Eckart Kuhlwein: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 27: Zeile 27:
|BundesstaatssekretärIn = 0
|BundesstaatssekretärIn = 0
}}
}}
'''Eckart Kuhlwein''' (* [[11. April]] [[1938]] in Schleswig) war lange Zeit Bundestagsabgeordneter und Mitglied des Landesvorstands.  
'''Eckart Kuhlwein''', * [[11. April]] [[1938]] in Schleswig; Diplom-Volkswirt und Journalist. Verheiratet, vier Kinder. Mitglied der SPD seit [[1965]].


In Nürnberg hat Eckart Kuhlwein [[1956]] sein Abitur abgelegt, um danach Wirtschaftswissenschaften und politischen Wissenschaften in München, Würzburg und Erlangen. Anschließend zog wieder nach Schleswig-Holstein und wurde Journalist zunächst in Kiel. Er war dann von [[1962]] bis [[1964]] bei den Lübecker Nachrichten als politischer Redakteur tätig. Nachdem er schon seit [[1964]] Chefredakteur einer Publikation der politischen Öffentlichkeitsarbeit gewesen war, war Kuhlwein von [[1969]] bis [[1972]] Chefredakteur einer bildungspolitischen Fachzeitschrift.
== Werdegang ==
In Nürnberg legte Eckart Kuhlwein [[1956]] sein Abitur ab, studierte danach in München, Würzburg und Erlangen Wirtschafts- und politischen Wissenschaften. Anschließend zog wieder nach Schleswig-Holstein und wurde Journalist, zunächst in Kiel. Von [[1962]] bis [[1964]] war er bei den Lübecker Nachrichten als politischer Redakteur tätig. [[1964]] übernahm er als Chefredakteur eine Publikation der politischen Öffentlichkeitsarbeit, von [[1969]] bis [[1972]] dann eine bildungspolitische Fachzeitschrift.


Eckart Kuhlwein gehört zu jener Generation von Sozialdemokraten, die nach dem legendären Bericht des Club of Rome "[https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Grenzen_des_Wachstums Grenzen des Wachstums]" von [[1972]] erkannt haben, dass die Sozialdemokratie einen neuen grundlegend neuen Fortschrittsbegriff entwickeln musste, um nicht im historischen Abseits zu landen. Denn die Fortschreibung des Bisherigen ergab keine Zukunft mehr.
Er betätigte sich - wie sein Förderer [[Jochen Steffen]] - auch als Kabarettist. [[Die Wa(h)lfänger]] waren seine Kabarett-Gruppe in einigen Bundestagswahlkämpfen.


Aus dieser Erkenntnis hat Eckart Kuhlwein maßgeblich in Schleswig-Holstein und in der Bundespartei an den notwendigen neuen programmatischen Ansätzen mit Leidenschaft und Hingabe mitgearbeitet: "Arbeit und Umwelt", die "Zukunft der Arbeit", "Ökologische Modernisierung", "Humanisierung der Arbeit" – das waren entscheidende programmatische Weichenstellungen und lange Linien, die die Sozialdemokratie fortan geprägt haben und Eckart hatte seinen gehörigen Anteil an dieser inhaltlichen Neuorientierung.  
Eckart Kuhlwein ist Mitglied der IG Medien, der [[Arbeiterwohlfahrt]], der Roten Falken, des
Arbeiter-Samariter-Bundes und der [[Naturfreunde]], deren Bundesfachgruppenleiter für Natur- und Umweltschutz und Sanften Tourismus (NUST) er auch war. Er gehört amnesty international, der A. Paul Weber-Gesellschaft, der Barlach-Gesellschaft sowie dem Verein "Jordsand" zum Schutze der Seevögel und der Natur an.  


Aber es war ohnehin nicht genug, die neue Überzeugung in Programme und Papiere zu schreiben. Den Worten mussten die Taten folgen: Und die schleswig-holsteinische SPD geriet bereits Ende der 70er Jahre in einen heftigen Konflikt und Zusammenprall mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt, der den Widerstand gegen die [[Atomkraft|Kernenergie]] damals für eine linke Spinnerei hielt.  
Von [[1999]] bis [[2015]] war er Vorsitzender des [http://dzforum.de/index.php/en/?option=com_content&view=article&id=2&Itemid=2&phpMyAdmin=c0919eb964f19eea17395e717f1e542c&lang=de Deutsch-Zyprischen Forums], das die friedliche Wiedervereinigung der Insel zum Ziel hatte.


Es waren harte Kämpfe hier in Schleswig-Holstein gegen die von der CDU befohlenen massiven Polizeieinsätze in Brokdorf und die Diskussionen in Bonn in den Parteigremien und in der Bundestagsfraktion.
== Partei ==
Namen wie [[Günther Jansen]] und Eckart Kuhlwein stehen für diesen Widerstandsgeist der Nord-SPD.
[[Datei:Dirk Wahlfänger.jpg|thumb|180px|Plakat für die "Wa(h)lfänger", 1975]]
Am [[22. Januar]] [[1965]] trat Eckart Kuhlwein in die SPD ein, engagierte sich zunächst in der Kommunalpolitik und Ortsvereinsarbeit in [[Ortsverein Großhansdorf|Großhansdorf]] und [[Ortsverein Ahrensburg|Ahrensburg]]. Schon als junger Mann stand er ohne Wenn und Aber für seine Meinung ein, was ihm sogar eine Rüge seines [[Kreisverband Stormarn|Kreisvorstandes]] einbrachte - er hatte den GenossInnen vorgeworfen, sie seien zu kompromissbereit gegenüber der CDU.


== Partei ==
Eckart Kuhlwein gehört zu jener Generation von Sozialdemokraten, die nach dem legendären Bericht des Club of Rome (''[https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Grenzen_des_Wachstums Grenzen des Wachstums]'') von [[1972]] erkannten, dass die Sozialdemokratie einen grundlegend neuen Fortschrittsbegriff entwickeln musste, um nicht im historischen Abseits zu landen. Denn in der Fortschreibung des Bisherigen lag keine Zukunft mehr.
[[Datei:50 Jahre SPD Eckart Kuhlwein.JPG|thumb|280px|right|Überreichung der Willy-Brandt-Medaille, 2015]]
 
Am [[22. Januar]] [[1965]] trat Eckart Kuhlwein in die SPD ein, engagierte sich Ende der 60er und in der ersten Hälfte der 70er Jahre in der Kommunalpolitik und Ortsvereinsarbeit in Großhansdorf und Ahrensburg. Schon damals mit Ende 20, Anfang 30 stand er ohne Wenn und Aber für seine Meinung ein, was ihm sogar eine Rüge des SPD-Kreisvorstandes einhandelte - er hatte den GenossInnen vorgeworfen, sie seien zu kompromissbereit gegenüber der CDU.
Aus dieser Erkenntnis heraus hat Eckart Kuhlwein mit Leidenschaft und Hingabe, in Schleswig-Holstein und in der Bundespartei, maßgeblich an den neuen programmatischen Ansätzen mitgearbeitet: "Arbeit und Umwelt", die "Zukunft der Arbeit", "Ökologische Modernisierung", "Humanisierung der Arbeit" – das waren entscheidende programmatische Weichenstellungen und lange Linien, die die Sozialdemokratie fortan geprägt haben. Eckart Kuhlwein hatte seinen gehörigen Anteil an dieser inhaltlichen Neuorientierung.
 
Aber ihm reichte es nicht aus, die neue Überzeugung in Programme und Papiere zu schreiben. Den Worten mussten Taten folgen: Bereits Ende der 1970er Jahre lag die schleswig-holsteinische SPD im Konflikt mit Bundeskanzler [[Helmut Schmidt]], der den Widerstand gegen die [[Atomkraft|Kernenergie]] für eine linke Spinnerei hielt. Es gab heftige Diskussionen in den Gremien der Bundespartei und in der Bundestagsfraktion. Noch wesentlich konkreter waren die harten Kämpfe vor Ort gegen die von der CDU-Landesregierung befohlenen massiven Polizeieinsätze am Bauplatz des Atomkraftwerks Brokdorf. Namen wie [[Günther Jansen]] und Eckart Kuhlwein stehen für den Widerstandsgeist der Nord-SPD.


=== Juso-Landesvorsitzender ===
[[1967]] wurde er Landesvorsitzender der [[Jusos|Jungsozialisten Schleswig-Holstein]].  
[[1967]] wurde er Landesvorsitzender der [[Jusos|Jungsozialisten Schleswig-Holstein]].  
: "In einer Kampfabstimmung (60:49 Stimmen) wurde der neue Landesvorsitzende Eckart Kuhlwein aus Großhansdorf gewählt. Kuhlwein kandidierte gegen den vom alten [[Jusos|JS]]-Landesvorstand vorgeschlagenen Kieler JS-Vorsitzenden [[Herbert Schütt]]"<ref>SPD Schleswig-Holstein (Hrsg.): ''Jahresberichte 1965/66 - SPD Landesparteitag in Kiel 1.+2. Juli '67''</ref>


: "In einer Kampfabstimmung (60:49 Stimmen) wurde der neue Landesvorsitzende Eckart Kuhlwein aus Großhansdorf gewählt. Kuhlwein kandidierte gegen den vom alten [[Jusos|JS]]-Landesvorstand vorgeschlagenen Kiel JS-Vorsitzenden [[Herbert Schütt]]"<ref>SPD Schleswig-Holstein (Hrgs.) "Jahresberichte 1965/66 - SPD Landesparteitag in Kiel 1.+2. Juli '67</ref>
Stellvertreter wurde [[Günter Jansen]], Schriftführer [[Jürgen Anbuhl]], Beisitzer [[Norbert Gansel]] und [[Werner Mauck]], nicht stimmberechtigte Mitglieder [[Karl Krahn]] und [[Rolf Selzer]]. Eckart Kuhlwein wurde [[1968]] von [[Günther Jansen]] abgelöst und [[1969]] erneut bis [[1971]] zum Jusos-Vorsitzenden gewählt.


Stellvertreter wurde [[Günter Jansen]], Schriftführer [[Jürgen Anbuhl]]. Beisitzer wurden [[Norbert Gansel]] und [[Werner Mauck]]. Nicht stimmberechtigte Mitglieder wurden [[Karl Krahn]] und [[Rolf Selzer]]. Eckart Kuhlwein blieb bis [[1971]] Jusos-Vorsitzender.
Von [[1973]] bis [[2003]] gehörte Eckart Kuhlwein dem [[Landesvorstand]] an - von [[1973]] bis [[1975]] als stellvertretender Landesvorsitzender, danach als Beisitzer. Das sind dreißig Jahre, in denen er die Landesvorsitzenden [[Jochen Steffen]], [[Günther Jansen]], [[Willi Piecyk]] und [[Franz Thönnes]] erlebte. Im Jahr [[2011]] bewarb er sich noch einmal, allerdings erfolglos, um einen Platz als Beisitzer im Landesvorstand.


Von [[1973]] bis [[2003]] war Eckart Kuhlwein Mitglied des Landesvorstandes der schleswig-holsteinischen SPD - von [[1973]] bis [[1975]] als stellvertretender Landesvorsitzender, danach als Beisitzer. Das sind dreißig Jahre, in denen er die Landesvorsitzenden [[Jochen Steffen]], [[Günther Jansen]], [[Willi Piecyk]] und [[Franz Thönnes]] erlebt hat. Im Jahr [[2011]] bewirbt sich Eckart Kuhlwein noch einmal erfolglos um einen Platz als Beisitzer im Landesvorstand.
=== umWeltforum ===
[[1996]] gehörte Eckart Kuhlwein zu den Gründerinnen und Gründern des [[umWeltforum]]s der Landes-SPD, dessen ehrenamtlicher Geschäftsführer er heute noch ist.


=== Umweltforum ===
=== Landtag ===
Im Jahr [[1996]] war Eckart Kuhlwein einer der Gründer des [[Umweltforum]]s, dessen ehrenamtlicher Geschäftsführer er bis heute ist.
Mit 33 Jahren wurde Eckart Kuhlwein in der [[Landtagswahl 1971]] zum Mitglied des Landtages gewählt. [[Jochen Steffen]] hatte im Landesvorstand der [[Jusos]] nach jemandem gesucht, der die Landtagsfraktion verjüngen würde. Eckart Kuhlwein meldete sich daraufhin. Im Wahlkreis konnte er sich nicht durchsetzen - Steffen sorgte aber für einen sicheren Listenplatz.  


== Öffentliche Ämter ==
Der neue Abgeordnete wurde jugendpolitischer Sprecher der Fraktion und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Jugend und Sport. (Sein Widerpart bei der CDU war Uwe Barschel, damals noch Landesvorsitzender der Jungen Union.) Er blieb im Landtag bis [[1976]].
Mit 33 Jahren wird Eckart Kuhlwein [[1971]] Mitglied des schleswig-holsteinischen Landtages. [[Jochen Steffen]] hatte im Landesvorstand der [[Jusos]] nach jemandem gesucht, der die Landtagsfraktion verjüngen würde. Eckart Kuhlwein meldete sich daraufhin. Im Wahlkreis konnte er sich nicht durchsetzen - Jochen Steffen sorgt aber für einen sicheren Listenplatz bei der [[Landtagswahl 1971]].  


Er wird jugendpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und stellvertretender Vorsitzender im Ausschuss für Jugend und Sport. Sein Widerpart bei der CDU war Uwe Barschel, damals noch Landesvorsitzender der Jungen Union. Er bleibt im Landtag bis [[1976]]. Dann wechselte er in den Bundestag.
=== Bundestag ===
[[1976]] wurde er in den deutschen Bundestag gewählt, gleichzeitig mit [[Heide Simonis]]. Wie es für Schleswig-Holstein Tradition war, ordneten sich die jüngeren Abgeordneten dem linken Flügel zu. Auch im Bundestag brachte er sich im jugendpolitischen Bereich ein: Er wurde Mitglied im Ausschuss für Jugend, Familie und Gesundheit, später auch stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses.


[[1976]] wurde er Mitglied des deutschen Bundestages. Gleichzeitig mit [[Heide Simonis]] zog er in den Bundestag ein und wie das in Schleswig-Holstein Tradition war, gingen die jüngeren Abgeordneten zur "Linken". Und auch im Bundestag brachte er sich im jugendpolitischen Bereich ein: Er wurde Mitglied im Ausschuss für Jugend, Familie und Gesundheit, später auch stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses.
Sein Wahlkreismitarbeiter war seit [[1981]] der heutige Landesgeschäftsführer [[Christian Kröning]].


[[1981]] holte Bildungsminister [[Björn Engholm]] Eckart Kuhlwein als Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister für Bildung und Wissenschaft. Das war auch die Zeit der großen Auseinandersetzung um den [https://de.wikipedia.org/wiki/NATO-Doppelbeschluss NATO-Doppelbeschluss] – die Stationierung amerikanischer Pershing-Raketen und Cruise Missiles als Antwort auf die SS-20 Raketenaufrüstung der Russen. Eckart Kuhlwein war eingebunden in die Kabinettsdisziplin und [[Helmut Schmidt]] hatte seine Regierungsmitglieder verdonnert, die Parteibasis auf allen Kreis- und Landesparteitagen auf die  die NATO-Nachrüstung einzuschwören. Während dessen demonstrierten rund 300.000 Anhänger der [[Friedenspolitik|Friedensbewegung]] am [[10. Oktober]] [[1981]] im Bonner Hofgarten – darunter große Teile der jüngeren SPD-Mitglieder, die in Sonderzügen nach Bonn fuhren und folgten gebannt den Reden von [[Heinrich Albertz]], [[Erhard Eppler]], Helmut Gollwitzer, Robert Jungk und Heinrich Böll. Eckart Kuhlwein geriet zwischen die Fronten: Der [[Kreisverband Stormarn|Stormarner Kreisparteitag]] und große Teile der Landespartei machten ihm die Hölle heiß. Ein Rücktritt vom Regierungsamt kam für ihn dennoch nicht in Frage, weil er seine Arbeit als Bildungsstaatssekretär retten wollte. Eckart Kuhlwein hat damals darunter sehr gelitten. Aber weder die Stormarner SPD noch die Landespartei haben damals wegen dieser Auseinandersetzung, in der die Mehrheitsverhältnisse in Schleswig-Holstein ja eindeutig waren, den Stab über Eckart Kuhlwein gebrochen - er gehörte einfach dazu.  
[[1981]] holte der Bundesminister für Bildung und Wissenschaft, [[Björn Engholm]], Eckart Kuhlwein als Parlamentarischen Staatssekretär in sein Ministerium. Der Staatssekretär bekam einen Dienstwagen, den sein Fahrer relativ bald in Norderstedt zu Bruch fuhr. Als neuen Wagen wählte er einen "marsroten" Audi 100. Der Bund der Steuerzahler lobte ihn für die Ersparnis in Höhe von 5.000 Euro; sein Fahrer genierte sich, dass er überall mit dem knallroten "Feuerwehrauto" vorfahren musste, nicht zuletzt in der Kolonne der Minister und Staatssekretäre mit ihren dunkelblauen und schwarzen Mercedes oder BMWs. Der Audi stellte sich als fast unverwüstlich heraus und wurde noch zehn Jahre danach für Botendienste genutzt.


Am [[1. Oktober]] [[1982]] wurde [[Helmut Schmidt]] durch ein konstruktives Misstrauensvotum gestürzt. Auch Eckart bekommt als Staatssekretär seine Entlassungsurkunde – diese trägt die Unterschrift des neuen Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU).
Dies war auch die Zeit der großen Auseinandersetzung um den [https://de.wikipedia.org/wiki/NATO-Doppelbeschluss NATO-Doppelbeschluss] – die Stationierung amerikanischer Pershing-Raketen und Cruise Missiles als Antwort auf die Aufrüstung der Russen mit SS-20-Raketen. Eckart Kuhlwein war eingebunden in die Kabinettsdisziplin, und [[Helmut Schmidt]] hatte seine Regierungsmitglieder verdonnert, die Parteibasis auf allen Kreis- und Landesparteitagen auf die die NATO-Nachrüstung einzuschwören.  


[[1988]] hoffte Eckart Kuhlwein, unter dem frisch gewählten Ministerpräsidenten [[Björn Engholm]] Bildungsminister zu werden. Den Job aber bekam [[Eva Rühmkorf]]. So kümmerte sich Eckart Kuhlwein von [[1988]] bis [[1990]] als Vorsitzender um die Enquete-Kommission "[http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2013/42988311_kw09_enquete_bildung_kalenderblatt/210958 Zukünftige Bildungspolitik – Bildung 2000]".
Am [[10. Oktober]] [[1981]] demonstrierten rund 300.000 Anhänger der [[Friedenspolitik|Friedensbewegung]] im Bonner Hofgarten, darunter viele jüngere SPD-Mitglieder (auch [[Ortsverein Kiel-Süd#Traditionsfahne|Kieler]]), die in Sonderzügen nach Bonn fuhren und gebannt den Reden von [[Heinrich Albertz]], [[Erhard Eppler]], Helmut Gollwitzer, Robert Jungk und Heinrich Böll folgten. Eckart Kuhlwein geriet zwischen die Fronten: Sein [[Kreisverband Stormarn]] und große Teile der Landespartei machten ihm die Hölle heiß. Ein Rücktritt vom Regierungsamt kam für ihn dennoch nicht in Frage, weil er seine Arbeit als Bildungsstaatssekretär retten wollte. Darunter hat er damals nach eigenem Bekunden sehr gelitten. Aber weder die Stormarner SPD noch die Landespartei haben wegen dieser Auseinandersetzung, in der die Mehrheitsverhältnisse in Schleswig-Holstein ja eindeutig waren, den Stab über Eckart Kuhlwein gebrochen - er gehörte einfach dazu.  


Bis [[1998]] bliebt Eckart Kuhlwein Mitglied des Bundestags.
Als am [[1. Oktober]] [[1982]] [[Helmut Schmidt]] durch ein konstruktives Misstrauensvotum gestürzt wurde, verlor auch Eckart Kuhlwein sein Amt. Seine Entlassungsurkunde trug die Unterschrift des neuen Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU).


== Sonstiges ==
Mitglied des Bundestages blieb er bis [[1998]].
[[Datei:Dirk Wahlfänger.jpg|thumb|180px|Plakat für die "Wa(h)lfänger", 1975]]
 
* Landesgeschäftsführer [[Christian Kröning]] war seit [[1981]] Eckart Kuhlweins Wahlkreismitarbeiter.
=== Landespolitik ===
* Als Parlamentarischer Staatssekretär bekam er einen Dienstwagen, den sein Fahrer relativ bald in Norderstedt zu Bruch fuhr. Eckart Kuhlwein wählte einen neuen Wagen: einen „marsroten“ Audi 100. Der Bund der Steuerzahler lobte ihn für die Ersparnis in Höhe von 5.000 Euro, während sich sein Fahrer genierte überall mit dem roten "Feuerwehrauto" vorzufahren. In die Kolonne anderer Minister und Staatssekretäre mit dunkelblauen und schwarzen Mercedes oder BMWs reihte sich Eckart mit dem knallroten Audi ein Das ging gegen die Fahrer-Ehre. Der Audi stellte sich als fast unverwüstlich heraus und wurde noch zehn Jahre danach für Botendienste genutzt.
[[1988]] hoffte Eckart Kuhlwein, nach dem Wahlsieg der SPD unter dem frisch gewählten Ministerpräsidenten [[Björn Engholm]] Bildungsminister zu werden. Für dieses Amt wurde jedoch [[Eva Rühmkorf]] geholt. So kümmerte sich Eckart Kuhlwein von [[1988]] bis [[1990]] als Vorsitzender um die Enquete-Kommission ''[http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2013/42988311_kw09_enquete_bildung_kalenderblatt/210958 Zukünftige Bildungspolitik Bildung 2000]''.
* "[[Die Wa(h)lfänger]]" und waren Eckart Kuhlweins Kabarett-Gruppe in einigen Bundestagswahlkämpfen.
 
* Eckart Kuhlwein ist Mitglied bei den [[Naturfreunde]]n.
== Ehrungen ==
Anlässlich seines 50-jährigen Parteijubiläums wurde Eckart Kuhlwein mit der Willy-Brandt-Medaille in Gold ausgezeichnet. Landesvorsitzender [[Ralf Stegner]] überreichte sie in einer feierlichen Veranstaltung am [[22. Januar]] [[2015]] in Ammersbek.
[[Datei:50 Jahre SPD Eckart Kuhlwein.JPG|thumb|280px|right|Überreichung der Willy-Brandt-Medaille, 2015]]
Anlässlich seiner 50-jährigen Parteizugehörigkeit wurde Eckart Kuhlwein mit der Willy-Brandt-Medaille in Gold ausgezeichnet. Landesvorsitzender [[Ralf Stegner]] überreichte sie in einer feierlichen Veranstaltung am [[22. Januar]] [[2015]] in Ammersbek.


== Artikel ==
== Veröffentlichungen ==
* "[http://www.zeit.de/1994/45/links-sind-nur-wir/komplettansicht Links sind nur wir]" DIE ZEIT, 4.11.1994 Nr. 45
* ''[http://www.zeit.de/1994/45/links-sind-nur-wir/komplettansicht Links sind nur wir]'', DIE ZEIT, 4.11.1994
* ''Links, dickschädelig und frei: 30 Jahre im SPD-Vorstand in Schleswig-Holstein'' (Berlin/Hamburg 2010) ISBN 3868506616<ref>st: ''[http://www.rotation-verlag.de/bilder/Immerlinksvorneweg.pdf Immer links vorweg]'', ''Stormarner Tageblatt'', 28.6.2010</ref>


== Links ==
== Links ==
*[http://lissh.lvn.parlanet.de/cgi-bin/starfinder/0?path=samtflmore.txt&id=fastlink&pass=&search=ID%3D1220&format=WEBVOLLLANG Landtagsinformationssystem]
*Landtagsinformationssystem: [http://lissh.lvn.parlanet.de/cgi-bin/starfinder/0?path=samtflmore.txt&id=fastlink&pass=&search=ID%3D1220&format=WEBVOLLLANG Eckart Kuhlwein]
*Wikipedia: [https://de.wikipedia.org/wiki/Eckart_Kuhlwein Eckart Kuhlwein]
*Abgeordnetenbiografie beim Dt. Bundestag: [http://webarchiv.bundestag.de/archive/2007/0206/mdb/mdb13/bio/K/kuhlwec0.html Eckart Kuhlwein]


== Quellen ==
== Quellen ==

Version vom 3. März 2016, 02:26 Uhr

Eckart Kuhlwein
Eckart Kuhlwein
Eckart Kuhlwein
Geboren: 11. April 1938

Eckart Kuhlwein, * 11. April 1938 in Schleswig; Diplom-Volkswirt und Journalist. Verheiratet, vier Kinder. Mitglied der SPD seit 1965.

Werdegang

In Nürnberg legte Eckart Kuhlwein 1956 sein Abitur ab, studierte danach in München, Würzburg und Erlangen Wirtschafts- und politischen Wissenschaften. Anschließend zog wieder nach Schleswig-Holstein und wurde Journalist, zunächst in Kiel. Von 1962 bis 1964 war er bei den Lübecker Nachrichten als politischer Redakteur tätig. 1964 übernahm er als Chefredakteur eine Publikation der politischen Öffentlichkeitsarbeit, von 1969 bis 1972 dann eine bildungspolitische Fachzeitschrift.

Er betätigte sich - wie sein Förderer Jochen Steffen - auch als Kabarettist. Die Wa(h)lfänger waren seine Kabarett-Gruppe in einigen Bundestagswahlkämpfen.

Eckart Kuhlwein ist Mitglied der IG Medien, der Arbeiterwohlfahrt, der Roten Falken, des Arbeiter-Samariter-Bundes und der Naturfreunde, deren Bundesfachgruppenleiter für Natur- und Umweltschutz und Sanften Tourismus (NUST) er auch war. Er gehört amnesty international, der A. Paul Weber-Gesellschaft, der Barlach-Gesellschaft sowie dem Verein "Jordsand" zum Schutze der Seevögel und der Natur an.

Von 1999 bis 2015 war er Vorsitzender des Deutsch-Zyprischen Forums, das die friedliche Wiedervereinigung der Insel zum Ziel hatte.

Partei

Plakat für die "Wa(h)lfänger", 1975

Am 22. Januar 1965 trat Eckart Kuhlwein in die SPD ein, engagierte sich zunächst in der Kommunalpolitik und Ortsvereinsarbeit in Großhansdorf und Ahrensburg. Schon als junger Mann stand er ohne Wenn und Aber für seine Meinung ein, was ihm sogar eine Rüge seines Kreisvorstandes einbrachte - er hatte den GenossInnen vorgeworfen, sie seien zu kompromissbereit gegenüber der CDU.

Eckart Kuhlwein gehört zu jener Generation von Sozialdemokraten, die nach dem legendären Bericht des Club of Rome (Grenzen des Wachstums) von 1972 erkannten, dass die Sozialdemokratie einen grundlegend neuen Fortschrittsbegriff entwickeln musste, um nicht im historischen Abseits zu landen. Denn in der Fortschreibung des Bisherigen lag keine Zukunft mehr.

Aus dieser Erkenntnis heraus hat Eckart Kuhlwein mit Leidenschaft und Hingabe, in Schleswig-Holstein und in der Bundespartei, maßgeblich an den neuen programmatischen Ansätzen mitgearbeitet: "Arbeit und Umwelt", die "Zukunft der Arbeit", "Ökologische Modernisierung", "Humanisierung der Arbeit" – das waren entscheidende programmatische Weichenstellungen und lange Linien, die die Sozialdemokratie fortan geprägt haben. Eckart Kuhlwein hatte seinen gehörigen Anteil an dieser inhaltlichen Neuorientierung.

Aber ihm reichte es nicht aus, die neue Überzeugung in Programme und Papiere zu schreiben. Den Worten mussten Taten folgen: Bereits Ende der 1970er Jahre lag die schleswig-holsteinische SPD im Konflikt mit Bundeskanzler Helmut Schmidt, der den Widerstand gegen die Kernenergie für eine linke Spinnerei hielt. Es gab heftige Diskussionen in den Gremien der Bundespartei und in der Bundestagsfraktion. Noch wesentlich konkreter waren die harten Kämpfe vor Ort gegen die von der CDU-Landesregierung befohlenen massiven Polizeieinsätze am Bauplatz des Atomkraftwerks Brokdorf. Namen wie Günther Jansen und Eckart Kuhlwein stehen für den Widerstandsgeist der Nord-SPD.

Juso-Landesvorsitzender

1967 wurde er Landesvorsitzender der Jungsozialisten Schleswig-Holstein.

"In einer Kampfabstimmung (60:49 Stimmen) wurde der neue Landesvorsitzende Eckart Kuhlwein aus Großhansdorf gewählt. Kuhlwein kandidierte gegen den vom alten JS-Landesvorstand vorgeschlagenen Kieler JS-Vorsitzenden Herbert Schütt"[1]

Stellvertreter wurde Günter Jansen, Schriftführer Jürgen Anbuhl, Beisitzer Norbert Gansel und Werner Mauck, nicht stimmberechtigte Mitglieder Karl Krahn und Rolf Selzer. Eckart Kuhlwein wurde 1968 von Günther Jansen abgelöst und 1969 erneut bis 1971 zum Jusos-Vorsitzenden gewählt.

Von 1973 bis 2003 gehörte Eckart Kuhlwein dem Landesvorstand an - von 1973 bis 1975 als stellvertretender Landesvorsitzender, danach als Beisitzer. Das sind dreißig Jahre, in denen er die Landesvorsitzenden Jochen Steffen, Günther Jansen, Willi Piecyk und Franz Thönnes erlebte. Im Jahr 2011 bewarb er sich noch einmal, allerdings erfolglos, um einen Platz als Beisitzer im Landesvorstand.

umWeltforum

1996 gehörte Eckart Kuhlwein zu den Gründerinnen und Gründern des umWeltforums der Landes-SPD, dessen ehrenamtlicher Geschäftsführer er heute noch ist.

Landtag

Mit 33 Jahren wurde Eckart Kuhlwein in der Landtagswahl 1971 zum Mitglied des Landtages gewählt. Jochen Steffen hatte im Landesvorstand der Jusos nach jemandem gesucht, der die Landtagsfraktion verjüngen würde. Eckart Kuhlwein meldete sich daraufhin. Im Wahlkreis konnte er sich nicht durchsetzen - Steffen sorgte aber für einen sicheren Listenplatz.

Der neue Abgeordnete wurde jugendpolitischer Sprecher der Fraktion und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Jugend und Sport. (Sein Widerpart bei der CDU war Uwe Barschel, damals noch Landesvorsitzender der Jungen Union.) Er blieb im Landtag bis 1976.

Bundestag

1976 wurde er in den deutschen Bundestag gewählt, gleichzeitig mit Heide Simonis. Wie es für Schleswig-Holstein Tradition war, ordneten sich die jüngeren Abgeordneten dem linken Flügel zu. Auch im Bundestag brachte er sich im jugendpolitischen Bereich ein: Er wurde Mitglied im Ausschuss für Jugend, Familie und Gesundheit, später auch stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses.

Sein Wahlkreismitarbeiter war seit 1981 der heutige Landesgeschäftsführer Christian Kröning.

1981 holte der Bundesminister für Bildung und Wissenschaft, Björn Engholm, Eckart Kuhlwein als Parlamentarischen Staatssekretär in sein Ministerium. Der Staatssekretär bekam einen Dienstwagen, den sein Fahrer relativ bald in Norderstedt zu Bruch fuhr. Als neuen Wagen wählte er einen "marsroten" Audi 100. Der Bund der Steuerzahler lobte ihn für die Ersparnis in Höhe von 5.000 Euro; sein Fahrer genierte sich, dass er überall mit dem knallroten "Feuerwehrauto" vorfahren musste, nicht zuletzt in der Kolonne der Minister und Staatssekretäre mit ihren dunkelblauen und schwarzen Mercedes oder BMWs. Der Audi stellte sich als fast unverwüstlich heraus und wurde noch zehn Jahre danach für Botendienste genutzt.

Dies war auch die Zeit der großen Auseinandersetzung um den NATO-Doppelbeschluss – die Stationierung amerikanischer Pershing-Raketen und Cruise Missiles als Antwort auf die Aufrüstung der Russen mit SS-20-Raketen. Eckart Kuhlwein war eingebunden in die Kabinettsdisziplin, und Helmut Schmidt hatte seine Regierungsmitglieder verdonnert, die Parteibasis auf allen Kreis- und Landesparteitagen auf die die NATO-Nachrüstung einzuschwören.

Am 10. Oktober 1981 demonstrierten rund 300.000 Anhänger der Friedensbewegung im Bonner Hofgarten, darunter viele jüngere SPD-Mitglieder (auch Kieler), die in Sonderzügen nach Bonn fuhren und gebannt den Reden von Heinrich Albertz, Erhard Eppler, Helmut Gollwitzer, Robert Jungk und Heinrich Böll folgten. Eckart Kuhlwein geriet zwischen die Fronten: Sein Kreisverband Stormarn und große Teile der Landespartei machten ihm die Hölle heiß. Ein Rücktritt vom Regierungsamt kam für ihn dennoch nicht in Frage, weil er seine Arbeit als Bildungsstaatssekretär retten wollte. Darunter hat er damals nach eigenem Bekunden sehr gelitten. Aber weder die Stormarner SPD noch die Landespartei haben wegen dieser Auseinandersetzung, in der die Mehrheitsverhältnisse in Schleswig-Holstein ja eindeutig waren, den Stab über Eckart Kuhlwein gebrochen - er gehörte einfach dazu.

Als am 1. Oktober 1982 Helmut Schmidt durch ein konstruktives Misstrauensvotum gestürzt wurde, verlor auch Eckart Kuhlwein sein Amt. Seine Entlassungsurkunde trug die Unterschrift des neuen Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU).

Mitglied des Bundestages blieb er bis 1998.

Landespolitik

1988 hoffte Eckart Kuhlwein, nach dem Wahlsieg der SPD unter dem frisch gewählten Ministerpräsidenten Björn Engholm Bildungsminister zu werden. Für dieses Amt wurde jedoch Eva Rühmkorf geholt. So kümmerte sich Eckart Kuhlwein von 1988 bis 1990 als Vorsitzender um die Enquete-Kommission Zukünftige Bildungspolitik – Bildung 2000.

Ehrungen

Überreichung der Willy-Brandt-Medaille, 2015

Anlässlich seiner 50-jährigen Parteizugehörigkeit wurde Eckart Kuhlwein mit der Willy-Brandt-Medaille in Gold ausgezeichnet. Landesvorsitzender Ralf Stegner überreichte sie in einer feierlichen Veranstaltung am 22. Januar 2015 in Ammersbek.

Veröffentlichungen

Links

Quellen

  1. SPD Schleswig-Holstein (Hrsg.): Jahresberichte 1965/66 - SPD Landesparteitag in Kiel 1.+2. Juli '67
  2. st: Immer links vorweg, Stormarner Tageblatt, 28.6.2010