppe in einigen Bundestagswahlkämpfen.
  • Eckart Kuhlwein ist Mitglied bei den Naturfreunden.
  • Anlässlich seines 50-jährigen Parteijubiläums wurde Eckart Kuhlwein mit der Willy-Brandt-Medaille in Gold ausgezeichnet. Landesvorsitzender Ralf Stegner überreichte sie in einer feierlichen Veranstaltung am 22. Januar 2015 in Ammersbek.

Artikel

Links

Quellen

  1. SPD Schleswig-Holstein (Hrgs.) "Jahresberichte 1965/66 - SPD Landesparteitag in Kiel 1.+2. Juli '67