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==Januar==
==Januar==
*[[Otto Eggerstedt]] wird nach seiner Rückkehr nach Kiel erneut zum Vorsitzenden der [[Kreisverband Kiel|Kieler SPD]] gewählt.
*[[Otto Eggerstedt]] wird nach seiner Rückkehr nach Kiel erneut zum Vorsitzenden der [[Kreisverband Kiel|Kieler SPD]] gewählt.
*[[Emilie Helm]] wird zur 1. Vorsitzenden der [[ASF|Sozialistischen Frauengruppe]] der [[Ortsverein Pinneberg|SPD Pinneberg]] gewählt.
*[[Emilie Helm]] wird zur 1. Vorsitzenden der [[ASF|Sozialistischen Frauengruppe]] der [[Ortsverein Pinneberg|SPD Pinneberg]] gewählt.
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==Februar==
==Februar==
*[[Datei:Aufruf zur Solidaritätkundgebung für Julius Leber.png|mini|Aufruf zur Solidaritätskundgebung für Julius Leber]][[Richard Grune]] zieht nach Berlin, möglicherweise auch deswegen, weil er sich als Homosexueller in der Großstadt sicherer fühlt.
*[[Datei:Aufruf zur Solidaritätkundgebung für Julius Leber.png|mini|Aufruf zur Solidaritätskundgebung für Julius Leber]][[Richard Grune]] zieht nach Berlin, möglicherweise auch deswegen, weil er sich als Homosexueller in der Großstadt sicherer fühlt.
*[[Willy Verdieck]] entgeht einem ersten Versuch der Nazis, ihn zu verhaften.
*[[Willy Verdieck]] entgeht einem ersten Versuch der Nazis, ihn zu verhaften.
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==März==
==März==
*[[Karl Fick]] wird, nicht zuletzt aufgrund lokaler politischer Rivalitäten, verhaftet und ins provisorische KZ Eutin eingeliefert.
*[[Karl Fick]] wird, nicht zuletzt aufgrund lokaler politischer Rivalitäten, verhaftet und ins provisorische KZ Eutin eingeliefert.
*[[Lauritz Lauritzen]] tritt aus der SPD aus.
*[[Lauritz Lauritzen]] tritt aus der SPD aus.
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==April==
==April==
*[[Bernhard Kalk]] und [[Hans Oldorf]] werden von den Nazis im KZ Fuhlsbüttel in "Schutzhaft" genommen.
*[[Bernhard Kalk]] und [[Hans Oldorf]] werden von den Nazis im KZ Fuhlsbüttel in "Schutzhaft" genommen.
*In [[Ortsverein Eckernförde|Eckernförde]] weigert sich Bürgermeister [[Richard Vosgerau]], die Hakenkreuzfahne auf das Amtsgebäude zu setzen, und wird von der SA in "Schutzhaft" genommen. Man wirft ihm außerdem "Unterschlagung von Gewerkschaftsvermögen" vor. Seinem Einfluss in Eckernförde tut dies keinen Abbruch.
*In [[Ortsverein Eckernförde|Eckernförde]] weigert sich Bürgermeister [[Richard Vosgerau]], die Hakenkreuzfahne auf das Amtsgebäude zu setzen, und wird von der SA in "Schutzhaft" genommen. Man wirft ihm außerdem "Unterschlagung von Gewerkschaftsvermögen" vor. Seinem Einfluss in Eckernförde tut dies keinen Abbruch.
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==Mai==
==Mai==
*[[Paul Bromme]], der sich in [[Kreisverband Lübeck|Lübeck]] im [[Widerstand in der NS-Zeit|Widerstand]] engagiert hat, flüchtet in die Tschechoslowakei, später nach Schweden.
*[[Paul Bromme]], der sich in [[Kreisverband Lübeck|Lübeck]] im [[Widerstand in der NS-Zeit|Widerstand]] engagiert hat, flüchtet in die Tschechoslowakei, später nach Schweden.
*Minna Fick richtet ein persönliches Gesuch um die Freilassung ihres Ehemannes [[Karl Fick]] aus der KZ-Haft an Reichspräsident von Hindenburg, jedoch ohne Erfolg.
*Minna Fick richtet ein persönliches Gesuch um die Freilassung ihres Ehemannes [[Karl Fick]] aus der KZ-Haft an Reichspräsident von Hindenburg, jedoch ohne Erfolg.
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==Juni==
==Juni==
*Im [[Widerstand in der NS-Zeit|politischen Widerstand]] aktive Sozialdemokraten wie [[Andreas Gayk]], [[Niels Brodersen|Niels]] und [[Anne Brodersen]], [[Karl Rickers]] oder aus Düsseldorf die [[Gottfried Brockmann|Brockmanns]] ziehen um diese Zeit aus Sicherheitsgründen ins anonymere Berlin. Andere wie [[Bruno Verdieck]], [[Walter Damm]], [[Hans Schröder]] oder [[Oskar Nielsen]] arbeiten an anderen Orten im Widerstand.
*Im [[Widerstand in der NS-Zeit|politischen Widerstand]] aktive Sozialdemokraten wie [[Andreas Gayk]], [[Niels Brodersen|Niels]] und [[Anne Brodersen]], [[Karl Rickers]] oder aus Düsseldorf die [[Gottfried Brockmann|Brockmanns]] ziehen um diese Zeit aus Sicherheitsgründen ins anonymere Berlin. Andere wie [[Bruno Verdieck]], [[Walter Damm]], [[Hans Schröder]] oder [[Oskar Nielsen]] arbeiten an anderen Orten im Widerstand.
*[[Marie Schmelzkopf]] verliert ihre Ämter und wird unter Hinweis auf ihre Tätigkeit als Stadtverordnete von der Gestapo verhaftet, allerdings nach einiger Zeit freigelassen. Ihre Kinder erfahren erst durch intensive Recherchen von ihrem Verbleib.
*[[Marie Schmelzkopf]] verliert ihre Ämter und wird unter Hinweis auf ihre Tätigkeit als Stadtverordnete von der Gestapo verhaftet, allerdings nach einiger Zeit freigelassen. Ihre Kinder erfahren erst durch intensive Recherchen von ihrem Verbleib.
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==Juli==
==Juli==
*[[Wilhelm Schmehl]] bringt Teile des historisch wertvollen Marx-Engels-Nachlasses aus dem Berliner SPD-Archiv in Fußmärschen durchs Moor nach Dänemark in Sicherheit.
*[[Wilhelm Schmehl]] bringt Teile des historisch wertvollen Marx-Engels-Nachlasses aus dem Berliner SPD-Archiv in Fußmärschen durchs Moor nach Dänemark in Sicherheit.
*[[Willy Busch]] flüchtet vor dem Terror der Nazis gegen ihn in [[Ortsverein Altenholz/Klausdorf|Klausdorf]] mit seiner Frau nach Dänemark.
*[[Willy Busch]] flüchtet vor dem Terror der Nazis gegen ihn in [[Ortsverein Altenholz/Klausdorf|Klausdorf]] mit seiner Frau nach Dänemark.
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==August==
==August==
*Stadtrat [[Emil Brodkorb]] wird aus dem Magistrat der Stadt [[Ortsverein Schleswig|Schleswig]] ausgeschlossen.
*Stadtrat [[Emil Brodkorb]] wird aus dem Magistrat der Stadt [[Ortsverein Schleswig|Schleswig]] ausgeschlossen.
*[[3. August]] - [[Hermann Thurow-Nievergelt]] stirbt mit 66 Jahren in der Emigration in Freidorf bei Basel/Schweiz.
*[[3. August]] - [[Hermann Thurow-Nievergelt]] stirbt mit 66 Jahren in der Emigration in Freidorf bei Basel/Schweiz.
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==September==
==September==
*[[Richard Vosgerau]] wird aus der "Schutzhaft" entlassen und zieht in der Folgezeit auf den Rat eines Gestapomannes nach Kiel um, wo er eine Versicherungsvertretung übernimmt.
*[[Richard Vosgerau]] wird aus der "Schutzhaft" entlassen und zieht in der Folgezeit auf den Rat eines Gestapomannes nach Kiel um, wo er eine Versicherungsvertretung übernimmt.
*[[19. September]] - [[Fritz Solmitz]] wird nach schweren Misshandlungen durch die SS in seiner Zelle im KZ Fuhlsbüttel erhängt aufgefunden. Er ist 39 Jahre alt. Ob er in den Selbstmord getrieben oder von der SS ermordet wurde, ist ungeklärt.
*[[19. September]] - [[Fritz Solmitz]] wird nach schweren Misshandlungen durch die SS in seiner Zelle im KZ Fuhlsbüttel erhängt aufgefunden. Er ist 39 Jahre alt. Ob er in den Selbstmord getrieben oder von der SS ermordet wurde, ist ungeklärt.
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==Oktober==
==Oktober==
*[[Karl Meitmann]] wird aus dem KZ Hamburg-Fuhlsbüttel entlassen mit der Auflage, Hamburg innerhalb von 24 Stunden zu verlassen. Freunde verschaffen ihm eine Arbeit in Frankfurt/Oder.
*[[Karl Meitmann]] wird aus dem KZ Hamburg-Fuhlsbüttel entlassen mit der Auflage, Hamburg innerhalb von 24 Stunden zu verlassen. Freunde verschaffen ihm eine Arbeit in Frankfurt/Oder.
*[[8. Oktober]] - [[Karl Grambow]] wird in seiner Zelle im Amtsgerichtsgefängnis [[Ortsverein Schwarzenbek|Schwarzenbek]] tot aufgefunden. Auch bei ihm ist ungeklärt, ob er in den Selbstmord getrieben oder ermordet wurde.
*[[8. Oktober]] - [[Karl Grambow]] wird in seiner Zelle im Amtsgerichtsgefängnis [[Ortsverein Schwarzenbek|Schwarzenbek]] tot aufgefunden. Auch bei ihm ist ungeklärt, ob er in den Selbstmord getrieben oder ermordet wurde.
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==November==
==November==
*Die Nazis entlassen [[Otto Spiegel]] aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Judentum als Leiter der Städtischen Säuglings- und Fürsorgestelle in Holtenau.
*Die Nazis entlassen [[Otto Spiegel]] aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Judentum als Leiter der Städtischen Säuglings- und Fürsorgestelle in Holtenau.
*[[Paul Dölz]] wird wegen Haftunfähigkeit aus dem Gefängnis Rendsburg entlassen.
*[[Paul Dölz]] wird wegen Haftunfähigkeit aus dem Gefängnis Rendsburg entlassen.
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==Dezember==
==Dezember==
*Nach seiner Entlassung aus dem KZ Esterwegen ist [[Max Kukil|Max Kukielczynski]] zunächst arbeitslos.
*Nach seiner Entlassung aus dem KZ Esterwegen ist [[Max Kukil|Max Kukielczynski]] zunächst arbeitslos.
*[[Karl Oesterle]] zieht nach [[Ortsverein Oststeinbek|Oststeinbeck]], um Verfolgungen durch die Hamburger Gestapo zu entgehen.
*[[Karl Oesterle]] zieht nach [[Ortsverein Oststeinbek|Oststeinbeck]], um Verfolgungen durch die Hamburger Gestapo zu entgehen.


==Nicht datiert==
==Nicht datiert==
*Neben anderen verlieren [[Karl Albrecht]], [[Edith Baade]], [[Fritz Baade]], [[Heinrich Boschen]], [[Eduard Clasen]], [[Walter Damm]], [[Otto Engel]], [[Willi Engel]], [[Hermann Engels]], [[Wilhelm Esser]], [[Rudolf Henning]], [[Toni Jensen]], [[Luise Klinsmann]], [[Heinz Kock]], [[Anni Krahnstöver]], [[Friedrich Mandelkow]], [[Johannes Möller]], [[Rosa Wallbaum|Rosa Obloch]], [[Richard Schenck]], [[Hans Schwichtenberg]], [[Georg Seeler]], [[Willi Steinhörster]], [[Emil Willumeit]] und [[Albert Witte]] wegen ihrer politischen Überzeugung ihren Broterwerb.
*Neben anderen verlieren [[Karl Albrecht]], [[Edith Baade]], [[Fritz Baade]], [[Heinrich Boschen]], [[Eduard Clasen]], [[Walter Damm]], [[Otto Engel]], [[Willi Engel]], [[Hermann Engels]], [[Wilhelm Esser]], [[Rudolf Henning]], [[Toni Jensen]], [[Luise Klinsmann]], [[Heinz Kock]], [[Anni Krahnstöver]], [[Friedrich Mandelkow]], [[Johannes Möller]], [[Rosa Wallbaum|Rosa Obloch]], [[Richard Schenck]], [[Hans Schwichtenberg]], [[Georg Seeler]], [[Willi Steinhörster]], [[Emil Willumeit]] und [[Albert Witte]] wegen ihrer politischen Überzeugung ihren Broterwerb.
*[[Erich Arp]] emigriert in die Niederlande, kehrt jedoch später nach Deutschland zurück.
*[[Erich Arp]] emigriert in die Niederlande, kehrt jedoch später nach Deutschland zurück.
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*[[Rudolf Lüdemann]] wird aus dem öffentlichen Dienst entlassen, in "Schutzhaft" genommen und schwer misshandelt.
*[[Rudolf Lüdemann]] wird aus dem öffentlichen Dienst entlassen, in "Schutzhaft" genommen und schwer misshandelt.
*[[Peter Mertineit]] wird in Kiel geboren.
*[[Peter Mertineit]] wird in Kiel geboren.
*[[Franz Osterroth]] gründet in Magdeburg eine illegale Gruppe der [[Jusos|Jungsozialisten]] und redigiert die illegale Jugendzeitschrift ''Junger Sozialismus''.
*[[Franz Osterroth]] gründet in Magdeburg eine Widerstandsgruppe der [[Jusos|Jungsozialisten]] und redigiert deren Jugendzeitschrift ''Junger Sozialismus''.
*[[Manfred Scheller]], später [[Ortsverein Itzstedt|Itzstedt]], wird in Hamburg geboren.
*[[Karl Schiller]] tritt der nationalsozialistischen SA bei.
*[[Karl Schiller]] tritt der nationalsozialistischen SA bei.
*Der SPD-Bürgermeister von [[Ortsverein Glückstadt|Glückstadt]], [[Wilhelm Schinkel]], wird von den Nazis abgesetzt.
*[[Max Schmidt]] wird bei einer Zusammenkunft mit Parteifreunden in [[Kreisverband Flensburg|Flensburg]] von der Gestapo verhaftet. Nach der Freilassung ist er weiterer politischer Verfolgung ausgesetzt und wird arbeitslos.
*[[Max Schmidt]] wird bei einer Zusammenkunft mit Parteifreunden in [[Kreisverband Flensburg|Flensburg]] von der Gestapo verhaftet. Nach der Freilassung ist er weiterer politischer Verfolgung ausgesetzt und wird arbeitslos.
*Dem 78-jährigen [[Ferdinand Tönnies]] entziehen die Nazis seinen Lehrauftrag, seinen Beamtenstatus und damit nahezu alle Bezüge; er lebt bis zu seinem Tod verarmt in [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Kiel]].
*Dem 78-jährigen [[Ferdinand Tönnies]] entziehen die Nazis seinen Lehrauftrag, seinen Beamtenstatus und damit nahezu alle Bezüge; er lebt bis zu seinem Tod verarmt in [[Sozialdemokratischer Verein Groß-Kiel|Kiel]].
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*[[Theodor Werner]] wird von der Gestapo verhaftet, seine Ersparnisse beschlagnahmt. Nach seiner Freilassung übernimmt er einen Tabakladen im Königsweg 52 in Kiel, der zugleich als unauffällige Anlaufstelle für Genossen dient.
*[[Theodor Werner]] wird von der Gestapo verhaftet, seine Ersparnisse beschlagnahmt. Nach seiner Freilassung übernimmt er einen Tabakladen im Königsweg 52 in Kiel, der zugleich als unauffällige Anlaufstelle für Genossen dient.
*Als einziger Wohlfahrtsverband wird die [[AWO]] vom NS-Regime verboten und aufgelöst.
*Als einziger Wohlfahrtsverband wird die [[AWO]] vom NS-Regime verboten und aufgelöst.
*[[Siegfried Zimmermann]] kommt in Swinemünde/Pommern (heute Świnoujście/Polen) zur Welt.
*In [[Ortsverein Husum|Husum]] holen ein Maurer, ein Schlosser, ein Angestellter der Stadtwerke und der Schmied und Eisenbahner [[Rudolf Schütze]] eines Tages im Morgengrauen die Nazifahne vom Schornstein der Husumer Möbelfabrik und hissen statt dessen die rote Fahne der "[[Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold|Eisernen Front]]". Die Nazis "korrigieren" dies am nächsten Tag, aber die Männer überleben ihre Aktion.
*In [[Ortsverein Husum|Husum]] holen ein Maurer, ein Schlosser, ein Angestellter der Stadtwerke und der Schmied und Eisenbahner [[Rudolf Schütze]] eines Tages im Morgengrauen die Nazifahne vom Schornstein der Husumer Möbelfabrik und hissen statt dessen die rote Fahne der "[[Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold|Eisernen Front]]". Die Nazis "korrigieren" dies am nächsten Tag, aber die Männer überleben ihre Aktion.
*In [[Ortsverein Süderbrarup|Süderbrarup]] gibt es nach Beginn der NS-Herrschaft geringe Untergrundaktivitäten, aber keinen [[Widerstand in der NS-Zeit|organisierten Widerstand]].
*In [[Ortsverein Süderbrarup|Süderbrarup]] gibt es nach Beginn der NS-Herrschaft geringe Untergrundaktivitäten, aber keinen [[Widerstand in der NS-Zeit|organisierten Widerstand]].

Version vom 25. August 2023, 12:31 Uhr


Am 30. Januar überträgt Reichspräsident von Hindenburg ohne Beteiligung des Reichstages das Amt des Reichskanzlers an Adolf Hitler, den "Führer" der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).

SPD-Parteivorsitzende sind Arthur Crispien, Hans Vogel und Otto Wels, Bezirksvorsitzender in Schleswig-Holstein ist Willy Verdieck.

Der Brand des Reichstages am 27. Februar führt zu einer Verhaftungswelle. In der Reichstagswahl vom 5. März bleiben die Nazis mit 43,9% unter der angestrebten absoluten Mehrheit, obwohl viele ihrer politischen Gegner bereits in "Schutzhaft" sitzen und der Einschüchterung durch die SA der Nazis keine Grenze gesetzt ist.

Innerhalb weniger Monate wird mit der Entmachtung des Reichstages, der Regelungen des Regimes wie das "Ermächtigungsgesetz" nur noch scheindemokratisch legitimiert, und mit Hilfe von Notverordnungen das gesamte politische Leben in Deutschland gleichgeschaltet. Die demokratischen Parteien werden am 22. Juni verboten, am 14. Juli tritt das "Gesetz zur Neubildung von Parteien" in Kraft, das eben keine Neubildung von Parteien mehr zulässt.

Auch in Schleswig-Holstein entfernen die Nazis Menschen, die Widerstand leisten, aus dem öffentlichen Leben. Sie verhaften zunächst KPD- und SPD-Leute und bringen sie in die ersten, wild eingerichteten Konzentrationslager. Dort werden sie schwer misshandelt und viele von ihnen ermordet. Wenig später erlassen die Nazis auch die ersten Gesetze zur Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung.

Januar

Februar

März

April

Mai

  • Paul Bromme, der sich in Lübeck im Widerstand engagiert hat, flüchtet in die Tschechoslowakei, später nach Schweden.
  • Minna Fick richtet ein persönliches Gesuch um die Freilassung ihres Ehemannes Karl Fick aus der KZ-Haft an Reichspräsident von Hindenburg, jedoch ohne Erfolg.
  • Anfang des Monats löst sich die Ortsgruppe Glückstadt des Reichsbanners auf, um einem Verbot durch die Nazis zuvorzukommen. Vier Glückstädter Genossen, deren Namen bisher nicht ermittelt sind, werden in "Schutzhaft" genommen.
  • 1. Mai - Die SPD im Kreis Steinburg und die KPD versuchen durch Anmeldung eines "Morgenspaziergangs" im Itzehoer Umland eine eigene Maifeier zu organisieren; dies wird jedoch verboten, um die zentrale Kundgebung der Nazis nicht zu beeinträchtigen.
  • 1. Mai - In Schenefeld werden August Großmann und Ernst Hadler von den Nazis in "Schutzhaft" genommen.
  • 2. Mai - Die Nazis besetzen die Gewerkschaftshäuser und beginnen auch in Schleswig-Holstein, das Eigentum und Vermögen der Gewerkschaften zu beschlagnahmen und Mitglieder zu verhaften.
  • 2. Mai - Heinrich Wilckens wird zum ersten Mal von den Nazis verhaftet. Bis zum Ende der NS-Diktatur erleidet er 21 Haussuchungen und vier Verhaftungen.
  • 2. Mai - In ihrer Wohnung im Lübecker Gewerkschaftshaus wird Berta Wirthel mit ihrem Mann, dem Hausmeister, von den Nazis zunächst festgehalten, dann vertrieben. Sie muss sich danach zwei Jahre lang zweimal täglich auf der Polizei melden. Trotzdem kann sie Kontakt zu den Genossen halten.
  • 5. Mai - Bei der zweiten Sitzung der Kronshagener Gemeindevertretung werden die SPD-Vertreter Eduard Markowski, Ludwig Möller, Karl Mückenheim und Karl Stegelmann als "entschuldigt fehlend" geführt; die Tagesordnung enthält einen "Antrag" von ihnen "auf Entbindung von ihren Mandaten".
  • 6. Mai - Bezirkskassierer Paul Andratschke wird verhaftet, nach einem Tag wieder freigelassen, aber noch mehrfach zu Vernehmungen geholt. Er verliert seine Arbeit.
  • 7. Mai - Die SPD Preetz löst sich - wie viele anderen Ortsvereine in diesen Tagen - selbst auf, um Polizeiaktionen zuvorzukommen.
  • 7. Mai - Käthe Leu stirbt mit 52 Jahren in Danzig.
  • 9. Mai - Der Befehl des Geheimen Staatspolizeiamtes der Nazis, die Vermögen von SPD, sozialdemokratischen Zeitungen und dem Reichsbanner zu beschlagnahmen, führt in der Folge auch in Schleswig-Holstein zu zahlreichen Haussuchungen und Verhaftungen. Die SPD Kellinghusen löst sich selbst auf.
  • 9. Mai - In Hamburg verhaften die Nazis Friedel Felst und andere Beschäftigte des Büros der Arbeiterjugend wegen angeblicher Veruntreuung staatlicher Gelder.
  • 12. Mai - Die SPD Schleswig löst sich selbst auf. Die Parteifahne wird mit Akten und Bildern in einem Nebengebäude in der Töpferstraße eingemauert und 12 Jahre später wieder hervorgeholt.
  • 14. Mai - Bis zu diesem Tag sind im Kreis Steinburg 18 Sozialdemokraten von den Nazis in "Schutzhaft" genommen worden.
  • 15. Mai - Richard Hansen gelingt die Flucht über die Ostsee nach Dänemark.
  • 15. Mai - Nach der Übernahme des Lübecker Gewerkschaftshauses durch die "Deutsche Arbeitsfront" kündigt Max Sommerfeld und geht zurück nach Königsberg.
  • 17. Mai - Die Sozialistische Arbeiterjugend beschließt ihre Selbstauflösung, um dem Verbot durch die Nazis zuvorzukommen.
  • 18. Mai - Eine letzte geheime Versammlung der SPD Neumünster im Lokal "Reichsadler" wird von der Polizei aufgelöst und die Teilnehmer in "Schutzhaft" genommen.
  • 21. Mai - Das Reichsgesetz, durch das alle Verbrauchergenossenschaften für aufgelöst erklärt werden, tritt in Kraft.
  • 25. Mai - Otto Eggerstedt wird aufgrund einer Denunziation verhaftet und ins KZ Esterwegen gebracht.
  • 26. Mai - Willy Verdieck wird beim Tanken in Flensburg von der SA erkannt und verhaftet.
  • 30. Mai - Heinrich Grönwoldt und die Genossen Bargholz und Freundstück nehmen zum letzten Mal vor dem reichsweiten Verbot der SPD an der Sitzung des Gemeinderates Russee teil.
  • 31. Mai - Der Lübecker Volksbote wird mit dem Niederdeutschen Beobachter - dem Kampfblatt der NSDAP Mecklenburg - vereinigt und ist damit gleichgeschaltet.

Juni

Juli

August

  • Stadtrat Emil Brodkorb wird aus dem Magistrat der Stadt Schleswig ausgeschlossen.
  • 3. August - Hermann Thurow-Nievergelt stirbt mit 66 Jahren in der Emigration in Freidorf bei Basel/Schweiz.
  • 7. August - Zur Gemeinderatssitzung in Waabs an diesem Tag werden die beiden SPD-Vertreter, Felix Augustin und Fritz Gimm, nicht mehr geladen.
  • 14. August - Die Dachorganisation der Konsumvereine, die GEG, wird von den Nazis zwangsweise in den "Reichsbund der deutschen Verbrauchergenossenschaften GmbH (GEG)" überführt. Damit haben die Konsumvereine keine eigenständige Grundlage mehr.
  • 17. August - Alle SPD-Vertreter werden aus der Stadtvertretung von Bredstedt ausgeschlossen.
  • 20. August - Andreas Carlsen wird in Bredstedt von drei SA-Männern beschuldigt, seine Mutter geschlagen zu haben, und von ihnen in denunziatorischer und erniedrigender Weise durch den gesamten Ort geführt.
  • 24. August - Johannes Stellings Asche wird auf dem Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde beigesetzt.
  • 29. August - Karl Fick wird aus dem provisorischen KZ Eutin freigelassen, verliert jedoch seinen Arbeitsplatz und ist mehrere Jahre arbeitslos.

September

  • Richard Vosgerau wird aus der "Schutzhaft" entlassen und zieht in der Folgezeit auf den Rat eines Gestapomannes nach Kiel um, wo er eine Versicherungsvertretung übernimmt.
  • 19. September - Fritz Solmitz wird nach schweren Misshandlungen durch die SS in seiner Zelle im KZ Fuhlsbüttel erhängt aufgefunden. Er ist 39 Jahre alt. Ob er in den Selbstmord getrieben oder von der SS ermordet wurde, ist ungeklärt.
  • 26. September - Der Schenefelder Carl Schmidt wird nach zwei Monaten aus dem KZ Esterwegen entlassen.

Oktober

  • Karl Meitmann wird aus dem KZ Hamburg-Fuhlsbüttel entlassen mit der Auflage, Hamburg innerhalb von 24 Stunden zu verlassen. Freunde verschaffen ihm eine Arbeit in Frankfurt/Oder.
  • 8. Oktober - Karl Grambow wird in seiner Zelle im Amtsgerichtsgefängnis Schwarzenbek tot aufgefunden. Auch bei ihm ist ungeklärt, ob er in den Selbstmord getrieben oder ermordet wurde.
  • 12. Oktober - Otto Eggerstedt wird im KZ Esterwegen (Emsland) von SS-Wachleuten ermordet.
  • 29. Oktober - Marliese Alfken kommt in Goslar zur Welt.

November

  • Die Nazis entlassen Otto Spiegel aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Judentum als Leiter der Städtischen Säuglings- und Fürsorgestelle in Holtenau.
  • Paul Dölz wird wegen Haftunfähigkeit aus dem Gefängnis Rendsburg entlassen.
  • 5. November - Zusammen mit zahlreichen Kieler Genossen, darunter vermutlich Theodor Werner und Karl Ratz (der anschließend ein Jahr Gefängnis erhält), werden Nanny Kurfürst, Emma Drewanz und Gertrud Völcker von den Nazis vorübergehend in "Schutzhaft" genommen.
  • 17. November - Laut Bericht der Nortorfer Illustrierten Woche von diesem Tag vergraben die Nazis den Gedenkstein des Ortes für Friedrich Ebert, um "die letzte Erinnerung an die schmachvollen 14 Jahre" der Weimarer Republik zu beseitigen.

Dezember

Nicht datiert