1919: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Zeile 2: Zeile 2:
[[Datei:Heinrich Kürbis.jpg|thumb|right|200px|Oberpräsident Heinrich Kürbis]]SPD-Vorsitzende sind gleichzeitig [[Friedrich Ebert]] und [[Philipp Scheidemann]]; sie werden im Juni von [[Hermann Müller]] und [[Otto Wels]] abgelöst. In Schleswig-Holstein wird [[Heinrich Kürbis]] im März kommissarischer Oberpräsident. Sein Amt als Vorsitzender des [[Landesverband|SPD-Bezirks]] gibt er im Januar "provisorisch" an [[Carl F. Alps]] ab. Diesen löst schon im Juli [[Rudolf Hackelberg]] ab, der auch zum Bezirkssekretär gewählt wird.  
[[Datei:Heinrich Kürbis.jpg|thumb|right|200px|Oberpräsident Heinrich Kürbis]]SPD-Vorsitzende sind gleichzeitig [[Friedrich Ebert]] und [[Philipp Scheidemann]]; sie werden im Juni von [[Hermann Müller]] und [[Otto Wels]] abgelöst. In Schleswig-Holstein wird [[Heinrich Kürbis]] im März kommissarischer Oberpräsident. Sein Amt als Vorsitzender des [[Landesverband|SPD-Bezirks]] gibt er im Januar "provisorisch" an [[Carl F. Alps]] ab. Diesen löst schon im Juli [[Rudolf Hackelberg]] ab, der auch zum Bezirkssekretär gewählt wird.  


Im Januar erheben sich im kurzlebigen [[Spartakusaufstand]] weit links stehende Kräfte gegen die SPD-geführte Regierung des Rates der Volksbeauftragten.
Im Januar erheben sich im kurzlebigen [[Spartakusaufstand]] weit links stehende Kräfte gegen die SPD-geführte Regierung des Rates der Volksbeauftragten. Gleichzeitig fanden die [[Wahl zur Nationalversammlung 1919|Wahl zur Nationalversammlung]] und die [[Wahl zur verfassunggebende preußische Landesversammlung 1919|Wahl zur verfassunggebende preußische Landesversammlung]] statt. [[Paul Hirsch]] ([[MSPD]]) wurde zum Ministerpräsidenten des Freistaats Preußen gewählt. Die Provinz Schleswig-Holstein gehörte zu Preußen.
 
Zusammen mit seinem Innenminister [[Wolfgang Heine]] begann [[Paul Hirsch]] die konservative Verwaltung langsam zu verändern, indem sie Schlüsselposten sozialdemokratisch besetzten. In Schleswig-Holstein wurde [[Heinrich Kürbis]] Oberpräsident, [[Wilhelm Poller]] wurde Polizeipräsident in Kiel. Verschiedene Landräte wurde entsprechend neu ernannt - unter anderem [[Eduard Adler]] im [[Kreisverband Eckernförde|Kreis Eckernförde]].


Vom [[10. Juni|10.]] bis [[15. Juni]] hält die SPD ihren Reichsparteitag in Weimar. Der 1. ordentliche Reichsparteitag der [[USPD|Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD]]) folgt am [[9. September|9.]]/[[10. September]] in Berlin.
Vom [[10. Juni|10.]] bis [[15. Juni]] hält die SPD ihren Reichsparteitag in Weimar. Der 1. ordentliche Reichsparteitag der [[USPD|Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD]]) folgt am [[9. September|9.]]/[[10. September]] in Berlin.
Zeile 20: Zeile 22:
*[[19. Januar]] - [[Wahl zur Nationalversammlung 1919|Wahl zur Nationalversammlung]]: [[Louise Schroeder]] wird als eins der jüngsten Mitglieder in die verfassunggebende deutsche Nationalversammlung gewählt. Mit ihr werden aus Schleswig-Holstein gewählt [[Karl Frohme]], [[Carl Legien]] und [[Heinrich Kürbis]]. Weitere Mitglieder sind [[Nikolaus Osterroth]], der Vater von [[Franz Osterroth]], und [[Rudolf Wissell]].
*[[19. Januar]] - [[Wahl zur Nationalversammlung 1919|Wahl zur Nationalversammlung]]: [[Louise Schroeder]] wird als eins der jüngsten Mitglieder in die verfassunggebende deutsche Nationalversammlung gewählt. Mit ihr werden aus Schleswig-Holstein gewählt [[Karl Frohme]], [[Carl Legien]] und [[Heinrich Kürbis]]. Weitere Mitglieder sind [[Nikolaus Osterroth]], der Vater von [[Franz Osterroth]], und [[Rudolf Wissell]].
*[[19. Januar]] - [[Nikolaus Flath]] kommt in Kiel zur Welt.
*[[19. Januar]] - [[Nikolaus Flath]] kommt in Kiel zur Welt.
*[[26. Januar]] - Für die [[Landtagswahl 1919|Wahlen zur verfassunggebenden preußischen Landesversammlung]] gilt zum ersten Mal das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht. Die SPD erringt 36,38 Prozent der Stimmen und wird stärkste Kraft; zu ihren Abgeordneten zählen [[Friedrich Bartels]], [[Wilhelm Brecour]] und [[Hermann Lüdemann]].
*[[26. Januar]] - Für die [[Wahl zur verfassunggebende preußische Landesversammlung 1919|Wahlen zur verfassunggebenden preußischen Landesversammlung]] gilt zum ersten Mal das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht. Die SPD erringt 36,38 Prozent der Stimmen und wird stärkste Kraft; zu ihren Abgeordneten zählen [[Friedrich Bartels]], [[Wilhelm Brecour]] und [[Hermann Lüdemann]].
*[[29. Januar]] - [[Carl F. Alps]] aus [[Ortsverein Itzehoe|Itzehoe]] übernimmt provisorisch den [[Landesvorsitzende/r|Bezirksvorsitz]] von [[Heinrich Kürbis]], da dieser mit seiner Funktion als Beigeordneter beim Oberpräsidenten stark ausgelastet ist.
*[[29. Januar]] - [[Carl F. Alps]] aus [[Ortsverein Itzehoe|Itzehoe]] übernimmt provisorisch den [[Landesvorsitzende/r|Bezirksvorsitz]] von [[Heinrich Kürbis]], da dieser mit seiner Funktion als Beigeordneter beim Oberpräsidenten stark ausgelastet ist.


Zeile 36: Zeile 38:
*[[2. März]] - Gemeinderatswahlen in Schleswig-Holstein. Die [[Ortsverein Bredstedt|Bredstedter SPD]] erhält in der Wahl zur Stadtvertretung 35 Prozent der Stimmen und stellt ein Drittel der Stadtverordneten. In [[Ortsverein Kellinghusen|Kellinghusen]] entsteht ein Patt: Die SPD erhält 9 von 18 Sitzen; gewählt werden [[Heinrich Albers]], [[Johannes Homfeldt]], [[Franz Pietzner]], [[August Rose]], [[Friedrich Sell]], [[Claus Stieper]], [[Albin Strobel]], [[Hinrich Strüven]] und [[Helene Stüben]]. In [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Kiel]] kommen [[Otto Eggerstedt]], [[Gustav Garbe]], [[Sophie Hempel]] und [[Toni Jensen]] neu in die Stadtverordnetenversammlung, [[Wilhelm Spiegel]] wird erster sozialdemokratischer Stadtverordnetenvorsteher. In [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]] wird [[Rudolf Henning]] zum Stadtverordneten gewählt. In [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]] stellt sich [[Heinrich Boschen]] zur Wahl, erhält jedoch kein Mandat. Die [[Ortsverein Russee-Hammer|SPD Russee]] wird zum ersten Mal stärkste Kraft in der Gemeindevertretung; [[Otto Rehder]] wird Gemeindevorsteher von Russee und Amtsvorsteher des Amtes Kronshagen (bis [[1930]]).
*[[2. März]] - Gemeinderatswahlen in Schleswig-Holstein. Die [[Ortsverein Bredstedt|Bredstedter SPD]] erhält in der Wahl zur Stadtvertretung 35 Prozent der Stimmen und stellt ein Drittel der Stadtverordneten. In [[Ortsverein Kellinghusen|Kellinghusen]] entsteht ein Patt: Die SPD erhält 9 von 18 Sitzen; gewählt werden [[Heinrich Albers]], [[Johannes Homfeldt]], [[Franz Pietzner]], [[August Rose]], [[Friedrich Sell]], [[Claus Stieper]], [[Albin Strobel]], [[Hinrich Strüven]] und [[Helene Stüben]]. In [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Kiel]] kommen [[Otto Eggerstedt]], [[Gustav Garbe]], [[Sophie Hempel]] und [[Toni Jensen]] neu in die Stadtverordnetenversammlung, [[Wilhelm Spiegel]] wird erster sozialdemokratischer Stadtverordnetenvorsteher. In [[Kreisverband Neumünster|Neumünster]] wird [[Rudolf Henning]] zum Stadtverordneten gewählt. In [[Ortsverein Pinneberg|Pinneberg]] stellt sich [[Heinrich Boschen]] zur Wahl, erhält jedoch kein Mandat. Die [[Ortsverein Russee-Hammer|SPD Russee]] wird zum ersten Mal stärkste Kraft in der Gemeindevertretung; [[Otto Rehder]] wird Gemeindevorsteher von Russee und Amtsvorsteher des Amtes Kronshagen (bis [[1930]]).
*[[17. März]] - [[Heinrich Kürbis]] wird zum (zunächst kommissarischen) Oberpräsidenten der Provinz Schleswig-Holstein ernannt; dies entspricht etwa dem Rang des heutigen Ministerpräsidenten.
*[[17. März]] - [[Heinrich Kürbis]] wird zum (zunächst kommissarischen) Oberpräsidenten der Provinz Schleswig-Holstein ernannt; dies entspricht etwa dem Rang des heutigen Ministerpräsidenten.
*[[25. März]] - Eine Koalition aus [[MSPD]], Zentrum und DDP unter Ministerpräsident [[Paul Hirsch]] ([[MSPD]]) übernimmt die Regierung im Freistaat Preußen, zu dem die Provinz Schleswig-Holstein gehört.
*[[31. März]] - Die [[Lübecker Bürgerschaft]] wählt [[Albert Henze]], [[Paul Hoff]], [[Paul Löwigt]] und [[Fritz Mehrlein]] in den fünfköpfigen Senat der Stadt. [[Albert Henze]] gibt sein Amt als hauptamtlicher Geschäftsführer des [[Konsumverein Lübeck|Lübecker Konsum]] auf.
*[[31. März]] - Die [[Lübecker Bürgerschaft]] wählt [[Albert Henze]], [[Paul Hoff]], [[Paul Löwigt]] und [[Fritz Mehrlein]] in den fünfköpfigen Senat der Stadt. [[Albert Henze]] gibt sein Amt als hauptamtlicher Geschäftsführer des [[Konsumverein Lübeck|Lübecker Konsum]] auf.



Version vom 28. Dezember 2021, 16:06 Uhr

Oberpräsident Heinrich Kürbis

SPD-Vorsitzende sind gleichzeitig Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann; sie werden im Juni von Hermann Müller und Otto Wels abgelöst. In Schleswig-Holstein wird Heinrich Kürbis im März kommissarischer Oberpräsident. Sein Amt als Vorsitzender des SPD-Bezirks gibt er im Januar "provisorisch" an Carl F. Alps ab. Diesen löst schon im Juli Rudolf Hackelberg ab, der auch zum Bezirkssekretär gewählt wird.

Im Januar erheben sich im kurzlebigen Spartakusaufstand weit links stehende Kräfte gegen die SPD-geführte Regierung des Rates der Volksbeauftragten. Gleichzeitig fanden die Wahl zur Nationalversammlung und die Wahl zur verfassunggebende preußische Landesversammlung statt. Paul Hirsch (MSPD) wurde zum Ministerpräsidenten des Freistaats Preußen gewählt. Die Provinz Schleswig-Holstein gehörte zu Preußen.

Zusammen mit seinem Innenminister Wolfgang Heine begann Paul Hirsch die konservative Verwaltung langsam zu verändern, indem sie Schlüsselposten sozialdemokratisch besetzten. In Schleswig-Holstein wurde Heinrich Kürbis Oberpräsident, Wilhelm Poller wurde Polizeipräsident in Kiel. Verschiedene Landräte wurde entsprechend neu ernannt - unter anderem Eduard Adler im Kreis Eckernförde.

Vom 10. bis 15. Juni hält die SPD ihren Reichsparteitag in Weimar. Der 1. ordentliche Reichsparteitag der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) folgt am 9./10. September in Berlin.

Am 14. August tritt die Weimarer Verfassung in Kraft.

Januar

Februar

März

April

Maifeier 1919 der Kieler Arbeiterjugend
  • 26. April - Die Ortsvereine Neumühlen-Dietrichsdorf, Mönkeberg und Schönkirchen der USPD rufen für den 1. Mai zu einer gemeinsamen Kundgebung im Gasthof "Krug zum grünen Kranze" auf.

Mai

  • 1. Mai - Auf dem Marktplatz (später Probsteier Platz) in Dietrichsdorf wird die Fahne des Ortsvereins Neumühlen-Dietrichsdorf der USPD geweiht.
  • 1. Mai - In Kiel kommt die Kieler Arbeiter-Jugend zu einer Kundgebung auf dem Alten Markt zusammen.
    Reichspräsident Friedrich Ebert in Badhose!
  • 19. Mai - Der gewählte Reichspräsident Friedrich Ebert reist nach Haffkrug, um ein Kinderheim der Hamburger "Pro"-Stiftung zu besichtigen. Dabei entsteht ein Foto von ihm in Badehose, das einen Skandal darstellte und der Beginn einer "gigantischen Verleumdungskampagne" ab August 1919 war.[2]

Juni

  • 10.-15. Juni - Parteitag der SPD in Weimar - der erste nach der Novemberrevolution. "[…] Im Vorstandsbericht wird behauptet, Deutschland sei zum 'freiesten Staat der Welt' geworden, nachdem die Arbeiterklasse in der Novemberrevolution die politische Macht erobert habe. In der Diskussion zum Vorstandsbericht werden die Schuldfrage, Demokratisierung, Vereinigungsfrage und die Stellung zu den Freikorps besprochen sowie G. Noske und W. Heine heftig angegriffen. Ph. Scheidemann bezeichnet den Bruderkampf in der Arbeiterschaft als das schwerste Hindernis auf dem Wege zum Siege des Sozialismus. Es fehle nicht an Zeichen, daß die reaktionären Mächte sich wieder regten. Er möchte das nicht überschätzen. Wenn die Reaktion es doch versuche, sich zu erheben, solle sie für alle Zeiten abgefertigt werden. Der Belagerungszustand werde in dem Augenblick aufgehoben, in dem Spartakus auf den inneren Krieg verzichte. […]"[3]
  • 14. Juni - Die Funktion des Zivilgouverneurs wird abgeschafft. Gustav Garbe hat damit keine politische Rolle mehr außer der eines Kieler Stadtverordneten.
  • 20. Juni - Berufung des Kabinetts Bauer; Rudolf Wissell bleibt Wirtschaftsminister.
  • 30. Juni-5. Juli - Auf dem 10. Kongress der Freien Gewerkschaften wird die Umwandlung der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands in die neu gegründete Dachorganisation Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund (ADGB) beschlossen. Vorsitzender bleibt Carl Legien.

Juli

August

September

  • Der Ortsverein Eckernförde fordert laut Chronik den Genossen Scharfenberg auf, das für die USPD erworbene Reichstagsmandat zurückzugeben, da er jetzt Kommunist sei. Ein Abgeordneter dieses Namens ist allerdings für den Reichstag nicht aufgeführt.

Oktober

November

Dezember

Nicht datiert

Einzelnachweise

  1. Fischer, Rolf: Der Kieler Polizeipräsident Wilhelm Poller - eine biografische Skizze In: Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Band 90, Heft 3, Seite 128ff (2021)
  2. Morell, Thomas / Gehm, Eckard: "Der Reichsminister in der Badehose" bei SHZ.de 24. August 2009
  3. Osterroth, Franz / Schuster, Dieter: Chronik der deutschen Sozialdemokratie. Band 1: Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1975. Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001