Karl Heinz Luckhardt

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Karl Heinz Luckhardt
Karl Heinz Luckhardt
Karl Heinz Luckhardt
Geboren: 3. Mai 1932
Gestorben: 11. August 2019

Karl Heinz Luckhardt, * 3. Mai 1932 in Bochum, † 11. August 2019 in Kiel; Maler, Volkswirt, MdL, Oberbürgermeister. 1952 Eintritt in die SPD.

Leben & Beruf

In der NS-Zeit wurde Karl-Heinz Luckhardt der Besuch einer höheren Schule wegen eines "nicht befriedigenden Ariernachweises" verweigert - er hatte eine jüdische Großmutter. Er lernte in seiner Heimatstadt das Malerhandwerk, wechselte dann in die Industrie, wo er als Kranführer in einem Stahlwerk tätig war. Später wurde ihm ermöglicht, auf dem 2. Bildungsweg in Hamburg zu studieren, wohl an der Akademie für Gemeinwirtschaft (heute Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik), die nach dem Vorbild der Akademie der Arbeit in Frankfurt konzipiert war. Aus Hamburg wechselte er 1963 als wissenschaftlicher Assistent zur SPD-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag.

Seit 1951 war er Mitglied der Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden, später von IG Metall, ÖTV und ver.di. Er übte verschiedene Vorstandsfunktionen aus und erhielt 2010 vom DGB einen Ehrenpreis für sein langjähriges Engagement.

Er und seine Frau Irmgard Luckhardt haben drei Söhne. Alle haben die Musikbegeisterung ihres Vaters geerbt; der jüngste, Christopher, ist freiberuflich als Musiker tätig.

Karl Heinz Luckhardt war musikalisch; er trat gern auch bei öffentlichen Anlässen mit Gesang und Gitarre auf, etwa 2012 bei einer Veranstaltung im Rahmen des OB-Wahlkampfes für Susanne Gaschke (vgl. Foto oben rechts). Er war Gitarrist und Sänger der Kieler Musikgruppe Die Maikäfer. Die beiden anderen Mitglieder waren Hartmut Lippe und Friedrich Steinmetz. Das Trio trat mit Arbeiterliedern bei vielen Wahlveranstaltungen und auch aus anderen Anlässen auf, häufig ergänzt durch Hein Blomberg, der aus seinen in "Missingsch" verfassten Büchern las. Dies war kein reines Hobby, sondern auch politisches Engagement.

Karl Heinz Luckhardt war auch begeisterter Kleingärtner und in Kiel bekannt als Züchter der Tomatoffel, einer Kreuzung aus Tomate und Kartoffel.

Partei & Politik

Karl Heinz Luckhardt, 1967

Schon in Nordrhein-Westfalen und Hamburg übte Karl Heinz Luckhardt Vorstandsfunktionen bei Jusos und SPD aus. In Kiel gehörte er von 1970 bis mindestens 1976 dem Vorstand des Ortsvereins Suchsdorf an, war von 1969 bis 1975 Kreisvorsitzender der Kieler SPD und von 1975 bis 1981 stellvertretender Vorsitzender im Landesvorstand.

Kommunalpolitik

In der Kommunalwahl 1966 wurde er in die Kieler Ratsversammlung gewählt, im selben Jahr zum Mitglied des Ortsbeirates Suchsdorf. Beides blieb er bis 1971. 1970 wurde er Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion und ehrenamtlicher Stadrat.

Landtag

1970 setzte er sich gegen den amtierenden MdL Alfred Prezewowsky als Kandidat im Wahlkreis 25 (Kiel-Nord) durch[1] und wurde in den Landtag gewählt. Dort war er aktiv im Finanz-, im Wirtschafts- und im Landeskleingartenausschuss, in den Ausschüssen für die Wahrung der Rechte der Volksvertretung und für den Kommunalen Investitionsfonds sowie im Untersuchungsausschuss 'Universitäts-Frauenklinik'. Von 1971 bis 1975 war er Mitglied des Norddeutschen Parlamentsrates. 1975 übernahm er die Parlamentarische Geschäftsführung der Landtagsfraktion.

Oberbürgermeister

Titel des Rotkielchen Nr. 1 1985 mit einem kritisch-satirischen Beitrag über 'Lucky' vor seiner Wiederwahl zum Oberbürgermeister
Ratsherr Hans-Werner Tovar und Oberbürgermeister Karl-Heinz Luckhardt während einer Sitzung der Ratsfraktion im November 1987

1980 stellte er sich als Nachfolger von Günther Bantzer für das Amt des Kieler Oberbürgermeisters zur Wahl, das er danach 12 Jahre lang ausübte.

Während seiner Amtszeit wurde die Verwaltung bürgernäher ausgestaltet, auf Initiative der SPD-Fraktion die Ämter der Ausländer- und der Frauenbeauftragten (später Gleichstellungsbeauftragte) geschaffen. Die Innenstadt wurde durch das Einkaufszentrum Sophienhof mit dem Kulturviertel und durch die Hörnsanierung aufgewertet, die allerdings bis 1992 nicht abgeschlossen war. In Klausbrook und Wellsee wurden neue Wohngebiete erschlossen.

Karl Heinz Luckhardt führte auch die unter Günther Bantzer eingeleitete "kommunale Ostpolitik" fort durch Partnerschaften mit mehreren osteuropäischen Städten; neben Stralsund waren dies Tallinn (das frühere Reval) in Estland, Gdynia (das frühere Gdingen) in Polen, Koroljow (früher Königsberg bzw. Kaliningrad) im sowjetischen Ostpreußen und Sovetsk (früher Tilsit), ebenfalls in der Sowjetunion.

Den Medien galt er noch lange nach seinem Ruhestand als "der OB der Basis".

Die Musikgruppe "Die Maikäfer" war - wie schon gesagt - auch Teil seiner kommunalpolitischen Arbeit. Eins ihrer denkwürdigsten Engagements dürfte die Teilnahme an der Reise von Kieler Ratsmitgliedern nach Rostock anlässlich der Feiern zum 40. Jahrestag der DDR im Oktober 1989 gewesen sein. Als diese Reise von den Oppositionsparteien in der Ratsversammlung als "Anbiederung" an das Regime kritisiert wurde, führte der Oberbürgermeister in seiner Erwiderung an, dass "Die Maikäfer" kritisches Liedgut zu Gehör gebracht hätten.

Ehrungen

Am 27. April 2010 verlieh ihm der DGB Region KERN einen Ehrenpreis.[2]

Staatliche Ehrungen lehnte er aus Überzeugung ab. Er war der Ansicht, für die gewissenhafte Erfüllung seiner Aufgaben habe niemand eine Ehrung verdient, da dies selbstverständlich sei.[3]

Links

Quellen

  1. Luckhardt setzte sich durch, Kieler Nachrichten, 21.9.1970
  2. Jahresempfang für Gewerkschaften und Verleihung des Kieler Mitbestimmungspreises, Presseinfo auf www.kiel.de, 21.4.2010
  3. Vgl. Trauerrede zur Trauerfeier am 20. August 2019 in Kiel, aus dem Gedächtnis wiedergegeben.