1946

Aus SPD Geschichtswerkstatt
Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED. Otto Grotewohl und Wilhelm Pieck bei ihrem historischen Händedruck.

Zunächst auf Orts- und Kreisebene entwickeln sich nach den Vorgaben der Alliierten wieder politische Strukturen. In Schleswig-Holstein gründen sich zahlreiche SPD-Ortsvereine wieder oder neu. Im September findet eine erste Kommunalwahl statt.

Der Partei-Patriarch Kurt Schumacher lehnt Anfang des Jahres in einem Presseinterview eine Vereinigung der SPD und der KPD ab, auf die im sowjetischen Sektor hingesteuert wird, ebenso gemeinsame Listen für die bevorstehenden Kommunalwahlen. Entsprechende Beschlüsse fassen die SPD-Gremien in der britischen und amerikanischen Zone. Zwei Wochen später, am 27. Januar, konstituiert sich das "Büro Dr. Schumacher", die inoffizielle Zentrale der SPD in Hannover, neu als "Büro der Westzonen" der SPD. Die aus der Emigration zurückgekehrten Erich Ollenhauer und Fritz Heine nehmen ihre Arbeit dort auf.

In der sowjetischen Besatzungszone werden SPD und KPD am 21./22. April zur Sozialistischen Einheitspartei (SED) zwangsvereinigt.

Im Prozess des Internationalen Militärgerichtshofes gegen die 24 als Hauptkriegsverbrecher angesehenen Nationalsozialisten in Nürnberg wird am 1. Oktober das Urteil verkündet. Ihm folgen 12 weitere Prozesse gegen Gruppen (etwa Ärzte), die an den NS-Verbrechen beteiligt waren.

Die Vereinten Nationen (United Nations Organization - UNO) nehmen mit 51 Gründungsmitgliedern ihre Arbeit auf.

Januar

Februar

März

April

Titelseite der Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung vom 21.6.1946

Mai

  • 1. Mai - Die Militärregierung genehmigt die Neugründung des Bezirksverbands.
  • 3. Mai - Die Freie Turn- und Sportvereinigung Elmshorn von 1890 gründet sich neu.
  • 9.-11. Mai - Erster Gesamtparteitag der SPD nach Ende der NS-Herrschaft in Hannover, der sich in einer "Kundgebung" für die nationale Einheit Deutschlands wie auch für eine demokratische und sozialistische Föderation europäischer Staaten einsetzt und die Politik im Osten als Auslieferung der SPD an die KPD verurteilt. Vom Bezirksverband Schleswig-Holstein nehmen 23 Delegierte teil. Andreas Gayk wird in den 25-köpfigen Parteivorstand gewählt. Als Gast aus Schweden ist auch Willy Brandt dabei.
  • 13. Mai - Peter Nissen wird in Elmshorn geboren.
  • 29. Mai - SPD-Kundgebung auf dem Wilhelmplatz in Kiel mit einer Rede des Parteivorsitzenden Kurt Schumacher mit dem Titel "Was wird aus Deutschland?". Darin sagte er: "Ich glaube nicht, daß es ein Deutschland geben kann, das ohne die Sozialdemokratie und ohne die Durchführung von ihr geforderter Prinzipien leben kann. Ich bin der festen Ansicht: die Einstellung des Volkes zur Sozialdemokratie - das ist die Schicksalsfrage in der Politik national und international […] Wir Sozialdemokraten werden niemals gegenüber einer Besatzungsmacht in die Abhängigkeit geraten, in der die KPD gegenüber Russland gewesen ist und heute noch ist […] Ich sage auch der Militärregierung ganz eindeutig: es geht nicht an, daß einzelne Militärs oder daß ökonomische Spezialoffiziere aus ihrer militärischen oder gesellschaftlichen Einstellung heraus über das Wohl und Wehe des deutschen Volkes allein entscheidend sein müssen."[3]

Juni

  • 5. Juni - Rosa Wallbaum erneuert ihre Parteimitgliedschaft.
  • 13. Juni - Oberbürgermeister Andreas Gayk für eine Demonstration gegen die Demontagen in Kiel an und verhindert die Sprengung der Schiffsbauhellinge der Germania-Werft.[4] Das sind die schräge Ebenen, auf denen Schiffe, erbaut werden und von denen man sie nach Fertigstellung des Rumpfes durch die Wirkung der Schwerkraft ins Wasser gleiten läßt.
  • 19. Juni - Der Bezirksvorstand fasst einen Beschluss für ein ungeteiltes Schleswig-Holstein, für ein einheitliches Deutschland und ein vereinigtes Europa, der quer zu Bestrebungen in der SPD Flensburg liegt, Flensburg zu Dänemark zu bringen.
  • 27. Juni - Uwe Döring kommt in Hamburg zur Welt.

Juli

  • Hubert Hundt tritt, wohl von Erich Arp angeregt, von der CDU zur SPD Elmshorn über.
  • Die dänisch gesinnten Mitglieder um Bürgermeister Hermann Clausen verlassen den OV Schleswig, weil die Parteiführung die Unvereinbarkeit mit der Mitgliedschaft im Schleswigschen Verein, der Organisation der dänisch gesinnten Schleswig-Holsteiner, beschlossen hat. Zum Ausschluss der gesamten Gliederung, wie kurz darauf beim Kreisverein Flensburg Stadt, kommt es nicht. Hermann Clausens Bemühungen, eine Sozialdemokratische Partei Südschleswig zu gründen, bleiben erfolglos.
  • Arthur Zabel wird Präsident des Landesarbeitsamtes Schleswig-Holstein.
  • 5. Juli - Der OV Holtsee gründet sich. Vorsitzender wird vermutlich Ludwig Rönnfeldt.
  • 7. Juli - Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen zur Dänemark-Frage verkündet der Parteivorsitzende Kurt Schumacher während einer Rede in Husum die Auflösung des Kreisvereins Flensburg, weil er sich nicht hinter den Beschluss des Bezirksvorstands zur Südschleswig-Frage stellte. In seiner Rede machte er klar: "Wir wollen ein neues Deutschland, nicht einen neuen Nationalismus, sondern einen gleichgeachteten und gleichberechtigten Bestandteil der Vereinigten Staaten von Europa, dann soll in diesem neuen Deutschland auch Südschleswig dabei sein."[5]
  • 13. Juli - Als Reaktion auf die Auflösung vom 7. Juli gründet sich die Sozialdemokratische Partei Flensburgs (SPF); den Vorsitz übernimmt Nicolaus Reiser, bisher Vorsitzender des Kreisvereins. Erst 1954 vereinigt sie sich wieder mit der SPD Schleswig-Holstein.
  • 14. Juli - Manfred Sickmann wird in Blangenmoor/Dithm. geboren.
  • 23. Juli - Ruth Hansen kommt in Husum zur Welt.

August

September

Oktober

November

Dezember

Nicht datiert

Einzelnachweise

  1. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 122
  2. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 122
  3. zitiert nach: Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 123f
  4. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 130
  5. zitiert nach: Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 124
  6. Osterroth, Franz: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick (Kiel o. J. [1963]), Seite 124