1949
Deutschland erhält seine Staatlichkeit zurück, allerdings zweigeteilt: Am 23. Mai wird aus den drei westlichen Besatzungszonen die Bundesrepublik Deutschland (BRD), regiert von einer Koalition aus CDU/CSU, FDP und DP unter Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer (CDU). Sie setzt auf die Einbindung der BRD in den westlichen Machtblock unter amerikanischer Führung, mit der eine baldige Wiedervereinigung nicht vereinbar erscheint.
Parteivorsitzender ist Kurt Schumacher, unter dem die SPD vehement für den Vorrang der Wiedervereinigung eintritt. In Schleswig-Holstein regiert die SPD; Ministerpräsident ist zunächst Hermann Lüdemann, ab Ende August Bruno Diekmann.
Am 7. Oktober reagiert die Sowjetunion mit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone. Am 12. Mai hat sie die Blockade West-Berlins nach elf Monaten beendet. Die Machtblöcke in Ost und West verfestigen sich und bilden überstaatliche Zusammenschlüsse im militärischen (Warschauer Pakt, NATO) oder wirtschaftlichen (Comecon) Bereich.
In Ostasien wird die Volksrepublik China gegründet.
Januar
- 4. Januar - Hans Müller kommt in Bendorf/Rh.-Pfalz zur Welt.
- 6. Januar - Else Burmeister wird zur hauptamtlichen Bürgermeisterin von Wakendorf I gewählt, als erste Frau überhaupt in Schleswig-Holstein.
- 10. Januar - Joachim Stenzel kommt zur Welt.
- 12. Januar - Otto Kelling wird in Lingen (Ems) geboren.
- 15. Januar - Erich Arp verlässt die SPD-Landtagsfraktion. Später tritt er aus der SPD aus, um einem Ausschluss wegen Kontakten zur SED zuvorzukommen.
- 15. Januar - Die Freie Turnerschaft von 1893 beschließt, sich künftig in Erinnerung an Eduard Adler Freie Turnerschaft ADLER von 1893 zu nennen.
- 24. Januar - Wilhelm Kuklinski tritt als Minister für Volksbildung zurück. Justizminister Rudolf Katz übernimmt das Amt zusätzlich.
Februar
- 4. Februar - Else Burmeister tritt als hauptamtliche Bürgermeisterin von Wakendorf I zurück, nachdem die CDU einen Misstrauensantrag gegen sie gestellt hat. Man will einen Bauern an der Spitze der Gemeinde.
- 28. Februar - Die Stadt Eutin stellt am 24. Jahrestag seines Todes einen Gedenkstein für Friedrich Ebert auf, der den 1927 gesetzten und 1933 von den Nazis entfernten Gedenkstein ersetzt. Eine Plakette mit Eberts Profil, wie auf dem ersten Stein, wird allerdings erst 1954 auf Drängen der SPD ergänzt.
März
- 24. März - Jutta Schümann kommt in Kiel zur Welt.
April
- 26. April - Gerd Walter wird in Lübeck geboren.
Mai
- 5. Mai - Henning Höppner kommt in Süderlügum zur Welt.
- 12. Mai - Wolfgang Rayer wird in Gelsenkirchen geboren.
- 16. Mai - Dora Rahlf kommt in Kopendorf auf Fehmarn zur Welt.
- 23. Mai - Das Grundgesetz tritt in Kraft; es trägt unter anderen die Unterschriften von Rudolf Katz, Hermann Lüdemann und Andreas Gayk. Die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit dem Bundesland Schleswig-Holstein ist gegründet.
Juni
- 4. Juni - Ulrike Overkämping wird in Quakenbrück geboren.
- 20. Juni - Die Opposition stellt im Landtag einen Dringlichkeitsantrag, um einen Untersuchungsausschuss gegen Karl Müller zu erreichen, dem sie Vorteilsnahme in seinen Ämtern unterstellt.
Juli
- 6. Juli - Auf Antrag der CDU-Fraktion wird in Schacht-Audorf Bürgermeister Ludwig Onken aus sämtlichen Kommissionen und Ausschüssen abberufen, da er nicht mehr ihr Vertrauen habe. Mit 5 zu 4 Stimmen wird dies beschlossen, worauf die SPD-Fraktion die Gemeinderatssitzung verläßt. Die Gründe für den Antrag sind nicht ermittelt.
- 23.-24. Juli - Der Ordentliche Bezirksparteitag in Rendsburg wählt Andreas Gayk zum Bezirksvorsitzenden, Max Kukielczynski zu seinem Stellvertreter. Anne Brodersen und Wilhelm Siegel kommen neu in den Bezirksvorstand. Mit über 90.000 Mitgliedern in über 780 Ortsvereinen ist die SPD Schleswig-Holstein auf ihrem Höchststand.
August
- Albert Schulz flieht mit seiner Familie aus der DDR, um einer erneuten Verhaftung zu entgehen.
- 2. August - Reinhold Hiller kommt in Lübeck zur Welt.
- 14. August - Bundestagswahl 1949; die SPD unterliegt knapp und bildet die Opposition.
- 29. August - Ministerpräsident Hermann Lüdemann tritt zurück und wird durch Bruno Diekmann abgelöst, der auch das Landwirtschaftsministerium behält. Weiter setzt sich das Kabinett Diekmann zusammen aus Wilhelm Käber (Innenminister und Stellvertreter des Ministerpräsidenten), Wilhelm Gülich (Finanzminister), Wilhelm Siegel (Minister für Volksbildung); Rudolf Katz bleibt Justizminister, Ludwig Preller Wirtschafts- und Walter Damm Sozialminister.
September
- Willy Busch, Gründungsvorsitzender des OV Klausdorf, stirbt mit 74 Jahren in Hareskov (Dänemark).
- 12. September - Die 1. Bundesversammlung der Bundesrepublik Deutschland wählt den Liberalen Theodor Heuss zum Bundespräsidenten. Elly Linden, Hans Oldorf, Otto Passarge, Hermann Schwieger, Gerhard Tackmann und Theodor Werner sind Mitglieder der Bundesversammlung.
- 26. September - Die Landesregierung gibt die Kieler Erklärung ab.
Oktober
- Ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss bescheinigt Hermann Lüdemann, dass ihm in der "Möwenhausaffäre" keinerlei Fehlverhalten vorzuwerfen sei.
- 1. Oktober - Der Bezirk Schleswig-Holstein wird reorganisiert, die bisherigen 20 Kreise zu neun Unterbezirken zusammengelegt.
- 3. Oktober - Kurt Neumann übernimmt den Vorsitz des OV Schönberg von Heinrich Rehse.
- 24. Oktober - Paul Groß stirbt mit 52 Jahren vermutlich in Kiel.
- 25. Oktober - Vorsitzender Max Ehmke erstattet den Abschlussbericht des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses gegen Karl Müller. Dieser wird von allen Vorwürfen entlastet außer dem, "sich politisch ungeschickt verhalten" zu haben.
- 30. Oktober - Dora Damm stirbt mit 58 Jahren in Kiel.
- 30. Oktober - Einer der Mörder von Otto Eggerstedt wird zu lebenslanger Haft verurteilt.
November
- Nikolaus Ehlers kehrt mit seiner Familie aus Dänemark nach Sylt zurück und wird stellvertretender Vorsitzender des OV Westerland.
Dezember
- Die Kieler Volksbühne wird unter dem Vorsitz von Max Wittmaack u. a. durch Otto Engel wiedergegründet.
- 12. Dezember - Der Untersuchungsausschuss Kieler Nachrichten des Landtags nimmt seine Arbeit auf. Ihm gehören für die SPD Heinz Adler als Vorsitzender, Heinrich Fischer, Eugen Lechner, Elly Linden und Paul Lohmann an, dazu drei Abgeordnete der CDU und Hermann Olson für den SSW.
- 12. Dezember - Heinz Kock scheidet aus dem Landtag aus.
Nicht datiert
- Gerda Bartels aus Neumünster, Klaus Konrad und Hans Schwalbach treten der SPD bei.
- Frieda Bendfeldt übernimmt die Leitung der Kieler Kreisfrauengruppe.
- Paul Bromme wird Chefredakteur der Lübecker Freien Presse.
- Helmut Driese übernimmt den Vorsitz des OV Süderbrarup von Waldemar Horst.
- Karl Feldmann löst vermutlich Emil Jahn im Vorsitz des Kreisverbandes Rendsburg ab.
- Andreas Gayk, Richard Hansen und andere setzen sich gegenüber dem Parteivorstand mit dem Anspruch durch, die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung als klar erkennbare Parteizeitung zu erhalten.
- Günther Hell übernimmt von Paul Kuhs den Vorsitz des OV Klein-Nordende.
- Hermann Klingenberg wird Bürgermeister von Friedrichsgabe.
- Anni Krahnstöver wird in den Parteivorstand gewählt. Ihre Funktion als Frauensekretärin des Landesverbandes gibt sie an Franz Osterroth ab.
- Heinrich Christian Lienau legt sein Buch Zwölf Jahre Nacht. Mein Weg durch das "tausendjährige Reich" vor.
- Karl Oesterle verlegt seinen Lebensmittelpunkt aus beruflichen Gründen nach Stuttgart.
- Rudolf Resesky löst Ludwig Rönnfeldt im Vorsitz des OV Holtsee ab.
- Paul Stech wird zum Vorsitzenden der Landesarbeitsgemeinschaft der Ostvertriebenen in Schleswig-Holstein gewählt.
- Jochen Steffen kommt als "Leiter der Jüngerenarbeit" in den Vorstand der Kieler SPD.
- Willi Steinhörster übernimmt den Vorsitz der SPD Kreis Steinburg.
- Arthur Zabel wechselt als Oberregierungsrat ins Sozialministerium.
- Die "Freie Turn- und Sportvereinigung Elmshorn von 1890" beginnt mit dem Wiederaufbau ihrer von den Nazis eingeebneten Sportanlagen an der Wilhelmstraße.
- Die "Kieler Radsportgemeinschaft Solidarität e.V." benennt sich um in "Radsportgemeinschaft Kiel von 1896 e.V." und schließt sich dem "Bund Deutscher Radfahrer" statt des "Rad- und Kraftfahrerbundes Solidarität von 1896" an.
- Die SPD Schleswig-Holstein ändert ihre Satzung so, dass Kreisverbände mit mehr als 25% Frauen im Vorstand eine zusätzliche Person zum Bezirksausschuss entsenden dürfen. Seither sind immer mindestens drei Frauen im Landesvorstand gewesen.
- Der OV Neuwittenbek hat 65 Mitglieder, davon 44 Flüchtlinge.