Ortsverein Schilksee

Aus SPD Geschichtswerkstatt

[[Datei:{{#setmainimage:Kiel Schilksee.jpg}}|right|180px]] Der Ortsverein Schilksee ist eine Gliederung des Kreisverbandes Kiel.

Die Anfänge des Stadtteils

Wappen

Nur wenige Jahre nach der preußischen Annexion Schleswig-Holsteins wurde Schilksee im Jahre 1876 Landgemeinde nach preußischem Recht und bekam damit Institutionen wie Bürgermeister und Gemeinderat. Gewählt wurden damals im Regelfall keine Politiker heutiger Art, sondern als kompetent geschätzte Persönlichkeiten wie Landwirte oder Handwerksmeister wie der langjährige Bürgermeister Wilhelm Langfeldt. Die SPD taucht erst nach dem 1. Weltkrieg in der Geschichte Schilksees auf und das mit einem Großereignis, das weit über die Grenzen Kiels und Schleswig-Holsteins bekannt werden und bleiben sollte.

Kinderrepublik Seekamp

Hauptartikel: Kinderrepublik Seekamp

Kinderrepublik Seekamp 1927. Foto: Schilksee-Archiv Pieper-Wöhlk

1925 hatte die Stadt Kiel den Parzellenhof Seekamp, bis 1791 Sitz der Gutsverwaltung des Gutsbezirkes Seekamp, gekauft und bewirtschaftete ihn in eigener Regie (bis 1972). Zur selben Zeit planten der Kieler Journalist und SPD-Politiker Andreas Gayk und der SPD-Reichstagsabgeordete und Bildungsexperte Kurt Löwenstein ein Zeltlager für Kinder und Jugendliche aus Arbeiterfamilien, in dem neben dem Erholungseffekt das Erlernen demokratischer Spielregeln sowie Sport, Spiel und künstlerische Betätigung im Mittelpunkt stehen sollten. Als Ort der Zeltlagers wählte man eine Seekamper Wiese in Schilksee aus. Die Veranstaltung erhielt den Namen Kinderrepublik Seekamp und wurde Beispiel für weitere ähnliche Veranstaltungen bis 1933 und nach 1945.

Eingemeindung

Die Nazizeit sollte auch und besonders in Schilksee gravierende Folgen haben: Flüchtlinge, die meist über die Ostsee gekommen waren, vergrößerten die Einwohnerzahl (1939 rund 500) im Jahr 1945 auf rund das Dreifache. Fünf Flüchtlingslager belasteten neben Problemen mit dem Küstenschutz die kleine Gemeinde sehr. Unter dem SPD-Bürgermeister Johannes Marten kam es 1958/59 zu Eingemeindungsverhandlungen mit Kiel, die zum 1. April 1959 umgesetzt wurden.

Mit der Eingemeindung Schilksees war die Gründung des Ortsbeirats verbunden. Die Gemeindevertretung unter SPD-Führung wurde erster Ortsbeirat der Landeshauptstadt (mit Johannes Marten als Vorsitzenden) und bekam so die Chance, die Geschicke des nunmehr nördlichsten Stadtteils von Kiel weiter mit zu bestimmen. In den Verträgen waren weitgehende Rechte der Mitglieder geregelt.

Anlässlich der 500. Sitzung am 9. Juli 2014 trug Dr. Dieter Wöhlk "Highlights und Nachdenkliches aus 55 Jahren Ortsbeiratsgeschichte" vor.

Im Februar 2016 tauchte das Protokollbuch auf, in dem handschriftlich die Sitzungen des Gemeinderats bzw. des Ortsbeirates vom 30.11.1954 bis 8.11.1961 protokolliert sind.

Protokollbuch des Schilkseer Gemeinde- bzw. Ortsbeirates 1954-61. Foto: Gesine Stück

Wachstum

Schilkseer Neubauten in den 1960er Jahren. Foto: Schilksee-Archiv Pieper-Wöhlk

Wichtige Ziele wurden die Lösung der Wohnprobleme (Räumung der Lager bis 1963, Neubaugebiete in den 1960er und 1970er Jahren), effektive Küstenschutzmaßnahmen, Schulneubauten, Neubau des Hafens und Ausbau des TSV Schilksee zu einem modernen Großverein.

Luftbild Olympiahafen 1965. Foto: Schilksee-Archiv Pieper-Wöhlk

Leidenschaftliche Diskussionen löste 1973 die geplante Bebauung von Schilksee-Süd, speziell des Küstenstreifens zwischen Hohlweg (heute: Stubbekredder) und Küste, aus. Der Ortsverein sprach sich massiv gegen die Bebauung aus. Die Mitglieder argumentierten damals, man wolle kein zweites Düsternbrook.[1][2] In den zum Teil stürmischen Auseinandersetzungen sollte die damalige Ratsherrenfraktion vor dem Kreisausschuss Rechenschaft ablegen, weil sie einen entsprechenden Beschluss des Kreisparteitages missachtet hatte[3]. Speziell dem damaligen Vorsitzenden der Kieler Ratsfraktion, Stadtrat Siegfried Zimmermann, wurde vorgeworfen, dass er die Bebauung östlich des Hohlweges durchgesetzt habe[4].

Großen Anteil an der Stadtteilentwicklung hat der Hafen: Schon 1936 war Schilksee Austragungsort der Olympischen Segel-Wettkämpfe. 1972 bewarb sich die Stadt erneut erfolgreich um die Austragung und verband dies mit dem Bau des Olympiazentrums und zahlreicher anderer Infrastrukturmaßnahmen.

Heute ist das Olympiazentrum zentraler Austragungsort und Hafen für die Segel-Wettkämpfe während der Kieler Woche und anderer nationaler und internationaler Segel-Veranstaltungen.

Ponygehege

Ponygehege am Salzwiesenweg 1995. Foto: Wöhlk

1972 entstand im Ortsverein unter Leitung von Emil Manzewski die Idee zur Einrichtung eines Tiergeheges in Schilksee. Gleichzeitig stiftete Siegfried Zimmermann, in jungen Jahren erfolgreicher TSV-Sportler, das Pony "Sigi". Weitere Spenden und eine Haussammlung[5] brachten über 5.000 DM, umfangreiche Sachspenden kamen hinzu. Die Arbeiten am Standort Salzwiesenweg erledigten weitere Mitglieder des Ortsvereins wie Hans Mehrens, Eckart Finger und Dieter Diesel, aber auch parteiunabhängige Schilkseer Bürger. Nach der erfolgreichen Aufbauphase des Projektes stellte sich das Problem der Unterhaltung des Ponygeheges. Hier zeigte sich die gute Zusammenarbeit zwischen Ortsverein, Ortsbeirat und TSV Schilksee. Zusammen mit der Stadt Kiel wurde ein Organisationsmodell entwickelt und das Ponygehege als Sparte in den TSV integriert - eine außergewöhnliche Lösung, die sich bis heute bewährt hat.

Weitere Projekte wurden von der Schilkseer SPD im Laufe der Jahre bis heute initiiert, gefördert, begleitet - vieles auch in fruchtbarer Zusammenarbeit mit dem politischen Gegner über die Parteigrenzen hinweg auf der Schiene persönlicher Kontakte, was im Stadtteilbereich immer wieder unverzichtbar ist.

Kultur auf Seekamp

SPD-Sommerfest auf Seekamp 2013 mit Hans-Peter Bartels. Foto: Peter Baumgardt

Beispielsweise sammelten Schilkseer Bürgerinnen und Bürger Anfang 2014 über 2.500 Unterschriften gegen eine geplante Bebauung im Landschaftsschutzgebiet vor der Steilküste - auf der sogenannten Kuhwiese. Die große Mehrheit des Ortsvereinsvorstands war aktiv in dieser Bürgerinitiative. Die so genannte Erinnerungskapelle zum Gedenken an die Opfer eines Flugzeugabsturzes im Atlantik im Jahr 2009 wurde schließlich verhindert.

Gutshaus Seekamp 2014, heute Sitz der Hans-Kock-Stiftung. Foto: Wolfgang Brammen

Die Kerngruppe der Beteiligten tat sich im Laufe des Jahres zur "Bürgerinitiative Kulturpark Seekamp" zusammen, um das Gelände zu beleben und die Hans-Kock-Stiftung zu unterstützen (www.kulturpark-seekamp). Schon 2013 hatte der Schilkseer Genosse Gerd Müller (ehemals Pressesprecher der Stadt Kiel) mit dem Kulturforum der SPD Schleswig-Holstein ein großes Sommerfest organisiert, zu dem über 500 Gäste kamen.

Vorsitzende des Ortsvereins

Ortsbeirat

Zeit Vorsitz Stellvertretung
seit 2013 Antje Möller-Neustock
2011-2013 Maike Finger
2008-2011 Gerd Prasse
2003-2008 Stefan Johannsen
1994-2003 Harald Steinke
1991-1994 Harald Steinke
1986-1991 Gerd Prasse
?-1978 Christa Lohmann
1971-? Dieter Diesel
1959-1971 Johannes Marten

VertreterInnen in der Kieler Ratsversammlung

Mitglieder in weiteren Funktionen

  • Dieter Diesel, Ratsherr und Dezernent für verschiedene Aufgabenbereiche
  • Rolf Johanning, Stadtpräsident (1978-1982) und Kulturdezernent (1982-1990)
  • Joachim Lohmann, Landtagsabgeordneter für den Kieler Norden (1983-1993), später Staatssekretär im Finanzministerium des Landes Schleswig-Holstein.

Literatur

  • Pieper-Wöhlk, H./Wöhlk, D.: 725 Jahre Schilksee (Kiel 1999)
  • Unterlagen der städtischen Protokollführer des Ortsbeirats Schilksee
  • Kieler Nachrichten

Links

Quellen

  1. Schilksee der Freizeit erhalten, Kieler Nachrichten, 7.3.1973
  2. Schilkseer gegen eine Bebauung der Küste, Kieler Nachrichten, 27.4.1973
  3. SPD-Ratsherren sollen Rechenschaft ablegen, Kieler Nachrichten, 9.6.1973
  4. Harte Diskussion in Schilksee, Kieler Nachrichten, 4.7.1973
  5. Haussammlung in Schilksee, Kieler Nachrichten, 5.6.1973